Mit Enttäuschungen umgehen - Wie?

Ihr habt ja sicherlich auch schonmal von Menschen gehört die z.B. einen Schicksalsschlag erlitten haben, wie z.B. eine Erkrankung, eine Querschnittslähmung oder ähnliches. Viele erleben dann, dass z.B. Freunde sich von ihnen aufgrund der neuen Situation abwenden. Das ist dann ein sehr enttäuschender Vorgang der eine Person auch stark verändern kann.

Das Interessante dabei ist ja nun, dass das was da enttäuscht etwas ist, dass eigentlich vorher schon potentiell vorhanden war. Soll heißen: Die Freunde waren auch vorher keine richtigen Freunde, man wusste es nur nicht.

Wenn jetzt also der erkrankte Mensch enttäuscht ist, vielleicht sogar verzweifelt, so ist er dies letztendlich nicht aufgrund einer Irrvorstellung, vielmehr ist es es aufgrund des Endes einer Irrvorstellung. Er lebte zuvor in einer Illusion (die Freunde seien besser als sie sind) und ist nun auf dem harten Boden der Realität aufgeschlagen. Er hat also lediglich ein neues Bewusstsein erlangt. Die zuvor vorhandene Täuschung wurde entfernt. Das ist eine Enttäuschung.

Und dieses Bewusstsein ist nun eben weil es im Endeffekt nichts weiter ist als die Erkenntnis der Realität - was der Betroffene auch weiß - sehr schwer revidierbar.

Hat jemand von euch eine Idee wie jemand der in einer solchen Situation sich wieder findet seine Lebensfreude zurück erlangen kann?

@jimmy82
Ganz schwierige Situation.. Vielleicht sollte man sich umorientieren, einen neuen Freundeskreis suchen durch Gemeinsamkeiten, Hobbies etc.
Wenn es zu psychisch belastet, dann ist ein Psychologe die richtige Adresse. Denn zu aller erst gilt es, das Selbstbewusstsein aufzubauen. Nur wer sich selber akzeptiert, kann von anderen akzeptiert werden.

@jimmy82

du musst lernen, nicht mehr so viel Wert in andere Menschen hinein zu setzen. Und akzeptieren, dass viele sich selbst der Nächste sind. Und loslassen können auch.

@jimmy82

Wir hatten diese sitiation vor ein paar tage noch bei uns zuhause durch.

2 geschwister, und ein freund an krebs erkrankt zum zweiten mal, in junge jahren.

Eine schwester ist immer vor ihm da, die anderen haben angst. wissen selber nicht mit die situation umzugehen. Und leiden mehr darunter wie du denkst.

Sie schämen sich im grunde, aber überfodert einfach.

Keine Erwartungen an irgendwas oder irgendwen stellen.

Postive Effekte

a) man freut sich über jede Kleinigkeit
b) man wird nicht enttäuscht

CurtisNewton schrieb:Keine Erwartungen an irgendwas oder irgendwen stellen.

Genau meine Strategie :D
Naja bei mir ist es dann die etwas extremere Form,
dass ich immer mit dem schlimmsten rechne, aber das werd ich mir abgewöhnen^^

@CurtisNewton
theoretisch hört sich das gut an, aber praktisch? jeder hat doch irgendwie erwartungshaltungen......

@bmo

Einfach ist es nicht, das hinzukriegen, der Prozess dauert lange und ist schwierig.

Aber......es geht und funktioniert.

jimmy82 schrieb:Hat jemand von euch eine Idee wie jemand der in einer solchen Situation sich wieder findet seine Lebensfreude zurück erlangen kann?

Es ist nachvollziehbar ein Mensch, dem ein Schicksalsschlag widerfährt, auch dann erwartet er mehr Aufmerksamkeit bekommt. Denn er wird sich die Frage stellen, warum gerade ich.. und im ersten Moment denke ich möchte er diese Last irgendwie wegbekommen. Ist vielleicht auch ungerecht und sieht nur sich selbst. Es gibt genug Menschen die da trotzdem demjenigen treu bleiben und manche eben nicht.
Angst und das Umgehen von dem Betroffenen sind oftmals der Grund, Kontakte zerbrechen.

