Sind Geisteswissenschaften auch eine Wissenschaft?

Hallo, ich möchte gern ein paar Meinungen einholen bezüglich der Frage, in wie fern Geisteswissenschaften wie z.B. Philosophie und Theologie von der 'normalen' Wissenschaft als gleichwertige Brüder anerkannt werden.

Philosophie und Theologie sind keine gleichwertigen Brüder. - Sie sind gewissermaßen die Eltern aller Wissenschaft.

Aber:
Wieso sollten GeistesWISSENSCHAFTEN keine Wissenschaften sein?

Die Einteilung in "Geisteswissenschaften" oder "Naturwissenschaften" ist mittlerweile recht obsolet geworden; zumal es keine "normale" Wissenschaft gibt bzw. die Definition dafür fehlt.

Ich kann da am besten aus meinem Buch über Wissenschaftstheorie (G. Schurz "Einführung in die Wissenschaftstheorie", Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 3. Auflage, 32ff.) zitieren, da es die sinnvollste (und aktuellste) Klassifizierung ist. Das sieht dann so aus:

Wissenschaftliche Disziplinen, klassifiziert nach ihrem Gegenstandsgebiet:

Wissenschaften ...
1) von der Natur: Physik, Chemie, Biologie, Geologie, Medizin, [...]
2) von der Technik: Maschinenbau, Elektrotechnik, ... [...]
3) vom Menschen: Psychologie (auch: Pädagogik, Medizin, Kognitionswissenschaft)
4) von der Gesellschaft: Soziologie, Ökonomie, Politikwissenschaft, [...]
[...]
6) von kulturellen (geistigen, sozialen) Schaffensprodukten des Menschen: Rechtswissenschaften, Sprachwisssenschaften, Literaturwissenschaften, [...]
[...]
8) von den allgemeinen Grundlagen der geistigen Welterfassung: Philosophie (Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie und theoretische Philosophie, [...])
9) von Gott: Theologie



Finde diese Klassifizierung viel sinn-und wertfreier, auch, weil sie recht präzise die jeweilige Wissenschaft und deren Wirkungsraum einrahmt. Aber innerhalb der Methodik gibt es durchaus Unterschiede, z.B. forscht der Physiker anders als der Soziologe. Dies liegt u.a. auch darin begründet, weil beide einen anderen Gegenstandsbereich vor sich liegen haben. ;)

Wobei Theologie für mich am wenigsten eine Wissenschaft darstellt.

@AnGSt

Aufgrund von Subjektivität und Zirkelschlüssen handelt es sich nicht um Wissenschaften im eigentlichen Sinn.

Philosophie ist ein Zwitterwesen, irgendwo zwischen Wissenschaft und Kunst. Wissenschaft sucht etwas allgemein Wahres, was sich über Objektives sagen lässt. Kunst widmet sich dem einzelnen, dem subjektiven. Philosophie sucht auch etwas allgemeines, bemerkt aber, dass das immer subjektiv bleibt, dass gerade das Allgemeine immer subjektiv bleibt.

http://www.scienceblogs.de/arte-fakten/2010/05/warum-ist-philosophie-keine-wissenschaft.php

und...

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.

Wikipedia: Zirkelschluss

Dr.Shrimp schrieb:@AnGSt

Aufgrund von Subjektivität und Zirkelschlüssen handelt es sich nicht um Wissenschaften im eigentlichen Sinn.

Man sollte nicht den Fehler machen, zu glauben, die Forscher der Naturwissenschaften wären frei von Subjektivität beim Forschen ;)

@ihrspinntja

ihrspinntja schrieb: die Forscher der Naturwissenschaften wären frei von Subjektivität beim Forschen ;)

Darum geht es nicht, damit zeigst du aber schön, dass du das Problem gar nicht verstanden hast.

Bei den Naturwissenschaften macht man Experimente, die reproduzierbar sein müssen. Also wenn bei Peter Smith ein Experiment klappt, dann klappt das auch bei Ali El Sheikh Mohammed, ob er da subjektiv dran glaubt oder nicht.

Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse überall auf der Welt und kulturunabhängig bügeln genau diese Subjektivität der Wissenschaftler aus.

