Der Betonkäfig

@Eya

Eya schrieb:Werden wir denn nicht "gehalten"?

Doch, meiner Meinung nach werden wir das sogar ...

Eya schrieb: Nur weil du, wenn du das nötige Kleingeld hast, reisen kannst? Was passiert mit dir wenn du deinen Pass verlierst und somit deine Identität? Deine "Nummer"?

Wie ich schon sagte, ich bin froh, dass ich in Deutschland bin ... Ich werd mich schwer hüten irgendwo hinzufahren ...

Aber ich versteh nich, was das Thema Reisen, mit dem was ich schrieb, zu tun hat ...

@x-ray-2
War aufs "halten" bezogen und selbst wenn du das Glück hattest, das Privileg in diesem Land zu leben, ohne deine ID bist du Staatenlos und dann? Verstehst du worauf ich hinaus will?

@Eya
also ich sehe das nicht ganz so.....meine Wohnung habe ICH ausgesucht und eingerichtet, auch wenn es eine Zelle wäre, so ist es meine persönliche Zelle, die ich verlassen kann, wann ich will. Ich lebe auch in einer Metropole, habe aber genügend Grün um mich herum, gehe zu Zeiten mit dem Hund, wo wenig Menschen unterwegs sind (sind aber dann sowieso nur Hundehalter), versuche soziale Kontakte außerhalb der Arbeit auf einem erträglichen Maß zu halten.....habe mir angewöhnt, nicht so "automatisch" zu leben, wie man es so macht, weil man es eben immer so macht, Kind und Haustiere erleichtern das in gewissem Sinne, denn die "funktionieren" ja nur bedingt :D
so lange ich ausreichend Zeit habe, zu machen, was ich will, bin ich eigentlich zufrieden

Hm... ich schätze mal, dass es eine Sache der Perspektive und der persönlichen Priorität ist.


Ich würde sagen, dass wir auf dem ersten Blick in einer sehr behüteten Umwelt Leben.
Vielleicht werden wir sogar darauf konditioniert, dass wir uns darum bemühen, bloß nichts zu riskieren und konformistisch zu bleiben, damit uns unser eigenes kleines Glück (gute Anstellung, Haus, Auto, eigene Familie) was wir uns so mühselig durch harte Arbeit erkämpft haben nicht erschüttert wird.
Wir haben momentan nicht unter einem Bürgerkrieg, oder einer krassen Diktatur zu leiden, aber wie gesagt : je nach Lebensstil und Erwartungen der Menschen ändert sich die Sicht über diesen "Betonkäfig".

Ja genau so ging es mir auch mal.
habe es aber lange überstanden.
Wir leben halt in einer Gesellschaftsform und sind eben jeder auf einander abgestimmt.
Wir haben halt unseren Fortschritt.
So können wir jeder Leben uns ernähren haben aber ein Dach über den Kopf.
Alternative in Urwald, nein Danke.

Nerok schrieb:und früher

Nerok schrieb:früher durftest du

Nerok schrieb:die vergangenheit ist nicht

wir haben jetzt aber 2013 und nicht das mittelalter. das mittelalter ist hier nicht das thema.

@Tussinelda
Klar, mach ich auch, mich "bewegen" aus der Zelle und zurück, so ist es ja nicht und in meiner "Rolle" finde ich's auch total ok, doch außerhalb dieser "Rolle", wenn diese ewige Maskerade aufhört und mal nüchtern die Dinge betrachtet, geht es uns wirklich gut?

@Eya

Warum ziehst du nicht einfach aufs Land wenn du große Städte nicht magst? Wobei es in Deutschland nicht so wirklich große Städte gibt. Geh mal nach Asien in die wirklich riesigen Millionenstädte. Danach wird dir sowas wie zB Nürnberg, welches etwa eine halbe Million Einwohner hat, wie ein Dorf erscheinen.

Ich hab mir angewöhnt hin und wieder Verwandte aufn Land zu besuchen, dass nimmt etwas weg von diesen Betonkäfig und man fühlt sich auch gleich wieder besser, ist immer wie ein kleiner Urlaub für micht.

