Als ich am Freitag abend nach Hause kam, sass vor unserem Wohnzimmerfenster ein Vogeljunges, das ziemlich apathisch wirkte.
Ich bin erst einmal ins Haus rein und hab meinem Freund davon erzählt und während ich mich kurz abduschte, ist er raus und hat nicht nur das eine Vogeljunge entdeckt, sondern auch ein zweites Jungtier (was ich dann aus der Nähe als Eichelhäherküken identifizieren konnte), dass sich wohl "verflogen" hatte und in einem Kellerschacht gelandet war.

Da wir uns nicht sicher waren, was wir jetzt tun sollten, haben wir im Internet die Telefonnumer einer Vogelkundlerin gefunden, die uns den Tipp gab, die beiden Tiere über Nacht ins Haus zu holen, ihnen Zuckerwasser zur Anregung des Kreislaufs und Futter in Form eines gekochten Rindfleischbreis zu geben. Die Vogelkundlerun hatte den Verdacht, dass die beiden Tiere völlig dehydriert waren, was bei den Temperaturen häufiger passiert.. Am nächsten Tag sollten wir die Vögel wieder rauslassen und gucken, ob die Eltern sich um die Jungen kümmern.

Mein Freund also raus und die Küken eingefangen. Das eine Tier liess sich ohne Probleme fangen, das Jungtier im kellerschacht war aber sehr viel munterer und so dauerte es doch eine Zeit, bis die Kleinen in einem belüfteten Karton sicher ins Haus gebracht werden konnten.

Wir dann also los, uns eine Plastikkanüle und Rinderhackfleisch besorgt. Der Versuch, den Küken Wasser und Nahrung zu geben, funtionierte nur bei dem Tier, was eh munterer erschien, das andere Junge verweigerte die Aufnahme und war sehr sehr schwach. Daher beschlossen wir, den Kleinen Ruhe zu gönnen und brachten sie zum Übernachten in den Keller. Dort herrschten angenehme 18°C.

Der schwächere Vogel hat die Nacht nicht überlebt, dafür war das andere Küken putzmunter und hat uns gleich mit einem "Rundflug" überrascht, der dann zum Glück unbeschadet in unserem leeren Wischeimer endete. Dem ging es also gut.
Nach nochmaliger Stärkung haben wir das Kleine dann nach draußen gebracht und nach einer Weile der Beobachtung waren dann auch die Eltern zur Stelle, deren erste Amtshandlung darin bestand, dass sie eine Krähe verjagten, die dem Küken zu nahe kam. Ich wußte gar nicht, dass Eichelhäher (ebenfalls aus der Familie der Rabenvögel) so rigoros eine Krähe verjagen können.
Noch ca. 1 Stunde konnten wir das Kleine beobachten. Nach einem weiteren Flug war es dann aus unserer Sicht verschwunden.
Leider wissen wir natürlich nicht 100%ig, ob es das Vogeljunge schaffen wird. Mein Freund und ich hoffen einfach, dass es kräftig genug ist, zu überleben.

Und so liegen Freude und Trauer dicht beisammen.... Trauer um das Küken, dass es definitiv nicht geschafft hat und Freude darüber, dass wir das andere Jungtier gestärkt in die Natur entlassen konnten.