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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

63 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Depression, Nihilismus, Misanthropie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

07.01.2013 um 14:40
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb am 22.04.2012:Misanthropie sehe ich nicht als Menschenhass, sondern pure Enttäuschung gegenüber der Menschheit.
Ja, weil die meisten Misantrophen aufgrund körperlicher oder geistiger Unzulänglichkeit von anderen Menschen ausgestoßen oder gemobbt worden sind. Behaupte ich jedenfalls mal, aus persönlicher Erfahrung.

Ich kenne sehr sehr wenige Misantrophen, die ich gleichzeitig auch zu Menschen mit starkem Willen, Selbstbeherrschung und Selbstbewusstsein zählen würde. Die meisten sind irgendwelche verkappten Lippenstift-tragenden Szeneopfer.

Ist natürlich nur persönliche Erfahrung.

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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 00:40
@Minejumper
Tja ich trag ab und zu gern mal "Lippenstift" und immer schwarz (auch mal schwarze Kleidchen *g*) bin aber glücklicherweise in keiner "Szene" mehr gebunden, bin da inzwischen doch ziemlich freigeistig.

Nun ich weiß ja nicht ob du meinen ersten Beitrag in Gänze gelesen hast, wenn doch, solltest du festgestellt haben das ich diese "Phase" als ein Entwicklungsstadium betrachte (in dem ich durchaus auch mal eine gewisse Zeit war). Misanthropie der aus persönlicher und zwischenmenschlicher Enttäuschung entstammt ist zwar egoistisch, doch in dieser Zeit sammelt man auch viele Erkenntnisse über sich selbst und die Menschheit. Ich hatte mal durchaus meine Probleme mich selbst als Mensch zu betrachten, doch ich hatte schon immer Freunde und Familie, war kein "ausgestoßener", vielmehr wollte ich mich selbst separieren, ich habe sehr früh oberflächliche Denkweisen kennengelernt und dann abgelehnt. Inzwischen bin ich darüber erhaben und freue mich über jeden Menschen der nicht oberflächlich denkt und handelt, sondern schlicht und einfach offen ist und keine Scheuklappen trägt.

Die Depression hat in Nihilismus, Misanthropie geendet, durchaus auch durch eigenes Versagen und auch durch gewisse "Unzulänglichkeiten", doch es war tatsächlich etwas "globaler" warum ich so wurde (ich spreche bewusst in der Vergangenheitsform), ich habe mich als Teil einer parasitären Spezies betrachtet, die sich und seine Umwelt "verseucht" und infiziert, diese Wut kam bei mir aus Beobachtungen und Erfahrungen die ich mit den meisten Menschen gemacht habe, es fing bei Kleinigkeiten wie Müll in die Natur werfen an und endete bei Kriegen und Havarien bis zum Gau. Der Mensch ist ein ziemlich rücksichtloses Wesen.

Bis ich irgendwann zu der Erkenntnis kam das man ja doch nur Teil dieser "Plage" ist und im Grunde ja indirekt Mitschuld trägt, schließlich nutz ich ja selbst Computer und co.

Nein deine Einschätzung betrifft Menschen die aufgrund von Kleinigkeiten oder rein persönlichen Schicksalsschlägen zu Misanthropen wurden, bei mir war es schlicht und einfach die Enttäuschung, bis zu dem Zeitpunkt wo ich erkannt habe das jeder einzelne Mensch ein "Beobachter des Universums" ist, viele Menschen denken einfach zu linear und eindimensional um das Wunder des Lebens wertzuschätzen.

Darum schreib ich auch vom "Ende einer Depression", der Weg führt nur durch Zielsetzung aus diesem finsteren Abschnitt des Lebens, durch den Genuss einfacher Freuden. Das Leben ist zu kurz für ewigen Nihilismus, aber er ist ein wichtiger Bestanteil von Erkenntnissen und Lebensweisheiten.

Man kann es mit Schrott vergleichen, die meisten Menschen sehen darin erst etwas hässliches oder gefährliches, doch nach und nach erkennt man die Möglichkeiten. Der Mensch hat auf diesem Planeten einen großen Haufen Schrott hinterlassen, doch daneben existieren auch Kunst, Musik, Poesie und Fantasie, die wirklichen Werke des Menschen die Licht in die Schattenseiten seiner Existenz strahlen lassen, wo selbst Schrott zur Schönheit erleuchten kann.

Ich weiß nicht wie weit du mit manchen Lebensphilosophien vertraut bist, doch mein Weg betrachte ich als Reise aus dem Licht in eine Schattenwelt um erst in ihr das Licht schätzen gelernt zu haben. Ab und zu reise ich noch in diese "Schattenwelt" und erkenne sie immer mehr als dunkelbunte Welt voller Möglichkeiten. Nichts ist nur schwarz und weiß in dieser Welt, es gibt hellbunt, dunkelbunt, hellgrau und dunkelgrau. Ich bin inzwischen völlig außerhalb der dualistischen Weltsicht, einer Weltsicht die mich erst in die Depression geführt hat. Dabei spielt die kulturelle Prägung auch eine große Rolle, Kultur ist das Betriebssystem für den Menschen und kann jederzeit verändert, erweitert oder gelöscht werden.

Ich denke die Leute die du meinst sind Trendmisanthropen und finden sich in ihrer Rolle als Menschenfeind cool und stark, sind aber eigentlich innerlich schwach und sehnen sich eigentlich auch nur nach Geborgenheit und Liebe. Ich glaube der Mangel an Geborgenheit führt automatisch zu solchen Denkweisen. Ich habe inzwischen die Erkenntnis das jeder Geborgenheit im Leben erfahren muss, besonders Menschen die inneren "Weltschmerz" tragen oder in einer schweren Phase ihres Lebens sind, ja selbst bei pubertären "Szeneopfern", das sind am Ende auch nur Menschen.

Ich habe ein großes Bedürfnis nach Geborgenheit, doch ich kann diese nicht immer einfordern, darum wird es viel schöner im Leben wenn man anderen Geborgenheit gibt, glaub mir das kann auch eigene Wunden heilen.

Btw. die "persönliche Erfahrung" ist ein fragmentarischer, subjektiver Begriff, wenn man über Nihilismus und Misanthropie objektiv denkt, merkt man das diese Begriffe weit älter sind als die Menschen von denen du da sprichst, ich glaube nicht das Arthur Schopenhauer oder Friedrich Nietzsche "Szeneopfer" waren. Alles sind menschliche Erkenntnisprozesse und die Summe an persönlichen Erfahrungen.

Auch wenn ich inzwischen in einigen Fällen ein Philanthrop bin, so denk ich über die Spezies Mensch als ganzes noch immer, nun ja wie hochtechnisiertes aber dennoch überwiegend primitives Ungeziefer. In astronomischen Dimensionen sind wir selbstzerstörerische Mikroben auf einem kosmischen Staubkorn. Das aber die Fähigkeit hat zu beobachten, fühlen, denken und sich hier und dort schafft zu entwickeln. Die Menschheit ist schizophren...

Misanthropie und Nihilismus sind temporär können aber auch dauerhaft werden, besonders wenn Depressionen im Spiel sind.


