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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

133 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Angst, Gesellschaft, Philosophie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

15.03.2014 um 10:33
Dieser Text, den ich schon in einen meiner Threads gepostet habe, trifft, glaube ich, mein Lebensgefühl ziemlich genau:
"Die blutende Wunde des Nichts

Auf dem Grunde sieht der immanente Philosoph im ganzen Weltall nur die tiefste Sehnsucht nach absoluter Vernichtung. Es handelt sich nicht darum, ein Geschlecht von Engeln zu erziehen, das dann immerfort, immerfort existierte, sondern um Erlösung vom Dasein.

- Philipp Mainländer

Wieso konnte das Universum nicht in der ewigen Stille des Nichts verharren? Woher kam der Impuls, der Perfektion der Leere etwas hinzuzufügen? Was veranlasste den ewigen Frieden der Nichtexistenz den Krieg der Existenz zu beginnen?

Die Welt ist die blutende Wunde des Nichts und alles was ist, strebt nicht etwa nach Vollendung, nach Perfektion oder nach Glück - wie könnte es auch, wo doch die Perfektion der Ausgangspunkt war? Alles strebt nach dem Ende, nach dem Tod, nach Erlösung. Die Bewegung der Welt ist die Bewegung aus dem Sein in das Nichtsein. Innerhalb des Seins gibt es nichts zu erreichen, nichts zu verbessern, es gibt nur verschiedene Formen des Leidens, angenehme und, weit mehr, unangenehme. Wir können die Wunde verbinden, aber unsere Verbände sind mangelhaft und überall dringt Blut durch die Ritzen.

Ich habe an der reich gedeckten Tafel der Weisen gesessen und die Wahrheit gesehen - doch irgend etwas zieht mich immer wieder hinunter in das schwüle Gedränge des Karnevalssaals namens Leben. Dann halten mich die Emotionen, die Erfahrungen, das Unvorhersehbare eine Weile dort im Chaos - nur um mich dann schon nach kurzer Zeit wieder nach der Stille und Freiheit der Weisheit sehnen zu lassen.

An der Tafel der Weisen sitzen meine Seelenverwandten, diejenigen, die das Ziel allen Lebens - den Tod - direkt wollen. Im Karnevalssaal tanzen meine Herzensverwandten, diejenigen die immer noch am Tropf des Lebens hängen und das Mittel (Leben) über den Zweck (Tod) stellen.

Ich lebe in zwei Welten und kann mich für keine entscheiden. Ich bin dazu auserkoren ewig hin und her zu schwanken zwischen der Verneinung und der Bejahung, in der Bejahung immer nur mit halber Seele und vollem Herzen, in der Verneinung immer nur mit halbem Herzen und voller Seele stagnierend.

So schleppe ich mich weiter durchs Treppenhaus der Nichtigkeit und warte auf den Tag, an dem der Tod die Wahrheit der Weisen bekunden und all meine Zweifel für immer aufheben wird. Ich bin schon jetzt gespannt, ob ich im Karnevalssaal oder an der Tafel der Weisen meinen letzten Atemzug nehmen werde..."
Quelle: http://antinatalismus.blogspot.de/

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15.03.2014 um 18:20
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Wenn du das Höhlengleichnis aus dem ursprünglichen Kontext herausreisst und es für dich in diesem Sinne interpretierst, kommen wir zusammen. Dann kann es in der Tat eine brauchbare Analogie sein, wie du es hier so schön ausgeführt hast:
Ich denke genau so ist das Höhlengleichnis auch gemeint, es bezeichnet ja nur den Zustand bei dem man sich dessen bewusst wird wo man bisher war, bei der man die Illusion für die Wahrheit gehalten hat und sich seiner Ketten nicht bewusst war. Für mich ist ja die Wahrheit ein Land ohne Pfade.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Der stille Beobachter an der Peripherie sein, sich den rein kontemplativen Momenten, der reinen Anschauung hingeben - wenn es etwas Göttliches gibt, dann das. Schön, dass das für dich einen so hohen Stellenwert besitzt, mir geht es da nicht anders. Wenn es um bestimmte bewusstseinerweiternde Möglichkeiten geht, bin ich da genauso experimentierfreudig wie du. ;)
Leider sind diese Momente und Gelegenheiten sehr limitiert und und unsere Gesellschaft ist genau andersherum gepolt.
Wir denken da generell sehr sehr ähnlich. Die Gesellschaft ist auf Leistung gepolt und lebt den kapitalistischen Irrglauben, der zwar in einzelnen Fällen funktioniert (vom Tellerwäscher zum Millionär) jedoch die Hamster rennen in ihren Rädern und denken das dies eine Karriereleiter ist. Dabei ist es einfach purer Irrsinn sein Leben der Akkumulation zu widmen und damit zur Last für die Biosphäre und am Ende auch sich selbst zu werden.

