Das Gehirn ist laut der modernen Wissenschaft zentraler Ort für alle geistigen Vorgänge. Es steuert Gefühle, wie Trauer, Freude und Glück. Auch wenn die unglaubliche Komplexität dieses Organs noch nicht vollendend erforscht wurde, so ist man heute in der Lage Messungen anzustellen, die Aufschluss über die Verfassung und die Gemütslage eines Menschen geben.

Neuerdings wenden sich immer mehr Wissenschaftler dem scheinbar unwissenschaftlichen zu. In zahlreichen Studien und Versuchen untersuchen sie die Gehirne meditierender Mönche und gelangen so zu neuen und faszinierenden Erkenntnissen über das menschliche Denkorgan. Die bisherigen Grunderkenntnisse aus diesen Experimenten sind wahrhaftig erstaunenswert und bestätigen eine These, die praktizierende Buddhisten schon seit 2500 Jahren vertreten:

Meditation und mentale Disziplin führen zu grundlegenden Veränderungen im Gehirn.

Was genau passiert also im Gehirn? Einen großen Beitrag zur Erforschung dieser Frage wurde durch den Forscher Richard Davidson geleistet. Er lud einen indischen Abt kurzerhand in sein Labor ein, um dessen Denkzentrum einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und tatsächlich - seine Vermutungen bestätigten sich. Bei der Untersuchung in einem Magnetresonanztomographen konnte Davidson im Gehirn des "Versuchkaninchens" eine überdurchschnittliche Aktivität im linken präfrontalen Hirnlappen ausmachen. Aus früheren Versuchen weiß man, dass eine Erregung dieses Gehirnteiles für eine positive Grundstimmung spricht, während der rechte Stirnlappen für negative Eindrücke verantwortlich ist. Optimistische Typen haben einen aktiveren linken Frontalcortex als unglücklichere Naturen.

Später wiederholte der Forscher das Experiment mit acht Buddhistischen Mönchen, die vom Dalai Lama höchstpersönlich zu dem Experiment auserkoren wurden - alles Meditationsprofis mit mindestens 10000 Stunden Praxis. Und die Ergebnisse von Davidson bestätigten sich wieder. Bei allen Testpersonen machte der Forscher eine enorm hohe Aktivität des linken Stirnlappens aus. Als Vergleich dienten 150 Nicht-Buddhisten, von denen jedoch keiner nur annährend an die "Messwerte" der Mönche gelang.

Die Gehirnströme von meditierenden Mönchen unterscheiden sich grundlegend von denen, gewöhnlicher Menschen.

Davidsons Wissensdurst war jedoch noch nicht gestillt. Er bat die Mönche als nächstes eine spezielle Art des Meditierens durchzuführen - die des "vorbehaltlosen Mitgefühls" - einer Meditationsform, bei der Liebe und Mitleid den gesamten Geist durchdrängen. Mit 256 über den gesamten Schädel verteilten Messfühlern maß er die Gehirnströme der Buddhisten und entdeckte eine weitere besondere Eigenschaft. Während der Meditationsphase machte der Forscher in den Gehirnen der Mönche einen überdurchschnittlichen Anstieg der Gammawellen aus, während sich diese bei den ungeübten Probanden kaum erhöht hatte.

Hochfrequente Gammawellen stehen für eine erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration, während niederfrequente Deltawellen für einen Tiefschlaf stehen. Normalerweise trifft man nur selten oder nie auf eine derartige Gammaaktivität. Gammawellen treten in der Regel nur in vereinzelten Gehirnarealen und kurz auf, bei den Mönchen huschten die Wellen jedoch buchstäblich durch das gesamte Gehirn und waren außerdem besser organisiert und koordiniert, als bei den "Normalsterblichen."

Die Ergebnisse decken sich also mit den Berichten vieler Mönche, wonach sie beim Meditieren einen Zustand höchsten Bewusstseins und Wachheit erleben. "Die Werte des Mönchs Mathieu Ricard waren jenseits von gut und böse.", so Ulrich Ott.

Meditation hinterlässt langzeitliche neuronale Spuren im Gehirn.

Interessant ist auch, dass dieser positive Zustand nicht nur während der Meditation auftrat. Sowohl vor als auch nach dem Experiment war die Gamma-Aktivität im Gehirn der Mönche deutlich stärker, als bei den anderen Versuchspersonen. Das Meditieren hinterlässt also langzeitliche neuronale Spuren. Davidson meint dazu: "Die Verschaltungen in unserem Gehirn sind nicht fixiert. Es muss also niemand als der enden, der er heute ist."

Der Mönch Matthieu Ricard bestätigt die Aussage des Wissenschaftlers und fügt hinzu: "Meditation heißt nicht, unter einem Mangobaum zu sitzen und eine nette Zeit zu haben." Es sei alles andere als Entspannung. "Es geht um tiefe Veränderungen deines Seins. Auf lange Sicht wird man eine andere Person", sagt er.