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 08:17
@cRAwler23
Ich glaube mit dir würde ich mich gern mal bei dem ein oder anderen getränk unterhalten. Da würden bestimmt einige interessante erkenntnisse bei rauskommen
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Ich denke die Leute die du meinst sind Trendmisanthropen und finden sich in ihrer Rolle als Menschenfeind cool und stark, sind aber eigentlich innerlich schwach und sehnen sich eigentlich auch nur nach Geborgenheit und Liebe. Ich glaube der Mangel an Geborgenheit führt automatisch zu solchen Denkweisen. Ich habe inzwischen die Erkenntnis das jeder Geborgenheit im Leben erfahren muss, besonders Menschen die inneren "Weltschmerz" tragen oder in einer schweren Phase ihres Lebens sind, ja selbst bei pubertären "Szeneopfern", das sind am Ende auch nur Menschen.
So einen kenne ich, jedenfalls damals als wir noch kontakt hatten, der ist leider abgebrochen. ich war etwa 16 und wir waren in der 10. Klasse. ich entdeckte gerade erst samsas Traum für mich(eine liebe die buis heute anhält) und auf der "Endstation Eden" entdeckte ich einen begriff, der mich faszinierte: den "Misanthropen Ausbruch" aus dem "Lied" "Angst II". Sofort forschte ich nach der bedeutung des begriffs und er umschrieb so ziemlich alles was ich damals fühlte und heute auch noch fühle. Gleichzeitig mit der "Endstation Eden" holte ich mir auc h die "Heiliges Herz-Das Schwert deiner Sonne" auf welchem das Lied "Das Zeitalter der Bäume" enthalten ist, das in seinen schlusszeilen seine und meine gedanken wiederspiegelt: "Ein Menschenleben ist nichts Wert, nichteinmal das Meinige!".
Eines Tages war ich mit ihm und noch nem gemeinsamen freund unterwegs und da tranken wir n bisschen was, machten unsinn und filtem diesen. Wenn wir uns fragten wo die Kamera war, hatte der andere Misanthrop sie auf sein gesicht gerichtet und wiederholte immer wieder "Ein Menschenleben ist nichts wert, nichteinmal das meinige" und schleuderte seinen hass in diese Videos. Zeitweise wirklich absurdes Zeugs, hin und wieder kam er mir vor wie ein Misanthroper Hippie.
Naja wir waren in das selbe mädchen verliebt und wurden beide von ihr verarscht. Durch letztere erkenntnis löste sich seine misanthropie auf, bei mir wurde sie nur stärker


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 13:22
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Tja ich trag ab und zu gern mal "Lippenstift" und immer schwarz (auch mal schwarze Kleidchen *g*) bin aber glücklicherweise in keiner "Szene" mehr gebunden, bin da inzwischen doch ziemlich freigeistig.
Sieh es nicht als Anfeindung was ich in meinem vorherigen Post geschrieben habe, war nur eine klischeehafte Darstellung ;)
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Nun ich weiß ja nicht ob du meinen ersten Beitrag in Gänze gelesen hast, wenn doch, solltest du festgestellt haben das ich diese "Phase" als ein Entwicklungsstadium betrachte (in dem ich durchaus auch mal eine gewisse Zeit war). Misanthropie der aus persönlicher und zwischenmenschlicher Enttäuschung entstammt ist zwar egoistisch, doch in dieser Zeit sammelt man auch viele Erkenntnisse über sich selbst und die Menschheit. Ich hatte mal durchaus meine Probleme mich selbst als Mensch zu betrachten, doch ich hatte schon immer Freunde und Familie, war kein "ausgestoßener", vielmehr wollte ich mich selbst separieren, ich habe sehr früh oberflächliche Denkweisen kennengelernt und dann abgelehnt. Inzwischen bin ich darüber erhaben und freue mich über jeden Menschen der nicht oberflächlich denkt und handelt, sondern schlicht und einfach offen ist und keine Scheuklappen trägt.

Die Depression hat in Nihilismus, Misanthropie geendet, durchaus auch durch eigenes Versagen und auch durch gewisse "Unzulänglichkeiten", doch es war tatsächlich etwas "globaler" warum ich so wurde (ich spreche bewusst in der Vergangenheitsform), ich habe mich als Teil einer parasitären Spezies betrachtet, die sich und seine Umwelt "verseucht" und infiziert, diese Wut kam bei mir aus Beobachtungen und Erfahrungen die ich mit den meisten Menschen gemacht habe, es fing bei Kleinigkeiten wie Müll in die Natur werfen an und endete bei Kriegen und Havarien bis zum Gau. Der Mensch ist ein ziemlich rücksichtloses Wesen.
Naja, Misantrophie hat denke ich immer irgendwelche egoistischen Wurzeln, auch wenn viele Leute ihren vermeintlichen Menschenhass hinter Moralgesülz verstecken wollen, nur um damit Vorwürfen von Anderen zu entgehen - die natürlich mit der Moral argumentieren - aber ein Misantroph kann nicht gegen Moral argumentieren.

Ich verstehe deine damalige Denkweise durchaus, habe auch einiges an Erfahrung mit Misantrophie, Depression und allem was dazugehört, werde ich hier aber nicht näher ausführen.

Jedenfalls, ich habe auch geschrieben "die Meisten", wollte natürlich nicht alle in einen Topf werfen, aber da du die Szene kennst wirst du vermutlich eh genau wissen, was ich meine.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Ich habe inzwischen die Erkenntnis das jeder Geborgenheit im Leben erfahren muss, besonders Menschen die inneren "Weltschmerz" tragen oder in einer schweren Phase ihres Lebens sind, ja selbst bei pubertären "Szeneopfern", das sind am Ende auch nur Menschen.
Nun ja, "muss" - um was nicht zu werden?

Aber ich verstehe, was du meinst.


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 13:25
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Btw. die "persönliche Erfahrung" ist ein fragmentarischer, subjektiver Begriff, wenn man über Nihilismus und Misanthropie objektiv denkt, merkt man das diese Begriffe weit älter sind als die Menschen von denen du da sprichst, ich glaube nicht das Arthur Schopenhauer oder Friedrich Nietzsche "Szeneopfer" waren. Alles sind menschliche Erkenntnisprozesse und die Summe an persönlichen Erfahrungen.
Das ist mir bekannt, kenne auch die Werke von Nietzsche in denen er den Nihilismus mehr oder weniger thematisiert. Schopenhauer ist mir auch bekannt.
Wie gesagt, ich wollte nicht alle Misantrophen, Nihilisten, in einen Topf werden. Nur die Mehrheit der "Misantrophen" ist wohl (zumindest meiner Beobachtung nach ;)) unter 20 und Teil einer Szene.


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 13:55
@Minejumper
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Naja, Misantrophie hat denke ich immer irgendwelche egoistischen Wurzeln, auch wenn viele Leute ihren vermeintlichen Menschenhass hinter Moralgesülz verstecken wollen, nur um damit Vorwürfen von Anderen zu entgehen - die natürlich mit der Moral argumentieren - aber ein Misantroph kann nicht gegen Moral argumentieren.
wieso kann ein misanthrop nicht gegen die moral argumentieren, diese ist doch menschengeschaffen und meist so scheinheilig wie der mensch selbst
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Wie gesagt, ich wollte nicht alle Misantrophen, Nihilisten, in einen Topf werden. Nur die Mehrheit der "Misantrophen" ist wohl (zumindest meiner Beobachtung nach ) unter 20 und Teil einer Szene.
da dürfteste sogar recht haben, meist in der Gothic oder Metalszene vertreten und bilden sich was auf ihre bildung ein, haben 3 zitate von Schoppenhauer und Nietzsche gelesen, und denken sie wüssten bescheid.
häufig hängen sie ihre misanthropie an die gróße glocke um leute zu schocken, in ner unterhaltung mit solchen, muss ich dann immer lachen, weil sie sich als ach so böse darstellen, wunderst was für vernichtungsphantasien heben und am schluss einsam über die welt wandern wollen, sich aber häufig in größeren gruppen aufhalten, discos besuchen und sich auf festivals die kante geben,
kann man ja machen, auch als misanthrop, aber wenn jeder dritte satz lautet: "Ich bin Misanthrop" da kann man doch nur noch lachen oder?
ich will keinen kodex aufstellen aber ein misanthrop lässt seine philosophie durchblicken ohne das M-wort zu benutzen, und wenn man ihn darauf anspricht nickt er einfach nur oder gibt sonst eine knappe anwort.
verdammt ist subtilität ausgestorben?


