Der Kunde will es so

,,Der Kunde will es so" - mit diesem Satz, in Variationen, rechtfertigen Unternehmen sehr gerne ständige Innovationen und auch, mehr oder weniger direkt, schlechte Arbeitsbedingungen.

Geringe Löhne, lange Arbeitszeiten, Senkung der Produktqualität - ja, ist schade, aber kann man leider nicht anders machen, weil ,,der Kunde es so will", dauernd tolle, neue Produkte und neue und alte zu immer geringeren Preisen.


Doch wieviel ist eigentlich an dem ,,der Kunde will es so" dran?

Ist das eine Illusion, GLAUBEN Unternehmer vielmehr, Kunden wollten dies und jenes, dauernd neue Produkte, dauernd billigere Produkte?

Wird der vermeintliche Wille des Kunden nicht eventuell ausgelöst und gelenkt durch Werbung seitens der Unternehmer/der Wirtschaft und der Kunde ,,will gar nicht selbst"?


Wie kann dem Einhalt geboten werden, dass ein ständiger Verfall von Löhnen, Arbeitsbedingungen und Produktqualität steigenden Preisen gegenüber steht?

Kc schrieb:Ist das eine Illusion, GLAUBEN Unternehmer vielmehr, Kunden wollten dies und jenes, dauernd neue Produkte, dauernd billigere Produkte?

Zum Teil ist das sicher so. Bis zu einem gewissen Grad muss ein Unternehmen raten, was zu welchem Preis genügend Abnehmer findet.

Das widerspricht sich:

Kc schrieb: dauernd tolle, neue Produkte und neue und alte zu immer geringeren Preisen.

Kc schrieb:Wie kann dem Einhalt geboten werden, dass ein ständiger Verfall von Löhnen, Arbeitsbedingungen und Produktqualität steigenden Preisen gegenüber steht?

@kleinundgrün

Ich meinte, dass angeblich der Kunde immer geringere Preise für einige Produkte fordert, während die Preise in anderen Bereichen immer weiter steigen (die Löhne jedoch verhältnismäßig wenig).

Kc schrieb:Ich meinte, dass angeblich der Kunde immer geringere Preise für einige Produkte fordert

Ich halte das für nachvollziehbar. ich kenne niemanden, der nicht weniger für etwas bezahlen möchte (wenn man Sekundärkosten, wie Ausbeutung , Umweltverschmutzung etc, nicht betrachtet).

Also wenn ein Produkt X 100 EUR kostet, würdest Du dieses Produkt nicht lieber für 90 EUR kaufen, vorausgesetzt, es werden für diesen Fall der Preisreduktion nicht Menschen oder Umwelt entsprechend mehr ausgebeutet?

Kc schrieb:Wird der vermeintliche Wille des Kunden nicht eventuell ausgelöst und gelenkt durch Werbung seitens der Unternehmer/der Wirtschaft und der Kunde ,,will gar nicht selbst"?

Ich denke das es eher so ist das uns gesagt wird was wir billig haben wollen.
Genussmittel werden immer teurer (Zigaretten, Alkohol) und notwendige Nebendinge (sry für den Ausdruck) ebenfalls immer teurer werden (Benzin, Fahrkarten)

Die Leute würden auch das doppelte dafür zahlen weil sie es entweder brauchen oder unbedingt haben wollen (boah geil das neue IPhone!!!!!!)

Ich weiss nicht warum man das macht... neues ist teuer weil es eben neu ist und altes wird billiger um es eben noch unter die Menschen zu bringen.

Ganz witzig finde ich die Handytarif Preise in Österreich.
Die Anbieter unterbieten sich bis zum geht nicht mehr und beschweren sich das sie in Österreich nichts verdienen...
Von Jahr zu Jahr kommt mehr dazu... wird kostenlos... wird billiger. Und der Aufschrei der Anbieter wie A1, T-Mobile und 3 sind gross. Österreich ist ein Verlustgeschäft.

Natürlich hab ich gerne einen Tarif um 15€ mit unbegrenzt SMS, unbegrenzt Minuten in alle Netze, unbegrenzt Internet und 300 minuten ins Ausland, mit fernsehdingens und Co :D

@kleinundgrün

kleinundgrün schrieb:Also wenn ein Produkt X 100 EUR kostet, würdest Du dieses Produkt nicht lieber für 90 EUR kaufen, vorausgesetzt, es werden für diesen Fall der Preisreduktion nicht Menschen oder Umwelt entsprechend mehr ausgebeutet?

Leider ist genau dies ja oftmals der Fall - geringere Preise fußen oder beinhalten oft Nachteile für die an der Produktion beteiligten Menschen.

