Warum sind wir uns so sicher, dass wir es mit einem Mysterium zu tun haben, wenn es um unser Dahinscheiden geht, wenn alles vorüber ist? Am Ende ist doch auch unser Gehirn genau wie jedes andere Organ: nur ein Teil unseres physischen Körpers. Und der Verstand ist, was das Gehirn tut - es ist vielmehr ein Verb, als ein Nomen. Warum fragen wir uns also, wohin unser Bewusstsein geht, wenn der Körper tot ist. Sollte es nicht offensichtlich sein, dass unser Bewusstsein dann auch tot ist?

Dennoch glauben Menschen aller Kultur an irgendeine Art von Leben nach dem Tod oder sind sich zumindest sehr unsicher darüber, was mit dem Verstand nach dem Tod geschieht. Es ist wahrscheinlich, dass diese irrationalen Vorstellungen ein unvermeidliches Nebenprodukt von Bewusstsein und viel weniger das Resultat von Religion sind oder unserem Schutz gegenüber der Angst von Nichtexistenz dienen.

Da wir niemals ein Nichtvorhandensein von Bewusstsein erlebt haben, können wir uns nicht vorstellen, wie es ist tot zu sein. Tatsächlich wird es sich nicht nach irgendetwas anfühlen - und darin liegt das Problem. Die gängige Meinung vom Tod als großes Mysterium spiegelt sich meist als emotionsgeladener Wunsch danach wieder, dass der Tod nicht das Ende der Fahnenstange ist. In der Tat behauptet eine prominente Theorie innerhalb der Sozialpsychologie, namens Terror-Management-Theorie, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod nur existiert, um die ansonsten lähmende Angst vor der Nichtexistenz des eigenen Egos zu beschwichtigen.

Den Befürwortern dieser Theorie zufolge besitzt jeder von uns ein verborgenes Arsenal an psychologischen Verteidigungsmaßnahmen um unsere Angst vor dem Tod unter Kontrolle zu halten (und um uns davor zu bewahren in der Embryonalstellung zu enden während wir uns Nick Drake auf unserem iPod anhören). Mein Verfassen dieses Artikels beispielsweise würde als Geltendmachung der "symbolischen Unsterblichkeit" interpretiert werden - Terror-Management Theoretiker würden Ihnen wahrscheinlich erzählen, dass ich ihn für die Nachwelt geschrieben hätte um einem konkreten Bündel meiner flüchtigen Ideen zu ermöglichen, mich, dem biologischen Organismus, zu überleben.

Dennoch argumentiert eine kleine Anzahl von Wissenschaftlern zunehmend, dass die Evolution des Ichbewusstseins eine ganz und gar andere Art von Problem darstellt. Nach ihnen saßen unsere Vorfahren der unerschütterlichen Illusion auf, dass ihr Verstand unsterblich sei und wir haben diesen Knicks grober Irrationalität unverkennbar von ihnen geerbt. Individuelle menschliche Wesen hätten aufgrund ihrer entwickelten kognitiven Struktur von Anfang an Schwierigkeiten damit ihre eigene psychische Nichtexistenz zu begreifen.

Kurioserweise Unsterblich

Das Problem betrifft sogar jene Menschen, die behaupten nicht an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Philosoph und Gründer des "Center for Naturalism" Thomas W. Clark schrieb in einem 1994 erschienenen Artikel für die amerikanische Zeitschrift "the Humanist": "Es ist folgendermaßen: Das, was nach dem Sterben kommt, ist das Nichts. Der Tod ist ein Abgrund, ein schwarzes Loch, das Ende allen Wahrnehmens, er ist unendliches Nichts, die endgültige Auslöschung des Seins. Und hier liegt, kurz zusammengefasst, der Fehler dieser Betrachtungsweise - es ist die Vergegenständlichung des Nichts, das Erzeugen eines positiven Zustands oder einer Eigenschaft (beispielweise von Dunkelheit) und die Platzierung des Individuums in diesen Zustand nach dem Tod, als fallen wir auf irgendeine Weise in das Nichts um dort für alle Ewigkeit zu verbleiben.