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 14:48
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:Ich glaube mit dir würde ich mich gern mal bei dem ein oder anderen getränk unterhalten. Da würden bestimmt einige interessante erkenntnisse bei rauskommen
Wann und wo? Ich wär dabei, unbekannterweise, ich nehm ein süffiges Fruchtweinchen oder ein Bierchen ;)
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:Durch letztere erkenntnis löste sich seine misanthropie auf, bei mir wurde sie nur stärker
Das ist schade, scheinbar ist die Wirkung mancher Menschen auf andere verheerender, wenn man eine bestimmte Erwartungshaltung hat, speziell wenn da Liebe im Spiel war. Es ist verständlich das einen dann Menschen als grausame Kreaturen erscheinen. Ich hatte ähnliche Erfahrungen gemacht, doch nach kurzer Zeit hab ich wieder Menschen kennengelernt die mich inspiriert haben und mir wieder etwas mehr Zuversicht im Bezug auf Menschen und Vertrauen gegeben haben. Meine Schwankungen von Misanthropie und Philanthropie sind wie ne Sinuskurve ;)
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Sieh es nicht als Anfeindung was ich in meinem vorherigen Post geschrieben habe, war nur eine klischeehafte Darstellung
Kein Problem, manche Klischees machen durchaus auch spaß, was das betrifft pass ich in keine Schublade und spring da gern umher ;)
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Naja, Misantrophie hat denke ich immer irgendwelche egoistischen Wurzeln
Nicht unbedingt, ein "echter" Misanthrop schaut in den Spiegel und betrachtet sich als nichts besseres wie er den Rest seiner Spezies betrachtet. In meiner stark misanthropen Phase hab ich die "Schuld" 50/50 bei mir und bei anderen Menschen gefunden.

Btw: Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im Gegensatz zum verwandten Begriff der Philanthropie, mit welchem im Allgemeinen eher die Handlungsweise als die Einstellung eines Menschen bezeichnet wird.
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Jedenfalls, ich habe auch geschrieben "die Meisten", wollte natürlich nicht alle in einen Topf werfen, aber da du die Szene kennst wirst du vermutlich eh genau wissen, was ich meine.
Natürlich, jedoch kenne ich so einige Misanthropen denen man ihre "Misanthropie" nicht ansieht. Szenekids haben ihre Phasen, doch wenn sie älter werden erkennen sie ihren Denkfehler. Ich denke mal es ist auch ein Teil der Pubertät diese Erfahrungen zu machen.
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Nun ja, "muss" - um was nicht zu werden?
Aber ich verstehe, was du meinst.
Na Geborgenheit und Liebe verhindern durchaus das Menschen zu grummligen und mürrischen Kreaturen werden. Kreativität und Geborgenheit sind wahrlich Heilmittel für die Seele.
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Das ist mir bekannt, kenne auch die Werke von Nietzsche in denen er den Nihilismus mehr oder weniger thematisiert. Schopenhauer ist mir auch bekannt.
Wie gesagt, ich wollte nicht alle Misantrophen, Nihilisten, in einen Topf werden. Nur die Mehrheit der "Misantrophen" ist wohl (zumindest meiner Beobachtung nach ;) ) unter 20 und Teil einer Szene.
Ich sag ja Pubertät und Trendmisanthropen, doch wenn diese Menschen Geborgenheit erfahren, wird ihnen bewusst das ihre Denkweise reine Zeitverschwendung war, vielleicht aber auch eine nötige Erfahrung. Am Ende wird man eigene Fehler erkennen. Die ihre eigenen Denkfehler nicht erkennen werden sicherlich innerlich abstumpfen.
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:wieso kann ein misanthrop nicht gegen die moral argumentieren, diese ist doch menschengeschaffen und meist so scheinheilig wie der mensch selbst
So ist es, doch der Mensch kann durchaus moralisch denken und handeln, mit der nötigen Lebenserfahrung ergibt sich da die eine oder andere Erkenntnis, besonders wenn man die Kausalität seines Handelns erkennt.
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:meist in der Gothic oder Metalszene vertreten
Sicherlich, ich selbst seh mich inzwischen wie einen "dunkelbunten" Hippie, vielleicht liegt das auch daran weil ich die psychedelische Philosophie für mich gefunden habe. Kenne aber noch einige Grufties die durchaus sympathische Vertreter sind und sich nicht in der Oberflächlichkeit von bestimmten Szenen verloren haben.
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:"Ich bin Misanthrop" da kann man doch nur noch lachen oder?
Eigentlich ist es traurig wenn das welche voller "Stolz" von sich behaupten, die Misanthropie wünsche ich keinem Menschen.
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:verdammt ist subtilität ausgestorben?
In seltenen Fällen findet man noch diese Subtilität, noch seltener findet man die nötige Sensibilität in der Zwischenmenschlichkeit. Feingefühl wird heute meist durch egoistische Profilierung ersetzt.

Darum setz ich meine menschenfreundlichen Hoffnungen nicht mehr in die Menschheit und deren Kulturen und Subkulturen, sondern in aufgeschlossene Freigeister und Feingeister die einen inspirieren :)
Der Nihilismus ist das Ende der Fahnenstange und wer in allem menschlichen keinen Sinn mehr sieht, ist meist unfähig sich selbst einen Sinn zu geben. Ich betrachte das Leben als eine Reise durch Ereignisse, Erkenntnisse und Erfahrungen, positiv wie negativ, am Ende geht man als reifer Freigeist aus dem Leben und konnte sich selbst und andere Menschen glücklich machen oder man geht als trotziger, verbohrter Mensch aus dem Leben ohne zwischenmenschliches Glück erfahren zu haben. Nietzsche war am Ende ein einsamer Mensch, er hat das Leben als reinen "Kampf" betrachtet, doch seine Einschätzungen waren leider richtig…

Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.
Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.
-Nietzsche


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 19:13
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:wieso kann ein misanthrop nicht gegen die moral argumentieren, diese ist doch menschengeschaffen und meist so scheinheilig wie der mensch selbst
Nun ja, natürlich kannst du ihm das erzählen. Wird nur nicht funktionieren, Moral ist in den meisten Menschen extrem tief verankert und richtig reinindoktriniert. Seit dem Kindesalter.
Zitat von blutfederblutfeder schrieb:verdammt ist subtilität ausgestorben?
Selbstprofilierung ist das Stichwort! ;)


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 19:19
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Nicht unbedingt, ein "echter" Misanthrop schaut in den Spiegel und betrachtet sich als nichts besseres wie er den Rest seiner Spezies betrachtet. In meiner stark misanthropen Phase hab ich die "Schuld" 50/50 bei mir und bei anderen Menschen gefunden.
Naja, ich denke als Misantroph muss und soll man sich über andere Menschen stellen. Für mich ist Misantrophie die Ablehnung bzw. der Hass auf bestimmte Eigenheiten oder Eigenschaften einer Spezies, die natürlich in der Natur der jeweiligen Spezies liegen. Nur sollte man sich als Misantroph dann meiner Meinung so gut es geht bemühen, eben nicht wie jene zu sein, die man hasst. Und dann kann man sich mmn. auch über diese Personen stellen. Immerhin gelangte man selbst zu einer Erkenntnis, zu der die Anderen nicht kommen.
Obwohl ich ein Misantroph bin, habe ich ja trotzdem Menschen die mir wichtiger sind als Andere - und ich bin für mich selbst ganz natürlich die wichtigste Person - deshalb stehen meine Bedürfnisse, Wünsche und Gedanken auch über der der Anderen. So sehe ich es jedenfalls.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Na Geborgenheit und Liebe verhindern durchaus das Menschen zu grummligen und mürrischen Kreaturen werden. Kreativität und Geborgenheit sind wahrlich Heilmittel für die Seele.
Nun ja, ich kann natürlich verstehen dass jeder Mensch das (unkontrollierbare) Bedürfnis nach Geborgenheit und Liebe hat. Allerdings sollte das im Leben eines Misantrophen mmn. wenig Stellenwert beziehen.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Ich sag ja Pubertät und Trendmisanthropen, doch wenn diese Menschen Geborgenheit erfahren, wird ihnen bewusst das ihre Denkweise reine Zeitverschwendung war, vielleicht aber auch eine nötige Erfahrung. Am Ende wird man eigene Fehler erkennen. Die ihre eigenen Denkfehler nicht erkennen werden sicherlich innerlich abstumpfen.
Da hast du recht, ja.