Natürlich sollte man kein rein passiver Beobachter sein, das eine oder andere im Leben zu erreichen ist schon interessant und nur durch Dinge die man auch für sich anstrebt, wird man lernen und Erkenntnisse gewinnen. Reine Passivität ist auf Dauer auch recht langweilig ;)
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Aber selbst wenn ich mich in egoistischer Weise nur auf meine priviligierte Existenz fixiere und die Gesamtheit allen Lebens ausblende (das in meinen Augen höchst unselig ist - hinter uns liegen Milliarden Jahre! von Fressen - und Gefressenwerden!), so wird doch am Ende alles altern, sterben und verfallen - das Universum lebt von seinen Gegensätzen/Polaritäten. Schon Heraklit wusste, dass der Krieg der Vater aller Dinge ist und das Harmonie und Stillstand, das "Nichts" bedeuten.
Der Kosmos "ist" Verschleiß, Abnutzung, Kampf, Entropie!
Frieden Freiheit und Harmonie... diese abstrakten Begrifflichkeiten haben nur einen Sinn in der Abwesenheit aller Dinge!
In einer Welt der Kausalität wird es immer zu jeder Kraft eine Gegenkraft geben, das ist richtig. Jedoch das auch Harmonie und Synthese existieren können würde ich nicht verneinen. Es ist im Prinzip das Zwielicht des Abends und Morgens. Natürlich wäre absolute Harmonie Stillstand, aber man kann Harmonie für sich spüren selbst wenn man sich gerade in einem turbulenten Wirbel der Gegensätzlichkeiten befindet. Dann wenn man meditiert, innere Ruhe und Gelassenheit verspürt, auch wenn man sich der ganzen Turbulenzen, des Verfalls und der Konflikte bewusst ist. Diese Momente der Ruhe können einem aber auch helfen das unweigerliche Sterben und Leid erträglicher zu machen. Denn das Leid selbst resultiert nur aus der Wechselwirkung zwischen Gedanken und Wahrnehmung.

Ein Mönch hat sich mal selbst verbrennen lassen, dabei war er in tiefer Meditation und hat scheinbar keine Schmerzen verspürt, total ruhig, das unvermeidliche akzeptierend, mit einem Lächeln. Wäre es möglich so den Schmerz und das Leid als das zu nehmen was es ist, sensorische Impulse und Gedanken. So kann man für diesen Moment Harmonie erreichen selbst wenn man den Kräften ausgeliefert ist die das Leben beenden.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Das ist das Dilemma, in dem sich jeder sensible, "weltbewusste" Mensch bewegt, aber wir haben noch nicht aufgegeben, wie es scheint, sonst würden wir hier nicht schreiben.
Immer noch sind wir brave Soldaten des Lebens, oder besser gesagt des Absurden - und natürlich ist das Leben genauso so absurd und bizarr wie die zerklüftete Landschaft eines Wüstenplaneten.
Und das ist für mich auch der einzige Grund weiterzumachen, so paradox es auch klingen mag, aber am Ende schöpft man aus dem Absurden, das man selber ist.
Genau so ist es und auch mich lässt das diese Achterbahnfahrt ertragen, denn ab und zu kann man aus ihr aussteigen und erkennen was sie wirklich ist und man wird sich selbst als einen Spielball der Absurdität erkennen, doch manche Absurditäten sind so schön, das man sie einfach lieben lernt und somit auch lernt sich selbst und andere zu lieben denen das auch bewusst geworden ist. Auch wenn Liebe nur ein Wort ist, so ist das was wir damit verbinden entscheidend, denn das Gefühl kann jeder erfahren.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Und weil das so absurd ist, ende ich hier und sage Danke für deine sehr poetischen und interessanten Ausführungen!
Auch dir ein Danke, denn auch deine Ausführungen sind interessant und harmonieren mit meiner Sicht der Dinge, auch wenn wir hier und da doch recht unterschiedliche Betrachtungsweisen haben mögen. In mir steckt dann und wann noch ein kleiner Hauch Hoffnung, selbst wenn diese naiv sein mag :)


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

15.03.2014 um 22:30
@cRAwler23
Wir sind fragende Wesen, wir jagen ziellos jeder weiteren Frage hinterher. Menschen die sich vorher nicht kannten, und doch fühlen wir einander vertraut. Führen am Ende alle Fragen doch wieder zu uns zurück, zu uns selbst? :)
"Das Wichtige ist, dass man nicht aufhört zu fragen. Neugierde hat ihren eigenen Existenzgrund. Man kann nicht anders als staunend über die Ewigkeit, das Leben und die wunderbare Struktur der Realität nachzudenken. Es ist mehr als genug, wenn man lediglich versucht, die kleinen Ungereimtheiten des Tages zu verstehen. Verliere niemals diese heilige Neugierde"
Albert Einstein


Also frage ich einfach mal:
......... die Erleuchtung ist so simpel und doch so unscheinbar, manche lachen...... manche kommen nie wieder zurück.
Wohin gehen die, die nie wieder zurück kommen? Erleuchtete begehen doch wohl kaum simplen Selbstmord, oder? Oder kennen die einen geheimen Weg nach draußen (aus dieser Höhle) :)


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 01:17
@violeta
Die Fragen, ob sie zurück kehren, kann man auch symbolisch beantworten. Sie kommen nie als die Gleichen zurück, etwas anderes kommt zurück, nicht sie selbst.

Die Frage ist damit auch, wie umfassend die Erleuchtung einen Menschen verändert, wie und warum. Teil der Antwort ist, dass etwas Anderes in die Seele des Menschen einströmt und diesen wieder verlässt, eine Lebensform. Auch der Mensch als verkörperte Seele wird dadurch ein anderer Mensch.

Der Geist kommt in die Seele, verändert diese und verlässt sie wieder. Es bleibt eine Veränderung zurück. Es ist wie ein Kuss, der einen tief berüht und es möglich macht, die Menschen zu lieben. Der Mensch ist er selbst, aber auch ein anderer. Das liegt daran, weil die Seele und auch der Mensch kein starres, identisches Wesen sind, sie sind vergleichbar einem Meer, das in ständiger Veränderung sich befindet.


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16.03.2014 um 02:34
Ein Gleichnis ist es. Ein friedfertiges.


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16.03.2014 um 04:33
@cRAwler23

Schönes Thema. Grade wenn man nicht weiß was man sonst so tun soll. Ich habe gar nicht groß gelesen, das ist eine Frage die sich mir auch schon stellte und ich habe sie eindeutig mit "ja" beantwortet.

