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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

29 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kultur, Kritik, Nietzsche ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

24.11.2015 um 20:59
Friedrich Nietzsche hat das Problem unserer Kultur erkannt. Sie bringt nichts wirklich neues, wahrhaftiges mehr hervor und bedient sich in gigantischem Maße an altem und vorallem veraltetem. Das ist die Diagnose die man aus Nietzsches Werk ziehen kann. Sein Lösungansatz war die vollständige Vernichtung der Kultur, damit man danach eine neue schaffen kann. Daher kommt seine Feindschaft mit dem Christentum, sein Antisemitismus und weitere Aspekte seiner Philosophie. Er sah sich als ein Jünger von Dionysos. Nicht weil er an das metaphysische Wesen Dionysos glaubte, sondern weil er Dionysos unter anderem als Symbol des Vernichtens und des neu Schaffens gesehen hat. Er verlangte den Übermenschen, als das Wesen, das unsere Kultur, die seiner Meinung in letzter Konsequenz in den Nihilismus führe, überwinde und eine neue Kultur schaffe.
Ist die vollkommene Vernichtung der bisherigen Kultur wirklich der richtige Weg? Sollte man die Kultur vielleicht heilen? Ist eine Heilung bei einer Kultur, die mittlerweile beinahe außschließlich aus Lügen und Phrasen besteht, einer Kultur in welcher selbst die Theologen ihre eigene Religion nicht mehr verstehen, überhaupt noch möglich?

Hier nochmal ein Aphorismus von Nietzsche der seine Idee wunderbar zusammenfasst, ohne zu sehr in Detail zu gehen:
Neue Kämpfe. – Nachdem Buddha tot war, zeigte man noch jahrhundertelang seinen Schatten in einer Höhle – einen ungeheuren schauerlichen Schatten. Gott ist tot: aber so wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch jahrtausendelang Höhlen geben, in denen man seinen Schatten zeigt. – Und wir – wir müssen auch noch seinen Schatten besiegen!
(Vgl. Nietzsche, die fröhliche Wissenschaft Aphorismus Nr 108)

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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

24.11.2015 um 21:34
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Ist die vollkommene Vernichtung der bisherigen Kultur wirklich der richtige Weg?
Als ich das las, war mein allererster Gedanke gewesen "Totale Vernichtung und totalem Neuanfang - Am besten von heute auf morgen". Aber dann dachte ich mir so, original so.. ney. Dann schaue ich mir an, dass sich mein Körper alle sieben Jahre quasi selbst vollständig erneuert und zwar nicht von heute auf morgen, sondern in ganz kleinen und noch viel kleineren Teilschritten.

Ich will es auch mal so sehen, die Kultur vor 10.000 Jahren ist im Vergleich zu heute eine völlig andere, ohne dass es zwischenzeitlich zur totalen Vernichtung von irgendwas kam. Es gab massive Umbrüche und es gab und gibt kleinere Veränderungen jeden Tag. Ich denke irgendwie, das Nietzsche da sehr überschwinglich ist mit seiner Denkweise.

Ich bin zwar in Teilen seiner Meinung, aber halt nur in Maßen.

Gut Ding will Weile haben


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

24.11.2015 um 22:00
Nietzsche starb nicht umsonst in geistiger Umnachtung,bei allem Frauenhass in totaler Abhängigkeit von seiner Schwester
Nietzsche sollte man nicht ernst nehmen


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Kayla ehemaliges Mitglied

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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

24.11.2015 um 22:02
@dichterlein
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Ist die vollkommene Vernichtung der bisherigen Kultur wirklich der richtige Weg? Sollte man die Kultur vielleicht heilen? Ist eine Heilung bei einer Kultur, die mittlerweile beinahe außschließlich aus Lügen und Phrasen besteht, einer Kultur in welcher selbst die Theologen ihre eigene Religion nicht mehr verstehen, überhaupt noch möglich?
Jede Kultur zerstört sich selbst, da muss man nicht nachhelfen, das wird auch bei jeder neuen so sein und Nietzsches Übermensch wird zwangsläufig genauso scheitern, weil er ohne Technik verloren ist und wer garantiert denn, das es nicht gerade die Technik ist, die ihm irgendwann zum Verhängnis wird ? Nietzsches Übermensch ist eine Vision, eine Schimäre in der Dunkelheit, weil er vergessen hat, das der Mensch ohne Technik der Natur ausgeliefert wäre. Heilung ist vielleicht dann möglich, wenn der Mensch anfangen würde seine Begrenztheit zu akzeptieren und daraus eine neue und nachhaltigere Kultur zu entwickeln begänne, welche dem Ganzen nützt ohne es scheibchenweise zu zerstören.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

25.11.2015 um 01:46
@Kayla
Um neues zu schaffen muss erstmal abgeräumt werden,es gibts neues ohne das altes zerstört werden,das Neue stürzt das Alte

https://www.youtube.com/watch?v=4ZfYRtAuI9g (Video: Einstürzende Neubauten - Engel der Vernichtung - 1983)


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Kayla ehemaliges Mitglied

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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

25.11.2015 um 10:57
@Warhead
Zitat von WarheadWarhead schrieb:das Neue stürzt das Alte
Das ist nicht ganz richtig, weil Neues nur auf den Fundamenten des Alten erwächst, erwachsen kann, denn gänzlich neue Fundamente kann es insgesamt nicht geben, es sei denn man würde kollektiv sämtliche Erinnerungen auslöschen und dann bei Null anfangen und wieder in Höhlen oder auf Bäumen hausen.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

25.11.2015 um 11:44
@Warhead
Zitat von WarheadWarhead schrieb:Nietzsche starb nicht umsonst in geistiger Umnachtung,bei allem Frauenhass in totaler Abhängigkeit von seiner Schwester
Nietzsche sollte man nicht ernst nehmen
Ich denke, dass du Nietzsche Unrecht antust, wenn du ihn auf diese Weise ignorierst. Man muss ihm in seiner Philosophie natürlich nicht Recht geben, aber man muss ihn ernst nehmen! Die Gründe für seine geistige Umnachtung sind ungeklärt. Es könnte auf eine Infektion zurück zu führen sein, aber es könnte auch mit seinen Erkenntnissen im Bezug auf die Kultur zutun haben.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

25.11.2015 um 13:00
@dichterlein


Es ist schon wieder etwas her seit ich mich mit Nietzsche befasste. Nur soviel: Unter seinen Vorgaben wie eine Gesellschaft und Ihre Menschen beschaffen seien sollten - ist es nur natürlich dass sein Verstand Suizid begangen hat. Das hat sein Deutschland, das hochaufgerüstete Deutschland mit Großmannssucht wenig später auch.

