Flüchtlinge, Sprachkurs, Fragestellungen im Deutschen

Hey.

Mich interessieren andere Meinungen zu folgendem Thema:

Ich halte morgen wieder einen Sprachkurs für syrische Flüchtlinge ab, Anfängerlevel.
Ein paar Wochen haben wir aber schon gelernt.

Morgen möchte ich gerne mit ihnen mal anfangen, wie man im Deutschen Fragen stellt.

Ich würde gerne folgendes sagen:

,,Es gibt 2 Arten von Fragen im Deutschen. Wie die heissen, müsst ihr noch nicht wissen, die Wörter sind schwer.
[wir fangen mit Entscheidungsfragen an]

Ich möchte, dass ihr dies versteht, weil ihr dann selbstständig fragen und besser lernen könnt.

Es gibt viele Fragewörter, aber die wichtigsten Wörter sind >>haben<< und >>können<<."

[an der Tafel habe ich schon die Konjugationen von ,,haben" und ,,können" aufgeschrieben]

[je nachdem, wie gut es läuft, kann ich die Übung vielfach abstufen]

Level 1: einfach die Konjugationen lernen.

Level 2: verstehen, wie man eine Frage bildet.
,,Sehr gut! Und jetzt gibt es einen einfachen Trick für solche Fragen..."
(Trick wird vorgeführt:

Ich habe...-> Habe ich...?
Du hast...-> Hast du...?)

Level 3 (master): eigene Fragen bilden.


Wir gehen die Konjugationen und Frageformen gemeinsam durch.
Bei Level 2 und 3 sind auch eigene Übungen der Flüchtlinge möglich.


Was haltet ihr davon?

Ach ja:

Auch, wenn das hier UH ist, ist das trotzdem ernst gemeint :D

Ich verstehe gar nichts.. und ich glaube, ein bisschen Deutsch kann ich schon. :D

@Kc
hm, weshalb mit Entscheidungsfragen anfangen?
Hat das einen bestimmten Grund?

Das ist doch eigentlich die schwerere "Art" ;)

Das mit dem "Trick" finde ich gut, allerdings finde ich das auch super kompliziert. Denn, da bist du ja gleich schon mitten in der Bildung der Zeitformen.

Von daher - ich meine, verständlicher wäre es, vorerst im Präsens zu bleiben und Alltagsfragen (halt die typischen W-Fragen; Wo ist der Supermarkt? etc.) zu üben.
Kann aber sein, dass ihr das schon gemacht habt (?)

hahaha @henry_hill

Danke ;)

Jetzt werden so manche den Kopf schütteln, ich würde auch gefragt ob ich ein Deutschkurs gebe.

Nur andere art. Weil diese Person der mich angerufen hat, meinte, ich kann nicht so gut deutsch, so macht es die menschen leichter Hemmungen zu überwinden. Sprechen tue ich gut.
Und das wichtigste ist erst verstehen, und dann schreiben lernen, da soll dann in ein die kurse danach erst darum gehen.

Sprechen kann ich sehr gut und da ich die probleme kenne, würde ich es ganz anders angehen.

Ich war spazieren, und erklärte unterwegs, hatte Comics dabei, die auch unser Leben wieder geben.

Muss dazu schreiben es war ein hollandische kurs. Und die hatten ihr booten dort. Die waren der meinung, es war eine sehr nutzliche ran gehe weise.

Nur mal so als Tipp. Muss du so nicht übernehmen, frage dein gefühl ob du gut dabei bist!

Bin ja nicht gerade ein Paradebeispiel!

@Kc
Arbeitet ihr ohne Materialien wie Schulbücher etc.?

@Noam_Enlil

Wir haben auch Materialien und Schulbücher, aber du kannst dich eigentlich nicht strikt daran halten, jedenfalls nicht, wenn deine Gruppe gut ist.
Sonst würden wir wohl immer noch beim Alphabet und den Zahlen von 1-10 rumhängen, würden wir streng nach Vorschrift vorgehen :D
Und dann hätten die Schüler wohl schon keinen Bock mehr, schließlich sind sie erwachsen und nicht dumm.

@AliceT

Warum denkst du, dass Entscheidungsfragen die schwerere Variante der Fragestellungen sind?

@Kc
Du mußt dich ja auch nicht strikt an Vorgaben halten. Aber DaF neu zu erfinden ist auch nicht notwendig.
Es gibt viele Materialen die von professionellen u. in der Thematik erfahrenen Menschen erarbeitet wurden.

