Wieso verlernen viele ihre Muttersprache?

Bei mir iz es beispielsweise so, dass ich zwei Muttersprachen hab und die eine eben besser entwickelt iz als die andere, da ich mich ja zwischen den zweien im schulischen Sinn habe entscheiden muessen.

Ich denke es spielt auch eine Rolle bis zu welchem Alter man die Muttersprache gesprochen hat.
Im Kleinkindalter wird Sprache und die dazugehörige Grammatik erst ausgebildet und im Laufe der Jahre verfestigt.
Kommt in jungen Jahren dann eine Zweitsprache hinzu, die eher gefördert wird und die Erstssprache verdrängt, so wird diese langsam verlernt.

Zieht man im Erwachsenenalter hinzu und lernt die Zweitsprache, so wird man die Erstsprache eher nicht verlernen, da diese verfestigt ist.

Das Alter spielt bei der Sprachentwicklung eine große Rolle.

Wie @Kc auch schon sagte, würde er jetzt in die USA ziehen, würde er Deutsch zwar eventuell kaum sprechen, aber auch nicht verlernen. Wäre er als Kind dort, dann sähe das schon anders aus.

@BarbieUndKen
Allerdings besteht die Gefahr das kc (als Erwachsener) nach einigen Jahren in der USA - beispielsweise 20 Jahren - aus der Übung kommt mit der deutschen Sprache.
Diese verwäscht dann regelrecht, man überträgt automatisch die Aussprache bestimmter Buchstaben oder Buchstabenkombinationen.... und das klingt in der deutschen Sprache dann ziemlich seltsam.

Sicher, mit etwas Übung verschwindet diese Art der Aussprache nach einiger Zeit wieder, wenn man konsequent darauf achtet...
Und mit etwas Grips und Anstrengung fallen einem auch die weniger gebräuchlichen deutschen Worte und Redewendungen wieder ein...
Aber es braucht eben etwas Zeit.

@slobber
Ja kommt auch auf das Umfeld an, wenn er dort mit absolut niemandem deutsch spricht, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich höher.

Aber guck dir Arnold Schwarzenegger an. Ich glaube nicht, dass er sehr viel deutsch spricht in den USA und dennoch habe ich neulich ein Interview mit ihm gesehen wo er dann ganz normal gesprochen hat, abgesehen vom österreichischen Akzent :troll:
Aber hast vollkommen recht, man überträgt dann teilweise die dortigen Spracheigenheiten mit in die Muttersprache.

@BarbieUndKen
Also ich finde schon das Arnie einen amerikanischen Akzent hat, fällt durch das österreichische nur nicht ganz so auf

@slobber
Ja wie du schon gesagt hast, überträgt man son paar Sachen. Aber die Grammatik oder Wortwahl fiel ihm nicht schwer.

@BarbieUndKen
Als Person im öffentlichen Leben würde ich aber auch auf meine Aussprache achten.

Bei irgendeinem Festchen, vor einigen Jahren, begegnete mir mal eine Frau deren Deutsch nach 20 Jahren USA ziemlich verwaschen war... also die Aussprache und sie hatte auch Probleme im Spontangespräch direkt die Worte im Kopf zu haben die sie grade brauchte.

Hast du aber jemanden mit dem du im Ausland regelmäßig deine Muttersprache sprechen kannst dann wird das nicht so tragisch.
Ein Bekannter von mir ist Amerikaner, hat eine deutsche Mutter und das Deutsch das er spricht (sogar relativ gut, mit schwäbischem Akzent) bekam er von seiner Mutter beigebracht. Mit ihr spricht er in der Hauptsache Deutsch wenn sie sich sehen

@slobber
@BarbieUndKen

Ich hab manchmal Mitstudenten, die eine andere Muttersprache haben, als die deutsche, gefragt, wie sie denken. Ob sie auf Deutsch oder meinetwegen auf Persisch denken (alle sind entweder in frühem Kindesalter nach D. gekommen und hier aufgewachsen oder in Deutschland geboren).

Und sie meinten, sie würden hier hauptsächlich ,,in Deutsch denken", weil ihr ganzes Umfeld, ihr ganzes, tägliches Leben in deutscher Sprache stattfindet.

Nur, wenn sie sich mit Leuten unterhalten, die ihre Muttersprache sprechen oder Deutsch nicht können, dann ändert sich das. Zum Beispiel wenn die Eltern kein Deutsch gelernt haben, mit denen reden sie dann natürlich Persisch oder Twi.