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 19:56
Ja manchmal stellte ich mich selbst in Frage, zweifelte an der Sinnhaftigkeit meiner Existenz und habe auch den Hass auf die Menschen verspürt, der mich depressiv verstimmt hat. Heute bin ich Weltenbürger und versuche mein Bestes, weil ich mir einen Sinn gab, der nennt sich Lieben und Leben lassen^^


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 20:36
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Nun ja, natürlich kannst du ihm das erzählen. Wird nur nicht funktionieren, Moral ist in den meisten Menschen extrem tief verankert und richtig reinindoktriniert. Seit dem Kindesalter.
Das stimmt nur teilweise, es gab und gibt schon immer etwas, nun ja unangepasste Menschen, Moralvorstellungen kann man anerzogen bekommen oder man rebelliert gegen diese, natürlich können sich auch ganz individuelle Moralvorstellungen entwickeln. Man kann es am besten erkennen wenn ein Mensch regressiv, konservativ oder progressiv, liberal ist. Da knallen häufig Moralvorstellungen und "Prägungen" aufeinander, nicht selten entstehen da Turbulenzen in den Moralvorstellungen ;)
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Selbstprofilierung ist das Stichwort!
In einigen Fällen ist es wirklich reine Selbstprofilierung, man versucht sich für andere interessanter zu machen als man ist. Meist folgt aber eine Ausgrenzung durch dieses Verhalten. Am Ende gar Isolation.
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Naja, ich denke als Misantroph muss und soll man sich über andere Menschen stellen.
Misanthropie ≠ Egoismus (oder sogar Sozialdarwinismus)
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Immerhin gelangte man selbst zu einer Erkenntnis, zu der die Anderen nicht kommen.
Obwohl ich ein Misantroph bin, habe ich ja trotzdem Menschen die mir wichtiger sind als Andere - und ich bin für mich selbst ganz natürlich die wichtigste Person - deshalb stehen meine Bedürfnisse, Wünsche und Gedanken auch über der der Anderen. So sehe ich es jedenfalls.
Das entspricht eher einem "sozialen" Egoismus als einer Misanthropie. Viele Misanthropen neigen zur starken Selbstkritik (ich spreche hier nicht von denen die sich damit profilieren), nicht selten kann diese Denkweise und Gefühlswelt auch in Selbstzerstörung enden. Im Prinzip ist sogar das Gegenteil von Egoismus. Aber ich bin da recht ähnlich und im Grunde ist das jeder Mensch, die Menschen die man mag, die einem wichtig sind oder gar liebt sind immer wichtiger als der "Rest", schlicht und einfach ein natürliches Prinzip, der Mensch ist eine Mischform aus Rudeltier und Einzelgänger, der persönliche Freundeskreis ist die moderne Version eines Clans.
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Nun ja, ich kann natürlich verstehen dass jeder Mensch das (unkontrollierbare) Bedürfnis nach Geborgenheit und Liebe hat. Allerdings sollte das im Leben eines Misantrophen mmn. wenig Stellenwert beziehen.
Was das betrifft brauchen gerade Misanthropen häufig einen "Tritt" in den Allerwertesten, häufig haben diese Menschen ein starkes Problem damit anderen zu vertrauen, sei es aus Angst oder Abscheu, ich selbst kenne das und glaub mir, wenn man auch nur für einen kurzen Moment Geborgenheit spürt, so schwindet auch die Misanthropie, zumindest für eine gewisse Zeit. Es ist wie wenn man sich durch einen eiskalten Sturm in abgeschiedener Ödnis kämpft und anschließend nach Tagen körperlicher Torturen ein warmes Bad nimmt und sich dann am Abend in eine frische Bettdecke kuschelt (als sinnbildliche, zwischenmenschliche Metapher) wenn man aus sozialer Kälte in zwischenmenschliche Wärme kommt ;)

Ich weiß nicht ob du die Bücher und Filme der "Millennium-Trilogie" von Stieg Larsson kennst, diese beschreiben sehr gut wie eine Frau durch ihr Umfeld, Gewalt und enttäuschtes Vertrauen zur Misanthropin wurde und nur sehr langsam wieder Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen konnte, dort wurde auch gut gezeigt wie es der Moment der Geborgenheit war, der ihr wieder Lebensfreude geschenkt hat. Persönlich kenn ich das auch auf ähnliche Weise, natürlich weniger spektakulär ;)
Zitat von MinejumperMinejumper schrieb:Nur sollte man sich als Misantroph dann meiner Meinung so gut es geht bemühen, eben nicht wie jene zu sein, die man hasst.
Das sollte durchaus eine nützliche Motivation sein, es darf nur nicht in Egoismus enden...
Zitat von MysteraMystera schrieb:Ja manchmal stellte ich mich selbst in Frage, zweifelte an der Sinnhaftigkeit meiner Existenz und habe auch den Hass auf die Menschen verspürt, der mich depressiv verstimmt hat. Heute bin ich Weltenbürger und versuche mein Bestes, weil ich mir einen Sinn gab, der nennt sich Lieben und Leben lassen
Ja irgendwann gewinnt man die nötige Erhabenheit und Gelassenheit, man muss sich im Leben am positiven orientieren und aus dem negativen die nötigen Erkenntnisse gewinnen um Konsequenzen im Leben besser zu erkennen, jedoch ist das auch mit Vertrauen in andere Menschen verbunden, die einem in dem Fall vielleicht auch helfen können, falls es schwerer wird aus diesem Kreis zu brechen. Ja Lieben und Leben lassen sind da mit Gelassenheit verbunden, dies kann auch zu einem angenehmen Gefühl heranwachsen. Auch ich bin ein "Weltbürger" und mein Geist ist für vieles offen.


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 20:51
@cRAwler23

In meiner misantrophisch verstimmten Lebensphase war ich sehr gelangweilt über die Menschen, ich dachte immer was macht es für einen Sinn permanent im ewigen Rad mitzuwirken, was für eine armseelige Kreatur der Mensch doch ist, das er sich daraus nicht befreien kann und irgendwelchen Wert und Wahnvorstellungen nacheifert. Vieles kam mir gänzlich unkreativ und destruktiv am Menschen vor, die wenigsten so kam es mir vor waren mit Sinnhaftigkeit bestückt!!! Dann habe ich mich gezwungen näher hinzuschauen und siehe da, es gibt ne ganze Menge Menschen die jeden Tag versuchen aus sich herauszuwachsen und schöpferisch tätig sind!!!


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

08.01.2013 um 21:33
@Mystera
Genau so seh auch ich das. Es liegt an und selbst, an allen auf dieser kleinen Kugel. Wir müssen nicht sinnlos und gegen unseren Willen im "Hamsterrad" rennen, rumnörgeln und hassen oder uns "langweilen", es liegt am kreativen Geist der Menschen und an rationaler Vernunft, eine Balance zu schaffen. Am Ende sind Menschen die etwas nützliches oder auch schönes erschaffen haben, die Menschen die unserer Spezies doch das besondere Etwas geben, im kleinen wie im großen Maßstab.

Ich denke diese Sichtweise sollte aus der Misanthropie resultieren, keine Kriege, keine Amokläufe oder reine Selbstzerstörung.


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

09.11.2013 um 15:48
@Mystera

Sehr gute beschrieben.

Was kann man gegen den Kern der Vereinnahmung sich selbst tun?

Mysteria hat es gut beschrieben.. Welche Möglichkeiten gebe es noch?


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same ehemaliges Mitglied

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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

12.11.2013 um 20:41
musste lachen @cRAwler23
weil ich grad heergefunden habe und dann sieht man dich . freut mich aber vllt bist du auch einfach nur viel unterwegs ;)
schöner thread


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

12.11.2013 um 23:24
@same
Mal mehr mal weniger :)
Aber schön das du hergefunden hast, ich hoffe es eröffnet dir neue Perspektiven.