@Noam_Enlil

Naja, dass etwas von ,,Profis" erarbeitet wurde, muss nicht automatisch heissen, dass es gut und immer anwendbar ist.
Klar sollte man eine gewisse Qualität und Fundiertheit annehmen, jedoch halte ich das immer für ziemlich relativ, den ,,Profi-Faktor".
Nicht umsonst lernen wir ja auch heute nicht mehr mit Materialien und Methoden von 1900, weil es eine stete Weiterentwicklung gibt. Und auch ,,Nicht-Profis" können gute, mit unter bessere Ideen haben, als die Spezialisten.

@Kc schrieb:
(Nicht-Profis" können gute, mit unter bessere Ideen haben, als die Spezialisten.)
Klar warum brauchen Lehrer überhaupt eine Ausbildung?
Kann doch jeder machen. :trollking: Ist nur eine Frage der Kreativität 6nd der guten Ideen.

@Noam_Enlil

Zufällig kenne ich mich auch sehr gut aus mit der Lehrerausbildung :D

Das ist ein Faktor, der zu meiner entsprechenden Meinung geführt hat.
Ein großer Teil von dem, was du in der Uni lernst bei der Lehrerausbildung, ist aus meiner Sicht ,,nice to know", aber für die Praxis von geringem Wert.

Es ist sehr theoretisch, du lernst, rein formale Analysen des Leistungsstandes der Kinder und kriegst etwa Vorschläge, was man gegen verschiedene Probleme tun könnte.
Leider haben nur relativ wenig Erziehungswissenschaftler meiner Erfahrung nach auch längere Zeit als Lehrer in der Schule gearbeitet.

In Deutschland sind wir sehr versessen auf Zertifikate und Papiere, wo draufsteht:,,Der kann XY."
Es ist wichtiger, schöne Titel und Zertifikate zu haben, als die tatsächlich für eine Tätigkeit benötigten Fähigkeiten, leider.

Ich nehme durchaus an, dass eine gewisse Fundiertheit bei ,,Profis" in einem Bereich besteht.
Das heisst aber nicht automatisch, dass der Profi tatsächlich mehr weiss oder die besseren Ideen hat.

Ist ähnlich wie mit den zahlreichen ,,Experten", die du in allen möglichen Bereichen findest:
,,Experte" wird man, inden man sich (auch indirekt) selbst als Experten bezeichne, von anderen als solcher bezeichnet und anerkannt wird ;)

@Ciela

Rächtschraibnazi!
:D

@Noam_Enlil

Das ist ja schon lange nicht mehr nur ein Mysteryforum :D

Na ich frage, weil mich die Meinungen anderer Leute interessieren.
Unabgängig davon, ob die ein ,,Experte" auf dem Pullover stehen haben.
Kann ja immer sein, dass es noch gute Ideen und Hinweise gibt, nicht wahr ;)

@Kc
Hmm find ich gut. Mal abgesehen von der Wortwahl die beigebracht wird, finde ich es wichtig (fast sogar wichtiger als die Rechtschreibung) ihnen zu vermitteln, wie sie sympathisch gegenüber Einheimischen rüber kommen können. ^^

@Kc
Der Aufbau ist an sich okay, nur frage ich mich gerade nach den Lernvoraussetzungen :D (oh Gott ich hasse mich dafür, dass ich sowas frage - werde ich sowas doch selbst immer gefragt). Was können die Schüler bereits?
Alles nur anzureißen und gleich mit anspruchsvollen Entscheidungsfragen weiterzumachen, halte ich für sehr gewagt.
Hattet ihr die W-Fragen bereits? Die bilden die Grundlage, um überhaupt den Aufbau eines Fragesatzes zu verstehen. Wenn das klar ist und geübt wurde, könnte man dann mit deiner Idee das Ganze vertiefen.
Und ich hätte noch n Vorschlag zu einem zusätzlichen Level, wenn es dann soweit ist.

Level 4: Die selbst erstellten Fragen im Alltag anwenden (als Hausaufgabe) ;-) und davon dann berichten.

@FrauLehrerin

Hey, danke für die Tipps :)

Daran hab ich mich auch orientiert, was die Schüler schon hatten und konnten.
Daher hab ich mir auch gedacht, dass sie nun mit dieser Art der Fragen anfangen können.
Die Schritte in den Kursen sind sehr kleinteilig, also im Arbeitsmaterial. Wir machen da nicht jede Aufgabe.

