4. Sie sind unter uns.

Als ich 15 war, haben sich die parallelen Welten für mich geöffnet, und da konnte ich ein Monat lang die Feen, Grays und menschenähnliche Wesen durchblicken. Das Erwachen des Übersinnlichen war von einer Krankheit herausgerufen, deswegen dachte ich, dass all diese Erscheinungen bloß die Halluzinationen sind. Ich habe meine Meinung geändert, als ich einige Jahre später beim Lesen eines Buches über Außerirdischen in den Zeichnungen meiner Besucher wiedererkannt habe.
Als ich erkrankt war, konnte ich nachtsüber die Fortsetzung des Buches lesen, welches unter meinem Kissen lag. Und obwohl es im Zimmer völlig dunkel war, drang das Licht auf unerklärliche Weise von irgendwoher hinein, brach beim Umblättern des Buches ab, und dann ging wieder an. Am nächsten Morgen hat eine gewaltige Strömung der Energie von den Außenwelten mich plötzlich eingeholt und in meinen Körper hinein gedrungen. Der Boden schwankte mir unter den Füßen, und ich bin für kurze Zeit aus dem Körper heraus gesprungen. Die hochfrequenten Energien haben dazu gebracht, dass die Bewohner dieser Welt für mich sichtbar geworden sind, und diese Wesen wussten ganz genau, dass ich ihr Territorium betreten habe. Die kleinwüchsigen Wesen hatten die Ähnlichkeit mit den Höflingen, Hofgesinden und dem König aus dem sechzehnten Jahrhundert, nur in einem Miniformat. Mir gegenüber waren sie nicht gerade gut gesinnt. Gemütlichnistend an dem Baum zwischen den Zweigen haben sie über mich von drüben gelacht.
Es gibt die Welten, welche sich nach der Dichtigkeit nur ganz wenig von unserer physischen Welt unterscheiden. Für menschenähnlichen Bewohner dieser Welten sind wir immer sichtbar, und sie nutzen diesen Vorzug aus, um sich prächtig auf unsere Kosten zu amüsieren. Normalerweise treten diese Wesen aus bestimmten Gegenständen hervor, nähern sich albernd zu jemandem, dann gehen sie aber dieser Person aus dem Weg, weil die menschlichen Körper für sie undurchdringlich sind. Ich habe diese Wesen mehr als eine Stunde beobachtet, und sie haben es nicht mitgekriegt.
In jener Zeit nahm ich in den Schattenumrissen die Zauberwesen wahr. Es war für mich leider nicht verständlich, worüber sie miteinander so lebhaft geplaudert haben, weil ich ihre Sprache nicht besaß.
Die drei aufeinander folgenden Tage hatte ich die Begegnungen mit einem kleinen kahlköpfigen Wesen in grauer Tracht mit der Kapuze. Er trat immer aus demselben Holzklotz hervor, stützte sich beim Gehen auf einen Stock, und hatte ein ältliches, graues, runzeliges Gesicht. Am beeindruckendsten an ihm waren die durchdringenden, großen, schwarzen Augen, welche in sich eine sehr starke hypnotisierende Auswirkung enthielten. Als kleiner Gray sich mit sicherem Gang mir näherte, starrte er, ohne zu blinzeln, mir in die Augen an. Durch entstandenen hyperdimensionalen Kontakt von der Seele zur Seele habe ich das Gefühl bekommen, als ob jeden Winkel meines Gehirnes vor ihm blank liegt, und dass ich völlig ihm geliefert bin. Seit der Urzeit reagiert der Mensch mit der Angst, wenn der sich lebensbedrohlich fühlt, und ich bin auch nur ein Mensch. Es war nicht zu übersehen, dass je größer meine Angst wird, desto unheimlicher er auf mich einwirkt. Intuitiv verspürte ich, dass ich die Angst überwinden muss, sonst bin ich verloren. Ich bringe den sämtlichen Mut auf und schaue gewagt ihm direkt in die Augen an. Da merke ich, wie der kleine Gray allmählich die Macht über mich verliert, und in die Unsicherheit und Verwirrung gerät. Schritt für Schritt geht er rücklings zum Holzklotz zurück und löst sich da auf. Diesen Kampf habe ich gewonnen, nur weil es mir gelungen war, meine eigene Angst zu besiegen. Die zwei nächstfolgende Tage hat der kleine Gray wieder versucht, mir die Ängste einzujagen, aber all seine Bemühungen waren umsonst, weil ich für ihn anscheinend harte Nuss bin. Schon damals ist es mir klar geworden, dass die niederfrequenten Wesen als Machtmittel unsere Ängste nutzen, um uns unter die Kontrolle zu bringen. Und so werden wir da nur von eigenen Ängsten versklavt gehalten worden sein.