Berufliche Neuorientierung - soll ich es wagen?

Hallo zusammen,

ich hoffe, ich bekomme hier ein paar Meinungen und Ratschläge. Ich erzähle euch am besten erstmal meine "Geschichte". Ich bin 22 Jahre jung und Angestellte Bürokauffrau. Ich habe meine 3jährige Ausbildung im Sommer 2012 abgeschlossen und wurde von meinem Ausbildungsbetrieb zunächst als "Springer" übernommen. Diese Firma ist ein Lebensmittelproduktionsbetrieb (Fleisch und Wurstwaren). Während meiner Ausbildung wurde ich schon flexibel eingesetzt, was mir auch große Freude bereitete (Verpackung, Materiallager, Produktion, Verkauf). Es war sehr vielfältig und umfangreich. In dieser Zeit stellte ich bereits fest, dass ich eigentlich garkein "Bürohengst", sondern eher der praktische Arbeiter bin! Aber ich wollte trotzdem meine Ausbildung zur Bürokauffrau erstmal abschließen.
Das Ziel meines AG ist es, mich in der Lohnbuchhaltung einzuarbeiten, da die Kollegin Ende diesen Jahres in Rente geht. Aber leider finde ich diesen Posten voll öde :(
Noch ist es ja so, dass ich, wie während meiner Ausbildung, überall eingesetzt werde, wo jemand fehlt oder viel anfällt. Also noch ist es für mich auszuhalten. Aber wenn ich dann nachher die Lohnbuchhaltung alleine führe, wird das auch mein fester Arbeitsplatz bleiben und die Abwechslung fällt flach!

Bis vor Kurzem war ich noch 3 Monate lang in der Verpackung (Kommisionierung) beschäftigt. Als ich dann wieder ins Büro musste, ist schon eine kleine Welt für mich zusammen gebrochen! Ich habe fest gestellt, dass mein Interesse an der Wurstwarenproduktion, sprich der Beruf einer Fleischerin, sehr groß ist. Auch privat schlachten wir und produzieren dann Wurst, was mir immer sehr großen Spaß macht. Im Büro gehe ich einfach nur tot unglücklich ein.

Mein AG weiß auch, dass ich in meinem erlernten Beruf sehr unglücklich bin. Aber trotzdem will er unbedingt, dass ich den Posten in der LB übernehme. Er verspricht mir eine Perspektive usw.
Jeder sagt zu mir das ist eine super Chance. Was ja auch richtig ist und ich freue mich sehr, dass mein AG sich so sehr für mich einsetzt. Nur ist es das alles wert, wenn man in dem Beruf totunglücklich ist? Ich will nicht kündigen oder sowas dazu fühle ich mich hier viel zu wohl.

Aber ich spiele schon länger mit dem Gedanken, noch eine Ausbildung zur Fleischerin zu machen. Hier, in diesem Betrieb. Noch habe ich meinem AG nichts davon gesagt, ist ja auch noch ein bisschen Zeit, bis die Lehren wieder beginnen. Ich habe da echt totale Lust drauf auf diesen Beruf, weil ich da richtig aufblühe!

Nur dann habe ich halt das finanzielle Problem. BAB bekommt man ja nur für die Erstausbildung, und da das meine zweite wäre, würde das schon mal weg fallen. Aber ich habe ein Auto und eine Wohnung zu unterhalten. Und so würde ich ja wieder 3 Jahre lang wenig Geld verdienen, und wieder nicht mit dem Arsch an die Wand kommen...hmmm

Was sagt ihr dazu? Vielleiccht ging es euch auch schonmal so oder euren Kindern oder ihr kennt jemanden, der in der selben Lage steckt? Was ratet ihr mir als fremde Person, wenn ihr das einfach mal ganz nüchtern betrachtet? Für eure Meinungen bedanke ich mich schon mal im Voraus :)

LG

Was sind schon 3 Jahre im Vergleich zu 30, 40 oder 50 Jahren die du dann unglücklich im Beruf verbringen musst?

Wir verbringen fast ein Drittel unseres Erwachsenenlebens mit der Arbeit, von daher sollte diese einem schon Spaß machen. Ich weiß das dies oft nicht möglich ist, aber du scheinst eine konkrete Möglichkeit dazu zu haben.

Ich würde sie auf jeden Fall nutzen. Die 3 "verlorenen" Jahre haben dir immerhin dazu gedient herauszufinden was du wirklich willst, und sicherlich auch viele andere Dinge, von daher musst du sie auch nicht als verloren ansehen.

Und lass dir nicht von anderen einreden was gut für dich wäre, das weißt du selbst noch und immer am besten.

Mach doch, hab ich auch gemacht, ist gut

@Rüganer
Wenn Du die Moeglichkeit der Ausbildung bekommst, dann mach es. Aber schmeiss nicht alles hin, falls Du die Chance nicht bekommst.

@Rüganer
Es ist deine Entscheidung, wenn du es so gerne willst mach es doch du merkst, dass du dich im Büro nicht wohl fühlst... das wäre ein neuanfang

Dem schliesse ich mich an, das Leben ist zu kurz um es in Jobs zu verbringen, die man hasst. Und ich kann mir persönlich nichts langweiligeres vorstellen als Lohnbuchhaltung. Aus der anderen Sicht gesehen, würde ich erstmal die Stelle mitnehmen. Aus sicherer Position lässt es sich leichter und vor allem immer noch wechseln, zudem kann Buchhaltung und deren Background ziemlich nützlich sein, auch privat, und es macht sich gut in der Vita.