Er, und viele andere Mitstreiter haben in Deutschland eine fanatische Kriegssehnsucht herbeigeführt. Das ging in allen Industrieländern so. Die Futuristen in Italien haben das gleiche postuliert wie Nietzsche, Wagner oder sogar Thomas Mann und Hermann Hesse am Anfang. Alle träumten von der "Reinigung", dem Sturz des dummen Kapitalismus der die Gehirne der Menschen lähmt. Alle schwärmten von deutschen Tugenden, sahen Deutsch als Kultur, während Frankreich nur eine kulturlose Zivilisation wäre.

Man sollte nicht den Fehler machen und Nietzsches Philosophie auf die heutige Zeit übertragen, nur weil Kulturkritik und Kapitalismuskritik noch immer angebracht ist. Nietzsches Weltbild ist unmenschlich, nihilistisch und ganz ein Kind seiner Zeit. Er führt uns in großen Lettern den gewaltigen DENKFEHLER vor Augen, der ganz Europa in Schutt und Asche gelegt hat.

Egal wie eine Revolution, oder eine sanfte Veränderung aussehen sollte - so wie Nietzsche sie angedacht hat, mit (Uber)Menschen wie Nietzsche sie erdacht hat, ganz bestimmt nicht.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

25.11.2015 um 13:36
@dichterlein
Jajaja...einerseits zurück zur Natur wollen und sich von allen abkapseln,und sich dann echauffieren das man das kulturlose,entartete Amöbengewimmel nicht mehr sehen will und es sowieso nicht versteht.
Nein,der fehlerfreie Übermensch muss her,der mit seinem warmen Schein das Ungeziefer vom Antlitz des Planeten brennt.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

25.11.2015 um 18:34
@Warhead
@DeadPoet
Ich möchte Nietzsches Philosophie hier in keinster Weise verteidigen. Nietzsche lag mit seiner gesamten Ansicht von den Eigenschaften des Übermenschen und der Feindschaft gegenüber des Chrsitentums falsch. Seine Lösungsansätze sind auch falsch. Wie DeadPoet schon richtig bemerkt hat, war Nietzsches Philosophie ein Kind seiner Zeit. Genau darum ging es ja auch in Nietzsches Philosophie, er wollte die, nach wie vor, marode Kultur überwinden. Dazu hat er allerdings zu radikale Schlüsse gezogen. Ihn Antichrist zu nennen ist in sofern richtig, als das seine Philosophie praktisch die Antithese zum Christentum darstellt. Man sollte das so nicht befolgen. Wenn man sich aber anschaut, warum Nietzsche zu solch radikalen Mitteln gegriffen hat und warum er die Kultur als falsch ansieht, dann wird man ein großes Problem erkennen, welches unsere Kultur momentan hat. Die Nationalsozialisten haben dieses Problem noch verschlimmert und berufen sich auf Nietzsche. Allerdings vollkommen unberechtigter Weise! Die größzte gemeinsamkeit zwischen Nazis und Nietzsche waren Begriffe wie "Übermensch" "Wille zur Macht" etc. aber ansonsten hatten sie nicht viel miteinander zutun.
Nietzsches Weltbild ist absolut unmenschlich, aber nur wenn man es ernst nimmt kann man das Problem wirklich erkennnen, denn seine Philosophie ist eng damit verknüpft.

Ich würde den Übermenschen gerne anders Interpretieren. Der Mensch ist niht in der Lage aus unserer Kultur noch etwas vernünftiges zu machen. Wir brauchen erst einen Menschen, der ein erweitertes Bewusstsein hat. Das wäre wirklich ein Fortschritt. Man darf den Übermenschen auf keinen Fall sozialdarwinistisch interpretieren. Nietzsches Ideale des Übermenschen sind, wie bereits gesagt, die Antithese zum Christentum und deshalb falsch, aber seine grundsätzliche Forderung eines Menschen mit einer höheren Bewusstseinsstufe halte ich für sinnvoll.

Die große Frage ist also, wie führt man eine wirkliche Änderung herbei? So wie Nietzsche es wollte, als Revolution mit einem vernichtenden Charakter, oder eben als langsamere Veränderung? Bzw ist letztere überhaupt möglich, oder bewegt man sich immer nur in einem Rahmen der immer gleichen Fehler und kommt nicht wirkich vorwärts?
Wie sollte die neue Kultur aussehen? Alles Fragen die man sich stellen sollte wenn man das Problem erkannt hat. Es ist zwingend notwendig Nietzsche ernst zu nehmen, aber nicht ihm in allem Recht zu geben.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

25.11.2015 um 20:32
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Ich würde den Übermenschen gerne anders Interpretieren. Der Mensch ist niht in der Lage aus unserer Kultur noch etwas vernünftiges zu machen. Wir brauchen erst einen Menschen, der ein erweitertes Bewusstsein hat. Das wäre wirklich ein Fortschritt. Man darf den Übermenschen auf keinen Fall sozialdarwinistisch interpretieren. Nietzsches Ideale des Übermenschen sind, wie bereits gesagt, die Antithese zum Christentum und deshalb falsch, aber seine grundsätzliche Forderung eines Menschen mit einer höheren Bewusstseinsstufe halte ich für sinnvoll.
Wen du jeden einzelnen Satz akribisch erklären müsstest, wie würdest du dich dann erklären? Interessant finde ich das ja schon!


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

26.11.2015 um 01:34
@dichterlein


Naja, aber Nietzsches Ausdruck eines erweiterten Bewusstseins war sozusagen. "Der Stärkere hat Recht" - und ist sich dessen bewusst - ums mal ganz platt auszudrücken. wie in der Familie, wo der Vater immer Recht hat, weil er der Vater ist - wie schrecklich ist eine solche Idee? Derjenige der die Gesetze macht, der die Waffengewalt hat, der die Deutungshoheit hat, der hat Recht, weil er die Macht hat, und er hat die Macht - weil er Recht hat.

Das ist der Schwachsinn, und wegen diesem und solchen Zirkelschlüssen ist Nietzsche in die geistige Umnachtung verfallen, wenn es kein Virus etc. gewesen ist. Ich habe einiges von ihm gelesen. Was er schreibt ist IN SICH schlüssig, es ist gut geschrieben, es ist überzeugend - aber so grundlegend dumm - abwertend gegenüber allen andersdenkenden, gegenüber Mitfühlenden, sozial denkenden Menschen, gegenüber Schwächeren, gegenüber Frauen, Kindern...

