Ich war wohl vier Jahre alt,vielleicht auch etwas älter.
In der Zechenkolonie,wo wir damals wohnten,spielten wir Kinder auf dem Hof. Einige Mütter, saßen auf alten Holzbänken und strickten oder häkelten.
Die Kinder behielten sie so ganz gut im Auge.Dazwischen ,war das Lachen und Kreischen von uns Kindern und das Geschnatter der Frauen,
die sich viel zu erzählen hatten..Einige Männer sassen hinter den Ställen, in einer kleinen Laube.Sie warteten auf die Heimkehr ,ihrer Tauben.Immer wieder hielten sie ihre Handflächenüber die Augen,um zu schauen,ob sie nicht bald einflogen.
Beifälliges Gemurmel und Klatschen,bekundete die Ankunft ,jeder heimgekehrten,die in den heimatlichen Schlag hineinflog.Ich saß auf dem Rand eines Sandkastens und lauschte.Ängstlich schaute ich zumHimmel hinauf,hatte plötzlich wieder dieses bange Gefühl in meinem Magen.Die Tauben interessierten mich nun überhaupt nicht mehr.Dieses Grummeln in der Luft,bereitete mir Angst.So sehr,das ich voller Panik loslief.Meine Eltern waren bei einem Bauern Kartoffeln ausmachen,so konnte ichnicht in unsere Wohnung,die im dritten Stock,unseres Hauses lag.
Ich rannte ,so schnell ich konnte in den Hausflur,dann hinunter in den Keller.Dort verbarg ich mich unter der Kellertreppe,setzte mich in die Hocke,steckte den Kopf,in den Schoß und legte meine Arme darüber.
Meinte ,so kann mich wohl niemand sehen,weil ich ja auch nichts sah....

Ich weinte und dachte,wenn doch bloß Papa da wäre,der würde meine Hand nehmen und schon wäre alles gut.
Ich hörte,wie jemand meinen Namen rief.Es war Ulli .Er war der Nachbarsjunge, der in der ersten Etage, in unserem Haus wohnte.Er war gerade vom Fußballspielen heimgekommen.Ulli wußte,das ich immer schreckliche Angst hatte,wenn ich das Motorengeräusch eines Flugzeugs,am Himmel hörte.Und wenn dann die Kondenzstreifen am Himmel erschienen,war ich garnicht mehr zu halten.Ich schrie und schrie,zappelte und schlug wild um mich,wenn man versuchte,mich festzuhalten.
Irgend jemand meinte,man solle mich so lange festhalten,bis ich sehen konnte,das die Kondenzstreifen nur langgezogene Wolken waren und sich bald wieder auflösten.
Aber alle gutgemeinten Ratschläge ,nützten mir garnichts.
So wußte jeder,wenn ich mich verdrückte,das wieder mal was in der Luft zu hören war und das ich einfach Schiss hatte.Ich schämte mich natürlich sehr dafür,aber die Angst war eben größer, als mutig in den Himmel zu blicken.
An vielen Nachmittagen schaute ich zu, wenn Ulli mit einem sechseckigen Kästchen,
spielte.Wenn er dieses Kästchen öffnete ,funkelte und glitzerte es in allen Farben.Auf eine schwarze Mütze die auf einer Bank,neben ihm lag ,ließ er oft den ganzen Inhalt, langsam aus dem Kästchen rieseln.
Das Sonnenlicht spiegelte sich, in den bunten Glasperlen Aber es waren nicht nur Perlen,sondern auch kleine Stäbchen aus Glas und schillernde Pailletten.
Ulli ahnte wohl ,das ich dieses Kästchen gerne besitzen würde.Voller Stolz zeigte er mir jedesmal seinen Schatz und kam sich dabei sehr wichtig vor.

Ja ich begehrte dieses Kästchen sehr.------
Es war mit rotem Samt ausgekleidet.Im Deckel war ein Regenbogen abgebildet.Aussen auf dem Deckel,war ein Häuptlingskopf ,mit Brandmalerei eingeritzt.Dazu ein Indianerzelt mit einem Lagerfeuer und einer Indianerfrau.Und rundherum waren Tomahawks und Friedenspfeifen abgebildet.Es war ein schönes Kästchen.
Ein Wunderkästchen...
Nun,ich saß also mal wieder unter der Kellertreppe und hörte ,wie Ulli meinen Namen rief.Hinter mir standen hochkant, eine alte zerschlissene Matratze und einige alte Töpfe.Irgendwann sagte er,"Wenn du sofort herauskommst,schenke ich dir das Kästchen."
Meine Hände lösten sich mit einen Ruck von meinen Knieen und ich fiel mit viel Getöse und Geschepper nach hinten, auf die altenTöpfe und meinen Allerwertesten.Auf allen Vieren krabbelte ich so schnell ich konnte,die Treppe hinauf.
Kleinlaut rief ich,"hier bin ich doch ,Ulli ."
Gibst du mir wirklich das schöne Kästchen?Ja,ja,brummelte er,ist ja sowieso nur was für Mädchen.Aber du mußt mir dafür versprechen,nie wieder vor Angst,in den Keller zu laufen.
Das versprach ich ihm,aber es funktionierte nicht sofort.
Wenn mal wieder etwas in der Luft lag,beschäftigte ich mich mit dem kleinen Kästchen.Und wenn ich traurig war,trösteten mich die kleinen Perlen über manchen Kummer hinweg.Meine Wut und meine Tränen steckte ich einfach in das Kästchen und so verbarg ich manches mal meine Traurigkeit. Oft saß ich mit den kleinen glitzernden Perlen in meinen Händen,unter dem Küchentisch und dann tropften einfach meine Tränen darauf,vermischten sich mit ihnen,mit meinen Indianerperlen.
Irgendwann,stürzte ich nicht mehr in den Keller, um mich zuverstecken,wenn ich diese grummelnden Motorengeräusche am Himmel hörte.Ich träumte mich dann einfach ins Indianerland.
Meinem Abenteuerland..........