Ja, die Gesellschaft lebt in einer Höhle und ihre Mauern oder Fesseln sind aus Angst gebaut. Nicht jeder lebt in dieser Höhle, aber doch die meisten und die Gesellschaft als ganzes so wie so. Da muss man nur mal den Fernseher an machen und da erleben wir, wie angst-bezogen das doch ist, und das sperrt uns ein, ganz einfach und simpel.

Wir wissen alle, dass Angst kein guter Ratgeber ist, ja, wir wissen das, aber wer lässt sich denn nicht von seinen Ängsten "leiten"? Die Gesellschaft jedenfalls ganz sicher und darum sitzt sie in ihrer Höhle und fragt sich, ob nun die Bösen im Osten oder die Bösen im Westen nun böser sind und welches das kleinere Übel ist. Und der Witz bei der Sache, den anderen Gesellschaften geht es genau so, sie vergessen in ihrer Panik sogar, dass es auch noch Norden und Süden gibt.

@violeta
@mitras
Zitat von violetavioleta schrieb:Wohin gehen die, die nie wieder zurück kommen? Erleuchtete begehen doch wohl kaum simplen Selbstmord, oder? Oder kennen die einen geheimen Weg nach draußen
Erleuchtung ist ziemlich flüchtig, es ist nicht unbedingt von Dauer. Manche machen wirklich einfach simplen Selbstmord, bringt aber nicht viel. Der Weg nach draußen ist jedenfalls ganz einfach, keine Angst, vor allem nicht vor sich selbst, der Liebe oder der Wahrheit. Ganz einfach erklärt, aber schwer zu gehen.

Der geheime Weg nach draußen führt also nach innen. Und der ist nicht geheim, nur etwas unheimlich manchmal.


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 04:36
Zitat von violetavioleta schrieb:"Das Wichtige ist, dass man nicht aufhört zu fragen. Neugierde hat ihren eigenen Existenzgrund. Man kann nicht anders als staunend über die Ewigkeit, das Leben und die wunderbare Struktur der Realität nachzudenken. Es ist mehr als genug, wenn man lediglich versucht, die kleinen Ungereimtheiten des Tages zu verstehen. Verliere niemals diese heilige Neugierde"
Albert Einstein
Ja das ist schön, ich versuch sie nicht zu verlieren :)
Zitat von violetavioleta schrieb:Wohin gehen die, die nie wieder zurück kommen? Erleuchtete begehen doch wohl kaum simplen Selbstmord, oder? Oder kennen die einen geheimen Weg nach draußen (aus dieser Höhle) :)
Nicht wenige haben den Verstand verloren, sich selbst aufgegeben oder wurde von anderen für das was sie waren ausgrenzt und verbannt oder in die Isolation getrieben. Es ist so doch recht treffen:

https://www.youtube.com/watch?v=8yhyJW2RKPk
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:Schönes Thema. Grade wenn man nicht weiß was man sonst so tun soll. Ich habe gar nicht groß gelesen, das ist eine Frage die sich mir auch schon stellte und ich habe sie eindeutig mit "ja" beantwortet.

Ja, die Gesellschaft lebt in einer Höhle und ihre Mauern oder Fesseln sind aus Angst gebaut. Nicht jeder lebt in dieser Höhle, aber doch die meisten und die Gesellschaft als ganzes so wie so. Da muss man nur mal den Fernseher an machen und da erleben wir, wie angst-bezogen das doch ist, und das sperrt uns ein, ganz einfach und simpel.

Wir wissen alle, dass Angst kein guter Ratgeber ist, ja, wir wissen das, aber wer lässt sich denn nicht von seinen Ängsten "leiten"? Die Gesellschaft jedenfalls ganz sicher und darum sitzt sie in ihrer Höhle und fragt sich, ob nun die Bösen im Osten oder die Bösen im Westen nun böser sind und welches das kleinere Übel ist. Und der Witz bei der Sache, den anderen Gesellschaften geht es genau so, sie vergessen in ihrer Panik sogar, dass es auch noch Norden und Süden gibt.
So ist es und auch hier passt das Video mit Bill Hicks - "It's just a ride" :)


