Warum ist bei Menschen immer „alles in Ordnung“, wenn man fragt?

Ich wusste nicht genau, ob diese Diskussion besser in den Bereich Philosophie gepasst hätte, unter der Rubrik Menschen (insbesondere Gesellschaft) finde ich sie jedoch besser eingeordnet.

Es geht um die Frage, warum Menschen anderen auf die Frage, wie es in der Schule, im Studium oder auf der Arbeit etc laufe meistens so antworten, dass alles in Ordnung sei. Dass die Klausuren gut gelaufen sind, man keine Probleme im Studium hat und sich auch nicht über die Arbeit beklagen kann.

Oft es ist so, dass es nicht stimmt. Dass man mit etwas mal nicht klar kommt. Das ist menschlich. Warum wird der Fragende dann jedoch angelogen und mit einem „alles in Ordnung“ abgewimmelt?

Liegt es etwa daran, dass Fehler oder Schwächen ungern zugegeben werden möchten, man sich dem Gesprächspartner gegenüber als herausragend präsentieren will oder sind es andere Gründe, die dieses soziale Fehlverhalten( das es in meinen Augen darstellt, seine Mitmenschen anzulügen) verursachen?

Ich denke eher, weil Hinz und Kunz fragen wie es einem geht ... und logischerweise wollen die ja auch wissen warum, wenn man "Schlecht" sagt, aber das geht diese Leute ja eigentlich nichts an.

Bei Freunden und Familie antworte ich ehrlich, aber alle anderen bekommen ein "Gut."

Außerdem ist es meistens doch eh nur eine Floskel und die Leute wollen nicht wirklich wissen, wie es einem geht.

Keine Lust auf Smalltalk würde mir noch einfallen!

@Ciela

Ciela schrieb:Außerdem ist es meistens doch eh nur eine Floskel und die Leute wollen nicht wirklich wissen, wie es einem geht.

Einerseits wahr, andererseits schade.

@somnipathy
Ich antworte immer

"Besser als morgen" oder
"Beschissen wie immer" ersatzweise auch mit
"Mieser als vor zwei Minuten"

@Warhead

Warum besser als morgen?

Vielleicht weil bei Rudeltieren Anzeichen von Schwäche ("Probleme") dazu führen können das die dominanten Individuen es für ihren Vorteil ausnutzen.
Ich glaube es kommt auch vor das Tiere die schwer krank sind, dennoch eine möglichst normale Verhaltensweise zeigen, damit die Schwäche nicht erkannt wird. In der Natur kann das überlebenswichtig sein.

In der Natur sieht das dann so aus das ein dominanter Affe herum rennt und brüllt und manchmal kassieren dann einige der schwächeren Rudeltiere eins auf den Kopf, womit es seine Stärke demonstriert und Konkurrenz einschüchtert.

Bei Menschen läuft es etwas zivilisierter ab, die erzählen und lästern dann gerne mal untereinander über eine andere Person und ihre Probleme. Womit des soziale Ansehen der Person herabgesenkt wird.

Deswegen ist man eher dazu geneigt Menschen den man vertraut mehr zu erzählen und sein wahres Befinden zu erklären.

Vielleicht wollen sie bei weniger Bekannten ihre Schwäche nicht zeigen.
Wenn man sagt, es geht einem nicht gut, so kommt dann die obligatorische Frage, ja was ist denn los, und, kann man helfen und so weiter.
Viele wollen nicht ihre ganze Geschichte erzählen, so sagen sie einfach es ist alles in Ordnung.

Bei mir ist es so, nur bei guten Bekannten und Freunde, sage ich wie es bei mir in Wirklichkeit steht.

@Lightstorm

Zutreffend und anschaulich erklärt. Danke dafür!

Lichtpups hats schön gesagt ..

ich sag nie das was in Ordnung is .. ich sag immer"geht so" oder sowas ...

@tic

Und wie ist meist die Reaktion der Gesprächspartner darauf? Interessieren tut mich vor allem, welche Gesprächspartner wie reagieren. :)

die die mich kennen wissen was ich sag und fragen garnich so direkt ..
najah wenn nen Fremder mal fragen sollte was sehr selten is sag ich schon "ok" weil kein bock dem mein scheiß zu erzählen .. kommt 1x im Jahr vor oder so ..

@tic

Wie sieht es mit Bekannten oder Freunden von Freunden aus?

Wie antwortest du in der Regel auf Fragen wie „na, alles klar“? Ich finde, dass solche Floskeln die blödesten überhaupt sind.

hm, so wird sich nich begrüsst bei mir ... das zeugs "was machste/wie gehts" etc kommt ab und an im laufe des Abends oder so im Gespräch ..

aber is bei mir schon etwas her ..

@tic

Ich im Grunde auch nicht. Wenn ich jedoch zufällig Freunde von Freunden sehe, die ich irgendwann mal irgendwo getroffen bzw mit denen geredet habe, ohne dass wir uns weiter kennen, werde ich sowas hin und wieder mal gefragt und mehr als ein „gut und selbst?“ fällt mir da auch nicht ein.

wenn du sagst "geht so" bei Frauen kommt Interesse auf :D @somnipathy

bzw man hat direkt nen Einstieg wenn Frauchen mitmacht ..

@tic

Das mag in der Tat zutreffen. :)

Sheldon würde sagen: es handelt sich einfach um eine gesellschaftlich anerkannte Konvention.
Wie ein Ami sagt "Howdy!" und er fragt niht nach Deinem Wohlbefinden.

..abgesehen ist Deutschland ein Schlechtredner, Mauler- und Tuschelland. Möchtest Du vom Pfarrer Deiner Gemeinde ungeeahnt getröstet werden ...unter wohlwollendem Nicken der Gemeindeältesten?
...weil inzwischen jeder besser über Dich Bescheid weiss, als Du selbst?

Nun ja, also ich schreib mal so aus meiner Sicht. Es kommt immer darauf an, wer mich Fragt. Ist es jemanden den ich nicht kenne, dann gibt´s ein ganz verständlich klingendes "gut"
Wenn es aber ein vertrauter ist, wie ein Freund, dann bin ich da etwas Detail genauer. "Gut/ schlecht/ geht so/ haut rein, weil..."
Manchmal ist es aber auch bei Leuten, die ich nur seit kurzem kenne, aber mir beispielsweise etwas auf der Seele schwingt, das ich Unbedingt loswerden muss. Dann babbel ich die eben voll :D

Vor allem dann, wenn sie mit ihren kleinlichen Problemen daherkommen, und sich (aber nur dann) richtig darüber ärgern. Wenn sie jedoch traurig sind, zeig ich dann ein bisschen Mitgefühl, kann ja nicht schaden :D

@somnipathy


Wunschvorstellungen von Menschen können sich auf verschiedenste Arten ausdrücken. Die beliebteste ist:

Alles ist in Ordnung!