Letztendlich aber bleibt die Tatsache bestehen, der Betroffene erst mal sein Leid rausschreit und dafür bei anderen sucht. Es seine Hilflosigkeit ist. Damit klar kommen MUSS er aber ganz alleine. Daher ist es ein Prozess der eben dauert. Einen Weg zu finden damit klar zu kommen, es zu akzeptieren.
ANDERE sind davon nicht abhängig.

Ein Mensch kann genauso daran zerbrechen, er viel Zuspruch hat.

@jimmy82

Enttäuschungen können auch ganz nützlich sein. Danach sieht man die Welt mit anderen Augen. Bestimmt sogar.

@jimmy82
Man wird damit Leben müssen ob man will oder nicht.

Entweder lernt man aus seiner Enttäuschung oder halt eben nicht.
Fakt ist jedoch dass sollte einem so ein Schicksalschlag ereilen man sich anderweitig Orientieren muss, neue Hobbies zum beispiel. Aussderdem erkennt man in solchen Schweren Zeiten wer wahre Freunde sind.

@CurtisNewton
@kushsmoke

CurtisNewton schrieb:Keine Erwartungen an irgendwas oder irgendwen stellen.

Das finde ich persönlich sehr schwierig, und bin ein bisschen neidisch, das ihr das könnt. ;)
Ich bin da eher so der „Alles oder Nichts“ Typ.
Wenn ich jemanden in Freundschaft in mein Herz gelassen habe, was durchaus einige Zeit dauert, dann gebe ich auch alles. Allerdings erwarte ich dasselbe Engagement dann auch von dem anderen.
Klingt irgendwie ein bisschen kitschig, aber das passt schon. ;)

@jimmy82
Ich bin mal von meiner 12 jahrelang besten Freundin böse hintergangen worden.
Eine Frau, die wirklich alles von mir wusste und auch meine Schwächen kannte.
Sie hat dieses Wissen aus Eigennutz schamlos gegen mich verwandt – für mich brach eine Welt zusammen.
Ich habe den Kontakt komplett abgebrochen und es tat unglaublich weh.
Das ist jetzt 6 Jahre her, sie versucht regelmäßig den Kontakt wieder herzustellen, aber ich blocke das komplett ab.
Es geht nicht, selbst wenn ich wollte.
Das Vertrauen ist einfach weg und damit ist diese Freundschaft auch gestorben.

Es gibt aber auch Gott sei Dank andere Menschen, die nicht so handeln.
Um es mal salopp auszudrücken: Arschlöcher findet man überall.
Und auf solche „Freunde“, wie in Deinem Beispiel kann man getrost verzichten!
Glücklicherweise sind nicht alle so … ;)

auf Enttäuschung könnte man auch so reagieren:

Ich habe mich von einem Kumpel abgewendet, der damit nicht klar kam, dass seine Freundin Schluss gemacht hatte. Wenn wir uns trafen, war das Thema nur sie. Er war nur noch fertig mit dem Nerven und hat manchmal geweint. Ich war für ihn da, hab ihn getröstet und versucht aufzubauen. Aber es hat sich nichts geändert, jedesmal wenn wir uns trafen, ging das Leiden von vorne los. Als ich selbst eine bitterböse Enttäuschung erlebte, hab ich gemerkt, dass ich nicht mehr in der Lage war, für ihn da zu sein. Ich benötigte meine Kraft für mich selber, ich konnte ihm keine mehr geben.

@jimmy82
Eigentlich überwindet man Enttäuschung recht einfach:
Indem man sich darüber bewusst wird/ ist das die Menschen unterschiedlich sind. Das sie unterschiedliche Lebenseinstellungen, Wünsche, Bedürfnisse, aktuelle Lebensziele haben. Das sie daurch eben auch mal aneinander geraten oder aber bei irgendeinem Thema/ in irgendeiner Lebenssituation nicht kompatibel sind.


Man könnte es auch etwas philosophischer ausdrücken:
Auf unserem Lebensweg begegnen wir Menschen.
Manche dieser Menschen begleiten uns ein Stück unseres Lebensweges,
manche nehmen irgendwann eine Abzweigung weil ihr eigener Lebensweg ab diesem Punkt anders verläuft.
Manchmal treffen sich die Lebenswege alter Freunde ab irgendeinem Punkt wieder, doch oft meistert man gemeinsam nur ein kleines Stück des Weges.

So, und jetzt aus meinem persönlichen Repertoire:
Man enttäuscht manche Menschen im Leben, man wird von manchen Menschen im Leben enttäuscht. Ganz vermeidbar ist das nie. Oft geschieht das nicht mal mit Absicht.
Manchmal bleibt einem nix anderes übrig als mit den Achseln zu zucken, das Geschehene abzuhaken und weiterzuleben.

@slobber

slobber schrieb:Manchmal bleibt einem nix anderes übrig als mit den Achseln zu zucken, das Geschehene abzuhaken und weiterzuleben.

Wenn sich „Freunde“ wegen einer Krankheit, wie es im EP steht, von einem abwenden, fällt das abhaken aber nicht gerade leicht. Da kann man schon mal vom „Glauben“ abfallen.
Oft ist die Ursache, dass Menschen mit Krankheit und/oder eventuellem Tod nicht umgehen können oder wollen.
Das geschieht irgendwo, in Syrien, aber nicht im eigenen Freundeskreis.

Im Prinzip hast Du recht, aber jeder geht halt anders damit um.

@jimmy82

Wie mit Enttäuschungen umgehn? Nun am Anfang steht die Erkenntnis, dass alles vergänglich ist: Freundschaften, Gesundheit, der eigene Körper:

Der Tod wohnt allen zusammengesetzten Dingen inne - Buddha

, was immer es auch sein mag. Diese Erkenntnis ins Leben zu integrieren heisst bewusster Leben, heisst sich über nichts mehr in dieser Welt wundern. Ausgehend von dieser Erkenntnis sollten wir versuchen eine stoische Gleichmut an den Tag zu legen.
Wer sich von allen Illusionen und Lebenslügen befreit hat, sich radikal "enttäuscht" hat, wird ein Leben lang immun gegen alle Enttäuschungen sein. Auch wenn das bedeuten kann, ein Stück zu sterben und kälter zu werden - die Methode ist so kompromisslos und radikal wie sie wirksam ist.

@DiePandorra
Mein Mann und ich haben das mit einem (damals) befreundeten Ehepaar erlebt.
Es ging zwar nur letztrangig um Krankheit (dennoch um eine sehr heftige Situation die auch anders hätte ausgehen können), aber es war wie ein emotionaler Faustschlag für uns. Ich habe lange überlegt warum und wieso, hab versucht zu klären... um dann nur festzustellen das es eben manchmal nichts bringt. Ich habe gelernt abzuhaken.
Wir zählen sie nicht mehr zum Freundeskreis, allenfalls zu Bekannten mit denen man nix groß zu tun hat. Es juckt uns nicht mehr, dafür wissen wir auf wen wir wirklich zählen können

@jimmy82

Kenne ich. Allerdings ist die Erkenntniss des Irrglaubens eine Erleichterung für mich gewesen als ein Schlag auf den Boden der Realität. Um so härter der Schlag auf dem Boden der Realität um so schneller und höher katapultiert es einen in die Höhe wo man sich desto mehr erleichtert fühlt. Dies enspreche den langen Prozess. Einen kurzen Prozess gibt es nicht weil der Schlag auf den Boden der Realität völlig aus bleibt da sofern das bereits vorhandene Bewusstsein den Fall beobachtet und man (selbst)sicher landet.

Also ich finde wenn man sich so eine Gleichgültigkeit zulegt und keinerlei Erwartungen mehr hat, dann gibt es doch irgendwie garnichts mehr was erstrebenswert erscheint. Also ich meine das Leben für sich genommen ist doch recht sinnlos. Man kann doch nur in Liebe, Freundschaft usw. Erfüllung finden. Aber wenn man sich auf Liebe, Freundschaft usw. nicht verlassen kann (denn dann hätte man ja Erwartungen), wozu soll ich denn dann noch morgens ausm Bett steigen?