Wir Menschen sehnen uns oft nach einem Ort des totalen Friedens. Dem Paradies. Nun, ich hatte einmal so einen Ort gekannt. So wie jeder Mensch auf der Welt dieses Paradies gekannt hatte, bis es ihn vertrieben hat. Doch bevor meine Erinnerungen verblassen, möchte ich einen kleinen Einblick gewähren, in dieses Paradies, in dem ich einst existierte.

Ich muss vorerst erwähnen, dass es mich im Paradies als ein "Ich" nicht wirklich gegeben hat.

Ich war Eins mit dem Paradies, eine Art grenzenloses Universum, ein Kosmos, und Eins mit der göttlichen Macht, die in diesem Paradies, diesem Universum, diesem endlosen Kosmos, existierte. Wir waren das Universum. Wir waren die göttliche Macht. Wir waren gemeinsam Gott. Wir waren gemeinsam das Paradies.

Und Gott, das Universum, das warme Paradies, waren ich, obwohl ich als Ich nicht existierte.

Wir schwebten in einer endlosen Leere. Es war kein Licht vorhanden. Es war kein Gefühl vorhanden. Kein Licht. Kein Gefühl. Liebe oder Hass, Gut oder Böse, Licht oder Schatten, Leben oder Tod existierten nicht. Und vor allem keine Kälte. Nur Wärme. Weichheit. Geborgenheit. Schwerelosigkeit. Und seltsamerweise Gefühlslosigkeit. Sorglosigkeit. Ja, es war das Paradies.

Als eine emotionslose und Körperlose Empfindung schwebten wir in der Leere unseren grenzenlosen Universums, in der ewigen Leere meines selbst. Eines grenzenlosen Universums, einer ewigen Leere, voller Wärme.

Die materielle Welt existierte nicht, sie war uns ein fremder Begriff gewesen. Wir wussten nicht, was Materie ist, dass es Dinge gibt, die man anfassen kann, und auch wir hatten keine materielle Körper. In diesem Universum war es völlig unnötig gewesen. Wir waren eine Körperlose Empfindung. Ein Geist. Eine Seele. Ein Gespenst.

Wir waren nur reines Bewusstsein.
Ja, sogar die Zeit gab es nicht. Eine Sekunde fühlte sich an wie mehrere Stunden, mehrere Jahre wie der Bruchteil einer Sekunde.

Es gab keine Sorgen. Kein Schmerz.
Doch, irgendwann geschah es, wann genau vermag ich, wir, die göttliche Macht, das Universum, das Paradies, nicht zu sagen, als es enger wurde. Das endlose Universum hat begonnen eine Endlichkeit zu erschaffen, gegen mich zu rebellieren, es versuchte sich von mir loszureißen. Es wollte keine Einheit mit mir sein. Das Universum riss sich von mir los, und entwickelte eine Endlichkeit, die immer näher kam, und mich einengte.

In der ewigen Dunkelheit vermag ich am Ende des nun von mir abgespaltenen, endlichen Universum ein Licht zu sehen. Und umso enger das Universum wurde, umso schneller näherte ich mich den seltsamen hellen Licht. Es kam nun immer schneller auf mich zu. Immer schneller. Ich entwickelte eine Art Zeitgefühl, wie mir auffiel.

Und so urplötzlich und ohne Vorwarnung, hüllte mich das Licht eiskalt ein. Kalt. Es war kalt. Ich will zurück. Weiter bis in alle Ewigkeiten Eins Sein mit meinem unendlichen Kosmos, dem Universum, dem Paradies. Ich wurde meinem Universum entrissen, meiner göttlichen Macht beraubt, und ich flehte so sehr, dass ich wieder zurück kann. Doch es gab kein zurück mehr. Nun war ich in weißen und blendenden Licht getaucht, und es wurde kalt. Sehr kalt.
Was geschehen war, konnte ich mir eben nicht vorstellen.

Es war bitterkalt. Keine Wärme. Kein Schutz, keine Geborgenheit in der Dunkelheit. Es existierte helles Licht. Zu viel helles Licht.
Was war mit uns geschehen? Ich war eins mit dir, wir waren gemeinsam Herrscher der ewigen Dimensionen unseres Universums! Warum wurde ich meinem Universum entrissen?
Nun, es ist nun mal so, dass ich soeben das Licht der Welt erblickte. Ich wurde soeben geboren!



"Das Paradies oder Gedanken eines frisch Geborenen"