Euroersatzwährung? Das Wörgeler Schwundgeld

Hallo zusammen,

man macht sich ja immer so seine Gedanken um das Liebe Geld.
Gerade momentan sieht alles nach einem baldigen Ende des Euros, so wie wir ihn
kennen aus. Es ist zu mindestens ein mögliches Szenario.

Ich erstelle diesen Thread, da ich in der "bösen" Flimmerkiste einen sehr interessanten Bericht
gelesen habe. Dieser Bericht handelte vom "Wörgeler Schwundgeld (Freigeld)".
Dies hat mir so gut gefallen, dass ich gerne darüber eine Diskussion entfachen möchte.

Um eine kurze Einleitung zu finden fange ich mal so an:

Wörgl im Jahr 1932: 1.500 Menschen in der Region, darunter 400 aus Wörgl, das damals 4.500 Einwohner zählte, waren arbeitslos. Die Gemeindekassa war leer, konnte nicht einmal den 1,3 Millionen Schilling-Kredit für die Bürgerschule bedienen.

Während aus der benachbarten Region Wildschönau zahlreiche Familien nach Brasilien auswanderten und dort Dreizehnlinden gründeten, wurde der damalige Wörgler Bürgermeister Michael Unterguggenberger kreativ: Arbeit war genug vorhanden, nur das Geld fehlte, um diese zu bezahlen. Also druckten die Wörgler ihr eigenes Geld.

Das heißt, die Wörgler Notstandshilfe gab Arbeitswertbestätigungen aus, nach der Idee des Schwundgeldes des Ökonomen Silvio Gsell. Statt einer permanenten Abwertung und galoppierender Inflation - wie damals in der Weltwirtschaft, verlor dieses "Geld" nur ein Prozent im Monat, konnte aber durch "Nachkleben" seinen Wert behalten.

Im Juni 1932 begann die Wörgler Gemeinde mit Bauprogrammen. Die Arbeiter wurden mit "Arbeitswertscheinen" (Freigeld) entlohnt, kauften damit in Wörgler Geschäften ein, womit über Steuern Geld an die Gemeinde zurückfloss. Rund 102.000 damaliger Schilling wurden in Infrastruktur (Straßenasphaltierung, Kanalbauarbeiten, Errichtung einer Sprungschanze) investiert.

In den 13,5 Monaten des Währungsexperiments wurden in Wörgl rund 100 Menschen beschäftigt, die Zahl der Arbeitslosen ging um 16 Prozent zurück, während sie im gleichen Zeitraum in Österreich um 19 Prozent stieg. Doch der Erfolg der Wörgler Geldreform mit einem raschen Umlauf der regional gültigen Gutscheinwährung wurde rasch gestoppt: Die Nationalbank verbot 1933 das Experiment.

Obwohl Wörgl damit für weltweites Echo sorgte: Der französische Ministerpräsident a. D. Edouard Daladier kam 1934 nach Wörgl, um sich vor Ort zu erkunden. Am 10. März 1933 wurde das Tiroler Projekt gar im amerikanischen Senat diskutiert.

(Quelle: http://www.news.at/articles/0718/30/171926/eigenes-geld-mega-inflation-woergl-wirtschaftsexperiment-freigeld (Archiv-Version vom 13.02.2012))

Des Weiteren findet man bei Wikipedia auch einen ganz interessanten Eintrag.

Wikipedia: Wörgl#Das W.C3.B6rgler Schwundgeld .28Freigeld.29

Mich interessiert jetzt natürlich, wie man auf dieses System aufbauen kann, um den bisherigen,
nennen wir sie Weltherrscher oder einfach Banken, das System zu versauen und damit alles zurück in die Hand des Wählers zu bringen.

Also eine nur Lokale Währung :ask:
Das ist keine Schlechte Idee

@Reason

Ich kenne die Geschichte mit dem Schwundgeldversuch und ich finde sie sehr gut. Aber leider hatten die Banken dem ein Ende bereitet.