Sollte es nämlich etwas sein, wo nur einer sich seine Ergebnisse subjektiv verdreht hat (z.B. Homöopathie), dann kann man diese Daten nämlich nicht reproduzieren.

@ihrspinntja

Richtig. Bei politisch relevanten Themen wird eben so lange "geforscht", bis das Ergebnis paßt!

JohannJunker schrieb:Richtig. Bei politisch relevanten Themen wird eben so lange "geforscht", bis das Ergebnis paßt!

Oho, welche Verschwörungstheorie wird nun ausgegraben?

@JohannJunker

JohannJunker schrieb:Richtig. Bei politisch relevanten Themen wird eben so lange "geforscht", bis das Ergebnis paßt!

Und wenn sich irgendwelche Leute kaufen lassen hat das mit der naturwissenschaftlichen Arbeitsweise selbst was genau zu tun?

Dein Argument geht völlig an der Fragestellung vorbei.

@Dr.Shrimp

Dr.Shrimp schrieb:Dein Argument geht völlig an der Fragestellung vorbei.

War ja auch kein Argument, sondern eine in den Raum geworfene Platitüde.
Hatte diesen hier vergessen: ;)

@JohannJunker

Aber du siehst den von mir aufgezeigten Unterschied zu Geisteswissenschaften schon?

@Dr.Shrimp

Ist schon klar.
Wissenschaften, die sich mit der Conditio Humana auseinandersetzen werden nie frei von Subjektivität sein.
...
Allerdings ist es auch nicht auszuschließen, daß unserer Erfahrung der physischen Welt etwas Subjektives anhaftet.
Möglicherweise: Anderes Universum - andere Naturgesetze.
Wo also liegt die Wahrheit begraben?
Hier müssen Naturwissenschaft und Philosophie unvermeidlich ihre Wege kreuzen.

@Dr.Shrimp

Soziologie und die darin enthaltene Statistik (?) sind Wissenschaft, aber wenn man die Verteilung von Worten in der Bibel z.B. auf Signifikanzen hin untersucht dann ist das keine?

@AnGSt

Soziologie ist aber keine Geisteswissenschaft.

@Dr.Shrimp

Oh, was dann?

@AnGSt

AnGSt schrieb:Soziologie und die darin enthaltene Statistik (?) sind Wissenschaft, aber wenn man die Verteilung von Worten in der Bibel z.B. auf Signifikanzen hin untersucht dann ist das keine?

Die Suche nach dem Bibelcode läuft unter Theologie? Oder wie meinst du das?

Wenn du nicht den Bibelcode meinst, dann läuft das für mich unter Literaturwissenschaften.

@AnGSt

Soziologie ist eine Gesellschaftswissenschaft wie Geschichte oder Politik!

Dr.Shrimp schrieb:Bei den Naturwissenschaften macht man Experimente, die reproduzierbar sein müssen. Also wenn bei Peter Smith ein Experiment klappt, dann klappt das auch bei Ali El Sheikh Mohammed, ob er da subjektiv dran glaubt oder nicht.

Kann man ja auch auf jede andere "Wissenschaft" ummünzen. BWL und VWL ist mit Abstrichen auf jede freie Marktwirtschaft übertragbar.

ihrspinntja schrieb:Man sollte nicht den Fehler machen, zu glauben, die Forscher der Naturwissenschaften wären frei von Subjektivität beim Forschen

Subjektivität und Objektivität trenne ich mit einem Beispiel und zwar lässt sich ein "Experiment" auf ein anderes übetragen, also ist es reproduzierbar. So ähnlich wie Shrimp es vorhin geschrieben hat.

Ansonsten geht Objektivität verloren, sobald ich anfange zu forschen, denn dann wird es subjektiv. So gesehen ist Objektivität ein Trugschluss

@MareTranquil

Ne ich mein nicht den Bibelcode. Ich meine die Verteilung bestimmter Worte, so dass sie Muster aufwerfen wenn man das grafisch darstellt. Nur so als Beispiel, von der Tatsächlickeit mal abgesehen also als Was wäre wenn.

@AnGSt

Ein wildes, planloses Suchen nach Mustern ohne jede Hypothese halte ich nicht für Wissenschaft. Denn wenn man lang genug heromdoktort, wird man in jedem Chaos irgendwas finden.