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

24.11.2013 um 19:14
@cRAwler23


Auf deinen Beitrag ===> DORT


@sunaJJanus
@DTO
@Bumbelbee

Ich kann nur immer dieses Bild senden

antworte ich HIER, weil (seltsamerweise) dieses Thema, dessen Eingangs-Text nun schon eine Weile zurückliegt, das erste war, das ich angeklickt habe. Und - natürlich - bin ich auch gleich eine ganze Weile daran hängen geblieben.

Was mich ganz und gar verwundert bei dir, das ist die Transparenz, in welcher du dich / deine Person zu zeigen in der Lage bist! Das kann nur zwei Gründe haben:

Entweder du bist dir der Gefahren gar nicht bewusst. Es gibt schließlich unzählige Seelen-Fresser auf dieser Welt.
Oder du bist dir der Gefahren bewusst: Dann zeugt es von sehr viel Mut. Und zwar nicht nur nach außen. Auch dir selbst gegenüber. Denn du musst dann bereit dazu sein, zu dir selber zu stehen - auch wenn dieses "DU", um das es dann geht, einst für dich selbst zu einer fernen und erblassenden Erinnerung geworden sein wird.

Erwarte Gleiches von mir bitte nicht!
Auch wenn wir uns in PNs mal schreiben sollten.
Was ich zeige, das sind und das bleiben im Netz Schöpfungen von mir und ich will mir jederzeit die Möglichkeit offen-halten, mich von diesen Avataren wieder trennen zu können.
Ich gestalte sie - aber ich "bin sie nicht".

Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, hier - bei diesem recht tief-gehenden und komplexen Thema - auch auf eine bestimmte, stilistische Weise zu antworten, in der ich sowohl all-zu Persönlichem etwas aus dem Weg gehe - ALS AUCH ein wenig dem Thema dieses Threads selbst.

Ich ziele also etwas "neben die Scheibe ins wilde Dickicht". Trotzdem ist es nicht selten so, dass man durchaus etwas trifft, wenn man bewusst daneben zielt. Ist halt nur die Frage, was.

Nun denn - folgendes habe ich mir ausgedacht:
Mystera schrieb:
Heute bin ich Weltenbürger und versuche mein Bestes, weil ich mir einen Sinn gab, der nennt sich Lieben und Leben lassen^^
Fiktiver Brief des Herrn Bullhaupt an Frau Wirschkopf

Hallo Frau Wirschkopf,

Das Zettelchen, das Sie in meinen Briefkasten geworfen haben, sehe ich als nette Geste. Lieben Dank!

Der Inhalt dieses Zettelchens:
Überschrift: Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der andere packt sie kräftig an und handelt.

Rund acht Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Und keiner ist dem anderen gleich. Es gibt nur Unikate - einzigartige, unverwechselbare Wesen. Bei den Tieren ist es nicht anders, sogar bei den Pflanzen. Das Lieben liebt Einmaliges. Nichts, was lebt, kommt von der Stange. Die Natur kennt keine Serienproduktion. Stets erprobt sie neue Varianten und jede von ihr hervorgebrachte Gestalt hat einen unvergleichlichen Wert. Die lebendige Welt ist wie eine große Symphonie, in der jeder Ton wichtig, jedes Wesen kostbar ist. Auch Sie. Auch Ihre Nachbarin, auch Ihr Nachbar. Vielleicht fällt es uns manchmal schwer, diese Kostbarkeiten wahrzunehmen. Wer kennt nicht die bohrenden Zweifel am eigenen Wert? Und doch steckt dieser Wert in uns wie eine Perle in der Muschel. Ihn zu entdecken ist gar nicht so schwer. Wenn wir nur den Mut aufbringen, unser Eigenstes anzuerkennen, unsere Besonderheit ernst zu nehmen: Wenn wir den Mut aufbringen, uns als Unikat zu sehen, als Sonderanfertigung und nicht als ein Serienprodukt. Und ebenso im Blick auf die anderen. Je mehr wir ihnen erlauben, sie selbst zu sein - mit allen Ecken und Kanten, mit allen Marotten und Macken - desto eher werden wir das Einzigartige in ihnen erkennen: Das, was sie unverwechselbar und den Umgang mit ihnen so köstlich macht.
Zunächst alles wunderbare Worte - ohne jeden Zweifel!
Oder gute Vorsätze, von welchen wir gegen Jahres-Ende ja immer etliche ansammeln.

Allerdings glaube ich nicht, Frau Wirschkopf, dass sie beim Herumdrehen des Zettelchens schon die Überschrift wieder vergessen haben?

Worte (oder gute Vorsätze) ergeben nur zusammen mit einem entsprechendem Handeln einen Sinn. Sonst bleiben es leere Worte.
Diese Erkenntnis ist schon ur-alt - findet sich bereits in der Bibel und noch früher:
An ihren Taten sollt ihr sie erkennen! (1. Johannes 2,1-6)
Als Mutter und als Frau, die auch beruflich im sozialen Feld tätig ist, dürfte für Sie in diesem Zusammenhang das Phänomen der "Double-Bind-Messages" von großem Interesse sein, das es in breitem Spektrum ermöglicht, viele zwischen-menschliche Phänomene zu verstehen, wenn man sich nicht nur anliest, was der Begriff selbst bedeutet, sondern sich auch mit all Jenem etwas tiefer beschäftigt, was dazu in einem Kontext steht.

Deutsch bedeutet es "Double-Bind-Botschaften". Wenn man es nur mit "Doppel-Botschaften" übersetzt, lässt man etwas Bedeutsames weg.
Einen ersten Einstieg ermöglicht das Wiki: Doppelbindungstheorie

Lesen Sie dort vielleicht nach - ich beschränke mich hier auf das Wesentlichste.
Worum geht es zunächst?

Am besten erfasst man es anhand einiger konkreter Beispiele:

Ein Vater schreit sein Kind an: "In unserer Wohnung WIRD nicht geschrien".
Eine Mutter sagt zu ihrem Kind während der Hausaufgaben: "Sei doch geduldig". Das Kind nimmt den Stift in die Hand und hat noch nicht einmal angesetzt, da kommt die Mutter bereits mit ihrem nächsten "gutgemeinten" Ratschlag.
Und ein Extrem: Ein Vater sagt zu seinem Sohn: "Wage es nicht noch ein einziges Mal deine Schwester zu schlagen! In unserer Familie WIRD nicht geschlagen!" und haut dem Sohn dabei dermaßen von hinten den Kopf auf den Tisch, dass diesem das Blut aus der Nase spritzt.

Sind wir Menschen blöd, möchte man fragen. Weil es nämlich so ist, dass es betroffenen Eltern meist nicht einmal auffällt, was sie tun und wie sehr sie sich selbst widersprechen - wie konträr sich ihr Verhalten zu ihren Worten oft verhält.

Nein, Menschen sind nicht "blöd" - aber sie haben IMMER einen blinden Fleck. Das Auge, mit dem man sieht, kann sich selbst nicht sehen - bestenfalls im Spiegel. Die menschliche Seele / der menschliche Geist braucht "Etwas", um zu erkennen. Das, womit Menschen erkennen, wird ZUM Erkennen benötigt und kann sich deshalb selbst nicht erkennen - bestenfalls in einem Spiegel. Und der Spiegel ist in diesem Fall notwendiger-weise ein anderer Mensch.

Dabei handelt es sich um ein Prinzip. Es gilt durchwegs. Wir ALLE haben unseren blinden Geistes- und Seelen-Fleck. Wir ALLE können bestimmte "Dinge" an uns selbst nicht erkennen.

Das völlig Paradoxe dieser Angelegenheit (wir kennen das alle aus dem Volksmund):
Es geht so weit, dass wir die ENTSPRECHENDEN Fehler bei ANDEREN sehr wohl wahrnehmen - bei uns selber aber nicht:

Du erkennst Fehler immer nur an anderen. An dir selbst siehst du sie nicht.