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16.03.2014 um 09:11
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Die Gesellschaft ist auf Leistung gepolt und lebt den kapitalistischen Irrglauben, der zwar in einzelnen Fällen funktioniert (vom Tellerwäscher zum Millionär) jedoch die Hamster rennen in ihren Rädern und denken das dies eine Karriereleiter ist. Dabei ist es einfach purer Irrsinn sein Leben der Akkumulation zu widmen und damit zur Last für die Biosphäre und am Ende auch sich selbst zu werden.
Genauso sehe ich das auch. Wenn dieser immense Energieaufwand wenigstens einen Sinn hätte, anstatt Müllberge und wüste Landschaften zu produzieren und die Menschen noch mehr zu Sklaven machen, aber so wie es aussieht beschleunigen wir nur unser eigenes Ende. Diese ungehemmte, willkürliche Expansion wohnt allem Leben inne und wenn es keine regulierenden Kräfte von aussen gibt, vermehrt es sich unkontrolliert, mit den uns bekannten Folgen.
Was lehrt es uns... die Evolution, die solche Wesen wie uns Menschen hervorgebracht hat, ist eine kosmische Kraft, die mindestens genauso blind ist, wie die Wesen, die sie hervorgebracht hat.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Natürlich sollte man kein rein passiver Beobachter sein, das eine oder andere im Leben zu erreichen ist schon interessant und nur durch Dinge die man auch für sich anstrebt, wird man lernen und Erkenntnisse gewinnen. Reine Passivität ist auf Dauer auch recht langweilig ;)
Wir müssen im Leben nichts erreichen - wer eine reiche innere Welt hat, muss nichts im "Aussen" anstreben. Passiv sind wir ja als Beobachter nicht und jeder neue Eindruck verändert uns. Langweilig kann es auch in einer völlig reizüberfluteten Umwelt werden. Gerade das scheint ja heute das Paradoxon zu sein, deswegen ist es ja gerade die Mystik der Stille, des Nichts, der Monotonie, die heute mehr Charme besitzt als vieles Andere in unserer lauten, schnelllebigen Welt.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:In einer Welt der Kausalität wird es immer zu jeder Kraft eine Gegenkraft geben, das ist richtig. Jedoch das auch Harmonie und Synthese existieren können würde ich nicht verneinen.
Das scheint mir auch so, aber Harmonie und Synthese sind in diesem Kosmos nur ein Beiprodukt sich widerstreidender Kräfte - ein harmonischer Endzustand wird also nie erreicht solange es Bewegung gibt. Aber es gibt das kurze Aufflackern eines friedvollen Zustandes, die Zäsur, die Inseln, im tobenden Ozean dieses ewigen Kampfes.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Ein Mönch hat sich mal selbst verbrennen lassen, dabei war er in tiefer Meditation und hat scheinbar keine Schmerzen verspürt, total ruhig, das unvermeidliche akzeptierend, mit einem Lächeln. Wäre es möglich so den Schmerz und das Leid als das zu nehmen was es ist, sensorische Impulse und Gedanken. So kann man für diesen Moment Harmonie erreichen selbst wenn man den Kräften ausgeliefert ist die das Leben beenden.
Dieser anscheinend heroische AKt und das Verklären dieser Tat lässt das Barbarische daran nicht verschwinden... niemand weiß wie sich dieser Mönch dabei gefühlt hat.
Ich kann lachen, wenn ich gefoltert werde, um damit etwas zu demonstrieren. Ich kann meditieren, um mich zu dissoziieren und den Schmerz dadurch abzulindern.
Mag sein, dass es also Methoden gibt, sich das Leben erträglicher zu machen - (die Meditation scheint eine davon zu sein), aber es wird an der existentiellen, fundamentalen Zerissenheit und Ausweglosigkeit allen Seins nicht viel ändern. Aber es macht auf jeden Fall Sinn, das bereits Gegebene zu aktzeptieren und die Umstände in all ihren Ausprägungen für uns "Lebende" zu verbessern.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:In mir steckt dann und wann noch ein kleiner Hauch Hoffnung, selbst wenn diese naiv sein mag :)
Cioran meinte einmal, dass Hoffnung das Dementieren der Zukunft sei.^^ Aber alle Strategien sind recht, die uns helfen nicht wahnsinnig zu werden. Der völlig klarsichtige Mensch, der völlig bewusste Mensch dürfte keinen Augenblick bei Verstand bleiben, nicht unter unserer Sonne.


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 09:58
@ExNihilo
Flüchtig im Sinne von vorübergehend ja, aber verändern doch etwas dauerhaft, wobei man da vielleicht auch unterscheiden müsste, denn es gibt unterschiedliche Formen und Stärken der Erleuchtung.

@Peisithanatos
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Mag sein, dass es also Methoden gibt, sich das Leben erträglicher zu machen - (die Meditation scheint eine davon zu sein), aber es wird an der existentiellen, fundamentalen Zerissenheit und Ausweglosigkeit allen Seins nicht viel ändern. Aber es macht auf jeden Fall Sinn, das bereits Gegebene zu aktzeptieren und die Umstände in all ihren Ausprägungen für uns "Lebende" zu verbessern.
Man könnte aber auch denken, dass dies nur ein Höhlenbewohner sagt, der im die Schatten steht und keinen Trost findet und Hoffnung nicht hat. Das Leben da draußen ist viel stärker als das was wir als Menschen leben. Als Menschen leben wir im Schatten und das merken wir, wenn wir Erleuchtung erfahren.


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 11:04
@mitras
Zitat von mitrasmitras schrieb:Als Menschen leben wir im Schatten und das merken wir, wenn wir Erleuchtung erfahren.
Ganz Recht! Wir leben im Schatten des großen Umsonst und dies wird in den Momenten größter Klarsicht, jenen Momenten, die wir mit "Erleuchtung" oder "Illumination" umschreiben umso deutlicher. Nicht die Ekstase ist die Maßeinheit der Klarsicht/Illumination, sondern der Schmerz in einer Welt des ewigen Sterbens, des Zerfalls, der Willkür und des Zufalls!


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 16:20
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Genauso sehe ich das auch. Wenn dieser immense Energieaufwand wenigstens einen Sinn hätte, anstatt Müllberge und wüste Landschaften zu produzieren und die Menschen noch mehr zu Sklaven machen, aber so wie es aussieht beschleunigen wir nur unser eigenes Ende. Diese ungehemmte, willkürliche Expansion wohnt allem Leben inne und wenn es keine regulierenden Kräfte von aussen gibt, vermehrt es sich unkontrolliert, mit den uns bekannten Folgen.
Vielleicht sollte man durchaus solche Methoden bedenken:

Wikipedia: Church of Euthanasia

Na ja vielleicht etwas zu radikal, jedoch hätte die Menschheit eine Selbstregulierung bei den Geburten, keine massive Konsumgesellschaft, keine religiösen "Massenproduktionskammern" für die Überbevölkerung und diese Vermüllung und Verseuchung der Welt. Dann wäre die Menschheit durchaus ein Wesen das noch eine Daseinsberechtigung hat, wie jedes andere Wesen in der Natur auch, selbst mit Kunst und Technologie oder gerade dadurch, als neue Form der Evolution, die synthetische.

