Fast wöchentlich entdecken Astronomen neue Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Nein, bislang ist noch kein Kosmogramm mit außerirdischem Absender, kein intelligentes Piepsen aus den Tiefen des Alls eingegangen. Bisher haben die Radioastronomen der weltweit verstreuten SETI-Projekte (Search for Extraterrestrial Intelligence) noch keine interplanetare Flaschenpost aus dem kosmischen Ozean fischen können.

Seit vierzig Jahren tasten sie den Himmel nach außerirdischen Funksignalen intelligenten Ursprungs ab. Doch die Antennen der über 60 gestarteten SETI-Projekte konnten lediglich das Rauschen der Hintergrundstrahlung oder das Pulsieren der Neutronensterne erfassen - sonst nichts. Trotzdem ist der Optimismus der SETI-Detektive nach wie vor ungebrochen.

So auch bei Dr. Jill Tarter, der Leiterin des Phoenix-Projekts, des derzeit größten SETI-Programms: "Es gibt eine echte Chance; es könnte klappen. Bei allen unseren Messungen haben wir schon Champagner kaltgestellt." Wenngleich noch kein Champagner geflossen ist, so haben doch die SETI-Wissenschaftler angesichts der Entdeckung extrasolarer Planeten schon mehrfach Sektkorken knallen lassen. Dies wohl zum ersten Mal, als Michel Mayor und Didier Queloz vom Genfer Observatorium bei dem Stern 51 Pegasi den ersten Planeten einer noch nicht erloschenen Sonne entdeckten und zugleich ein jahrzehntealtes SETI-Postulat bestätigten, das auch ein zentraler Faktor der legendären Drake-Gleichung ist. Was vorher noch reine Spekulation gewesen war, wurde mit einem Mal zur Gewissheit: Planetensysteme in den Tiefen des All sind die Regel.

Derweil ist der Katalog der neuentdeckten Sterntrabanten, der aufgrund der Erfolgsquote der Planetenjäger ständig aktualisiert werden muss auf 49 bestätigte Planeten angewachsen. Da diese sich allesamt in der Größenklasse von Jupiter bewegen, demnach also extrem heiße und lebensfeindliche Gaskugeln sind, scheiden sie als potentielle Lebensträger aus.

Aber ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste erdähnliche Planet ins Fangnetz der Planetenjäger geht. Denn die ohnehin hochsensiblen Beobachtungsinstrumente werden immer feinfühliger. Dies führt dazu, dass das verräterische Taumeln der Sterne, das die Planeten durch ihre Gravitation verursachen, sich noch präziser vermessen läßt. Auch kleinere Planeten werden demnächst "sichtbar". Diesen Trend deutet die jüngste Beobachtung von zwei kleineren, noch nicht einmal saturngroßen Planeten an, die um die rund 109 bzw. 117 Lichtjahre entfernten Sterne HD46375 und 79 Ceti kreisen: "Es ist als wenn man eine Felsküste aus der Entfernung betrachtet.", erklärt Geoffrey Marcy von der kalifornischen Berkeley Universität, der bis dato die meisten Sterntrabanten fand:

"Bislang haben wir nur die großen Felskliffs - die Riesenplaneten - gesehen. Jetzt sehen wir schon die ersten kleineren Felsbrocken - die saturngroßen Himmelskörper. Noch haben wir allerdings nicht die Möglichkeit, auch die Kiesel des Strandes - die erdgroßen Planeten – auszumachen."

Dass derartig rosige Aussichten insbesondere die SETI-Forscher beflügelt, liegt auf der Hand, erhöht sich doch so die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass auch deren Fangnetz irgendwann einmal die lang ersehnte kosmische Flaschenpost auffischt. Vermutlich deshalb, aber auch wegen des planetaren Funds bei Epsilon Eridani durch William Cochran von der University of Texas und seinem Team, hat SETI auf ihrer Website vor wenigen Tagen unter der Unterschrift "Symphony of New Worlds" "Natürlich wissen die meisten Leser, dass die bisher gefundenen Riesenplaneten nicht gerade vom Typus sind, auf dem E.T sich heimisch fühlen würde. Die meisten von ihnen sind ‘heiße Jupiter’, gigantische Welten, die sehr dicht um ihr Zentralgestirn kreisen. Sie ähneln mehr den äußeren Planeten unseres Sonnensystems, die eine Methan- und Ammoniak-Atmosphäre haben. Für die Entstehung von Leben ist dies ein schlechter Schauplatz. Hinzu kommt, dass auf diesen Planeten 1000 Grad Celsius herrschen, was selbst für Aliens ein klein wenig zu viel dürfte."

Gleichwohl sind die SETI-Wissenschaftler von der jüngsten Entdeckung eines nur 10,5 Lichtjahre entfernten Planeten, der Epsilon Eridani umkreist, recht angetan. Die Tatsache, dass ausgerechnet der sonnenähnlichste erdnächste Stern von einem Planeten begleitet wird, werten sie auf ihre Weise: "Es ist so, als hätte man einen Alligator im Hinterhof gefunden."

Darüber hinaus weist SETI auf einen anderen interessanten Zusammenhang hin, der in der Tat verdeutlicht, dass selbst in der Astronomie Sterne mitunter auch eine schicksalhafte Bedeutung haben können. Ob Zufall oder nicht - das SETI-Programm nahm ausgerechnet mit dem Stern Epsilon Eridani seinen Anfang. Ihr Initiator, der mittlerweile schon legendäre SETI-Papst Frank Drake, tastete 1960 in dem SETI-Pionierprojekt ‘Ozma’ eben genau diesen Himmelskörper nach fremden Funksignalen ab. Und für eine Zeitlang sah es so aus, als wäre er fündig geworden. Als er mit seiner 26-Meter-Antenne Epsilon Eridani anvisierte, registrierte er gleich ein kurzlebiges, starkes Signal, das aber - wie sich später heraustellte - irdischer Herkunft war. Immerhin hat der interplanetare Kreis, der sich jetzt geschlossen hat, für SETI symbolische Bedeutung. Jetzt, da feststeht, dass Planeten in der unendlichen Endlichkeit des Universums omnipräsent sind, sehen die SETI-Astronomen die Früchte ihrer Arbeit zum Greifen nahe.