@El_Gato
Weil ich hier Verpflichtungen habe und gebunden bin, wo auch immer ich bin. Ich sprach weder von Deutschland noch nem anderen Land, es geht ums Allgemeine.

Was wäre denn die "artgerechte" Alternative? Was soll das sein?

Arbeiten hin oder her, uns ging es nie so gut wie heute, zumindest hier in Deutschland. Das Internet bietet uns unzählige Möglichkeiten uns zu informieren und wie auch immer gearteten Spaß zu haben, wir haben mehr Freizeit als es früher je der Fall war und die Medizin rettet uns andauernd vor (teilweise banalen) Dingen die uns sonst umbringen würden. Man kann selbst ohne soziale Kontake wann immer man will mit Gleichgesinnten im Internet reden und auch sonst gab es nie so viele Unterhaltungs- und Informationsmöglichkeiten.

Was soll man denn erreichen und was würde sonst erstrebenswert sein? Dass es früher mit persönlichen Zielen und Zweck im Leben viel düsterer aussah als heute ist klar (und wenn es doch ein Ziel gab dann nur deswegen, weil die gesellschaftlichen Verhältnisse so miserabel waren, dass Rebellen und Helden nötig waren). Aber was bräuchte man denn, damit das Leben noch besser wäre? Klar, noch bessere Medizin und noch fortschrittlichere Technik, aber das kommt halt mit der Zeit. Und wird wie gesagt immer besser und nicht schlechter. Klar, würden sich manche wünschen, irgendwelche Planeten vorm Untergang zu bewahren, aber das war früher auch nicht möglich. Dass gerade die virtuelle Welt mit ihren Abenteuern das reale Leben immer mehr und besser zu simulieren versucht, kommt ja daher, dass Leute ihre großen Zielen wenigstens fiktiv ausleben möchten. Aber auch das ist ja wieder was Modernes. Und Verpflichtungen hat man auch nur, damit das Ganze funktioniert. Ohne Verpflichtungen würden viele rein egoistische Lebensweisen ausleben und anderen damit direkt oder indirekt schaden. Aber auch da sind wir heute freier als je zuvor. Früher konnte man sich nichtmal über Freizeit Gedanken machen, weil es keine gab.

Ich kann das schon gut verstehen.
Würde auch nicht gerne in einer Stadt leben wollen.
Vor allem, wenn ich immer sehe, wie manche vom Dorf in die Stadt ziehen, ist mir das so ein kleines Rätsel.
Die Kinder müssen den Mist dann mit machen. Die wachsen dann in Betonbauten in ihren Zellen auf.
Kein Wunder, dass Seelenklempner Hochkonjunktur haben.

Jemand der wirklich artgerecht leben will hat dank der Zivilisation die Arschkarte, das ist halt leider so.
Klar ist es heute einfacher und so, aber wenn man ein artgerechtes Leben vorzieht, dann ist das für denjenigen halt so wie du es beschreibst. Daran ändert auch die bessere Versorgung nichts.

Also ich bin in einer ländlichen Gegend geboren und lebe schon immer hier.Wenn du dich in solch einer Gegend besser fühlst denk statt deinem Betonkäfig doch mal genau darüber nach ob es langfristig nicht deiner eigenen Lebensqualität dienen würde einen Tapetenwechsel vorzunehmen."Jeht nit,jibbet nit"...sagt man bei uns!Und Geld verdien ich hier auch,garnicht mal so schlecht!Es liegt in deiner Hand wo du dich wohlfühlst.Ich käme ohne meine Wälder,Wiesen und Kühe überhaupt nicht klar,kann dich gut verstehen!In ner Großstadt könnt ich kotzen...viel zu viel Krach und vor allem zuviele Menschen!Ich wohn in nem kleinen Luftkurort mit Rehaklinik umme Ecke hinter nem alten Schloss.Ich könnte mir immer einen Ast über die Leute lachen die einen Haufen Geld dafür bezahlen sich dort zu erholen wo ich sowieso lebe!Und ich zahl dann auch noch weniger Miete als die!
Vielleicht bist du auch einfach jemand der einfach nicht in ne grosse Stadt passt?