Wir haben so was bei uns, es nennt sich der Chiemgauer, funktioniert aber ohne "echte" währung die dahinter steht auch nicht :D

Wikipedia: Regiogeld

@Paka

Das heisst nicht, dass man es heute nicht wieder einführen kann, oder? ;)



@König_Rasta

Bei uns hier in Bremen gibt es etwas ähnliches das sich Roland nennt, aber der
Erfolg lässt auf sich warten und ist ganz mäßig. Die Struktur ist auch anders als bei dem Wörgel.

Es ist also auch ein Regiogeld.

http://www.roland-regional.de/Regionalgeld.64.0.html

Das klappt super, aber wie gesagt es eignet sich nicht als sparanlage oder so wegen den Wertmarken die man nachkaufen muss etcetc. ohne echte währung dahinter funktionierts nicht, ich könnte dir jetzt viele viele gründe aufzählen, weil ich letztens erst nen Kurs dazu hatte, aber ich bin einfach zu faul :D

@Reason

Doch kann man, aber man muss mit massiven Widerstand der Banken rechnen, den es erstmal zu brechen gilt. Die geben ihre Macht nicht gerne ab. Da braucht es erstmal couragierte Politiker.

Das lustige an diesen Regionalgelder ist ja, dass sie versuchen die Fehler der internationalen Gelder zu berichtigen. Eines der ganz großen Probleme ist ja, dass das Geld immer zu den Reichen fließt und sich dort anstaut. Man muss also irgendwie verhindern, dass Geld immer mehr Geld anzieht und irgendwann die Zinsen größer werden als das Geld was die anderen erwirtschaften.

Und genau das tun diese Schundgelder ziemlich gut. Man kann sie zwar ansparen aber das Guthaben wird nicht automatisch mehr.

Man könnte so etwas in der Art natürlich auch national einführen aber das würde vorraussetzen, dass die Hoheit über das Geld wieder dahin wandert wo sie auch hingehört: zum Staat!

@horusfalk3

Ja ich gebe dir vollkommen recht, es hat kein Privatier das Recht über so etwas mächtiges wie Geld zu bestimmen. Damit das Geld zurück an den Staat geht, müsste man aber schon mal die Politik komplett austauschen, da alle unter Einfluss dieser Privatwirtschaft stehen.

Evtl. sind ja hier im Forum noch ein paar tolle Ideen dazu vorhanden, wie man so etwas vielleicht doch noch umsetzen kann? Wenn sich nämlich mehr und mehr Leute ein zusätzliches Zahlungsmittel vorstellen können, dann sieht alles ganz anders aus.

@Reason

Eine Ersatzwährung ist deshalb schwierig weil der Staat nunmal per Gesetz die Hoheit über Zahlungsmittel inne hat. Somit bist du eigentlich verpflichtet dieses Zahlungsmittel auch zu nutzen. Dass man dann den Banken erlaubt hat auch andere Zahlungsmittel als dem Bargeld zu etablieren ist ja eher als Ausnahmeregelung zu sehen. Streng genommen ist nur das ein legitimes Zahlungsmittel was du auch in die Hand nehmen kannst.

Wenn man also gegen das Finanzsystem protestieren möchte sehe ich nur zwei Wege:
1. man verzichtet im Freundeskreis auf den Austausch von Geld. Das kann man ja auf verschiedene Art und Weisen tun. Entweder schreibt man immer auf wer was bezahlt, so dass sich die Ausgaben immer decken oder man hat tatsächlich eine Art Warentausch

2. man verzichtet auf "Giralgeld" und benutzt nur noch das staatliche Geld also Bargeld. Sobald eine relevante Menge der Bevölkerung auf Bargeld umsteigt haben die Banken ein riesen Problem. Wenn ich mich recht erinnere würde es reichen wenn 5-10% der Bevölkerung dies tun würden und die Bank wäre pleite. Hier würde man dann die Politik zu einem Umdenken zwingen.

@horusfalk3

Ja da ist vollkommen korrekt was du sagst.
Aber ich suche ja nach Möglichkeiten vom Geld wegzukommen.

Wenn man sich Regiogeld ansieht ist dies zinsfrei und es unterliegt einer Umlaufsicherung.
Das wäre schon mal das erste Grundlegende.