Übrigens, keine Ahnung, ob dein AG allzu über die Pläne erfreut ist, noch eine Ausbildung bei ihm zu absolvieren. Azubis sind meistens ein Verlustgeschäft und wenn er mit dir auf eine bestimmte Position hinarbeitete, die du nun ausschlägst, wirkt das evtl. wie die kalte Schulter. Zuletzt, Fleischer gibts wie Sand am Meer, fähige Buchhalter sind da schon seltener gesät.

@univerzal
Ich könnte nicht im Büro arbeiten ich muss Arbeitsablaufpläne schreiben und Skizzen zeichnen aber so sachen wie Buchhaltung usw.. wäre für mich nix... ich muss gefordert werden und will verschiedene dinge machen deswegen übe ich den Beruf des Tischlers aus und bis jetzt bin ich total zufrieden

univerzal schrieb:Zuletzt, Fleischer gibts wie Sand am Meer, fähige Buchhalter sind da schon seltener gesät.

Damit magst du Recht haben. Aber ich hatte mich schonmal nach anderen Stellen umgeschaut, wo ich evtl. mehr gefordert werde, aber musste feststellen, dass Bürokaufleute kaum gesucht werden :(




Erstmal danke für Eure Antworten :) nein, nein hingeschmissen wird hier nichts von mir. Nur wenn ich daran denke, noch Jahrzehnte in diesem Beruf zu verbringen, wird mir schlecht. Es ist einfach nur stink langweilig und ich bin auch viel zu hippelig, um länger als 30 min still zu sitzen. Ich stehe außerdem mit dem PC auf Kriegsfuß :D Da ist mein Interesse für die Maschinen im Produktionsbereich schon weitaus größer ;)

Na noch habe ich ja ein paar Monate Zeit darüber nachzudenken. Noch bin ich auch hin- und her gerissen, allein schon wegen dem Finanziellem.

Rüganer schrieb: Da ist mein Interesse für die Maschinen im Produktionsbereich schon weitaus größer ;)

Dann lerne Zerspanungsmechaniker. Das dauert 3 Jahre, mit etwas Glück nur zwei und fordert nicht besonders viel Denkvermögen.

Plan_B du demontierst dich gerade selbst. :D

@Rüganer dazu kann ich nur sagen Aim High, ich bin mir nur nicht mehr sicher ob das er rat meiner eltern war oder ne aintball arena in holland...

@Plan_B
besser zerspanungsmechaniker als Bauschlosser, die brauchen nur 2 sachen: dicker hammer und schweißgerät, alles andere ist für die zu kompliziert

@blutfeder

Deswegen geht es unseren Zerspanungsmaschinen so schlecht.

wo ich evtl. mehr gefordert werde, aber musste feststellen, dass Bürokaufleute kaum gesucht werden

Solche Stellenanzeigen wirst du auch selten finden, Bürokaufmann ist eher die Ausbildungsbezeichnung und Grundlage für andere Berufe. Du kannst dann z.B. dich auf Stellen bewerben wie Sachbearbeiter, Assistenz der GL u. sonstige Assistenzen aller Art, Vertrieb, Einzelhandel, Büroorganisation, Disposition, Kundenbetreuung usw. Mit etwas Berufserfahrung und Spezifikation gehts dann noch weiter, Personalsachbearbeiter und -entwicklung, Marketing, Organisation und Planung (in kaufmännischer Hinsicht), Aussendienst, Buchhaltung, Messen, Key Account und noch zig Sachen, die mir jetzt nicht einfallen.

Das war der Grund, warum ich die Ausbildung mitnahm, danach ist man ziemlich flexibel und klebt nicht zwangsläufig am Drehstuhl. Bei mir ging die Reise Richtung Vertrieb & Marketing. Als Sachbearbeiter, Buchhalter o.ä. würde ich mich auch zu Tode langweilen. @Rüganer

allmotlEY schrieb:nicht besonders viel Denkvermögen.

Und was genau soll mir das jetzt sagen? Dass ich dumm bin?
Bin ich dumm, nur weil ich mich lieber bewege, anstatt den ganzen Tag aufm Arsch zu sitzen?
Und ich bin mir sicher, dass viele nicht mal wissen, wozu welche Maschine in der Fleischwirtschaft gut ist. Fleischer ist ein kreativer Beruf. Grade die Produktentwiclung, die hier bei uns sehr groß geschrieben wird, fordert viel Kreativität und Einfallsreichtum!
Wenn dir dieser Beruf zu niedrig oder sonst was ist, dann sag Bescheid. Wurst essen tust du aber bestimmt, oder?

@univerzal

Ja, Marketing & Vertrieb würde ich auch nicht unbedingt ausschlagen, wenn ich diese Chance bekäme. Aber ich verstehe schon, was du mir sagen willst.

Rüganer schrieb:Und was genau soll mir das jetzt sagen? Dass ich dumm bin?

Nein, das wollte ich damit nicht ausdrücken. Sorry. Im nachhinein sehe ich, es war unglücklich formuliert.
Man kann recht gut verdienen in dem Beruf.

@Rüganer
Auch da gibt es einen Einstieg, beginnt bei Marketingassistent oder Vertriebsassistenz. Dabei wirst du peu à peu mit der Materie vertraut gemacht und regelst das Backoffice im Hintergrund. Aber du verstehst inzwischen, die Ausbildung ist einfach eine tolle und vielseitige Basis.

Wer 3/4 seines lebens für andere arbeitet ist sklave.

@schwa
Kannst du das im Mittelteil noch etwas ausarbeiten oder war es das schon?

Das war's.