Was will man heute noch damit anfangen? Die Idee dass da Kultur ist die bewahrt und gerettet werden muss ist ohnehin schon Mist. Man kann vlt. Bestandteile einer ehemals gelebten Kultur bewahren um sie sich später anzusehen, daraus zu lernen - das ist ja wichtig. Aber nicht eine Kultur konservieren und glauben das funktioniert so. Kultur ist im Wandel, ja - sie lebt vom Wandel. Alles andere ist keine Kultur sondern eine aufgezwungene Lebensart.

Wenn man es früher besser fand, dann ist das meist einem Gefühl geschuldet - Nostalgie. Meistens kennen betreffende Menschen ( und ich kenne das Gefühl auch von mir ) diese "alten Zeiten" nichtmal persönlich.

Was konkret würdest du denn von Nietzsches Philosophie übernehmen, und was würdest du dir für eine Kultur wünschen. Welche Werte soll sie haben. Und was empfindest du als Krankheit derzeit?


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

26.11.2015 um 08:52
@canary @DeadPoet

Okay dafür muss ich mal etwas ausholen: Nehmen wir mal das Beispiel der Theologen, die heute ihre eigene Religion nicht verstehen. Ich beziehe ich jetzt auf die christliche Theologie. Woran kann man dieses Unveständnis festmachen? An der Art wie sich Religion heutzutage äußert. Beispielsweise die Übersetzungen der Bibel.
Im Anfang war das Wort
Lutherbibel
Am Anfang war das Wort
Gute Nachricht Bibel

Was fällt hier auf? Das Wort "Im" der Luther Bibel wurde durch das Wort "Am" ersetzt? "Am" kommt heutigem Sprachgebrauch natürlich näher, aber ist es wirklich die richtige Übersetzung? In dem Wort "Im" steckt bereits so viel mehr Philosophie. Am sagt praktisch aus: "Hier da ist der Anfang und da war dann irgendwie das Wort" Was bedeutet Wort in diesem Kontext? Muss sich Gott in Worten ausdrücken? Viele Fehler in dieser Übersetzung.

"Im Anfang" Was ist überhaupt ein Anfang? Ist es ein Ort, ist es eine Zeit? Ist "Anfang" eine Idee? Oder ein Zustand?
Viele, viele philosophische Fragen, die allein durch dieses Wort "Im" schon aufgeworfen werden. Über das andere muss man nicht nachdenken, da wird der Anfang einfach als ein konkreter Punkt dargestellt.

Kommen wir zur nächsten Frage, was heißt Wort? War das Wort vor Gott? Das würde ja bedeuteten, dass Gott endlich wär, denn das Wort war ja vor ihm. Kann das sein? Schwebte da einfach so ein begriff im nichts und dann war Gott halt dabei?
Ich wette, dass kein Theologe darauf eine Antwort geben könnte. Das Wort "Wort" ist diesem Zusammenhang leider auch nicht so gut, es ist das Probem, dass für das lateinische Original "Logos" in diesem kontext einfach kein deutsches Wort existiert. "Wort" bezeichnet in dem Kontext einen idealzustand. Ich kann ihn nicht perfekt beschreiben, höchstens einen Eindruck dafür gewähren: In diesem Zustand, kann sich alles frei ausdrücken. Jede Seele jeder Gegenstand, alles! Wie würde sich beispielsweise Kupfer nennen, wenn es sich selbst bennen könnte. In diesem Fall hätte es keinen Begriff mehr, der an ihm haftet und eigentlich nichts aussagt, sondern wirklich ein Wort, das beschreibt wie Kupfer ist. Außerdem kann Kupfer in der Form existieren, die für Kupfer angemessen ist. Genau das selbe gilt für beispielsweise Bäume. Kunst richtet sich danach. Ursprünglich waren Worte auch Kunst. Wie gibt man einem Gegenstand, oder einem Lebewesen einen so passenden Namen, dass wir diesen Idealzustand nachempfinden können?
Malerei: Van Gogh hat oft auch Bäume gemalt. Auf diesen Bildern kann man einen kleinen Eindruck davon bekommen, wie Bäume aussehen WOLLEN. In anderer Kunst kann man vielleicht nachvollziehen, wie Metalle aussehen WOLLEN, wie sie genannt werden WOLLEN.

Für die meisten modernen Menschen mag das wie vollkommener Schwachsinn klingen, aber sowas steckt allein im ersten Satz der Bibel. das kann dir allerdings kein Theologe erklären. Man muss dazu sagen dass ich auch nur ein unglaublich kleines Bewusstsein davon habe.

Wenn man dieses Weltbild im Bewusstsein hat, dann behandelt und sieht man die Welt komplett anders. Es ergeben sich komplett neue Ziele, die Kirche würde ganz anders handeln usw. Das Problem ist aber, dass der Materialismus der die jetzige Welt bereits wie ein Parasit befallen hat, auch die Kirche extrem beeinflusst hat. Es lohnt sich wahrscheinlich schon gar nicht mehr, christliche Theologie zu studieren, denn die Professoren, die dort Arbeiten haben wahrscheinlich ein unglaublich kleines Verständnis von ihrem eigenen Glauben.

Die normalen Christen sind noch viel schlimmer. Was ist das wichtigste Fest der Christenheit? - Weihnachten! FALSCH! OSTERN! Es fängt schon damit an. Was machen die Christen zur Osterzeit? Ostereier suchen. Nicht das es an Weihnachten besser laufen würde.

Die chrstliche Kirche hat sich das Kreuz zum Symbol gemacht. Sie stellt immer nur das Kreuz dar, dabei ist der auferstandene Jesus eigentlich viel wichtiger. Jesus hat sich für die Menschen geopfert und damit die gesamte Schuld aller Menschen auf sich geladen. Gott hat ihm vergeben. Deshalb ist er erst von den toten Auferstanden, weil Gott ein gnädiger und kein strafender Gott ist. Das Kreuz steht weniger für Vergebung und mehr für Strafe, als der Auferstandene Jesus. Noch so ein Punkt, an dem die Kirche ihre Religion nicht erkennt.

Ich will noch ein drittes Beispiel präsentieren: Die unbefleckte Empfängnis von Maria. Das ist ein Dogma der Katholiken. Heutige Menschen haben überhaupt kein Verständnis mehr dafür.
"Das ist ja absolut unlogisch, wie will sie denn ein Kind gebären, ohne vorher Sex gehabt zu haben? Warum ist das überhaupt so wichtig?"
Was hat die Katholische Kirche da für Antworten bereit? "Galubt daran! Ihr müsst an die unbefleckte Empfängnis glauben!" Sie können keinen Grund nennen. Sie verstehen es ja selbst nicht. Sie haben kein Bewusstsein dafür, dass Sex etwas ist, das ganz stark vom Ego des Menschen durchdrungen wird. Von diesem Ego ist Maria befreit und deshalb ist sie eine Jungfrau.