@Reason
Ich denke, dass es je nach Grund auch verschiedene Ansatzmöglichkeiten gibt. Also warum willst du denn überhaupt vom Geld wegkommen? Und willst du auf Geld ganz verzichten oder nur auf das aktuelle Geldsystem?
So etwas wie Regiogeld ist ja auch Geld :)

Wenn man zum Beispiel Angst vor einem Bankencrash hat und sich deshalb sorgt, dass man sein Geld nicht mehr in Waren umtauschen kann dem könnte man zB raten sein Geld schon vorher in Waren umzutauschen. Oder zumindest einen Teil seines Geldes in etwas anzulegen was einen realen Gegenwert hat. Hier könnte man verschidenste Wertpapiere an der Börse nennen.

Wer weg vom Geld will weil das Zinssystem eben diejenigen ohne Vermögen ausbluten lässt dem kann man wohl nur raten, dass man sich dann ganz unabhängig von diesem System machen soll. Also entweder so etwas wie Regiogeld oder alles über einen Tauschhandel. Ich glaube in China war das wo man einfach auf einer Kreidetafel immer notiert hat wie viel der Andere einem jeweils schuldet. Mit dieser Schuld konnte man dann wiederrum beim Gegenüber Waren einfordern um die Schuld zu tilgen. Daher kommt wohl auch der Ausdruck "in der Kreide stehen".

Ganz ohne eine Art Finanzsystem wird man es aber sicher nicht schaffen.

die welt ohne finanzsystem funktioniert nicht mehr wenn man den wohlstand halten will und weiter innovativ sein möchte. regionalwährung funktionieren auch nur als weiteres angebot aber nicht als komplette ersatzwährung denn die sind stets auf die zuflüsse von außen angewiesen

@Kalte_Sophie

Jop, Wohlstand auf Kosten anderer, genau dafür braucht es das Bankensystem. Wobei, die Wörgeler erreichten einen höheren Wohlstand mit dem Schwundgeld als ohne. Sollte zu denken geben.

@Paka

weil das schwundgeld schwindet wenn es nicht ausgegeben wird und der mensch trotzdem nach gewinn strebt ist dieses geld darauf angewiesen günstigere waren aus dem umfeld abzuziehen/einzusaugen. und zwar noch stärker in seinem drang (durch die hohe nötige umlaufgeschwindigkeit) als beim jetzigen system. schwundgeld ist schlimmer und schneller sich selbst zerfressend als das jetzige geld

Reason schrieb:Arbeit war genug vorhanden, nur das Geld fehlte, um diese zu bezahlen.

Arbeit I S T überall genug vorhanden, nur das Geld fehlt, um diese zu bezahlen.

Arbeit muss erstmal grundsätzlich völlig neu bewertet werden.

@eckhart

eckhart schrieb:Arbeit muss erstmal grundsätzlich völlig neu bewertet werden.

Ja, stimmt absolut. Es muß vor allen Dingen bewertet werden, WAS denn wirklich an Arbeiten notwendig ist. Man muß nicht jedes halbe Jahr ein neues Handy sein eigen nennen...
Konsumrausch bei wirklich unsinnigen Dingen.

@Gwyddion
über seinen eigenen konsum bestimmt aber schon jeder selbst und entscheidet jeder für sich selbst

das sind ganz individuelle entscheidungen

@Kalte_Sophie

Es war auch nur ein Beispiel. Der Konsum ist natürlich Privatsache.. man wird jedoch mit immer neuen Must-Have konfrontiert. Kaum bringt Apple das IPhone 4S raus, bastelt es auch schon an dem Nachfolger. Und dazwischen haut auch noch Samsung sein Ding raus. Viel neues präsentieren diese Dinger nicht wenn sie permanent auf den Markt gebracht werden. Von daher kann man die Ressourcen ( Arbeit, Werkstoffe ) vlt. auch besser einsetzen. Zumindest solange, bis WIRKLICH eine neue Art Handy auf dem Markt ist. Wie gesagt.. das war nur ein Beispiel.

Mir ging es nur darum, das man Arbeit dann auch in wichtigeren Bereichen einsetzen könnte.
Ist natürlich schwierig bzw. utopisch.. ich weiß :)