Deshalb sieht die Welt in Wahrheit IMMER anders aus als auf dem Zettelchen skizziert, Frau Wirschkopf - auch wenn es noch so schön wäre, wenn sich ALLE Menschen den Inhalt als guten Vorsatz auf die Stirn schreiben und sich vornehmen würden, ab sofort so handeln zu wollen.
Es würde leider doch nichts nützen.

Denn - und nun kommen wir zum Entscheidendsten:

Selbst zu fühlen - und andere Menschen etwas fühlen zu lassen - das sind zwei Paar GANZ verschiedene Stiefel! Und dies nicht nur aus den oben genannten Gründen.
FÜHLEN und HANDELN sind eben auch kategorial verschieden. Etwa das Gefühl von Akzeptanz zu SPÜREN (meinetwegen unter Arbeitskollegen - oder unter Menschen, um die man sich kümmert) ist etwas völlig anderes, als nun wiederum (in umgekehrter Richtung) ANDERE Menschen das Gefühl von Akzeptanz SPÜREN zu LASSEN (über ein entsprechendes, EIGENES Verhalten).

Warum ist das so? Warum ist das kategorial verschieden?
Ganz einfach, weil wir handelnd (Gefühle spendend) selbst ANDERE Gefühle haben als in den Momenten, in welchen wir sie (oft passiv) empfangen. Zum einen gibt es im Leben sehr selten ein gleichzeitiges und wechselseitiges Geben und Nehmen. Zum anderen sind die Umstände sehr selten so geartet im Leben, dass sich Menschen in vergleichbaren Situationen begegnen.

Nur in solchen vergleichbaren Situationen, die von unterschiedlichen Menschen gleichzeitig zumindest ÄHNLICH erfasst werden, verbindet uns etwas auf der Gefühls-Ebene, was es uns erlaubt, UNMITTELBAR zu er-fühlen/ein-zu-fühlen, was im anderen Menschen vor sich geht:
Das nennen wir EMPATHIE.

In allen anderen Situationen muss zuerst aus den eigenen Gefühlen ein WISSEN bzw. eine Erinnerung gebildet werden. Eine Gedächtnis-Leistung also - und eine geistige Leistung, weil wir uns erlebte Gefühle auch nicht direkt so "merken" können, wie wir sie erleben. Was wir als Erinnerung bewahren können, das sind Abstraktionen von Gefühlen - und nicht mehr die Gefühle selbst.
Dies wäre sozusagen die geistige Komponente unserer Gefühls-Welt.

Nun - und HIER nun zeigt sich das wahre Wesen von uns Menschen:

Zum einen unterscheiden wir uns schon GANZ WESENTLICH in der Art, wie wir ein Gedächtnis bilden um bzw. über unsere erfahrenen Gefühle! Die (sehr komplexe Ebene) in oder auf der das geschieht, ist eng verknüpft mit unserer MOTIVATIONALEN Ebene und kennzeichnet zusammen mit dieser entscheidend die Persönlichkeit, die wir entwickeln oder die wir haben.

Zum anderen unterscheiden wir uns zusätzlich darin, in welchem Grad der Gewichtung sich geistige Motive am Ende mit Gefühls-Motiven befinden. Das will in einfacheren Worten sagen: Sind es je eher geistige Motive, die uns führen oder denen wir höheres Gewicht beimessen - oder sind es je eher Gefühls-Motive, von denen wir uns leiten lassen.

Gefühls-Motive können nicht nochmals "sich selbst führen". Gefühle sind, wie sie sind. Ein gutes Herz führt meist zum Guten. Gier, Hass, Neid, Häme, Anmaßung, Überheblichkeit, Machthunger usw. führen meist zum Schlechten.

Das ist allerdings ein ungeheuer komplexes Thema, das auf ein paar Seiten unmöglich abgehandelt werden kann.
In Wahrheit aber ist die Erkenntnis, zu welcher ein Mensch als moralisches Wesen in der Lage sein müsste, denkbar einfach! Ich schreibe "müsste", weil es ein und derselbe Mensch in unterschiedlichen Situationen eben nicht auf gleiche Art und Weise IST. Kein Mensch ist nur gut oder tut nur Gutes. Kein Mensch ist nur schlecht und tut nur Schlechtes.
Zudem ist die Erkenntnis- und Einsichts-Fähigkeit bei unterschiedlichen Menschen graduell vollkommen unterschiedlich ausgeprägt. Vielen Menschen ist nicht einmal die einfachste Erkenntnis möglich, auf die sich JEDE Moral letztlich reduzieren lässt:
Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu.
Oder mit ein wenig anderen Worten:
Messe nicht mit zweierlei Maß. Behandle andere Menschen so, wie auch du gerne behandelt werden möchtest! Zeige stets das Verhalten, dass du auch von anderen Menschen gerne erwarten würdest.
Unser "alter Gevatter Kant" hat das in seinem KI zwar ein klein wenig gestochener ausgedrückt. Im Grunde genommen hat er aber haar-genau das Gleiche gesagt.

SOOO einfach wäre es also im Grunde genommen!

Doch wir Menschen sind nach wie vor nicht in der Lage, diese schlichte und eigentlich "wahnsinnig einfache" Erkenntnis
HANDELND
umzusetzen.

Die meisten von uns sind Maulhelden. Sie reden nur. Auf entsprechendes Handeln kann man bei ihnen lange warten. Und wo das Gleiche auf einen selbst zutrifft, da merkt man es wiederum bei sich selber nicht und es muss einem auch wieder von anderen gesagt werden.

Ganz im Vordergrund steht (in der Gewichtung von geistigen/moralischen Motiven und Gefühls-Motiven) natürlich unser natürlicher :D ... Egoismus:

Die Gefühle, die uns diesbezüglich bewegen, sind:

Streben nach EIGENEM Wohlsein
Streben nach EIGENEM Glück
Streben nach EIGENER Zufriedenheit

Und zudem in allem, worauf sich unser Streben dabei im Einzelnen nun richten kann, zusätzlich die GIER auf immer mehr, also

Streben nach einer STEIGERUNG.

Und all JENES, was diesbezüglich in unserer menschlichen Natur liegt, macht Menschen schon mal gar nicht "unverwechselbar". Denn in dieser Hinsicht sind (fast) alle Menschen gleich.

Daraus lässt sich ergo auch keinem Menschen einen Vorwurf machen. Wir sind nun mal so gestrickt, dass uns das Hemd näher ist als die Jacke - wir sind so angelegt, dass es uns zu-aller-erst um uns selbst und unsere Familie geht - dann um unsere Freunde und Bekannten - dann kommt lange, lange nichts - und DANN ERST haben wir einen Sinn für die "sogenannten Nächsten" - oder eben auch nicht.

Der schönste Spruch dazu stammt von Methusalix:
Ich habe nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber DIESE Fremden da sind nicht von hier!
Schauen wir uns den Spruch auf dem Zettelchen also nochmal etwas genauer an:

Am Umgang mit Menschen ist überhaupt nichts "köstlich", wenn ihre "Ecken und Kanten, mit allen Marotten und Macken" wesentlich DARÜBER erlebt und erfahren werden (von ANDEREN Menschen), dass sie sich nehmen, so viel sie kriegen können - und das im Extremfall ohne Rücksicht auf Verluste.

Es kristallisiert sich also mit ziemlicher Kontur heraus, wie es mit solchen "Sprüchen" in der PRAKTISCHEN Umsetzung im REALEN Leben WIRKLICH aussieht!
Wenn wir uns bemühen wollen, den UMGANG miteinander FRIEDLICH und EINVERNEHMLICH zu gestalten, stehen wir DORT nämlich ZU ALLER-ALLER-ERST einmal vor der Herausforderung, das nachfolgende (ebenfalls SEHR einfache Prinzip) umsetzen zu müssen:

Das Recht des EINEN hört DORT auf, wo das Recht des ANDEREN (des Nachbarn, Mitreisenden usw.) ANFÄNGT.
Einfach? Nicht? Sehr sehr einfach?!

Und DOCH: Die schiere Unmöglichkeit in der Umsetzung.