Und gerade zum Beispiel in der Bekleidungsindustrie sieht es ja so aus, dass Preisunterschiede von wenigen Euros in anderen Ländern schon ganze Familien besser ernähren können.

Sollte einem das nicht eigentlich etwas wert sein, für eine Hose eben 5€ mehr zu bezahlen, wenn man sicher sein kann, dass dies Geld auch ankommt bei der besagten Familie aus der Näherei in Bangladesh?

Kc schrieb:Sollte einem das nicht eigentlich etwas wert sein, für eine Hose eben 5€ mehr zu bezahlen, wenn man sicher sein kann, dass dies Geld auch ankommt bei der besagten Familie aus der Näherei in Bangladesh?

Prinzipiell ja - doch wandern diese zusätzlichen 5 € in die Tasche des Fabrikbetreibers, irgendwelche Familien sehen davon rein gar nichts.

Naja, offenbar will der Kunde es ja tatsächlich so.
Als die Playstation 2 damals rauskam, da lag sie irgendwo bei 700 DM oder so?
Nach Weihnachten wurde das Ding schlagartig billiger. Binnen kurzer Zeit war der Daddelkasten für rund 200 DM käuflich zu erwerben, da war von der PS3 noch lange nicht die Rede.
Will sagen: Die PS2 konnte also deutlich billiger verkauft werden, als es am Anfang passierte. Woran liegt es?
Ganz einfach dran, dass der Kunde bereit und damit willens war, das Teil für so ein Geld zu kaufen.
Mir kann doch keiner erzählen, dass die Gesamtherstellungskosten innerhalb eines Jahres um mehr als 50% fallen.
Hier wurde sicherlich auch nicht innerhalb eines Jahres eine dermaßen extreme Lohnsenkung im Produktionsbereich durchgeboxt.
Es wird ganz einfach auf einen gesättigten Markt reagiert.
Wenn der Kunde, der bereit ist, einen gewissen Betrag zu bezahlen, bedient ist, dann wird die nächste Stufe in Angriff genommen, der Preis gesenkt und der Spaß geht von vorne los.

Es gibt also verschiedene Kundengruppen und einige wollen das Produkt auf alle Fälle haben, egal, was es kostet, andere wollen etwas haben, aber bis zu einem gewissen Preis.

Folglich kann man da schon von einem Kundenwillen sprechen.

@Kc

kein kunde will niedrig löhne oder gar dumping löhne, ebenso will kein kunde arbeitsbedingungen die bar jedlicher gesetzesform sind.

@dasewige
Wollen nicht, aber es wird doch in Kauf genommen, ohne darüber nachzudenken.

Selbst, wenn viel verdient wird, gilt doch sehr häufig die "Geiz-ist-geil-Mentalität".

@dasewige

Schön wärs. Gestern kam im TV ein Beitrag über den Streik der Amazon-Arbeiter. Ein paar Leute auf der Straße wurden zu den Arbeitsbedingungen bei Amazon befragt und gerade der erste meinte doch tatsächlich: Ist mir scheißegal - ich will billig einkaufen.

@dasewige

Durch seinen - jedenfalls von der Wirtschaft oft angenommenen - Willen und Wunsch, immer geringere Preise für Produkte zu zahlen, rechtfertigt er aber die niedrigeren bzw. Dumpinglöhne.

Was ihm letztendlich ja auch selbst schadet, grade wenn er in einem produzierenden Gewerbe oder im Dienstleistungsgewerbe arbeitet. Das scheint vielen Menschen aber gar nicht bewusst zu sein.


Meine These ist, dass der eigentliche Grund für geringe Löhne, sinkende Preise in einigen Bereichen und steigende Preise in anderen nicht der tatsächliche Wille des Kunden ist, sondern die Gier der Wirtschaft nach immer mehr Gewinn.

Angebot und nachfrage regeln den preis. der kunde kann viel wollen, doch der Hersteller und der anbieter haben ebenso Bedürfnisse.. irgendwo in der mitte müssen sie sich beide treffen, und wenn der Arbeitgeber hier mit "der will" argumentiert, sage ich halt, ich will aber nicht :)

..ausser ich will auch, dann wollen wir beide, und bekommen beide das, was für beide auch machbar und vertretbar ist

Der Kunde will das nicht, der Markt verlangt es. Den Zusammenhang zwischen Produktinovation und schlechteren Arbeitsbedingungen sehe ich. Sicher bräuchte man nur ein Typ Auto, einen Computer usw usw. Wir brauchen nur die Volkszahnbürtse und den Volkswagen, einmal für gut befunden uns gut ist, nur dann haben wir Planwirtschaft.