Zu was führt dieses Unverständniss? Es führt dazu, dass die Menschen nicht mehr an die Kirche und Gott glauben. ich glaubea uch nicht an die Kirche, aber an Gott. Ich will an der Stelle auch niemanden bekehren oder so, aber die gottlose Welt (zu der die Kirche aus eben genannten gründen auch zählt) bringt ausschließlich Kulturellen Stillstand oder unwahrhaftige Kultur.
Man kann ganz verschiedene Beispiele nehmen: Architektur ist eigentlich nur noch Quaderbau. Wenn es kein Quaderbau ist, dann ahmt man alte Baustile nach. Diese sind aber veraltet, wir brauchen moderne Häuser, wir brauchen moderne gute Archiektur.
Das Internet könnte man als große kulturelle Errungenschaft betrachten. Ohne Frage bietet das Internet ganz viel Potenzial, nur ist das lediglich eine Abstraktion von der Wirlichkeit. Es ist nicht wirklich. Die gesamte Virtualität ist eine Verzerrung der Realität. Die Menschen verstehen das aber nicht wirklich und verlieren den Blick für die Realität immer mehr. Für bloßen Informationsaustausch mag dieses Medium gut sein. Klar kann man hier auch wunderbar Fahrpläne checken, aber es kann keine Gespräche ersetzen. Es kann keine Lehrer ersetzen. Es ist nicht Real. Wenn man die Entwicklung betrachtet, scheinen die Menschen das aber zu vergessen.

Die gottlose Welt bringt auch ausschließlich moralische Unsicherheit hervor. Die letzte Konsequenz des Atheismus ist der Nihilismus. Wir haben in der gesamten westlichen Welt einen moralischen Verfall zu beklagen. Das ist kein sicheres Fundament, auf dem man etwas aufbauen kann. Alles ist anzweifelbar, alles ist relativ und subjektiv blablabla
Daraus entsteht beispielsweise auch dieser schreckliche Zynismus. Bei Charlie Hebdo haben wir genau das gesehen. Das ist keine gute Satire, das ist im Prinzip lediglich eine zynische Beleidigung gegen alles mögliche. Das ist das eine Extrem. Alles verneinen, alles verspotten, alles beleidigen. Destruktivität. Auf der anderen Seite bringt die Religion allerdings auch nur noch Fanatiker hervor. Das sind Menschen, die merken, dass die Kirche und diese Materialistische Welt nicht mehr in der Lage ist, diesen Glauben zu halten, zu verstehen. Damit sie das dennoch irgendwie halten können, müssen sie sich fanatisieren. Tja und dann kommt es eben zu ausschreitungen, wie wir sie in Paris gesehen haben. Sowohl die aktuellen, als auch jene gegen die Zeitschrift. Ich bin mir auch bewusst, dass das noch viele andere Gründe hat. das war nur der theologische Aspekt.

Stichwort
Der Mensch ist nicht in der Lage aus unserer Kultur noch etwas vernünftiges zu machen.
Da gab es in der Vergangenheit manche morlische Strukturen, die sicher besser waren als es heute ist. Natürlich ist nicht alles schlecht. Wir haben vile neue Errungenschaften, gerade in der Wissenschaft, die unbedingt notwendig waren und auch sehr gut sind. Wir haben endlich die Herrschaft der Kirche abschaffen können und eine einigermaßen vernünftige Demokratie aufgebaut. Die Kultur wurde früher nur von den Reichen getragen und es gab viel zu viele, viel zu arme Menschen. Man darf sollte sich die frühere zeit also auch nicht zurück wünschen. Allerdings ist es unbedingt nötig wieder ein Bewusstsein von gewissen Dingen zu bekommen, die früher eben so gewusst wurden.

Eine Rückbesinnung auf altes Wissen, auf alte Werte etc würde ein guter erster Schritt sein (aber man darf natürlich nur das gute übernehmen). Die Menschen müssen endlich den Materialismus ablegen, denn dieser ist nicht gut für uns. Purer Materialismus wie wir ihn momentan beinahe haben bringt nur schlechtes hervor

Das alles ist aber noch keine Bewusstseinserweiterung. Solchen Dingen waren sich die Menschen ja mal bewusst und Dinge wie den einschränkenden Materialismus loszuwerden stellt noch keine Erweiterung, also noch keinen Übermenschen dar. Was genau der Übermensch ist und wofür er ein Bewusstsein hat, kann ich logischer Weise nicht sagen. Ich bin ja auch kein Übermensch.
Ich denke aber, dass er der Überwinder der Kirche ist. Diese Institution ist für Menschen die kein eigenes Verständnis von Religion haben. Solche Institutionen sind überflüssig und veraltet. Kann man übriegns auch an der momentanen Entwicklung sehen.
Außerdem hat der Übermensch ein sehr ausgeprägtes Individuumsbewusstsein. Das bedeutet nicht, dass er immer nur egoistisch ist. Er muss kompromisse machen, sonst funktioniert das Zusammenleben mit anderen Individuen ja nicht wirklich. (eben nicht wie bei Nietzsche). Allerdings gibt es keine Dinge wie Gruppenzwang mehr, außerdem gibt es keinen Spott mehr, weil jemand anders ist. Denn jeder mit ausgeprägtem Individuumsbewusstsein, hat allein dadurch bereis eine Toleranz gegenüber anderen Individuen und solcher Spott entsteht nur dadurch, dass man selbst wenig Individualität ausgebildet hat und sich deshalb an Individuen stört, die nicht so ähnlich sind wie man selbst. Das liegt daran, dass unindividuelle Leute immer von anderen ähnlichen oder gleichen abhängig sind. Alle anderen sind Feinde und müssen angegleichen werden. Beispielsweise indem man sie mobbt oder verspottet.

Nietzsche hat das oben gesehene Problem der Kulturen erkannt. Vernichtung war die einzige Möglichkeit, die Nietzsche gesehen hat, um das Problem zu lösen. Deshalb hat er eben so radikale wie auch falsche behauptungen aufgestellt. Ihn oder seine Philosophie aber als "dumm" zu bezeichnen ist schlichtweg falsch.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

26.11.2015 um 12:50
@dichterlein


Der Erste Teil deines Beitrags versucht zu begründen, warum du glaubst, dass die Theologen die Religion nicht mehr verstehen. Das mag schon sein, dass viele Theologen verunsichert sind. Ehrlich gesagt, das waren sie schon immer. Religion bedeutet Rück-Bindung - Glauben. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit soetwas wie einer göttlichen Existenz beinhaltet ja schon das Scheitern an sich..