Doch aktuell verliert die Menschheit (oder hatte sie schon lange) ihre Daseinsberechtigung verloren, wir werden vermutlich die erste Spezies sein die sich selbst auslöscht.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Wir müssen im Leben nichts erreichen - wer eine reiche innere Welt hat, muss nichts im "Aussen" anstreben. Passiv sind wir ja als Beobachter nicht und jeder neue Eindruck verändert uns. Langweilig kann es auch in einer völlig reizüberfluteten Umwelt werden. Gerade das scheint ja heute das Paradoxon zu sein, deswegen ist es ja gerade die Mystik der Stille, des Nichts, der Monotonie, die heute mehr Charme besitzt als vieles Andere in unserer lauten, schnelllebigen Welt.
Jedoch etwas Kreativität und etwas Genuss sollte schon möglich sein. Sonst teile ich deine Sichtweise auch hier wieder.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Das scheint mir auch so, aber Harmonie und Synthese sind in diesem Kosmos nur ein Beiprodukt sich widerstreidender Kräfte - ein harmonischer Endzustand wird also nie erreicht solange es Bewegung gibt. Aber es gibt das kurze Aufflackern eines friedvollen Zustandes, die Zäsur, die Inseln, im tobenden Ozean dieses ewigen Kampfes.
Absolut richtig! Die Harmonie ist immer ein kurzer Moment und gleicht wahrlich einer kleinen Insel im tobeden Ozean. Diese Insel ist die Meditation, das Ausblenden der Gegensätzlichkeiten und Gedanken, die der Gegensätzlichkeit und den Widersprüchen unterliegen und sich mit sich selbst im Streit befinden.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Cioran meinte einmal, dass Hoffnung das Dementieren der Zukunft sei.^^ Aber alle Strategien sind recht, die uns helfen nicht wahnsinnig zu werden. Der völlig klarsichtige Mensch, der völlig bewusste Mensch dürfte keinen Augenblick bei Verstand bleiben, nicht unter unserer Sonne.
Dann und wann fällt es mir auch schwer die Contenance zu wahren, ich denke dir geht es da ganz ähnlich wie auch mir. ;)


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16.03.2014 um 18:09
@cRAwler23
@Peisithanatos

Warum so negativ? Und das wo doch grade Frühling wird....:)

Weil, das:
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Harmonie und Synthese sind in diesem Kosmos nur ein Beiprodukt sich widerstreidender Kräfte - ein harmonischer Endzustand wird also nie erreicht solange es Bewegung gibt. Aber es gibt das kurze Aufflackern eines friedvollen Zustandes, die Zäsur, die Inseln, im tobenden Ozean dieses ewigen Kampfes.
sehe ich ganz anders.

Harmonie selbst ist DER Antrieb schlechthin im Kosmos! Die Harmonie und die Synthese IST die Bewegung des Seins! Die Energie für die Bewegung stammt aus dem Streben nach Ausgleich und Harmonie!

Ich spüre hier einen leichten Hauch der eisigen Todessehnsucht. Sehnsucht nach dem Tod, der Antworten gibt, auf Fragen, die dann keine Bedeutung mehr haben. :)
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:sondern der Schmerz in einer Welt des ewigen Sterbens, des Zerfalls, der Willkür und des Zufalls!
Das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist die der Freude, des Entstehens, des Aufbaus, der Ordnung und gegenseitiger Achtung. Die Welt unterliegt einem ständigem Wandel, das Sterben, der Zerfall und die Zerstörung sind ein Ausdruck des Wandels. Natürlich haben wir Wälder zerstört und Müllberge draus gebaut, doch in den Müllbergen tobt das Leben und es ist ein Lebensraum, den es so noch nicht gab. Es wird wieder neues hervorbringen.

Um im Höhlengleichnis zu bleiben, drücke ich es mal so aus: Die Menschen sitzen in der Höhle und schauen das Schattenspiel, das letztlich immer den gleichen konstruierten Regeln von Komödie und Tragödie folgt. Man gewöhnt sich daran, die Normalität nimmt man nicht explizit wahr, alles was alltäglich und normal ist, fällt weniger auf. Man kann mit einer Taschenlampe das Schattenspiel unsichtbar machen und die ganze Höhle würde in Panik ausbrechen. So ist es mit der Harmonie und Synthese, man übersieht sie, weil nur die Verstöße dagegen so extrem auffallen.

Wenn wir eine Symphonie hören, dann nehmen wir die Musik als Ganzes wahr. Aber ein Misston fällt sofort auf und kann das Erlebnis massiv stören und wir wollen unser Geld wieder. Darum ist ja die Triangel das schwierigste Instrument im ganz Orchester, man muss zwar nur einmal draufhauen, aber wenn man das verpatzt, ist die ganze Symphonie für die Tonne. :)

Ich weiß, dass ich damit vielen Philosophen widerspreche, die letztlich Jünger des Mephistos aus Faust sind: "....drum besser wärs, dass nichts entstünde..." das ist ein Irrsinn, eines irrationalen Logos, der nur denkt und meint ein rationaler Logos zu sein, denn in Wirklichkeit ist die Bewertungsgrundlage für diese Aussage das ästhetische Empfinden. Man findet es halt nicht schön und nimmt sich als kleines, unbedeutendes Individuum das Recht zu sagen, 'das Sein hat keinen Sinn!' Was für eine unerhörte Überheblichkeit! Es wird Frühling, ein gute Zeit zu sehen, was man übersehen hat.

Manchmal denke ich, da gibt es (vor allem reiche, gelangweilte) Leute die genau diese Philosophie verfolgen, man meint die Menschen zerstören alles, deswegen muss man alles zerstören, bevor es zerstört wird. Das ist ja der Wahnwitz des als satanisch zu bezeichnenden Denkens, welches einen reellen Satan gar nicht braucht, weil so oder so nichts davon übrig bleibt, wenn man es mal genau bedenkt...


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 18:30
@cRAwler23
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Doch aktuell verliert die Menschheit (oder hatte sie schon lange) ihre Daseinsberechtigung verloren, wir werden vermutlich die erste Spezies sein die sich selbst auslöscht.
Wir wären nicht die erste Spezies, die sich im Laufe der Erdgeschichte selbst auslöscht und 99,9% aller Spezies sind sowieso schon von der Erdoberfläche verschwunden.
Vielleicht sollte man durchaus solche Methoden bedenken:

Wikipedia: Church_of_Euthanasia
Hier wird viel zu kurz gedacht. Vor dem Menschen war diese Erde genausowenig ein Paradies, sondern dasselbe "Fressen und Gefressenwerden", "struggle for life", "survival of the fittest" etc...
Ein permanenter Zustand von Zerfleischen, Tod, Vernichtung, ein ewiger Kampf, in welchem es keine Gewinner gab und wo sowohl Opfer als Sieger dasselbe Schicksal zu erwarten hatten, wie zu allen Zeiten.

Schopenhauer formuliert die Konsequenz daraus noch radikaler:
Wenn man, soweit es annäherungsweise möglich ist, die Summe von Not, Schmerz und Leiden jeder Art sich vorstellt, welche die Sonne in ihrem Lauf bescheint; so wird man einräumen, dass es viel besser wäre, wenn sie auf der Erde so wenig, wie auf dem Monde, hätte das Phänomen des Lebens hervorrufen können, sondern, wie auf diesem, so auch auf jener der Oberfläche sich noch im kristallinischen Zustande befände. -
Man kann auch unser Leben auffassen unnützerweise störende Episode in der selige Ruhe des Nichts.
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:Jedoch etwas Kreativität und etwas Genuss sollte schon möglich sein.
Natürlich! Das ist ja auch der einzige Grund, warum ich noch hier auf diesem Planeten herumschleiche. ;)


@ExNihilo
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:Ich weiß, dass ich damit vielen Philosophen widerspreche, die letztlich Jünger des Mephistos aus Faust sind: "....drum besser wärs, dass nichts entstünde..." das ist ein Irrsinn, eines irrationalen Logos, der nur denkt und meint ein rationaler Logos zu sein, denn in Wirklichkeit ist die Bewertungsgrundlage für diese Aussage das ästhetische Empfinden. Man findet es halt nicht schön und nimmt sich als kleines, unbedeutendes Individuum das Recht zu sagen, 'das Sein hat keinen Sinn!' Was für eine unerhörte Überheblichkeit! Es wird Frühling, ein gute Zeit zu sehen, was man übersehen hat.
Kann man dann daraus schließen, dass deine Bewertungsgrundlage, ob Genozid, Krankheiten, Kriege etwas sind, das besser nicht existiert, dein ästhetisches Empfinden ist? Ich meine, hier geht es nicht um irgendwelche missratenen Artefakte...sondern um die schiere Faktizität des Leidens in der Welt!
Weiter oben habe ich meine Sichtweise bereits ausgeführt.


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 19:05
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:Warum so negativ? Und das wo doch grade Frühling wird....:)
Ich denke weil man an der Realität doch recht stark ernüchtert wurde. Sich zu freuen und Dinge positiv zu sehen kann auch etwas realitätsfern sein, ich bin da im Denken nen bissel wie Dr. House :D
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:Harmonie selbst ist DER Antrieb schlechthin im Kosmos! Die Harmonie und die Synthese IST die Bewegung des Seins! Die Energie für die Bewegung stammt aus dem Streben nach Ausgleich und Harmonie!
Das Streben ja, doch das Erreichen steht auf einem anderen Blatt, in seltenen Momenten ja, doch meist leider nein. Sturm und Flaute sind die Extreme auf der See des Lebens, doch prägen diese Extreme den Lauf der Dinge öfter als ein günstiger Wind. Natürlich kann man auch einen Motor bauen und das Schiff des Lebens hochseetauglicher machen, doch am Ende wird das Schiff mal ein Wrack sein, ob wir das wollen oder nicht.
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:Ich spüre hier einen leichten Hauch der eisigen Todessehnsucht. Sehnsucht nach dem Tod, der Antworten gibt, auf Fragen, die dann keine Bedeutung mehr haben. :)
Google mal nach @Peisithanatos also dem Namen, dann wird dir klar werden, ja diese Philosophie ist diesem sehr nahe, jedoch kann man die kleinen Freunden des Lebens schätzen lernen und das hält einem am Leben, so auch die Neugier :)
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Wir wären nicht die erste Spezies, die sich im Laufe der Erdgeschichte selbst auslöscht und 99,9% aller Spezies sind sowieso schon von der Erdoberfläche verschwunden.
Das stimmt, natürlich gab es auch schon Überpopulation anderer Spezies mit einhergehender Nahrungsknappheit und einem Massensterben. So gab es schon so viele Spezies die ausgestorben sind, das man meinen könnte der heutige Bestand ist nur wirklich 0,1%. Und der Mensch macht vielen anderen Spezies das Leben schwer und nicht wenige sind auch schon durch ihn ausgestorben oder auf dem Weg dahin.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Hier wird viel zu kurz gedacht. Vor dem Menschen war diese Erde genausowenig ein Paradies, sondern dasselbe "Fressen und Gefressenwerden", "struggle for life", "survival of the fittest" etc...
Ein permanenter Zustand von Zerfleischen, Tod, Vernichtung, ein ewiger Kampf, in welchem es keine Gewinner gab und wo sowohl Opfer als Sieger dasselbe Schicksal zu erwarten hatten, wie zu allen Zeiten.
Die CoE denkt nicht an ein Paradies vor dem Menschen, sie wollen nur die vom Menschen erschaffene Hölle beenden, sprich die Konsumgesellschaft, die Überbevölkerung usw. Ich denke der Titel der CoE dient nur der Provokation.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Natürlich! Das ist ja auch der einzige Grund, warum ich noch hier auf diesem Planeten herumschleiche. ;)
Dito! :)


