Euer Verhältnis zum Liberalismus

Nachdem es einen Thread "Euer Verhältnis zum Kommunismus" gibt, möchte ich hier einen aufmachen der nach dem Liberalismus fragt. Wer würde sich heute noch, nachdem die FDP aus dem Bundestag geflogen ist, als liberal bezeichnen? Müssen wir in Zeiten, wo die FDP es nicht mehr schafft und eine große Koalition regiert, die so übergroß ist dass es nur noch ein kleine linke Opposition im Bundestag gibt, Freiheit neu denken?
Sollten sich Liberale vielleicht besser nicht in einer Partei organisieren, wie das traurige Beispiel FDP zeigt, sondern ist ein außerparlamentarische Widerstand effektiver? Vor der französischen Revolution gab es doch auch keine Partei, die ein solches Programm vertreten hat.

@Simowitsch
Es kommt darauf an von welchem Liberalismus man spricht:

Nach Verwirklichung des liberalen Konstitutionalismus kam es Ende des 19. Jahrhunderts und zum Teil verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg zu einer Krise des Liberalismus.[3] Die unterschiedliche Bewertung der sozialen Frage führte zu einer Spaltung des Liberalismus in wirtschafts- und sozialliberale Ansätze.[4] Als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise entwickelte sich ein deutscher Neoliberalismus, nämlich der Ordoliberalismus, der die Probleme des sogenannten Laissez-faire-Liberalismus unter Rückgriff auf den scholastischen Gedanken einer „natürliche[n], gottgewollten Ordnung“ zu überwinden suchte.[5] Ende des 20. Jahrhunderts kam es insbesondere in den USA zu einer Wiederbelebung der sozialliberalen politischen Philosophie, angestoßen durch John Rawls.

Quelle:Wikipedia.de

Verfassungsliberalismus:
Freiheit, Leben und Eigentum sind die unveräußerlichen Rechte eines jeden Bürgers.

Wirtscharftsliberalismus:
Klassische Nationalökonomie, Freie Marktwirtschaft und Freihandel.

Sozialer Liberalismus:
Genossenschaftswesen und Qualifikation durch staatlich geförderte Bildungspolitik.

Ordoliberalismus:
Der Staat gibt einen Ordnungsrahmen für den ökonomischen Wettbewerb vor und die Freiheit für den Menschen auf dem Markt garantieren soll.

Ich glaube der Knackpunkt im Liberalismus wie wir ihn heute kennen und auch durch die FDP, ist der Unterschied zwischen den sozialliberalen und den wirtschaftsliberalen/neoliberalen Anhängern.

Simowitsch schrieb:als liberal bezeichnen

Das Wort "liberal" hat praktisch die gleiche Bedeutung wie das Wort "neoliberal" oder das Wort "kapitalistisch".

@KillingTime
Also bedeutet Kapitalistisch für dich frei? :D :D :D
Weist du in welcher richtung der TE den Liberalismus meint?

interrobang schrieb:Also bedeutet Kapitalistisch für dich frei? :D :D :D

Ach Junge... Kapitalismus ist genau das Gegenteil von "frei".

interrobang schrieb:Weist du in welcher richtung der TE den Liberalismus meint?

Nö, ist mir auch egal, da für mich gilt: liberal == neoliberal.

@KillingTime

KillingTime schrieb:Das Wort "liberal" hat praktisch die gleiche Bedeutung wie das Wort "neoliberal" oder das Wort "kapitalistisch".

hm....
Wikipedia: Liberal

liberal (vom lat. liber ‚frei‘)

Dan passt etwas nicht an deiner aussage...

KillingTime schrieb:Nö, ist mir auch egal, da für mich gilt: liberal == neoliberal.

Aha also ist Liberaler Islam auch neoliberal... -.-*

interrobang schrieb:Dan passt etwas nicht an deiner aussage...

"Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden." (Rosa Luxemburg)

interrobang schrieb:Aha also ist Liberaler Islam auch neoliberal... -.-*

Ich weiß, dass du eine besondere Affinität zum Islam hast, aber in diesem Thread gehts um Politik, nicht um Religion.

@KillingTime

KillingTime schrieb:"Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden." (Rosa Luxemburg)

Hat auch nichts damit zu tun das du wiedersinnige antworten gibst bzw nicht weist was einzelne Wörter bedeuten.

KillingTime schrieb:Ich weiß, dass du eine besondere Affinität zum Islam hast, aber in diesem Thread gehts um Politik, nicht um Religion.

Nope. Es geht um Liberalismus. Die frage ist nur um welchen da es da gewaltige unterschiede gibt Liberalismus auch verschiedene bereiche betreffen kann.

interrobang schrieb:Die frage ist nur um welchen da es da gewaltige unterschiede gibt Liberalismus auch verschiedene bereiche betreffen kann.

Dann warte doch einfach, bis der TE sich dazu äußert, anstatt dich auf mich einzuschießen.

@KillingTime

KillingTime schrieb:Dann warte doch einfach, bis der TE sich dazu äußert, anstatt dich auf mich einzuschießen.

Aber das macht soviel spass. :(

Aber im ernst. Wen du kannst Liberalismus nicht so einfach über den Haufen werfen. Sozialer Liberalismus steht zb Genossenschaften nicht gegenüber sondern damit teilweise sogar überein. Und die magst du doch auch?

@interrobang

interrobang schrieb:Und die magst du doch auch?

Bitte keine Suggestivfragen. Ich bin nur Theoretiker. :D

interrobang schrieb:das macht soviel spass. :(

Es ehrt mich, dass du mit mir spielen willst. Aber die Schwierigkeit beim Katz-und-Maus-Spiel ist, zu wissen, wer die Katze ist. :mouse: :cat:

@KillingTime
Katz und Maus ist langweilig... Ich bin eher für Boxkämpfe...

Ich finde das beste Politische ergebnis bekommt man wen man Liberalismus mit Sozialismus vermischt. Konservatismus ist mir zu unbedeutend im vergleich zu den anderen beiden.

interrobang schrieb:das beste Politische ergebnis bekommt man wen man Liberalismus mit Sozialismus vermischt

Wie sähe eine dergestalte Gesellschaftsordnung aus?

@KillingTime
geselschaftsordnung in bezug auf was? also auf die wirtschaft bezogen bin ich zb für mehr verstaatlichung bzw für mehr staatliche Konkurrenzunternemen welche auf grundbedürfnisse der bürger achtet und somit den wettbewerb nicht ausufern lässt.

Es gibt ja die 3 großen parlamentarischen "Bereiche" die aneinander und ineinander übergehen, jedoch durch Parteiensysteme getrennt wurden und somit eine gewisse Spaltung geschaffen haben, mit dem ursprünglichen Vorteil sich besser im politischen Gefüge orientieren zu können. Doch diese Spaltung hat auch für Spannungen und Missverständnisse gesorgt. Denn Begriffe wie Liberalismus, Kommunismus, Anarchismus, Kapitalismus und auch Sozialismus, Konservativismus lassen sich nicht in einzelne Schubladen verbannen.

Ich selbst bin ein liberaler Mensch im Sinne von Selbstbestimmung, jeder soll die Freiheiten haben die einem zustehen, jedoch nicht die Freiheiten anderer verletzen und eingrenzen. Und ab da kommt man schon in einen Zwiespalt in dem sich der Liberalismus befindet wenn man ihn als wirtschaftliches oder soziales Gefüge betrachtet. In der Hinsicht bin ich ein sozialistischer, libertärer Anarchokommunist. Doch wenn es um den wirtschaftlichen Liberalismus geht sieht die Welt so aus:

https://www.youtube.com/watch?v=u8-4n9yxZ_s (Video: Georg Kreisler - Meine Freiheit Deine Freiheit)

So sieht es aus und das prägt auch die Lebensrealität dieses wirtschaftlichen Liberalismus.

interrobang schrieb:staatliche Konkurrenzunternemen welche auf grundbedürfnisse der bürger achtet und somit den wettbewerb nicht ausufern lässt

Das ist strammer Sozialismus. Er erfordert staatliche Planwirtschaft, wird aber vermutlich scheitern, da die als Banken erforderlichen Geldgeber nicht mitspielen werden (außer sie sind ebenfalls verstaatlicht).

