Hamed Abdel-Samads Twitter-Account war vorübergehend gesperrt. Grund war anscheinend der Streit mit einem algerischen Islamisten. Abdel-Samad sieht ein großes Problem der sozialen Netzwerke im Umgang mit dem Islam.
Der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad gehört seit Jahren zu den profiliertesten Islamkritikern in Deutschland. Vor ein paar Wochen rief er in einem dreisprachigen Video junge Muslime dazu auf, sich nicht von Imamen zu Selbstmordanschlägen animieren zu lassen. Das Video wurde zu einem viralen Hit, die deutsche Version schauten an den ersten zwei Tagen mehr als 200.000 Menschen.

Auf seinem Twitter-Account konnte Abdel-Samad das Video am Freitag nicht verbreiten, denn dieser sei ohne Angabe von Gründen gesperrt worden, wie er auf Facebook schrieb. Diese Entscheidung verbindet er mit heftiger Kritik am Kurznachrichtendienst: „Willkommen in der schleichenden Diktatur!“ Sein Profil war von Freitagmorgen an für mehrere Stunden nicht erreichbar.

Am späten Nachmittag wurde die Sperrung wieder aufgehoben, laut Abdel-Samad nach Nachfragen eines Rechtsanwalts und mehrerer Medien. Er erwarte weiter eine Erläuterung: „Was machen eigentlich Leute, die keinen Anwalt haben und medial nicht präsent sind? Müssen sie immer dieser Willkür ausgesetzt bleiben?“

Er habe seit einem Jahr nichts mehr direkt bei Twitter gepostet, so der 45-Jährige. Allerdings werden die ersten 140 Zeichen jedes seiner Facebook-Posts automatisch auch bei Twitter veröffentlicht. Dies ist durch eine technische Verknüpfung der beiden Netzwerke möglich.

Ein algerischer Islamist und dessen Freunde hätten ihn im Netz attackiert, nachdem er Bilder und Texte veröffentlicht hatte, denen zufolge der Algerier wegen Gewalt gegen religiöse Minderheiten im Gefängnis gewesen sei. Facebook habe nicht reagiert, Twitter schon. „Islamisten werden in Schutz genommen, aber Kritiker des Islamismus werden gesperrt. Wir bewegen uns definitiv in die falsche Richtung!“
https://www.welt.de/politik/deutschland/article170307616/Islamisten-werden-in-Schutz-genommen-aber-Kritiker-gesperrt.html