Finde ich eigentlich auch naheliegend, dass man, sofern man die entsprechend dominante Sprache eines Landes, in dem man lebt, spricht und sich nicht abschottet, dann auch hauptsächlich diese zu verwenden.

Übrigens habe ich auch schon gelesen und gehört, dass teils heutige Jugendliche und Kinder, deren Großeltern nach Deutschland gekommen sind, immer weniger deren Heimatsprache sprechen.

Problematisch ist es, wenn sie WEDER die Muttersprache der Eltern und Großeltern richtig können, noch richtig Deutsch.


Ich glaub, man sollte zumindest eine Sprache richtig gut beherrschen, damit man darauf für andere Sprachen aufbauen kann. Denke, es wäre mir z.B. sehr schwer gefallen, Englisch richtig zu lernen, wenn ich nicht vorher richtig Deutsch gekonnt hätte. In dem Alter, wo ich mit Englisch angefangen habe in der Schule waren die ganzen Grundzüge des Deutschen schon bei mir gefestigt, daher war die Übertragung leichter.


Und wie Barbie dann auch schrieb - wenn ich jetzt längere Zeit in einem englischsprachigen Land leben würde, dann würde ich wahrscheinlich auch fast nur noch Englisch verwenden.
Aber vor dem Verlernen von Deutsch kann man sich ja schützen, indem man zum Beispiel Nachrichten auf Deutsch ließt, Bücher, sich Filme auf Deutsch anschaut oder einige deutschprachige Bekannte und Freunde hat.

Kc schrieb:Ich glaub, man sollte zumindest eine Sprache richtig gut beherrschen, damit man darauf für andere Sprachen aufbauen kann.

Genau das ist der Knackpunkt beim Erlernen einer Zweitsprache. Aber die Sprachen müssen sich in dem Fall auch im Aufbau ähneln, was bei Deutsch und Englisch der Fall ist.

Einem Russen oder Araber wird es schwerer fallen Deutsch zu lernen als eine verwandte Sprache aufgrund der massiven Unterschiede im Aufbau und den Buchstaben.

Ich hab ja erst vor Kurzem ne wissenschaftliche Arbeit über das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache geschrieben und bin somit Experte :troll:

@BarbieUndKen
also ich finde gerde araber tun sich beim sprachen erlehrnen leichter da die von Natur aus mehrere Sprechen.
Gestern beim Probearbeiten einen Irakischen Kurden kennengelehrnt der 5 Sprachen spricht. (arabisch, Persisch, Kurdisch, Englisch und Deutsch)

Im arabischen Raum gibt es viel weniger homgene Länder als hier in Europa.

@interrobang
Kommt wohl auf die Person an. Gibt natürlich immer Leute, die gewisse Sprachen leichter lernen als andere. Aber generell ist es einfacher, wenn der Aufbau der verschiedenen Sprachen ähnlich ist.
Was natürlich nicht bedeutet, dass man komplett fremde Sprachen nicht erlernen kann. Es erfordert dann halt etwas mehr Zeit und Geduld :)

Waren auch nur Beispiele.
Ich kenne auch 1 Russen, der nach 6 Jahren in Deutschland AKZENTFREIES Deutsch spricht, man hört wirklich absolut gar keinen russischen Hintergrund raus.
Aber das ist eher die Ausnahme :-)

@BarbieUndKen
und genau das machen viele falsch......mein Kind zum Beispiel ist deutschsprachig aufgewachsen, um überhaupt eine reguläre Muttersprache zu haben und ich eben auch als Deutsche spontan (im Muttermodus) deutsch mit ihr sprach....da das häusliche Umfeld auch englisch war, hat sie das von Anfang an mitbekommen, auch verstanden aber früher nie gesprochen.....ich habe auch immer darauf geachtet, dass sie keine "Umgangssprache" oder Dialekt spricht, denn man sollte erst einmal eine Sprache perfekt in Wort und Schrift beherrschen, um sie dann quasi "abzuwandeln" oder eine andere dazu kommen zu lassen. Da habe ich die besten Erfahrungen mit gemacht.

@interrobang
aber in der Regel keine perfekt, das ist auch kein Problem, aber es ist eben ein Unterschied, ob man eine Sprache sprechen und verstehen kann oder ob man sie in ihrer Gänze beherrscht und nicht nur im einfacheren Sinne

@interrobang

Arabisch, Persisch und Kurdisch dürften sich aber auch ziemlich ähnlich sein. Da ist es dann nicht SO extrem schwer, diese zu erlernen.