@Kürbis
Das klingt genauso wie die Sprüche der Früher-war-alles-besser Fraktion. Ich habe nur negative Erfahrungen mit kleineren Orten. Wenn viele einen kennen, geht das Cliquenbilden und Geläster doch immer los. In der Stadt kann man frei leben, ohne dass andere Probleme damit haben und durch das ganze Multikulti kann man sich besser entfalten, ohne verhasst oder ausgegrenzt zu werden. Für wen Inder mit Turban, Frauen mit Kopftuch, Jugendliche mit sehr modernen bzw. seltenen Kleidungsstilen und so weiter nichts Besonderes mehr sind, für den sind auch andere Sachen normal oder neutral. Im Dorf gucken einen dann alle blöd an und reimen sich irgendwelche Märchen über die komische Person zusammen und als Außenseiter selbst fühlt man sich sowieso sehr schlecht. In der Stadt spielt es keine Rolle ob man Außenseiter ist oder nicht, da jeder anonym ist, es sei denn man will das nicht. Und alles Wichtige ist auch immer in der Nähe, egal ob es alle nur erdenklichen Geschäfte und Imbissbuden oder kompetente Krankenhäuser/Spezialkliniken sind.

Und wieso sollten die Stadtwohungen betonbudenhafter sein als auf dem Land? Ist ja nicht so, als würde jeder in kleinen Orten eine Villa besitzen und Parks gibt es auch hier überall.

@Sixtus66
Ist ja okay.
Nur, meine Meinung ist halt auch, dass viele seelische Krankheiten daher kommen.
Es gibt Menschen, denen ein Stadtleben nichts ausmacht, es gibt aber auch welche die das schlicht und einfach krank macht.

Das Beispiel vom TE ist in der Beziehung schon ganz gut.
Tiere in Zoos und Massenhaltung haben es psychisch schwerer (zB. Dauerstress) als in der Natur, auch wenn sie vielleicht manchmal sogar länger leben.
Warum sollte man davon ausgehen, dass es nicht auch viele Menschen gibt, für die eine Massenhaltung ungesund ist?
Ist doch eine berechtigte Frage.

Ich sehe keinen Grund, warum man davon ausgehen sollte.
Ich sehe wohl ein, dass es Menschen gibt, die damit weniger Probleme haben.

Und das mit der Intoleranz ist wohl auch ein Stück weit selektive Wahrnehmung.
Klar als Schwuler wird man hier schon mal zum Dorfthema aber niemand würde den hier zumindest deshalb dumm anmachen.
Auch hier herrscht leben und leben lassen.
Was würden wohl Städter sagen, wenn da einer mit Gummistiefel und Heugabel her marschiert?
Auch noch tolerant?
Würde einen keine schief anschauen oder wie?

Ja schon, aber ich verstehe nicht in wie weit Stadtleden Massenhaltung ist. Man sieht andere Leute nur dann, wenn man mal das Haus verlässt, was man wiederum nur aus bestimmten Gründen tut (zur Arbeit gehen, etwas holen etc.). Und wenn man draußen ist sind immer auch andere Menschen da, egal wo man wohnt. Das ist in Würzburg nicht anders als in Frankfurt, zumal die Straßen und Wege in Großstädten viel größer und weiter sind. Während mich Menschenmassen in Rüdesheim z.B. tatsächlich nerven würden, da enge Gassen, störts mich hier wieder nicht, weil die Plätze und Kaufhäuser in der Innenstadt riesig sind und man genug Platz zum umherrennen hat. Der einzige Unterschied wäre, wenn man an einem so bevölkerungsarmen Ort lebt, dass man quasi die Einöde und pure Natur vor sich hat. Aber das muss ja dann schon fast Sibirien oder die Mongolei oder sowas sein.