Kc schrieb:Geringe Löhne, lange Arbeitszeiten, Senkung der Produktqualität - ja, ist schade, aber kann man leider nicht anders machen, weil ,,der Kunde es so will", dauernd tolle, neue Produkte und neue und alte zu immer geringeren Preisen.


Doch wieviel ist eigentlich an dem ,,der Kunde will es so" dran?

Naja... also als erstes ist es ja wohl sicher mal logisch, dass geringere Löhne und längere Arbeitszeiten ausschließlich dem Unternehmer dienlich sind und ganz sicher nicht dem jenigen, der das leisten muss. Und Produktqualität ist ja auch wieder teuer, also wird die auch gesenkt.

So... und zu argumentieren, der Kunde wolle es so, finde ich persönlich schon dreist ehrlich gesagt.
Es ist wohl nachvollziehbar, dass Leute, die wenig verdienen (wegen der Dumpinglöhne), sich jetzt ganz sicher nicht die teuersten Sachen kaufen können.
Aber ich denke schon, dass jemand mit einem vernünftigen Gehalt ganz sicher kein Extremschnäppchenjäger ist.

Um mal ein lapidares Beispiel zu bringen... das gute Essen.
Viele Leute kaufen sich Billigessen, weil sie unbedingt Fleisch essen wollen jeden Tag und weil sie sagen, sie könnten sich kein "teures" Fleisch leisten (Rind, Bio, Metzger etc)...
ICH kann das nicht nachvollziehen, denn obwohl ich wenig Geld hab, verzichte ich auf so Zeugs - und nicht nur beim Essen, ich kaufe zum Beispiel auch keine Billigschundklamotten.
Aber erklär das mal den anderen mit wenig Geld... die meisten sehen es nicht ein...

@skeptikerin

skeptikerin schrieb:Selbst, wenn viel verdient wird, gilt doch sehr häufig die "Geiz-ist-geil-Mentalität".

diese mentalität bezweifel ich bei der überwiegenden bevölkerung

@El_Gato
einer unter vielen. aber du kennst ja den spruch von brecht,"als sie die ersten kommunisten holten..."
im endeffekt fällt es auf einen selber zurück.
@Kc

Kc schrieb:Durch seinen - jedenfalls von der Wirtschaft oft angenommenen - Willen und Wunsch, immer geringere Preise für Produkte zu zahlen, rechtfertigt er aber die niedrigeren bzw. Dumpinglöhne.

ich verstehe diese rechnung nicht, es ist im endeffekt eine milchmädchenrechnung. immer weniger kunden können sich dann die produkte leisten.
es sei denn, das man von, nach uns die sintflut, ausgeht.

Kc schrieb:Was ihm letztendlich ja auch selbst schadet, grade wenn er in einem produzierenden Gewerbe oder im Dienstleistungsgewerbe arbeitet. Das scheint vielen Menschen aber gar nicht bewusst zu sein.

ja genau, im endeffekt fällt es auf ihn selber zurück.

Kc schrieb:Meine These ist, dass der eigentliche Grund für geringe Löhne, sinkende Preise in einigen Bereichen und steigende Preise in anderen nicht der tatsächliche Wille des Kunden ist, sondern die Gier der Wirtschaft nach immer mehr Gewinn.

jedenfalls nach kurzfristigenden gewinnen, nicht auf lange sicht planen und agieren, denn genau diese eigenschaft des auf lange sicht planen, hat unsere wirtschaft stark gemacht.
leider wird dieses wirtschaftsagieren immer mehr in nischen gedrängt.

Kc schrieb:,,Der Kunde will es so" - mit diesem Satz, in Variationen, rechtfertigen Unternehmen sehr gerne ständige Innovationen

Ach, wenn das stimmen würde, wäre die PlayStation 4 abwärtskompatibel und Microsoft hätte nicht versucht, seine Kunden mit der Xbox One derart zu gängeln und zu verarschen. Nichts als Ausreden. Sie sagen zwar "Kunde", meinen aber das eigene "Konto". Das Konto will es so.

@Zeo

Ganz richtig. Ich wage mal davon auszugehen, daß KEIN Kunde geplante Obsolszenz in jedweder Form haben will. Meiner Meinung nach gehört das verboten und bei Zuwiderhandlung mit drakonischen Strafen belegt.

Sie könnten auch weiter die alten Konsolen verkaufen. Mit dem Atari 2600 hatte ich jede Menge Spaß.

@intruder

Ich glaube kaum, daß sich heute noch viele Käufer für so einen alten Schinken finden würden. :vv: