Macht uns die moderne Arbeitswelt zu funktionierenden Zombies?

Wenn ich nach Feierabend durch die Stadt gehe oder Straßenbahn fahre, erhalte ich immer öfter den Eindruck, dass die Menschen in Deutschland sehr frustriert und ausgelaugt sind und sehr viele latente Aggressionen mit sich herumtragen. Die moderne Arbeitswelt verursacht einen ziemlichen emotionalen Triebstau. Das Bedienen von Computern ist oft eine kommunikationsarme und emotionslose, teilweise aber auch sehr langweilige Tätigkeit. Lässt sie uns abstumpfen und depressiv werden? Früher wurde nach meinem Eindruck im öffentlichen Raum wesentlich mehr unter Fremden kommuniziert. Heute wirken die Menschen wie abgeschottet. Die starke Inanspruchnahme durch die Arbeitswelt führt zu Lustlosigkeit und zunehmender Optimierung der Freizeit. Sind die Arbeitnehmer von heute nur noch wandelnde Zombies?

Wenn du jetzt von der stumpfen Fließbandarbeit redest, die direkt nach der Industrialisierung aufkam, würde dein Text Sinn machen. ;)
Guck dir mal die damals herrschenden Arbeitsregeln und -bedingungen an und vergleich das mal mit heute. Uns ging es so gut wie nie. Zombies gibt es nur am Smartphone.

Hat nichts mit der modernen Arbeitswelt zu tun, ich denke, die meisten Jobs machen die Menschen generell irgendwann zu Maschinen. Egal ob heute oder vor 200 Jahren.

Hab ich gerade ein dejavú, so einen Thread gibt's doch schon höh?! :ask:

Ich bin kein arbeitszombie, habe einen lockeren Bürojob :D

@löm
Aber kreatives Arbeiten am Computer ist auch eine Illusion. Die meisten Produkte werden nicht benötigt und die Tätigkeit ist äußerst einseitig: tippen und Maus hin- und herschieben. Noch schlimmer ist es, wenn man mit schlecht programmierter Software arbeiten muss, wovon es haufenweise gibt. Sinnlose Reports, quartalsweise Zahlenfriedhöfe erstellen,... Ist das besser als Fließbandarbeit?

Ich wäre gern ein zombie wenn ich dadurch wieder arbeit hätte ...und dann auch noch als funktionierend gelten würde...

@inspektor

Die Menschen sind nicht einfach nur unzufrieden wegen trockener beruflicher Tätigkeiten. Es ist eher das endlose Laufen im Hamsterrad, welches apathisch macht und dafür sorgt, dass die Zeit subjektiv schnell vorbeigeht. Dauernde Wiederholung, kein Abenteuer, und im schlimmsten Fall reicht der Verdienst gerade noch zur Deckung der Lebenserhaltungskosten. Unter solchen Umständen kann man keine Zufriedenheit erreichen.

Dazu kommen noch steigender Stress durch höhere Leistungsanforderungen, mehr Reizüberflutung durch Werbung, Medien usf. Das alles kann einen einfach ausbrennen.

Noch kontraproduktiver ist die zunehmende Verwässerung der Freizeit. Dank Smartphone und Internet nimmt der Beruf immer mehr Raum im Privatleben ein. Abschalten wird da schwieriger, was den Dauerstresspegel konstant hoch hält. Da wir unsere Mindsets dem Markt anpassen, wird Aufopferung für die Arbeit zur Selbsverständlichkeit, während dem im Hintergrund stetig schwelende Existenzbedrängnisse oder unterdrückte Wünsche, wie einfach mal auszubrechen, gegenüberstehen.

Es ist ein Dilemma, das da vorhanden ist. Wirklich sinnvoll, auf Arbeitsbedingungen von vor 100 Jahren hinzuweisen und diese mit den heutigen zu vergleichen, ist es nicht, da das Problem nur relativiert, aber nicht analysiert, geschweige denn mit einer Lösung angegangen wird.

@inspektor
Bin da voll deiner Meinung, traurig aber wahr. Wenn ich mir so einige Jobs (Fließbandarbeit, einseitige Bürojobs als Assistent, Verwalter, etc) anschaue, auch kein Wunder. Der Mensch verlernt seine Kreativität und wird zum Fachidiot

Wer arbeitet denn schon gerne? :D

Aus meiner Sicht ist die Arbeitswelt eim gruseliger Ort, an dem man nicht sich selbst sein kann und man nur dort ist, um sein Leben finanzieren zu können.

Niemand macht das freiwillig. Zumindest ich nicht.

@Scox
Ich habe den Eindruck, dass gegenüber den 70er- und 80er-Jahren das menschliche Mitgefühl stark zurückgegangen ist: weniger Empathie, weniger Hilfsbereitschaft, weniger Solidarität. Das liegt zum einen an dem Zwang zur Perfektionierung der eigenen Arbeitskraft, zum anderen aber auch an der überwiegenden "Kommunikation" mit Computern und Maschinen.

@inspektor

Jep. Das liegt an der Zerstückelung der Gesellschaft von einem zusammenhaltenden Kollektiv in Einzelkämpfer. Den Satz "Ich muss selbst gucken, wie ich über die Runden komme" hast du bestimmt schon mal gehört. ;)

@inspektor

in einigen Firmen wird mit Absicht durch die Geschäftsleitung Missgunst gesäht ...
so arbeiten alle gegeneinander und die Bereitschaft den anderen anzuprangern steigt da die Ängste vollstens ausgenutzt werden. .
ich für meinen Teil mache auf der Arbeit so viel wie nötig und so wenig wie möglich :D
da hab ich kein schlechtes Gewissen ich will nicht als Sklave enden

@inspektor

inspektor schrieb:Wenn ich nach Feierabend durch die Stadt gehe oder Straßenbahn fahre, erhalte ich immer öfter den Eindruck, dass die Menschen in Deutschland sehr frustriert und ausgelaugt sind und sehr viele latente Aggressionen mit sich herumtragen. Die moderne Arbeitswelt verursacht einen ziemlichen emotionalen Triebstau. Das Bedienen von Computern ist oft eine kommunikationsarme und emotionslose, teilweise aber auch sehr langweilige Tätigkeit. Lässt sie uns abstumpfen und depressiv werden?

Nein kann ich so nicht sagen. Ich fahre ja auch oft S-Bahn, und ich
komme jedes Mal mit anderen Leuten in Kontakt.

Wenn ich merke, das jemand ortsfremd ist und in irgendwelchen
Plänen herumkramt, dann frage ich immer ob ich helfen kann.

Das Angebot wird in der Regel gerne angenommen, und es ergibt
sich jedes Mal ein kleiner Schwatz.

Und dabei hacke ich auch den ganzen Tag nur auf dem Computer
herum :)

inspektor schrieb:Wenn ich nach Feierabend durch die Stadt gehe oder Straßenbahn fahre, erhalte ich immer öfter den Eindruck, dass die Menschen in Deutschland sehr frustriert und ausgelaugt sind und sehr viele latente Aggressionen mit sich herumtragen.

Ich sag mal in den 80,90 ern hatte man vielleicht noch die latente Hoffnung auf Besserung, mittlerweile ist der Kapitalismus ja in voller Blüte und da fallen dem einen und anderen dann doch die Schattenseiten ins Auge.
Das man da vor lauter Betriebsamkeit ohne menschliche Fortentwicklung nich mehr lächeln kann,
wundert nicht.

Ich kenne viele Menschen, die sich durch Seminare (Zeitmanagement, Führung, ...) sehr verändert haben. Sie haben keine Zeit mehr und funktionieren nur noch wie Roboter. Ihre Rolle als Arbeitnehmer hat ihr Ich schon längst aufgefressen.

Wenn die Arbeitgeber wieder bereit währen vernünftige Löhne zu zahlen sähe die Welt auch ein wenig anders aus.

Aber in Zeiten von Leiharbeit , Werksverträgen und von den Gewerkschaften unterstützer Lohnverzicht sehe ich keine grosse Zukunft für den gemeinen Malocher mehr.

Der Arbeiter hat keine Lobby mehr, die Investoren und Aktionäre machen dermassen Druck wegen ihren "redlich" verdienten dividenden , das für den arbeiter kaum was bleibt ausser in unbezahlte Überstunden oder sonstige Lohnkürzungen einzuwilligen.

@Heijopei
Die finanzielle Komponente ist die eine Seite, viel schlimmer finde ich mittlerweile die Bevormundung, Unterdrückung und Überwachung in der Arbeitswelt. Sie macht Menschen innerhalb kürzester Zeit kaputt. Sie greifen unmittelbar in die Persönlichkeitsrechte des Arbeitnehmers ein und setzen das Grundgesetz lokal außer Kraft.

@inspektor

inspektor schrieb:Die finanzielle Komponente ist die eine Seite, viel schlimmer finde ich mittlerweile die Bevormundung, Unterdrückung und Überwachung in der Arbeitswelt. Sie macht Menschen innerhalb kürzester Zeit kaputt.

Kann man das voeinander trennen?
Das eine zieht das andere nachsich, der Arbeitsmarkt ist doch schon völlig entmenschlicht.

Kommst du nicht mehr mit steht der nächste schon in der Schlange um dich zu ersetzen.

In meinem persönlichen Fall ist das noch nicht so akut , weil ich eben noch gebraucht werde und schon lange in der Firma bin.

Fakt ist aber dass man heutzutage sehr schnell abserviert wird , nichtmal mehr die Gewerkschaften können helfen.

Der Turbokapilasmus hat uns voll in der Zange, wir sind an einem Punkt angelangt wo der ewige Wachstum ins stocken gerät und Gewinne nur noch über die Arbeiter zu realisieren ist, die da oben wollen ihre Rendite trotzdem haben.

@Heijopei
Und wenn ein Unternehmen am Abgrund steht, beginnen sich die Mitarbeiter selbst zu zerfleischen, und alles ist von der Geschäftsleitung initiiert.

@inspektor

inspektor schrieb:und alles ist von der Geschäftsleitung initiiert.

Was dachtest du denn?
Die Geschäftsführung muss Zahlen vorlegen, und wenn der Markt gesättigt ist geht das eben nur noch über den Arbeiter.

Die investoren im Hintergrund intressiert das einen scheiss, die wollen nur ihre drölfte million auf den Konto sehen die sie wahrscheinlich sowieso nie ausgeben werden.
Entscheidend ist das "haben" wollen, und es wird fröhlich weiterspekuliert.

und wenn die Kreditkartenblase platzt gehts richtig rund , da war die Krise von 2008 Kindergarten gegen.

Dann reibt sich die Hochfinanz erst richtig die finger weil deren Geschäftsmodell dann erstmal richtig zum tragen kommt.