Vergegenwärtigen Sie sich den recht erschreckenden Gedanken, dass Sie niemals wissen werden, dass Sie gestorben sind. Sie mögen mitbekommen, wie Sie dahinscheiden, aber wird es kein "Sie" geben, das in der Lage wäre das festzustellen, nachdem alles gesagt und getan ist. Nur noch einmal zu Ihrer Erinnerung - Sie benötigen einen funktionierenden zerebralen Cortex um ein "Wissen" jeglicher Art zu besitzen, einschließlich des Faktes, dass Sie gestorben sind. Und wenn Sie einmal gestorben sind, dann ist ihr Gehirn so unglaublich produktiv wie ein Salatkopf. In einem im Jahr 2007 veröffentlichten Artikel der Fachzeitschrift "Synthese" stellt Philosoph Shaun Nichols es folgendermaßen dar: "Wenn ich versuche mir meine eigene Nichtexistenz vorzustellen muss ich mir vorstellen, dass ich meine Nichtexistenz wahrnehmen kann oder von ihr weiß. Kein Wunder, dass es da ein Hindernis gibt!"
Diese Beobachtung mag für Sie nicht wie eine bedeutende Offenbarung klingen, aber ich wette, dass Sie niemals überlegt haben, was sie eigentlich bedeutet, nämlich, dass Ihre eigene Sterblichkeit aus der Ich Perspektive nicht falsifizierbar ist. Dieses Hindernis veranlasste Dichter Johann Wolfgang von Goethe angeblich zu der Bemerkung, dass "jeder den Beweis der Unsterblichkeit in sich selbst tragen muss."

Selbst wenn wir glauben möchten, dass unser Bewusstsein mit dem Tod endet, ist es eine wahre Anstrengung, auf diese Weise zu denken. Eine Studie, die 2002 im "Journal of Cognition and Culture" veröffentlicht wurde, enthüllt die Illusion von Unsterblichkeit in den Köpfen von Studenten, denen eine Reihe von Fragen über die psychischen Fähigkeiten eines toten Mannes gestellt wurde.

Richard, so der Name des Toten, wurde unmittelbar getötet, als sein Auto in einen Strommast krachte. Nachdem die Teilnehmer einen Bericht über Richards Bewusstseinszustand kurz vor dem Unfall gelesen hatten, wurden sie darüber befragt ob der Mann, jetzt wo er tot war, die Fähigkeit zu Bewusstseinszuständen beibehielt. "Denkt Richard noch immer an seine Frau?", wurden sie gefragt. "Kann er noch immer den Geschmack des Mint-Bonbons schmecken, den er kurz vor seinem Tod lutschte?", "Möchte er wieder am Leben sein?"

Sie können sich die Reaktion der Studenten vorstellen, denn nicht viele Menschen halten inne, um zu überlegen, ob Seelen Geschmacksnerven besitzen oder Kopfschmerzen bekommen können. Ungeachtet dessen gaben die meisten Studenten Antworten, in denen sie Richards Verstand trotz seines Todes weiterhin vergegenwärtigten. Dieses Resultat kam nicht unerwartet, wenn man hinzuzieht, dass die meisten Befragten angaben, an irgendeine Form eines Nachlebens zu glauben.

Überraschend war jedoch, dass viele Teilnehmer, die sich selbst als "Ungläubige" klassifizierten hin und wieder Antworten gaben, die ein Fortbestehen psychischer Fähigkeiten Richards implizierten. 32% der Antworten der "Ungläubigen" wiedersprachen ihren Glaubensprinzipien eines endgültigen Endes nach dem physischen Tod. Ein besonders leidenschaftlicher "Nichtgläubiger" hielt die gesamte Befragung für unsinnig und verstand nicht, wie man überhaupt solche Fragen stellen könne. Aber auch er fuhr damit fort darauf hinzuweisen, dass Richard natürlich wisse, dass er tot sei, da es kein Leben nach dem Tod gäbe und Richard dies nun wisse.