Wenn ich dagegen mal mein Beispiel nehme: Ich muss altgriechisch Lernen, zumindest so, dass ich mit Hilfe eines Wörterbuches auch kompliziertere Texte übersetzen kann.

Für mich ist da nicht das Schwierige, dass Altgriechisch viele, verschiedene Endungen für Substantive und Verben hat, alle mit unterschiedlicher Bedeutung, die sich auch nochmal in Kombination mit anderen Wörtern und Formen ändern kann, nicht die Stammformen oder die vielen, kleinen Wörter und Akzente, die auch Bedeutungen abändern.

Das sind alles Dinge, die kann man auswendig lernen.

Das Schwierige ist für mich, dass sich die Strukturen, der Satzbau, so stark von Deutsch unterscheiden. Da braucht man erstmal Zeit, um ein Gefühl für zu entwickeln, wie das funktioniert.


Deutsch und Altgriechisch sind strukturell sehr verschieden.

Arabisch und Persisch gleichen sich da vermutlich viel eher und sind somit auch einfacher zu lernen, wenn man schon eine der beiden Sprachen kann.

@Kc
Er sagte das arabisch und Persisch grob wie englisch und deutsch ist.

Wenn ich mit meinen amerikanischen Kumpels damals mehrere Stunden am Stück unterwegs war unterhielten wir uns nur auf Englisch.
In diesen paar Stunden begann ich dann auch schon teils auf Englisch zu denken.
Besonders ausgeprägt war dies wenn ich mindestens 24 am Stück mit ihnen zu tun hatte.

Kam ich dann heim, wurde etwas von meinen Eltern gefragt, dann brauchte ich immer etwas Zeit um im Gehirn umzuschalten.
Das sah dann die ersten 15 Minuten etwa so aus:
"Töchterlein, kannst du bitte nachher für mich zum Einkaufen fahren?"
[in Gedanken legte ich mir zurecht was ich auf Englisch antworte. Danach übersetzte ich zurück ins Deutsche.. und dann konnte ich meinen Eltern erst antworten].

@Kc

genau der Knackpunkt ists bei vielen alten Textübersetzungen vom Altgriechisch, deswegen Vorsicht bei Interprätationen aus moderenen Bibeln, wenn was zu wort wörtlich genommen wird und etwas nur falsch wiedergegeben ;)

@interrobang
Das bezweifle ich stark. Komplett anderes Alphabet, anderer Aufbau, Grammatik usw. usf.
Sagen kann man viel wenn der Tag lang ist :)
Arabisch ist eine westsemitische Sprache und Deutsch sowie Englisch westgermanische. Nicht mal der weitere Sprachzweig ist derselbe.

@Kc
Genau so siehts aus. Als ich ein Seminar Altgriechisch lernen musste, hatte ich mehr Glück als meine Kommilitonen, da ich in der Schule Russisch gelernt hatte und somit das griechische Alphabet, trotz dessen es anders ist, leichter lernen konnte, da Ähnlichkeiten vorhanden sind.

@DieSache

Stimmt - deshalb gilt ja auch heute in der Theologie die Maxime, dass man in der Lage sein sollte, SELBST einen altgriechischen Text zu übersetzen.

Und nicht nur angewiesen ist auf das, was andere gemacht haben.

Ich hab beispielsweise von unseren Übungstexten (alles Werke von Platon) auch deutsche Übersetzungen, um zu schauen, ob meine Übersetzungen richtig sind.

Da ist es häufig der Fall, dass die Übersetzungen beide grammatikalisch richtig sind - aber ich trotzdem nicht genauso übersetzt habe, wie der Verfasser der Vergleichsübersetzung.

Denn Übersetzungen in andere Sprachen sind ja immer Übertragungen, man muss sich immer fragen:
,,Was hat der Verfasser in dieser Sprache gemeint? Und was heisst das in meiner?"

Da kann es viele Akzentuierungen geben.

Altgriechisch ist "Koppakrobatik" pur, man merkt dass diese Kultur den Grundstein für moderen Wissenschaften legte...Philosophie die Schule der Weisheit, manches arg verkopft, aber gut, auch künstlerisch und kreativ...

Ja und ich bin im OT gelandet!

Sprache ist wie ein Saiteninstrument, je kühler das Klima um so rauher, verstimmter der Ton ;)