@Sixtus66

Na gut, vielleicht ist Massenhaltung etwas reißerisch aber es ist eben schon etwas anderes, ob man in einem Dorf lebt mit viel Natur oder in einem von Menschen gemachten Betonparadies.
Allein den Lärm selbst ohne die ganzen Menschen finde ich schon unangenehm und der Gestank erst.

Hier sieht man eben auch nicht zwingend Leute (und schon gar nicht so viele) wenn man das Haus verlässt, man kann auch in den Garten gehen.

Im Prinzip hast du aber natürlich recht, dass ein absolut artgerechtes Leben nur irgendwo als Staatenloser möglich wäre.
Aber eben das ist halt auch schwierig durch die Zivilisation.
Da ist ein Dorf eben doch eine deutlich bequemere und einfachere Möglichkeit.
Aber es mag natürlich durchaus auch Menschen geben, denen selbst das nicht reicht.

Ich bin auf einer Aussteiger Seite aktiv und dort gibt es auch ganz extreme ab und zu die einfach wie vor zig Tausenden Jahren leben wollen und dann los marschieren. Dahin, wo halt der Arsch der Welt ist, in der Hoffnung ungestört zu bleiben.

Ich mag Städte. Dörfer könnte ich nicht aushalten, das ist mir zu überwacht. ^^

Thawra schrieb:Ich mag Städte. Dörfer könnte ich nicht aushalten, das ist mir zu überwacht.

Ernsthaft? :D

Also bei uns hängt an jeder Haltestelle oder öffentlichen Ort ne Kamera..

@soulbreaker

Da verfolgt aber keiner meine Handlungen. In Dörfern lauert hinter jedem Zaun irgendjemand, den man kennt, und der sich dann schön ne mentale Notiz macht, was man so treibt.

@Thawra
Ist ein altes Voruteil, bei vielen Dörfe ist es nichtmehr so.

@Eya
Wir haben ja schon darüber geredet und ich kann deine Gedankengänge diesbezüglich sehr gut nachvollziehen. Allerdings vermisse ich im Eröffnungsbeitrag den psychologischen Faktor, den wir auch besprochen haben. Welche Auswirkungen auf die Persönlichkeit und das Verhalten diese nich-artgerechte Haltung hat.

Dass die teilweise menschenunwürdigen Zustände, die Machtlosigkeit, dieses Gefühl, dem System mit all seinen Zwängen, Regeln und Verboten ausgeliefert zu sein, die ständigen Erwartungen der Gesellschaft, diese intensive Einmischung ins eigene Leben, einen auch krank machen kann. Gehemmt, paranoid und aggressiv. Irgendwann ist bei vielen der Punkt erreicht, an dem die Fassade bröckelt und alles ausbricht, was so lange eingesperrt wurde.

In Japan zum Beispiel gibt es die extremsten Formen von psychologischen Auswirkungen infolge von Zwang, weil dort auch ein enormer gesellschaftlicher Druck auf dem Einzelnen lastet. Es gibt viele Verhaltensvorschriften, eine Menge was man falsch machen kann und womit man sich selbst beschämt. Sowas geht nicht spurlos an jedem vorbei und gipfelt oft in totalem gesellschaftlichen Rückzug, weil man nur noch so den ständigen kritischen Blicken und Bewertungen entkommt.

@soulbreaker

Im Gegenteil, mir kommt's so vor, als werde es immer schlimmer. Bevölkerung ist älter ---> mehr arbeitslose Omas (und Opas), die ihre Zeit damit vertreiben, die Nachbarschaft zu beobachten und zu kommentieren. ^^

@Thawra

Gott sei Dank habe ich immer auf solche Dorftrottel geschissen, es war und ist mir schlicht egal, was irgendwelche dümmlichen Bauerntrampel von mir denken.

@Thawra
Okeyyyyy :D

Also da ist mein Gefühl ein anders, vielleicht liegt es hier auch wieder an der Erfahrung die man so gemacht hat :)