Ich denke das ging auch den Theologen im Mittelalter nicht anders, sonst gäbe es ja nicht diese vielen Versuche Gott mithilfe von theoretischen Konstrukten zu beweisen.

Ausserdem, was "die Theologen" begründen können, oder nicht begründen können - das kannst du nicht ernsthaft als Argument ins Feld führen. Zum einen handelst du hier mit Allgemeinplätzen, die keinem gerecht werden. Was nützt es Dir einer imaginären Anzahl an Wissenschaftlern zu unterstellen sie wüssten nicht wovon sie reden?

Ich denke schon, dass viele von Ihnen antworten geben könnten, die weit über deine ( no offense ) Einsicht mit betreffend "Logos" hinausgeht. Denn auch wenn man merkt, dass du dich mit der Materie etwas beschäftigt hast - so sieht man auch dass es doch sehr fragmentarisch geschehen ist. Schonmal drüber nachgedacht, einfach mal nachzufragen? Bei entsprechenden Theologen? Vlt. Schriften zu lesen? Meister Eckard bspw.
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Was hat die Katholische Kirche da für Antworten bereit? "Galubt daran!
Das erzählen sie Dir vielleicht im Konfirmationsunterricht, aber später wirst du schon komplexere Antworten erhalten. Dann studiere doch Theologie, wenn dich das so interessiert. Da wirst du deine antworten bekommen.

Aber was das ganze mit Nietzsche zu tun hat erschliesst sich mir nciht so ganz. Jeder umstürzlerische Geist muss zwangsläufig hirarchische Institutionen wie Kirche ablehnen. Du übst da gerade Religionskritik, hier und da, festgemacht an einigen Worten. Dir ist schon klar dass die Bibel bis zur Lutherbibel in Latein gelesen wurde? Wahrscheinlich auch dass Theologen die Bibel in Latein lesen. Auch heutige - inwiefern versteht da einer seine Religion nicht. Die Sprache ist im Wandel, und zu Luthers Zeiten wurde ein anderes Deutsch gesprochen. Es gibt bestimmte Feinheiten, aber auch unschärfen in der Sprache die kommen und gehen. Manche erhaltenswerte Syntax ist in gewisser Weise verloren, was nicht bedeutet dass dies für immer geschehen ist. Jedoch haben die Theologen ja den direkten Schlüssel durch die lateinische Sprache in der Hand, smit ist nur die Frage - wie man es am sinnvollsten in die heutige Zeit überträgt.

Zudem, auf die katholische Kirche bezogen: Dieses "Glaubt daran" also die Bezeugung gehört zum wesentlichen Bestandteil der R.K . Das Sakrament ist von entscheidender Bedeutung. Ausserdem soll an Reliquien und Ikonen geglaubt werden. Diese Mittel sind dazu da, Menschen zu überzeugen. Wenn du daran glaubst, glaubst du auch alles andere, das ist wesentlich.

Du fühlst dich vlt. mit einer wissenschaftlichen Erklärung für die unbefleckte Empfängnis wohler, also in dem Sinne, dass die Story nur eine Metapher ist - aber das ist nicht das Ziel der katholische Kirche. Du sollst es glauben!

Wenn du diese Kröte geschluckt hast, schluckst du auch den ganzen Rest.
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Die gottlose Welt bringt auch ausschließlich moralische Unsicherheit hervor.
Liest du eigentlich was du schreibst? Auschliesslich? Ok, und was ist mir den Millionen von Menschen die an nichts religiöses glauben, und trotzdem nicht brandschatzend und vergewaltigend durch die Gegend ziehen? Die humanitäre Hilfe leisten, Projekte für Menschen in Not initiieren, aufbauen und unterstützen? Die Freunde haben, Partner, Kinder? Also sogut wie alle Menschen.

Moralische Unsicherheit bringt vor allem ein aufoktroierter Gottesglaube hervor. Eine Religion die dem Menschen Werte von vor 5000 Jahren vermitteln will. Den Menschen nicht nachdenken un zu eigenen Erkentnissen kommen lässt. Das ist das Problem, daran sind früher viele Menschen zerbrochen, aber zum Glück ist die Religion nicht mehr so stark, dass der Mensch nicht städnig in seinem Leben direkt damit behelligt wird. Es ist ja schon schlimm genug, dass immer noch Kriege geführt werden, bei denen sich die "Kriegsherren" ihre jeweilige Religion auf die Fahne schreiben.
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Eine Rückbesinnung auf altes Wissen, auf alte Werte etc würde ein guter erster Schritt sein (aber man darf natürlich nur das gute übernehmen)
Welches alte Wissen, welche alte Werte - was davon ist gut, deiner Ansicht nach?
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Ich denke aber, dass er der Überwinder der Kirche ist.
Viele Konzepte sind "Überwinder" der Kirche. Kant ist auch "Überwinder" Jeder Atheist der ein glückliches funktionales Leben führt ist "Überwinder" der Kirche. Mein Lieber, man merkt du hast gerade Nietzsche gelesen und steckst mit deinen Gedankengängen in einem gesellschaftlichen Diskurs fest der Ende des 19ten Jahrhunderts geführt wurde. Wir sind mittlerweile etwas weiter. Nietzsche hat hier Null Bedeutung. Seine ganze Weltsicht ist widerlegt. Ein durchaus reger Geist, aber voll von falschen Vorstellungen.
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Nietzsche hat das oben gesehene Problem der Kulturen erkannt. Vernichtung war die einzige Möglichkeit, die Nietzsche gesehen hat, um das Problem zu lösen.
Und genau das ist dumm. Ganz Europa, wie ich schrieb sogar Thomas Mann, oder der spätere Pazifist Hermann Hesse sind zuerst dieser Idee gefolgt, Deutschland müsse sich endlich reinigen, und müsse sein höheres Selbst erkennen - was nur auf dem Schlachtfeld möglich wäre. Denn der Krieg ist ja der Vater aller Dinge. Der bringt die Menschheit zur nächsten Entwicklungsstufe - Sehr viele haben so gedacht, nicht bloß Nietzsche.