Wie kann es etwa sein, dass man als Mensch nicht in der Lage ist zu erkennen, wie viel Raum / Platz einem selbst rechtmäßig zur Verfügung steht, wenn man einen gegebenen Raum meinetwegen in 6 gleiche Teile aufzuteilen hat?

Ist es hier wiederum möglich, dass Menschen "zu blöd sind", diese simple Aufgabe zu bewältigen?

NEIN! Menschen sind wiederum nicht zu "blöd".

Sie sind nur überaus geschickt, die Dinge immer in IHREM Sinn so hinzu-drehen, wie sie sie gerne haben wollen.

Wenn es "die Macken und Marotten eines bestimmten Menschen" sind, sich so viel zu nehmen, wie er kriegen kann, dann fordert ER in dieser Hinsicht:
"Leben und leben lassen! Erlaube mir, so zu sein, wie ich bin! Ich erlaube dir ja auch umgekehrt herum, so zu sein, wie DU bist!"

Und was meint ER aber nun mit dem "wie DU bist???"

Das heißt für IHN: "Ich lasse dich sein, wie du bist, wenn du so bist, wie du für MICH zu sein hast!"

Und wie habe ich für ihn zu sein?
Simpel, simpel, wie sich die Dinge alle auflösen und entschlüsseln lassen:

Ich habe eben DIE Rolle zu spielen, die er mir zuweist: Er lässt mich "sein" oder "erlaubt mir, so zu sein, wie ich bin", wenn ich DER bin, der SEIN "So-Sein" hin-nimmt.

Sprich: Er "erlaubt" mir ein Sein, das es IHM erlaubt, sich am Ende ALLES erlauben zu dürfen...

Er nimmt sich, so viel er kriegen kann. Frieden herrscht so lange, wie es sich der andere weg-nehmen lässt. Aber wehe, der andere wagt es oder nimmt es sich heraus zu sagen:

Was DU tust ist ungerecht. Was DU dir nimmst, das gebührt dir nicht.
Also, liebe Frau Wirschkopf - sie wären eine ganz ausgesprochen naive Frau, wenn sie die Zynik und den beißenden Sarkasmus nicht erkennen könnten, der eben AUCH in solchen Sprüchen liegen kann!

Sprüche sagen nichts. Hohle Worte sagen nichts.
Es kommt darauf an, wie wir HANDELN.
Und es kommt bei solchen Sprüchen darauf an, wie sie gemeint sind - aus welchem Geist, aus welcher Gesinnung heraus sie gesagt werden - welchem Herz sie entspringen!

Zum Schluss dazu noch zwei krasse Beispiele:

Ein paar Jugendliche schlagen einen anderen zusammen und trampeln dann noch auf ihm herum.
Zwei Polizisten nehmen sie fest.
Ein Polizist fragt die Jugendlichen:
Sagt mal - ihr seid ja wirklich unverwechselbar und einzigartig! Meint ihr, der andere findet das etwa köstlich, wenn ihr mit ihm so umgeht?
Darauf kommt von einem die rotzige Antwort:
Für uns ist ER einzigartig und unverwechselbar und das macht für uns den Umgang mit ihm so köstlich....
Und was ich jetzt zitiere, erfinde ich nicht. Das habe ich wortwörtlich so in einem Video gesehen und gehört:

Da löffeln tatsächlich Leute gemeinsam Affen aus deren geöffneten Schädeln das Gehirn heraus und einer von ihnen kommentiert das folgendermaßen:
"So hat doch jedes Lebewesen seinen besonderen Wert. Wir danken diesen Affen für den köstlichen Genuss, den sie uns bereiten."
Zusammenfassend also: Worte alleine sagen überhaupt nichts.
Das erste, was ihnen bereits ein wenig Ausdruck und Kraft verleihen kann, wäre die Geste, mit der sie gesprochen werden. Auch diese kann natürlich geschauspielert und damit falsch sein. Ist sie jedoch echt und ehrlich gemeint und erreicht das Herz des Gegenübers, so liegt IN IHR das erste positive Zeichen, das man handelnd gesetzt hat.

Viel bedeutsamer sind jedoch die unzähligen Möglichkeiten, die wir haben, um dem anderen HANDELN zu zeigen, dass unsere Worte mit unserem Denken konform gehen.

Und JEDER von uns kennt auch Wege, über die es gelingt, EINDEUTIGE Botschaften zu senden - also einen anderen Menschen auf eine Art und Weise, die NICHT misszuverstehen ist, etwas spüren zu lassen - ihm Gefühle zu vermitteln oder sie ihm zu schenken !

Wo immer nur "Missverständnisse" entstehen - wo nie eine eindeutige Botschaft ankommt - wo nie ein Gefühl SO vermittelt wird, dass der andere auch mit SICHERHEIT fühlt, wie es gemeint ist:

Da stimmt etwas nicht.

Wir Menschen produzieren haufenweise Doppeldeutigkeiten und Double-Bind-Messages. Und das nicht nur aus den oben nun dargelegten Gründen.
Schließe ich daher für heute mit dem letzten Grund ab, der Beziehungen zwischen uns Menschen so ungemein kompliziert werden lässt. Gelegentlich ähneln sie schließlich einem Dickicht, durch das niemand mehr hindurch-kommt. Die wesentlichen weiteren Gründe dafür:

Wir sind halbherzig.
Wir sind Opportunisten.
Wir stecken unsere Fahne oft nach dem Wind.
Wir wollen uns immer ein "Hintertürchen" offen-halten.
Wir setzen ungern alles auf eine Karte.


Als wieder praktische Beispiele greife ich nur zwei heraus:

Den halbherzigen Spruch kennt jeder:

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bessres findet.

Und in zig-zig-facher Hinsicht reden wir anderen Menschen nur "nach dem Maul". Wir sagen ihnen das, was sie gerne hören wollen, meinen es aber niemals ernst, weil wir genauestens wissen, dass DAS, was wir dem einen sagen (als Lob oder Anerkennung meinetwegen) uns bei einem anderen bös in Misskredit bringen könnte. Deshalb jonglieren wir dort, wo unser Verhalten öffentlich wird (also von Mehreren oder Vielen wahrgenommen werden könnte) manchmal mit 12 Kugeln auf einmal und halten bis zu 20 Eisen gleichzeitig im Feuer.

In Wahrheit ist das alles zum Gotts-Erbarmen...

Es gibt nur einen einzigen Schutzmechanismus, der uns diesbezüglich ein wenig bewahren kann:

Der durchschnittliche Mensch sieht das alles nicht oder hat für "solche Sachen" eine Brille auf der Nase, durch die alles verschwommen erscheint. Und DAS ist ein Segen!

Denn die Leichtigkeit unseres Herzens kommt NICHT vom "Sehen". Sie kommt viel mehr vom Übersehen.
Unsere Seele ist geschützt durch all das, was wir NICHT sehen, was wir NICHT wahrnehmen, was uns NICHT zu Herzen geht.

Wer ZU VIEL sieht - wer sämtliche unseligen Neigungen wahrnimmt, die Menschen mit sich und vor sich her-tragen - wer jederzeit sofort wahrnimmt, wann ein Mensch lügt, wann er etwas nicht ehrlich meint, heuchelt oder hinter dem Rücken anderer krumme Dinge dreht:

Dem drückt das so schwer aufs Gemüt, dass er im Menschen schließlich nur noch ein "Gewürm sieht - die schlimmste Krankheit, von der unser Globus jemals befallen worden ist - eine Pest, die mit uns über die Natur, die Pflanzen und nicht mehr zählbare arme Tierseelen gekommen ist".

Deshalb schließe deine Augen! Guck weg! Werde weitsichtig! Schaue über die Menschen hinaus. Dann nimmst du vielleicht mit einem Mal ein schwaches Pochen wahr: Es könnte das Schlagen eines dir verwandten Herzens sein. Oder du hörst endlich wieder Vögel zwitschern und bist verzaubert vom Rauschen des Waldes oder den wundersamen Spiegelungen auf einem See. Und DANN ist deine Seele frei - du empfindest Glück - du empfindest Verbunden-Sein. Und das SELBST DANN, wenn du genau weißt, dass morgen die Welt untergehen oder heute dein letzter Tag sein wird...