Warum also fällt es uns so schwer Nichtexistenz in Begriffe zu kleiden? Wenn wir versuchen uns vorzustellen, wie es ist tot zu sein, berufen wir uns auf unsere eigenen bewussten Erfahrungen, denn genau so gehen wir meist auch alle anderen Gedankenexperimente an. Der Tod ist jedoch nicht wie irgendetwas, das wir jemals erlebt haben. Da wir niemals bewusst ohne Bewusstsein waren, sind selbst unsere besten Vorstellungen wahrer Nichtexistenz nicht gut genug.

Für uns "Ungläubige" ist es in etwa so, als blickten wir in einen Gang voller Spiegel, doch anstatt einem visuellen Trick gegenüberzustehen, haben wir es mit einem kognitiven Echo subjektiven Erfahrens zu tun. In Miguel de Unamunos 1913 veröffentlichten existenziellen Essay "Das tragische Lebensgefühl", kann man den Autor beinahe dabei zusehen, wie er sich die Haare ausreist, während er über genau diesen Fakt nachsinnt. "Versuche dein Bewusstsein mit der Vorstellung von Nicht-Bewusstsein zu füllen und du wirst die Unmöglichkeit dieses Unterfangens feststellen. Die Bemühungen es zu verstehen verursachen die quälendsten Schwindelgefühle."

"Aber halt!", mögen Sie sagen. Vergisst Unamuno nicht etwas? Wir haben allerdings Erfahrung mit dem Nichts. Jede Nacht faktisch, wenn wir uns in einem traumlosen Schlaf befinden. Sie liegen jedoch falsch in dieser Annahme. Wir mögen ab und an den Eindruck haben einen Zeitraum von "Bewusstlosigkeit" erlebt zu haben, dies ist jedoch selbstverständlich unmöglich. Das Nichts von "Bewusstlosigkeit" kann keine erlebte Wirklichkeit sein.

Wenn psychische Unsterblichkeit die intuitive, natürliche Denkweise über den Tod darstellt, dann würden wir erwarten, dass Kinder besonders dazu neigen müssten auf diese Weise zu denken. Als Achtjähriger sah ich dabei zu, wie die Überreste unseres Golden Retrievers, Sam, in den Wäldern hinter unserem Haus begraben wurden. Dennoch glaubte ich, dass Sam ein Verstand besaß und sie wisse, dass ich sie liebte und es mit leid tat, dass ich nicht Lebewohl sagen konnte. Dass Sams Seele weiterleben würde war nicht etwas, auf das mich meine Eltern oder jemand anderes ausdrücklich hingewiesen hätten. Obwohl sie zu nichts weiter als ein paar Gramm Staub geworden war, kam es mir niemals in den Sinn, dass dies eine seltsame Idee war.

Wenn Sie mich jedoch gefragt hätten, was Sam wahrnehmen würde, hätte ich mit aller Wahrscheinlichkeit etwas in der Art der Antworten gebrummelt, die Gerald P. Koocher in einer 1973 veröffentlichten Studie aufzeichnete. Koocher, damals Doktorand der Universität von Missouri und späterer Vorsitzender der American Psychological Association, fragte sechs bis 15 jährige was passiert, wenn man stirbt. Auch hier orientierten sich die meisten Antworten an alltäglichen Erfahrungen, um den Tod zu beschreiben, "mit Bezug auf schlafen, dem Erleben von Frieden oder einfach dem Gefühl von starker Benommenheit."

Trennung von Körper und Verstand

Koochers Studie verrät uns jedoch nicht, woher solche Ideen kommen. Seiner Meinung sind sie angeboren und nicht erlernt. Diese Hypothese ist jedoch falsifizierbar. Wenn der Glaube an ein Leben nach dem Tod ein Produkt kultureller Indoktrination ist und Kinder solche Vorstellungen durch religiöse Lehren, die Medien oder durch Familie und Freunde aufnehmen, dann müsste man davon ausgehen, dass sich diese Denkweise mit dem Älterwerden weiter verstärkt. Denn abgesehen davon, dass ältere Kinder sich ihrer eigenen Sterblichkeit zunehmend bewusster werden, sind sie dem Konzept von einem Leben nach dem Tod auch länger ausgesetzt, als jüngere.