@KillingTime
ich will eben keine totalitäre verstaatlichung. es soll eher wie ein dolch in der rückhand sein. ;) "ihr macht preisabsprachen? dan bieten wir das produkt solange billiger an bis ihr mit dem preis runtergeht."
man könnte eine staatsbank machen. bei dem model bin ich mir aber noch unsicher...

@interrobang @KillingTime
In einer sozialistisch, libertär orientierten Marktwirtschaft würde es reichen wenn die Banken verstaatlicht sind, die mittelständischen Unternehmen hätten automatisch jedoch mehr Freiheiten als in einem System übergroßer Privatbanken die relative Willkür im Kredit- und Zinswesen betreiben können.

Beispiel Island, die haben kurzen Prozess gemacht und ihre Banken gezügelt, reguliert und verstaatlicht, auch die Kanäle zu internationalen, großen Privatbanken gekappt. Seit dem geht es da auch wieder rationaler zur Sache. Auch andere Länder Skandinaviens haben dies schon vor einiger Zeit erkannt, siehe schwedisches Modell, bei dem durch stärkere Regulierung der Banken eine höhere soziale Stabilität erreicht wurde, ohne das mittelständische Unternehmen da zu leiden hatten, im Gegenteil auch ihn ging es besser, besonders als Unternehmer erkannt haben das es der Vitalität eines wirtschaftlichen Gefüges hilft keine übermäßigen Gewinne für sich allein zu beanspruchen. Mit anderen Worten, eine etwas egalitärere Version der Marktwirtschaft schafft auch mehr Stabilität im sozialen Gefüge. Das muss noch nicht mal dem Grundgedanken des Liberalismus widersprechen, es kann ihm nur noch einen sozialeren und vernünftigeren Anstrich geben, vielleicht sogar mehr noch einen grünen Daumen verpassen wenn es auch um Nachhaltigkeit geht, denn damit sind viele hardcore liberale meist auf Kriegsfuß, wie man ja an Parteien wie der FDP sehen konnte.

Liberal und Sozial sollten einander nicht ausschließen.

@cRAwler23

cRAwler23 schrieb:Liberal und Sozial sollten einander nicht ausschließen.

Sie schliessen sich auch nicht aus. Genausowenig wie sie den Konservatismus ausschliessen. (Die dritte grösse) Nur die extremen formen welche unsinnig sind schliessen sich aus.
Also
Anarchismus (Extremer Liberalismus)
Kommunismus (Extremer Sozialismus)
Theokratie (Extremer Konservatismus)

Diese drei gilt es zu ächten.

@interrobang
Der Staat sollte der privaten Wirtschaft nicht drohen dürfen, weil er sich dann moralisch aufschwingt, was ekelhaft ist, wenn man bedenkt welche Macht ein Staat gegenüber einem Unternehmen doch hat. Und wer die höhere Machtstellung einnimmt, soll auch moralisch die höchste Instanz sein oder wie?

@cRAwler23
Wenn du Verstaatlichungen forderst was hat das bitte mit Anarchismus zu tun? Nach meinem Eindruck befürwortest du eine Gesellschaft, wie es sie in der BRD bis zu den 70ern und in Dänemark oder Österreich in den 80ern gab. Das wäre auch genau das, worauf die sogenannte "sozialistische Marktwirtschaft" hinausgelaufen wäre, die sich tschechische Reformkommunisten erdacht haben. Oder soll es da irgendwelche Unterschiede geben? Also warum nennt ihr euch Sozialisten oder Kommunisten?