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

24.11.2013 um 19:26
Zitat von sunaJJanussunaJJanus schrieb:Was ich zeige, das sind und das bleiben im Netz Schöpfungen von mir und ich will mir jederzeit die Möglichkeit offen-halten, mich von diesen Avataren wieder trennen zu können.
Ich gestalte sie - aber ich "bin sie nicht".
So ist es und das habe ich inzwischen auch erkannt, es sind die Gedankengebäude und deren "Avatare" die sich da im Konflikt miteinander und durch einander befinden. Ich bin weder mein Geschlecht, meine Herkunft noch das Wesen das ich durch die Kleidung und das Verhalten verkörpere, das alles sind temporäre Hüllen. Gleiches gilt auch für Glaubenssysteme, Traditionen, Ideologien, Denkstrukturen und Kulturen.
Zitat von sunaJJanussunaJJanus schrieb:Rund acht Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Und keiner ist dem anderen gleich. Es gibt nur Unikate - einzigartige, unverwechselbare Wesen. Bei den Tieren ist es nicht anders, sogar bei den Pflanzen. Das Lieben liebt Einmaliges. Nichts, was lebt, kommt von der Stange. Die Natur kennt keine Serienproduktion. Stets erprobt sie neue Varianten und jede von ihr hervorgebrachte Gestalt hat einen unvergleichlichen Wert. Die lebendige Welt ist wie eine große Symphonie, in der jeder Ton wichtig, jedes Wesen kostbar ist. Auch Sie. Auch Ihre Nachbarin, auch Ihr Nachbar. Vielleicht fällt es uns manchmal schwer, diese Kostbarkeiten wahrzunehmen. Wer kennt nicht die bohrenden Zweifel am eigenen Wert? Und doch steckt dieser Wert in uns wie eine Perle in der Muschel. Ihn zu entdecken ist gar nicht so schwer. Wenn wir nur den Mut aufbringen, unser Eigenstes anzuerkennen, unsere Besonderheit ernst zu nehmen: Wenn wir den Mut aufbringen, uns als Unikat zu sehen, als Sonderanfertigung und nicht als ein Serienprodukt. Und ebenso im Blick auf die anderen. Je mehr wir ihnen erlauben, sie selbst zu sein - mit allen Ecken und Kanten, mit allen Marotten und Macken - desto eher werden wir das Einzigartige in ihnen erkennen: Das, was sie unverwechselbar und den Umgang mit ihnen so köstlich macht.
Die Vielfalt zu lieben und beginnen klar zu denken, zu erkennen und zu handeln, das führt aus der von mir beschriebenen Depression. Der Text passt sehr gut zu meinem Empfinden :)
Zitat von sunaJJanussunaJJanus schrieb:Deshalb schließe deine Augen! Guck weg! Werde weitsichtig! Schaue über die Menschen hinaus. Dann nimmst du vielleicht mit einem Mal ein schwaches Pochen wahr: Es könnte das Schlagen eines dir verwandten Herzens sein. Oder du hörst endlich wieder Vögel zwitschern und bist verzaubert vom Rauschen des Waldes oder den wundersamen Spiegelungen auf einem See. Und DANN ist deine Seele frei - du empfindest Glück - du empfindest Verbunden-Sein. Und das SELBST DANN, wenn du genau weißt, dass morgen die Welt untergehen oder heute dein letzter Tag sein wird...
:)


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

02.12.2013 um 09:46
Zitat von sunaJJanussunaJJanus schrieb am 24.11.2013:Deshalb schließe deine Augen! Guck weg! Werde weitsichtig! Schaue über die Menschen hinaus. Dann nimmst du vielleicht mit einem Mal ein schwaches Pochen wahr: Es könnte das Schlagen eines dir verwandten Herzens sein. Oder du hörst endlich wieder Vögel zwitschern und bist verzaubert vom Rauschen des Waldes oder den wundersamen Spiegelungen auf einem See. Und DANN ist deine Seele frei - du empfindest Glück - du empfindest Verbunden-Sein. Und das SELBST DANN, wenn du genau weißt, dass morgen die Welt untergehen oder heute dein letzter Tag sein wird...
Tut mir leid @sunaJJanus, aber das hört sich wie eine predigt an, die schwer umzusetzten ist, wenn man gerade erst sieht, wie es hinter der Fassade aussieht und noch total schockierd, frustriert, verzweifelt, wütend, traurig, zornig, gehässig und unmächtig ist.

Mein Schrittmaß ist sehr klein zur Zeit und sehr sehr langsam. Es ist, als sei man, ja
ich nenn das jetzt mal Realitätengelähmt.

''Wenn die Gedanken versteinern, so folgt auch das Blut und das Herz.
Es ist meine Abwehr, zu dämmen das Leid und den Schmerz...''

Naja, wird sich hoffentlich irgendwann alles ändern. Bin auch nur am Leben, weil ich die Zukunft nicht kenne. Ein weiterer Grund, warum man nie herausfinden wird, was der Sinn des Lebens ist. Das Leben an sich, würde zu banal sein um es fortzuführen!


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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

02.12.2013 um 11:04
Also dieses Bild ist dermaßen sinnträchtig, @DTO dass es mich fast umhaut.
Gerade eben habe ich Interalia geschrieben, dass man auch mit Wenig sehr viel sagen kann.
Und jetzt kommst du mit einem Bild, das eine dermaßen komprimierte Symbolik enthält, dass man gewissermaßen auf einen Schlag sein ganzes Leben drinnen wieder-erkennen kann.

Es fehlt halt nur eins: Ein "universaler Wetter-Frosch", der eben auch für das "Zwischen-Deck" erneut heitere Tage voraus-sagen könnte.

Nun - ich habe wieder einen anderen Allmysterianer mit Namen Alphawal auf solche "Wetterfrösche" hingewiesen, die zumindest in der Lage dazu sind, auf partiellen "Inseln" wenigstens vorüber-gehend wieder für heitere Zonen zu sorgen :

Jacksback veröffentlichte ==========> dieses Video

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=OPR3GlpQQJA

und lieferte die Übersetzung des Textes hier dazu ==========>

...feeling live... (Beitrag von jacksback)

Bitte, ich muss aber dazu-sagen, dass ich mit diesen "Path-Findern" oder "Weg-Bereitern" nichts zu tun habe und hier keine Werbung für irgend eine neue Underground-Strömung mache. Was ich sage, geht viel eher in Richtung eben gerade DES Kontextes, unter dem Jacksback dieses Video und den dazu-gehörigen Text veröffentlicht hat! Und den erfasst man ja sehr schnell, wenn man in den entsprechenden Thread etwas hinein-liest - VOR und auch NACH diesem Video.

Du setzt eine sehr nüchterne Betrachtung dagegen, @DTO - aber in nun ganz genereller Betrachtung kann man doch sagen, dass es eben TATSÄCHLICH Menschen gibt, die vor einem Scherben-Haufen sitzen und dabei lachen - während andere daran verzweifeln!?

Verliere gerade DIESEN Aspekt drum NIE aus den Augen: Wenn du den Glauben daran in dir bewahrst, dass DU SELBST auch einen Teil zu Deinem Glück wie auch zu deinem Unglück beiträgst - was den ersten Teil des Satzes betrifft: beitragen kannst :

Dann ist das eben so, als hättest du die Gabe nicht verloren, dir selbst auch eine "Schönwetter-Brille" auf die Nase setzen zu können. Kinder können ein solches "Umschalten" oft noch sehr gut - natürlich auch nicht alle.

Das "Zwischen-Deck" in deinem geposteten Bild spiegelt also DIE Düsternis wider, die uns umgibt, unsere Seele umfängt und unseren Geist fesselt,

wenn wir JEDE Hoffnung verloren haben...

Verliere sie nie, @DTO !!!


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