Kürzlich gemachte Ergebnisse deuten jedoch auf einen genau gegenteiligen Trend hin. In einer 2004 erschienenen Studie des Florida Atlantic Universität Psychologen David F. Bjorklund führte er 200 drei- bis zwölfjährigen ein Puppenspiel vor. Jedes Kind sah die Geschichte der Baby Maus, die unschuldig durch den Wald schlenderte. "Just in diesem Moment", so wurde ihnen erzählt, "bemerkte sie etwas sehr merkwürdiges. Die Büsche bewegten sich! Ein Alligator springt aus dem Gebüsch und verschlingt die Maus. Baby Maus lebt nun nicht mehr."

Genau wie die Erwachsenen der zuvor erwähnten Studie wurden die Kinder über den psychischen Zustand der toten Baby Maus befragt. "Möchte Baby Maus noch immer nach Hause?", wurden sie gefragt. "Fühlt sie sich noch immer krank?", "Kann sie immer noch die Blumen riechen?". Die jüngsten Kinder der Studie antworteten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit im Sinne von psychologischer Kontinuität, als die Kinder der älteren Gruppen.

Hier kommt nun aber der wirklich sonderbare Teil. Selbst die Vorschulkinder hatten ein solides Verständnis von biologischem Verfall, sie wussten beispielsweise, dass die tote Baby Maus keine Nahrung oder Wasser mehr benötigte. Sie wussten, dass sie nicht heranwachsen würde, um eine Erwachsene Maus zu werden. 85 % der Kinder gaben sogar an, dass ihr Gehirn nicht mehr länger funktionierte. Dennoch behaupteten die meisten dieser sehr jungen Kinder, dass Baby Maus hungrig oder durstig war, sich besser fühlte oder dass sie noch immer verärgert über ihren Bruder sei.

Man kann nicht behaupten, dass die Vorschulkinder keine Vorstellung vom Tot besaßen, da sich annähernd alle darüber im klaren waren, dass biologische Begriffe nach dem Tod nicht mehr anwendbar sind. Sie hatten vielmehr Schwierigkeiten, dieses Wissen anzuwenden, um über darauf bezogene mentale Funktionen zu theoretisieren.

Vom evolutionären Standpunkt aus betrachtet ist eine zusammenhängende Theorie über den psychologischen Tod nicht unbedingt notwendig. Der Anthropologe H. Clark Barrett von der Universität Kalifornien glaubt etwa, dass es das Verständnis von der Beendigung von "Tätigkeit" ist (beispielsweise, dass eine totes Lebewesen nicht plötzlich aufspringen wird um einen zu beißen), was Leben rettete (und dadurch Gene). Barrett zufolge hat das Begreifen des Erlöschens des Bewusstseins hingegen keinen überlebensnotwendigen Wert und ist evolutionär betrachtet überflüssig.

Eine 2005 veröffentlichte Studie Barretts und der Psychologin Tanya Behne von der Universität von Manchester in England zeigte, dass vierjährige Stadtkinder aus Berlin ebenso gut in der Lage waren schlafende Tiere von toten zu unterscheiden, wie Kinder vom Volk der Shuar in Ecuador. Eine "Beschädigung der Körperhülle" (in anderen Worten, eine Verstümmelung eines Tierkadavers) ist ein ziemlich gutes Anzeichen dafür, dass man sich keine Gedanken darüber machen muss auf Zehenspitzen umher zu laufen.

Der kulturelle Faktor

Einerseits realisieren Kinder schon in sehr jungen Jahren, dass tote Körper nicht mehr ins Leben zurückkommen. Andererseits schreiben Kinder, ebenfalls ab sehr jungem Alter, dem Tod andauernde psychologische Funktionen zu. Wo also, wenn überhaupt, kommen kulturelle und religiöse Lehren ins Spiel?

Die Auseinandersetzung mit dem Konzept eines Lebens nach dem Tod spielt eine entscheidende Rolle beim Anreichern dieser natürlichen kognitiven Haltung. In gewisser Weise gleicht es einem architektonischen Gerüstbauprozess, wobei die Kultur die angeborenen psychologischen Bausteine mit religiösen Ansichten schmücken. Das Endprodukt kann blumig oder nüchtern sein, von dem Kopfschmerz bereitenden Reinkarnationsglauben der Theravada Buddhisten bis zu der einfachen "Ich glaube, dass da irgendwas ist" Sorte von Philosophie - sie alle sind aber aus dem selben Stück Holz geschnitzt.

