Von Stockinger, Günther

Tabubruch im Labor: US-Forscher wagten wieder Experimente mit psychedelischen Drogen. Ihre Testpersonen reisten in ein mystisches Traumland.

Um acht Uhr morgens machten es sich die Versuchsteilnehmer in einer Art Wohnzimmer gemütlich. Sie lagen auf einer Couch, aus dem Kopfhörer dudelte leise Musik. Zwei Betreuer ließen sie keine Sekunde aus den Augen.

Gegen neun Uhr bekamen sie eine Gelatinekapsel, in der der LSD-ähnliche Pilzwirkstoff Psilocybin steckte. Wenig später waren die Bilder in ihrem Kopf nicht mehr von dieser Welt.

Drei Dutzend freiwillige Probanden waren von Forschern der angesehenen Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore auf den psychedelischen Trip geschickt worden. Das Experiment zeigte, zu welchen sinneserweiternden Grenzerfahrungen die Einnahme halluzinogener Pilze führen kann - ein Effekt, den schon spätsteinzeitliche Schamanen und kalifornische Hippies zu schätzen wussten.

22 Versuchsteilnehmer machten durch die psychoaktive Substanz, die chemisch mit dem Hirnbotenstoff Serotonin verwandt ist, eine vollständige mystische Erfahrung: Sie fühlten sich entgrenzt, Zeit und Raum versanken, Gefühle von tiefer Ehrfurcht, Freude und Liebe überwältigten sie. "Viele berichteten von einer direkten, persönlichen Erfahrung mit einer jenseitigen Welt", erklärt Psychopharmakologe Roland Griffiths, Initiator des Versuchs.

Für jeden dritten Probanden war die Psilocybin-Reise das aufwühlendste spirituelle Abenteuer seines bisherigen Lebens. Zwei von drei Teilnehmern verglichen die drogenvermittelte Bewusstseinserweiterung mit so einschneidenden Erlebnissen wie der Geburt des ersten Kindes oder dem Tod eines Elternteils. Noch zwei Monate nach dem kosmischen Rausch auf der Couch waren knapp 80 Prozent der Versuchskaninchen mit ihrem Leben zufriedener als zuvor.
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einige formulierungen schlagen zwar extrem auf den magen und polarisieren, aber nuja... was will man von spiegel-schreiberlingen erwarten? ;)