Ich erkläre mir das mit dem aufstrebendem Kapitalismus und dem technischen Fortschritt einerseits, aber auch weil neue Gesellschaftliche Schichten entstanden sind, neue Strukturen. Die dörflichen Gemeinschaften lösten sich auf, die Menschen zogen in die Städte, das religiöse alltagsleben trat in den Hintergrund. Die religiös legitimierten Monarchien Europas in ihren eigenen Landen wurden immer mehr in die Ecke gedrängt durch Industrie und Militär. Diese übernahmen das Ruder Anfang des neuen Jahrhunderts. Die Philosophen, die Künstler die Presse - sehr viele schlossen sich der Idee eines Krieges an. In Deutschland war die Idee populär das uns alle umliegenden Länder überfallen wöllten - sie wöllten das Deutschtum endgültig ausrotten. Also regelrechte Paranoia, obwohl man selbst mit seiner Kriegmaschinerie zu den mächtigsten Kräften Europas gehörte, im Wettstreit mit England, Frankreich Russland. Als der erste Weltkrieg begann, sind sehr, sehr viele frenetisch jubelnd dem Ruf an die Front gefolgt.

Ich weiss nicht inwiefern diese überkommene Idee heute noch irgenwie von Relevanz sein soll. Man weiss es doch, wohin es führt. Und es ist ja nicht so, dass es nur ein Gegenkonzept zur Kirche gibt, und das wäre der Übermensch. Das ist einfach nur eine Idee eines letztlich ziemlich kranken Mannes. Und insofern ist sie auch dumm - diese Philosophie. Eine Philosophie, die Unglück bringt, ist keinen Groschen wert.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

26.11.2015 um 16:37
@dichterlein
Meine Mutter hat den Text eben gelesen,die hat das studiert,trockener Kommentar von ihr
"Ah er hat Nietzsche gelesen,das verdirbt das Gemüt,jetzt ist er verwirrt"

Sie glaubt nicht an Gott,trotz oder wegen des Theologiestudiums...man kann sozial,hilfsbereit,aufopfernd,solidarisch und grosszügig ganz ohne jeden Gott und ohne Lattenjupp sein.
Und man kann eine asoziale,impertinente,penetrante,autokratische.despotische und hinterfotzige Mistsau sein und trotzdem in aller Inbrunst den Rosenkranz beten
Übrigens befeutet Nihilismus nicht Nichtglauben oder an Nichts glauben,da irrst du dich wie du dich auch sonst versteigst.
Nihilismus bedeutet Wertewandel.
Und dieser Wertewandel ist permanent im Fluss.
Also red nicht von Rückbesinnung auf die alten Werte,die sind heute nix mehr wert.
Das wäre so als sprichst du das Altdeutsch von vor tausend Jahren...keine Sau würde auch nur ein Wort verstehen

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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

27.11.2015 um 07:56
@DeadPoet
Wenn ich von den "Theologen" schreibe, dann meine ich alle die sich als solche bezeichnen. Die also in irgendeiner Form einen solchen Titel haben. Ich kenne die Zahl dieser nicht, aber sie ist wohl kaum imaginär. Meister Eckhart klingt allerdings wirklich interessant.
Du hast recht damit, dass ich natürlich nur sporadisch ein wenig wissen dazu habe und trotzdem glaube ich, dass meine Kritik berechtigt ist. Bisherige Theologen konnten mir keine wirklich zufriedenstellende Antwort geben. Ich bezweifle allerdings, dass die Theologen früher verunsichert waren. Das mit den Gottesbeweisen würde ich eher so erklären, dass die damaligen Theologen von dem Begriff Perfektion einen noch kleineren Eindruck hatten, als wir es heute haben.

Wie gesagt, ich bin mir recht sicher, dass ein Theologiestudium nur bedingt gut ist. Außerdem habe ich kein Latein gelernt, was dem schon ziemlich im Weg steht. Im bezug darauf, dass die Theologen die Bibel alle auf Latein lesen können: Das ist doch genau der Punkt. Diese neuen Übersetzungen sind einfach schlecht. Das obwohl man auf das Original zugriff hat. Das zeigt doch, dass die Theologen jenes Original nicht sehr gut verstehen.
Man kann durchaus an Dinge glauben. Aber es gibt für alles gute auch gute Gründe. Man muss nicht ohne Begründung glauben. Ich will keine wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen. Ich will eine theologische.
Zitat von DeadPoetDeadPoet schrieb:Liest du eigentlich was du schreibst? Auschliesslich? Ok, und was ist mir den Millionen von Menschen die an nichts religiöses glauben, und trotzdem nicht brandschatzend und vergewaltigend durch die Gegend ziehen? Die humanitäre Hilfe leisten, Projekte für Menschen in Not initiieren, aufbauen und unterstützen? Die Freunde haben, Partner, Kinder? Also sogut wie alle Menschen.
Das "so gut wie alle Menschen" ist schon Fragwürdig, gerade was humanitäre Hilfe angeht. Worauf begründen diese Menschen ihre Einstellung? Moral? Wo kommt diese her? Diese kommt vom Glauben, wie kann man etwas ausführen, an das man nicht glaubt. Die gesamte christliche Ethik findet ihre Begründung in Gott. Wenn man aber die Existenz von Gott verneint, nimmt man dieser Moral ihre Begründung. Dann übernehmen die Menschen etwas, dass sie nicht mehr begründen können. Die Atheisten sind also meist inkonsequent. Was ein Glück für die Welt ist, denn wären sie es nicht, wären es Nihilisten, denn sie würden zu der Einsicht kommen, dass sie keine objektiv gültige Moral erschaffen können.
Die wirkliche Überwindung der Kirche findet nicht durch eine Verneinung der Religion statt! Das ist nämlich das, wo uns die Aufklärung hingeführt hat. Woebei die Aufklärung nun wikrlich nichts schlechtes war. Die wahrhafte Überwindung der Kirche sind also nicht die glücklichen Atheisten, sondern die Menschen die sich ihres Glaubens individuell, außerhalb der Kirche bedienen können.