Die Idee unterstützend, dass Kultur unsere natürliche Tendenz beeinflusst den Tod des Verstandes zu leugnen, zeigten der Psychologe Paul Harris von der Harvard Universität und Wissenschaftler Marta Giménez von der Universidad Nacional de Educación a Distancia in Spanien, dass wenn der Wortlaut in den Interviews so formuliert wurde, dass medizinische oder wissenschaftliche Ausdrücke verwendet wurden, Argumentationen der Teilnehmer im Sinne der psychologischen Kontinuität zurückgingen. In dieser 2005 im Journal of Cognition and Culture veröffentlichten Studie tendierten sieben bis elf jährige Kinder, die eine Geschichte von einem Priester hörten, der einem Kind erzählt, dass seine Großmutter "bei Gott ist" eher dazu der Verstorbenen fortbestehende mentale Zustände zuzugestehen, als Kinder denen die selbe Geschichte erzählt wurde, in der jedoch ein Doktor sagt, dass ein Großvater gestorben sei, der nun "tot und begraben" sei.

In einem 2005 wiederholten Baby Maus Experiment, dass im British Journal of Developmental Psychology veröffntlicht wurde, vergleichen der Psychologe David Bjorklund und Carlos Hernández Blasi Kinder einer katholischen Schule mit Kindern, die eine öffentliche Schule in Spanien besuchen. Genau wie in der vorherigen Studie behauptete eine überwältigende Mehrheit der jüngeren Schüler beider Schulen, dass die mentalen Zustände von Baby Maus fortbestehen. Die Art der Bildungsstätte, weltlich oder religiös, machte keinen Unterschied. Mit zunehmendem Alter jedoch wird Kultur zu einem Faktor - die Kinder der katholischen Schule argumentierten eher im Sinne psychischer Kontinuität, als die der weltlichen Schule.

Freie Geister

Die oben diskutierten verschiedenen kognitiven Hürden mögen für unseren angeborenen Sinn für Unsterblichkeit verantwortlich sein. Aber selbst wenn diese Hypothese dabei hilft zu erklären, warum so viele Menschen in etwas so abenteuerlich unlogisches wie ein Leben nach dem Tod glauben, liefert sie uns keine Erklärung dafür, warum die Menschen die Seele als etwas sich vom Körper lösendes betrachten, dass dann wie ein unsichtbarer Heliumballon in das Reich der Unendlichkeit fortschwebt. Immerhin gibt es nichts, dass uns davon abhalten würde einen Glauben an ein Nachleben zu haben, bei dem der noch aktive Verstand in endloser Glückseeligkeit im toten Schädel verharrt. Dennoch hat fast niemand solch einen Glauben.

Vor langer Zeit, als du noch in Windeln gesteckt hast, hast du gelernt, dass Menschen nicht aufhörten zu existieren, nur weil du sie nicht mehr sehen konntest. Entwicklungspsychologen haben sogar einen modischen Ausdruck für dieses grundlegende Konzept: "Personenpermanenz." Solch ein soziales Bewusstsein lässt uns stillschweigend annehmen, dass Menschen, die wir kennen irgendwo sind und irgendetwas tun, auch wenn wir sie nicht dabei beobachten können.

Wir können unser Personenpermanenz-Denken nicht einfach ausschalten, nur weil jemand gestorben ist. Diese Unfähigkeit ist umso stärker für jene Menschen, denen wir am nächsten waren und von denen wir uns oft vorstellen, wie sie irgendeiner Aktivität nachgehen, auch wenn wir sie gerade nicht sehen.

Und so ist Personenpermanenz wohlmöglich die letzte mentale Hürde, die uns davon abhält die Toten als das zu sehen, was sie wirklich sind - für immer in sito, leblose Kohlenstoffüberreste. Stattdessen ist es viel "natürlicher" sich vorzustellen, dass sie an irgendeinem unbestimmten, unbeobachtbaren Ort existieren und ihre toten Leben leben.