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 21:07
@Peisithanatos

Nein oder vielleicht doch, keine Ahnung. Jedenfalls ist mir klar, dass Emotionen, Empfinden, Triebe und Instinkte das menschliche Handeln bestimmen und auch das Denken beeinflussen. Ich kritisiere diese ach so rationalen Philosophen dafür, dass sie ihre Grundlagen aus urmenschlichen Bedürfnisse beziehen, aber das nicht so erkennen oder sogar ablehnen und dann am Versuch der Rationalisierung dessen scheitern müssen.

Ich bin auch nur ein kleiner Mensch, der Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung sucht und davon kann man sich nicht lösen.

So was meine ich:
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Man kann auch unser Leben auffassen unnützerweise störende Episode in der selige Ruhe des Nichts.
Was für eine Anmaßung! Unnützerweise...störende Episode......da ist es nicht mehr weit, bis zu 'unwertes Leben' und seiner Sortierung, Genozid, Krieg und damit selbstgemachtes Leid. Viele die so denken haben doch echtes Leid selbst nie erfahren, sie stört nur der Anblick des Elends, weil es nicht in ihre ausgedachte Ordnung passt, die das störende Elend erst verursacht. Außerdem kennen sie ihre Bedürfnisse nicht oder leugnen sie.

So was sind typische Aussagen eines Höhlenmenschen, der vielleicht schon mal erfolglos nach einem Ausgang gesucht hat.
Zitat von PeisithanatosPeisithanatos schrieb:Das ist ja auch der einzige Grund, warum ich noch hier auf diesem Planeten herumschleiche.
Kreativität und Genuss. Nun ja, ich halte es für äußerst unkreativ, ein Nichts "erschaffen" zu wollen und wüsste auch nicht was daran zu genießen wäre. Allein der Gedanke daran, es könne ein Nichts überhaupt existieren, ist der Eingang in eine Höhle und der Tod der Kreativität und Fantasie. Seit es in meinem Denken kein Nichts mehr gibt, geht es mir viel besser und ich erreiche geistige Zustände der Stille.

Menschliches Verhalten bewerte ich vor allem nach meinem Gerechtigkeitsempfinden, was bei mir schon immer ziemlich stark ausgeprägt ist. Und die Welt insgesamt finde ich schön und genieße so gut es geht. Ich kann zwar am Menschen zweifeln, würde mir aber niemals wagen, diesen Zweifel auf die gesamte Existenz zu projizieren.

@cRAwler23
Zitat von cRAwler23cRAwler23 schrieb:ch denke weil man an der Realität doch recht stark ernüchtert wurde. Sich zu freuen und Dinge positiv zu sehen kann auch etwas realitätsfern sein, ich bin da im Denken nen bissel wie Dr. House :D
Also ich kann mich durchaus auch mal an zynisch sarkastischen Aussagen erfreuen, man kann auch mit Blut schöne Bilder malen, am Tod leiden nur die Lebenden. Mitleid habe ich mir abgewöhnt, hatte ich auch nie so sehr. Es ist doch nicht mein Leiden und wenn man was dagegen tun kann, dann bereitet das doch Freude.

Vielleicht haben wir da eine unterschiedliche Sicht der Realität. Ich sehe eine Welt, in der 7 Mrd. Menschen leben und betrachte die paar Kriege und Konfliktherde nicht als Grund zur Ernüchterung. Früher waren die Menschen viel grausamer und gewalttätiger. Es ist wesentlich enger geworden, aber dafür friedlicher, das macht doch Hoffnung!?


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

16.03.2014 um 22:09
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:Also ich kann mich durchaus auch mal an zynisch sarkastischen Aussagen erfreuen, man kann auch mit Blut schöne Bilder malen, am Tod leiden nur die Lebenden. Mitleid habe ich mir abgewöhnt, hatte ich auch nie so sehr. Es ist doch nicht mein Leiden und wenn man was dagegen tun kann, dann bereitet das doch Freude.

Vielleicht haben wir da eine unterschiedliche Sicht der Realität. Ich sehe eine Welt, in der 7 Mrd. Menschen leben und betrachte die paar Kriege und Konfliktherde nicht als Grund zur Ernüchterung. Früher waren die Menschen viel grausamer und gewalttätiger. Es ist wesentlich enger geworden, aber dafür friedlicher, das macht doch Hoffnung!?
Nein wir denken da sogar sehr ähnlich, ja daher bin ich auch nicht zum Nihilisten und Misanthropen geworden, ich bin inzwischen sehr unbefangen und akzeptiere die Menschen wie sie sind und erwarte auch nichts mehr. Es war eben die Erwartung die auf Enttäuschung traf die einem zweifeln und verzweifeln ließ. Doch nach meiner Selbsterkenntnis war das alles selbstverursachtes Leid meiner Gedanken, es war eine Form der gedanklichen Selbstgeißelung. Nur habe ich eben das helle wie das dunkle lieben gelernt, inzwischen mag ich es einfach dunkelbunt und hellbunt, es ist wie es ist, das Thema passt zu dieser Erkenntnis sehr gut :)

Es ist, was es ist

Jedoch folgt meist erst auf eine Ernüchterung die Erleuchtung, man muss auf dem Boden der Tatsachen sitzen um das innere Licht der Erkenntnis zu spüren und zu erkennen.