In den letzten Punkten zu Nietszches Philosophie stimme ich zu. Man sollte sie definitiv nicht umsetzen, das wäre schrecklich. Die Relevanz ist aber da, denn die Kultur ist immernoch in einem furchtbaren Zustand. Allerdings ist Nietzsches Weg und Krieg nicht der richtige Weg.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

27.11.2015 um 08:19
@Warhead
Jetzt hör doch mal bitte mit dieser Polemik gegen Nietzsche auf. Das nervt.
Du sprichst die Inkonsequenz der Menschen an. Die einen sind aufopfernd etc. und das ganz ohne eine persönliche Begründung zu haben, die man zulassen kann und die anderen tun als würden sie an Gott glauben, aber es verkommt zu einer Phrase weil sie inkonsequent handeln.
Ich weiß was Nihilismus bedeutet. Es entspringt aus dem nicht-Glauben an einen Gott. Aus diesen Gründen gibt es die Vorstellung, dass Moral subjektiv ist. Wie kann man in einem Wertewandel mit Recht Gesetze aufstellen? Gar nicht. Jegliche Form der objektiven Werte, wie beispielsweise Gesetze, sind für den Nihilisten unrecht. Der inkonsequenz jener Nihilisten ist es zu verdanken, dass wir bisher noch nicht im Chaos versunken sind. Wenn wir das mit dem Nihilismus noch weiter denken, dann müsste jeder Mensch auf seiner Individualität zu 100% bestehen und es würde Konflikte geben. Unglaublich viele unglaublich starke Konflikte, ohne Kompromiss. Das ist die konsequenteste Form des Nihilismus, denn es können nicht sehr viele Menschen nebeneinander existieren, ohne sich gegenseitig in ihrer Individualität zu verletzen. Womit wir wieder bei Nietzsche wären.
Von unsern besten Feinden wollen wir nicht geschont sein, und auch von denen nicht, welche wir von Grund aus lieben. So laßt mich denn euch die Wahrheit sagen!

Meine Brüder im Kriege! Ich liebe euch von Grund aus, ich bin und war euresgleichen. Und ich bin auch euer bester Feind. So laßt mich denn euch die Wahrheit sagen!

Ich weiß um den Haß und Neid eures Herzens. Ihr seid nicht groß genug, um Haß und Neid nicht zu kennen. So seid denn groß genug, euch ihrer nicht zu schämen!

Und wenn ihr nicht Heilige der Erkenntnis sein könnt, so seid mir wenigstens deren Kriegsmänner. Das sind die Gefährten und Vorläufer solcher Heiligkeit.

Ich sehe viel Soldaten: möchte ich viel Kriegsmänner sehn! »Einform« nennt man's, was sie tragen: möge es nicht Ein-form sein, was sie damit verstecken!

Ihr sollt mir solche sein, deren Auge immer nach einem Feinde sucht – nach eurem Feinde. Und bei einigen von euch gibt es einen Haß auf den ersten Blick.

Euren Feind sollt ihr suchen, euren Krieg sollt ihr führen, und für eure Gedanken! Und wenn euer Gedanke unterliegt, so soll eure Redlichkeit darüber noch Triumph rufen!

Ihr sollt den Frieden lieben als Mittel zu neuen Kriegen. Und den kurzen Frieden mehr als den langen.

Euch rate ich nicht zur Arbeit, sondern zum Kampfe. Euch rate ich nicht zum Frieden, sondern zum Siege. Eure Arbeit sei ein Kampf, euer Friede sei ein Sieg!

Man kann nur schweigen und stillsitzen, wenn man Pfeil und Bogen hat: sonst schwätzt und zankt man. Euer Friede sei ein Sieg!

Ihr sagt, die gute Sache sei es, die sogar den Krieg heilige? Ich sage euch: der gute Krieg ist es, der jede Sache heiligt.

Der Krieg und der Mut haben mehr große Dinge getan, als die Nächstenliebe. Nicht euer Mitleiden, sondern eure Tapferkeit rettete bisher die Verunglückten.

»Was ist gut?« fragt ihr. Tapfer sein ist gut. Laßt die kleinen Mädchen reden: »gut sein ist, was hübsch zugleich und rührend ist.«

Man nennt euch herzlos: aber euer Herz ist echt, und ich liebe die Scham eurer Herzlichkeit. Ihr schämt euch eurer Flut, und andre schämen sich ihrer Ebbe.

Ihr seid häßlich? Nun wohlan, meine Brüder! So nehmt das Erhabne um euch, den Mantel des Häßlichen!

Und wenn eure Seele groß wird, so wird sie übermütig, und in eurer Erhabenheit ist Bosheit. Ich kenne euch.

In der Bosheit begegnet sich der Übermütige mit dem Schwächlinge. Aber sie mißverstehen einander. Ich kenne euch.

Ihr dürft nur Feinde haben, die zu hassen sind, aber nicht Feinde zum Verachten. Ihr müßt stolz auf euern Feind sein: dann sind die Erfolge eures Feindes auch eure Erfolge.

Auflehnung – das ist die Vornehmheit am Sklaven. Eure Vornehmheit sei Gehorsam! Euer Befehlen selber sei ein Gehorchen!

Einem guten Kriegsmanne klingt »du sollst« angenehmer als »ich will«. Und alles, was euch lieb ist, sollt ihr euch erst noch befehlen lassen.

Eure Liebe zum Leben sei Liebe zu eurer höchsten Hoffnung: und eure höchste Hoffnung sei der höchste Gedanke des Lebens!

Euren höchsten Gedanken aber sollt ihr euch von mir befehlen lassen – und er lautet: der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll.

So lebt euer Leben des Gehorsams und des Krieges! Was liegt am Lang-Leben! Welcher Krieger will geschont sein!

Ich schone euch nicht, ich liebe euch von Grund aus, meine Brüder im Kriege! –
Also sprach Zaratustra - Vom Krieg und Kriegsvolke

Nietzsche ist der konsequenteste Nihilist, der Nihilismus nicht negativ interpretiert hat. Ich erwarte von dir Argumente und keine Polemik. Vielleicht hat deine Mutter ja wirklich mal ein Argument. Es wär interessant das zu hören.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

