"Vorstellungen vom Messias
Nach Daniel 7,13.14 soll der Messias in siegreicher,strahlender Glorie sein von Gott gegebenes Königsamt antreten; jedoch nach Scharja 9,9als König, der in niedriger Demut wirkt. Aus den verschiedensten Meinungen bildete sicheine Vorstellung zweier Messiasgestalten heraus:
einen als Sohn Davids,dem Urbild der Könige
einen als Sohn Josephs bzw. Ephraims
Beide sollen in der Endzeit nacheinander erscheinen. Der Sohn Josephs stirbt im Kampfmit den Widersachern Israels und der Sohn Davids führt zum Sieg und in die messianischeErlösung.
Viele Juden übertragen die Erwartung des Messias als Einzelperson aufdas jüdische Volk in seiner Gesamtheit: Israel als Messias für diese Welt. Die Hoffnungmancher von zionistischen Idealen geprägte Israelis liegt auf einen Staat Israel alsModell für diese Welt. In diesem Staat herrscht kein Leid (Juden unter den Völkern), nurGerechtigkeit und Frieden. Trotz zahlreicher Unterschiede ist das Kommen messianischenHeils als Hoffnung Israels Gegenstand jüdischen Betens, nicht nur im Gottesdienst, auchim täglichen Gebet der einzelnen:
"Der Barmherzige beglücke uns mit den Tagendes Messias und dem Leben der zukünftigen Welt..."
Das Ziel ist also diezukünftige Welt, eingeleitet von dem Messias, deren Übergang fließend und die genaueTrennung nicht möglich ist. Mit der Erneuerung der Welt werden die Toten auferstehen unddeshalb spricht man auch dieses Gebet zur Beerdigung:
"Erhoben und geheiligt werdesein großer Name in der Welt, die einst erneuert wird. Er belebt die Toten und führt siezu ewigem Leben empor. Er baut die Stadt Jerusalem und krönt seinen Tempel in ihr. Erentfernt den Götzendienst von der und bringt den Dienst des Himmels wieder an seineStelle (nämlich auf die Erde!). Regieren wird (dann) der Heilige, gelobt sei er, inseinem Reiche und in seiner Herrlichkeit..."
Die ab der messianischen Zeiterneuerte Welt, in der es nunmehr kein Elend, keinen Tod, Hunger, keine Not oderKrankheit geben wird, ist von dem göttlichen Heil, der Zeit der Erlösung, des Friedens,des Glücks, des Wohlgefallens und Erbarmens Gottes und des Lebens mit ihm erfüllt.
Zukünftige Welt: "Es hat (sie) außer dir, o Gott, kein Auge geschaut."
DieVorstellungen und Bilder über die neue Welt Gottes sind verboten.
Diemessianische Erwartung ist weit verbreitet und heute fast noch stärker durch die Gründungdes Staates Israel und dessen Schicksal. Die einen hoffen auf den kommenden Messias,andere wiederum auf eine messianische Zeit.
Die diesseitigen Erwartungen desjüdischen Volkes besteht einzig und allein aus der Sammlung der Juden aus der Zerstreuungin ein nationales Gemeinwesen, die Wiederentstehung des Tempels und Frieden undGerechtigkeit für alle Völker."
Quelle:
http://www.judentum-projekt.de/religion/religioesegrundlagen/messias/index.html (Archiv-Version vom 30.12.2005)