Optimisten haben selten die Erleuchtung erhalten. Erleuchtete sind weder Pessi- noch Optimisten. Sie sind einfach ganzheitlich, Yin und Yang eben.


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

17.03.2014 um 07:36
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:Ich kritisiere diese ach so rationalen Philosophen dafür, dass sie ihre Grundlagen aus urmenschlichen Bedürfnisse beziehen, aber das nicht so erkennen oder sogar ablehnen und dann am Versuch der Rationalisierung dessen scheitern müssen.
Eine sehr vage und pauschale Kritik, mit der ich nichts anzufangen weiß
Zitat von ExNihiloExNihilo schrieb:..da ist es nicht mehr weit, bis zu 'unwertes Leben' und seiner Sortierung, Genozid, Krieg und damit selbstgemachtes Leid.
Du magst es noch so polemisch zuspitzen, aber ich wüsste nicht, dass Schopenhauers Philosophie jemals für irgendwelche menschenverachtenden Ideologien missbraucht wurde.
Schopenhauers Philosophie ist kein Votum für Vernichtung - einem Sein unter gewissen Vorzeichen wird lediglich der Vorzugscharakter in Relation zum Nichts abgesprochen.
Schopenhauers vertritt eine antinatalistische Position, danach wäre es besser kein neues Leben in die Welt zu bringen, aber mit den bereits vorgegebenen Umständen so gut zu haushalten wie es nur möglich ist.

Für mich ist es ein Zeichen von Authentizität und intellektueller Redlichkeit das ganze Spektrum der menschlichen Existenz in unserem Denken zu vergegenwärtigen. Dazu gehört auch im Wesentlichen das Empfinden der Zerissenheit, Melancholie, der Vergänglichkeit des "Seins" und ich glaube im Gegenteil, dass man sich eines Teils seiner Kreativität und Tiefe beraubt, wenn man versucht das auszuklammern!


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

17.03.2014 um 10:31
Erst einmal DANKE für diese schöne philosophische Betrachtungsweise.

Die Überschrift an sich ist aber falsch. Nicht die HEUTIGE Gesellschaft lebt in einer Höhle, jede Gesellschaft zu jeder Zeit lebt in einer Höhle.

Ich möchte ein Beispiel bringen: Zur Zeit des dritten Reiches gab es kaum Leute die über den Tellerrand hinausschauen konnten. Sie hielten ihre Lebensweise für die einzig richtige.

Das gleiche haben wir heute. Ich stelle immer den frechen Vergleich auf: Die Leute, die heute steinewerfend mit der Antifa losmarschieren sind ( in der Masse jedenfalls) politisch sehr engagierte und extremistische Leute. Die wären vermutlich in den 20er Jahren auch hinter einer ganz anderen Fahne hermarschiert.

Ich nenne es immer so: "Jeder Mensch ist ein Kind seiner Zeit".

Es gelingt nur wenigen Visionären, die Höhle zu verlassen und das Licht zu sehen. Oftmals verhallen ihre Ideen. Manchmal schaffen es diese Leute aber eine neue Gesellschaftsform zu gründen. Damit entsteht aber genaugenommen wieder eine neue Höhle. Wieder befinden sich die meisten in einer eingeschränkten Welt und es werden neue Personen aufstehen diese Höhle zu verlassen.

Im Prinzip machen wir doch alle den gleichen Fehler: Auch wir glauben unsere Gesellschaftsform ist die einzig richtige und es wird niemals wieder etwas anderes geben. Das gleiche dachten aber schon die Menschen in der Antike, im Mittelalter, im Kaiserreich, im 3. Reich, der DDR usw.

So gesehen hast Du sicher recht. Nur die Überschrift ist wie gesagt nicht ganz richtig. Nicht die HEUTIGE sondern JEDE Gesellschaft lebt in einer Höhle.

Viele Grüße
Fors.


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17.03.2014 um 14:53
Zitat von Forseti70Forseti70 schrieb:Das gleiche haben wir heute. Ich stelle immer den frechen Vergleich auf: Die Leute, die heute steinewerfend mit der Antifa losmarschieren sind ( in der Masse jedenfalls) politisch sehr engagierte und extremistische Leute. Die wären vermutlich in den 20er Jahren auch hinter einer ganz anderen Fahne hermarschiert.
Nö, weil "extremistisch" in dieser Vorstellung komplett an der Realität vorbei läuft. Jeder Typ der jeden morgen zur Arbeit fährt und denkt dies wär des Menschen Natur lebt mehr in einer Höhle.


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Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?

17.03.2014 um 16:40
@paranomal
Zitat von paranomalparanomal schrieb:Jeder Typ der jeden morgen zur Arbeit fährt und denkt dies wär des Menschen Natur lebt mehr in einer Höhle.
Stimmt, vorausgesetzt dieser Typ macht sich überhaupt Gedanken über die Natur des Menschen, bzw. wird von solch philosophischen Anwandlungen überfallen.
Es muss einfach mehr verrückte Menschen geben, die die Menschen aus ihrem alltäglichen, "selbstverständlichen" Wahnsinn herausreissen, am Besten so brutal wie möglich.


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