27.11.2015 um 13:44
@dichterlein
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Wenn ich von den "Theologen" schreibe, dann meine ich alle die sich als solche bezeichnen. Die also in irgendeiner Form einen solchen Titel haben. Ich kenne die Zahl dieser nicht, aber sie ist wohl kaum imaginär.
Du kannst nicht von "den Theologen" schreiben und ihnen "andichten" dass sie ihre Religion nicht verstehen. Zum einen ist das ein völlig unhaltbares Argument, und zum zweiten verstellt dir das völlig die Erkenntniss aufs Eigentliche. Mit diesen vorgefertigten Denkschablonen lebt es sich doch sehr limitiert.
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Bisherige Theologen konnten mir keine wirklich zufriedenstellende Antwort geben.
Du wirst noch mit keiner statistisch repräsentativen Anzahl an Theologen gesprochen haben, nehme ich mal an. Selbst wenn du mit 3 Menschen mit Theologieabschluss gesprochen hast - ich habe schon mehrere in meinem Bekanntenkreis, und da gibt es wenig Schnittmengen - hast du übherhaupt keinen blassen Schimmer was "die Theologen" nicht verstehen - weil sie unterschiedliche Menschen sind. Jeder hat da einen anderen Zugang dazu.
Zitat von dichterleindichterlein schrieb: Das mit den Gottesbeweisen würde ich eher so erklären, dass die damaligen Theologen von dem Begriff Perfektion einen noch kleineren Eindruck hatten, als wir es heute haben.
Das kann man so nicht verstehen, wieder eine Verallgemeinerung, von der du glaubst es entspräche der Wirklichkeit. Zudem - keine Frage- jeder führt gewisse Verallgemeinerungen in seinem Repertoire. Aber es sollte nicht die Argumentation davon abhängen. Es ist deine Vorstellung dass die Theologen im Mittelalter sich nicht soviel unter Perfektion vorstellen konnten?
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Das "so gut wie alle Menschen" ist schon Fragwürdig, gerade was humanitäre Hilfe angeht.
Sogut wie allem Menschen in Bezug auf Familie, Freunde und Soziales. Ich erinnere an die Hochwasserflut 2013 - Alle haben geholfen - Verbände, Schulen, Vereine - Freundeskreise, alle Organisationen und sehr viele Einzelpersonen mit Spenden, mit Arbeitskraft.. Mitteldeutschland ist traditionell nicht konfessionell, hast du gesehen wie geholfen wird?
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:. Die Atheisten sind also meist inkonsequent.
Führst du Buch? Hast du sie alle besucht, die "Atheisten". Mein junges dichterlein - nicht jeder der keine Konfession besitzt - ist "Atheist" - solch einen Stempel braucht nur ein Mensch der sich gezielt damit auseinandersetzt. Mitteldeutschland zum Beispiel ist traditionell konfessionslos, da spielt der Glauben einfach keine Rolle. Und es wurde sich trotzdem immer geholfen, auch gerade zu DDR Zeiten.

Aber wenn du gezielt von Atheisten sprichst, also Menschen die sich auch so bezeichnen, dann sage ich Dir dass sie besonders über Werte und Normen nachdenken, mehr noch als jemand dem vorgefertigte Werte in die Wiege gelegt wurden. Denn Selbstdenken führt zu Selbsterkentnis, und nur sojemand ist wirklich gefestigt.

Zudem - du kannst den Spieß auch umdrehen - Die christen sind meist inkonsequent - stimmt auch irgendwie oder? Was bringt es Dir?
Zitat von dichterleindichterlein schrieb:Die wirkliche Überwindung der Kirche findet nicht durch eine Verneinung der Religion statt!
Du musst nicht überwinden, nur wenn du glaubst etwas überwinden zu müssen. Für Menschen die traditionell nicht in gläubigen Gemeinden aufgewachsen sind - ist Religion weder etwas dem sie sich zugezogen fühlen, noch etwas dass sie überwinden müssen. Werte und Normen - die Ethik - hat nichts mit Religion zu tun. Das Christentum als eine Instanz hat etwas mit Werten zu tun, weil sich die institution zum Überbringer und Missionar heraufgeschwungen hat. Sie haben ihre Werte mit dem Schwert und der Folter gebracht. Sie haben vorrausgesetzt das Ureinwohner keine Werte besitzen, das Heiden gotteslästerlich leben. Wir wissen aus unserem heutigen wissenschaftlichen nicht-ethnozentrischem Verständnis heraus, dass dies falsch war.

Bei deinen Zeilen allerdings habe ich den Eindruck, dass dein Denken immer noch um Religionskritik des 19ten Jahrhunderts kreist. Nicht Gott ist tot - Gott hat nicht gelebt. Nietzsche ist tot - und das ist fakt.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

01.12.2015 um 19:04
Nietzsche hatte kein Internet und keine Geduld.


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Nietzsche Diagnose der Kulturkrankheit. Heilung möglich?

01.12.2015 um 20:31
@DeadPoet
Ich verstehe das mit den vorgefertigten Denkschablonen nicht. Die Theologen haben doch alle eine ähnliche Ausbildung genossen und es gibt ja auch einheitliche Bibelübersetzungen, die vielleicht nicht von allen Theologen befürwortet werden, allerdings wohl einer Mehrheit. Alles andere wäre ja unsinnig.

Ich schließe aus der Tatsache, dass sie glaubten, man könne einen perfekten Gott erklären bzw beweisen, dass sie vom Begriff der Perfektion kein großes Bewusstsein hatten. Ich sehe darin eine logische Erklärung. Man kann, im Ideal, nie irgendwas verallgemeinern, in der Realität wird man wohl kaum drum herum kommen.

Auch Familie ist lediglich Egoismus. Auf einer besseren Stufe, aber trotzdem Egoismus. Die Hochwasserflut ist ein Beispiel wo jener Egoismus auf eine noch "höhere", weniger egoistische Stufe gehoben wurde, allerdings ist auch das noch nicht wirklich gut.

Alle Atheisten sind inkonsequent. Ja, ich meine alle die sich als solche bezeichnen, nicht konfessionslose Menschen. Sie haben den Ursprung ihrer Moral und Ethik nicht zu Ende gedacht. Wer Gott verneint, nimmt der christlichen Ethik jegliche Begründungsgrundlage und dementsprechend dürfen diese Menschen nicht über richtig und falsch, gut oder böse etc. urteilen, wenn sie es objektiv machen wollen, denn wenn der Mensch eines erkannt hat, dann dass Absolute Werte nicht vom Menschen ausgehen können. Wie können es sich Atheisten überhaupt erlauben, Menschenrechte, oder unser Grundgesetz, als objektiv gültig zu definieren. Wenn es Gott nicht gibt, ist jede Form der objektiven Rechtssprechung unrecht.
Ja, die Christen sind ebenso inkonsequent. Zummindest die meisten.
Was es mir bringt? Nur wenn es Kritik gibt, lässt sich etwas ändern.

Wie die Moral entstanden ist, ist ein anderes Thema. Das Christentum, wie auch das Judentum und Zarathustra haben sicherlich stark mitgewirkt. Das Christentum ist entgegen deiner Vorstellung nicht nur der Durchsetzer der Moral sondern hat diese auch bedeutend mit beeinflusst.

Gott hat gelebt. Das steht fest. Wenn nicht als Metaphysisches Wesen, dann wenigstens als Idee. Wenn wir uns diese Idee aber wegdenken, müssen wir auch die Konsequenzen daraus ziehen. Neue begründungen fürs Alte, oder die Umwertung aller Werte. Konsequenz ist das Stichwort. Man muss konsequent sein.


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