Was die Schwierigkeit der Fragentypen angeht:

Ich finde W-Fragen tatsächlich komplizierter, als Entscheidungsfragen, also was wir heute durchgenommen haben. Weil du bei den W-Fragen ja einerseits zusätzliche Infos einforderst, während die Entscheidungsfragen rein vom Grundsatz her mit ,,Ja" oder ,,Nein" zu beantworten sind.
Auch die Struktur ist potenziell komplexer, da nach dem Fragewort Verben, Adjektive usw. kommen können, während du bei Entscheidungsfragen ja immer das Grundgerüst hast:,,Fragewerb [haben, können] + Personalpronomen".

Das wären meine Argumente, warum erst die Entscheidungsfragen.

Das lief übrigens gut heute!

Womit du natürlich völlig recht hast, ist die Orientierung an den bestehenden Fähigkeiten und dem bereits vorhandenen Wissen.

Intelligent ist dein Vorschlag zu Level 4 ! :D

Das wäre mir alles viel zu theorielastig. Die Grammatik interessiert die Leute doch eigentlich gar nicht.
Ich würde sie deutsch sprechen lassen, was sie sagen wollen und verbessern. Diese korrekten Sätze (die ihre EIGENEN Sätze sind, was sie zusätzlich motiviert) sollen sie vielleicht 2-3 Mal abschreiben, dass sie auch die Schrift gut lernen.
Anhand von vielleicht schon nur 10 eigenen Sätzen ist es möglich, die gesamte grammatische Struktur einer Sprache verfügbar zu haben (also in welcher Reihenfolge die Wörter stehen müssen oder welche Endungen wann gesetzt werden). Das heißt, die Grammatik können sie sich anhand ihrer eigenen Mustersätze dann jederzeit selber ableiten.

Also wenn der Ausländer stammelt ISCH GEH KAUFHAUS, dann würde ich verbessern in ICH GEHE IN DAS KAUFHAUS, wobei ich besonders darauf hinweisen würde, dass das Endungs-E in GEHE immer (oder fast immer) gesetzt werden muss, wenn ICH etwas tuE.
Dass IN bei Lokalangaben mit dem Dativ steht, würde ich dann mit dem Mustersatz IN DEM KAUFHAUS SIND VIELE WAREN vermitteln. Dann muss man natürlich noch erklären, dass IN DEM zu IM (KAUFHAUS) zusammengezogen wird....hachja, Deutsch ist schon kompliziert!

@Ursella.Harden

Was du scheinbar meinst, ist die so genannte Assimiliationsmethode, mit der auch kleine Kinder eine Sprache lernen.

Und TROTZDEM haben wir in Deutschland beispielsweise auch Deutschunterricht, der auch Grammatik beinhaltet ;)

Ich bin echt kein Grammatikfetischist, aber ganz rauslassen würde ich es ehrlich gesagt nicht.
Es gibt unterschiedliche Lerntypen und für Feinheiten brauchst du eben auch extra Hinweise auf Inhalte.

Wie kommst du denn übrigens drauf, dass man die gesamte Struktur einer Sprache mit nur 10 Sätzen lernen kann?

Wie lauten diese Killersätze denn in der deutschen Sprache?

Wenn du die Grammatik auf englisch oder arabisch erklärst, ja. Aber sonst bei Leuten, die kaum Deutsch verstehen (und viele Syrer waren daheim Bauern mit nur 4-jähriger Schulbildung), auch noch mit Begriffen wie Dativ und Präsens (oder gar Gegenwart) um sich werfen, das würde die Leute doch nur verwirren. Höchstens könnte man sagen "Jetztzeit", das würden sie wohl noch verstehen. Der Dativ wird im Arabischen mit LI ('zu') gebildet - damit können die Syrer auch direkt etwas anfangen (und im Englischen der TO-Fall, falls sie Englisch können).
Die Grammatik ist immer der geringste Teil einer Sprache, der Wortschatz ist derjenige, der ausufert. Kommt natürlich auch auf die Sprache an, aber bei grammatikarmen Sprachen wie Chinesisch und Englisch (und vielleicht auch noch Deutsch) kann man meine ich alle grammatischen Fälle in etwa 10 Merksätze packen.
Diese Merksätze würde ich die Leute aber sich selber aussuchen lassen, damit es ihre EIGENEN Sätze sind, wozu sie also einen Bezug haben.