Zeit vergeht seit Jahren/Monaten real schneller?

Jeder redet ja ab und zu im sprichwörtlichen Sinne darüber, wie schnell doch die Zeit vergeht. Was ich aber seit einigen Monaten, wenn nicht eher etwa 2 Jahren (eine klare Grenze kann ich natürlich nicht ziehen), erlebe, ist dass die Zeit wirklich real erlebt so unfassbar schnell vergeht, dass es sich regelrecht merkwürdig anfühlt. Interessant ist dabei auch, dass ich bisher von jedem, den ich das gefragt habe, die Rückmeldung bekommen habe, dass er/sie das auch so erlebt. Selbst wenn ich morgens aufstehe und zur Arbeit muss, und ich habe z.B. noch 20 Minuten bis ich raus muss, trinke noch einen Kaffee, schaue kurz was auf dem Handy und auf einmal bin ich schon wieder zu spät. Es ist sowohl im Kleinen wie im Großen der Fall, dass die Zeit einfach vorbeirast, als hätte jemand einen Beschleunigungsfaktor eingebaut. Kennt ihr das auch? GIbt es vielleicht sogar wissenschaftliche Ansätze dafür, dass es sein kann dass wirklich so ist? Ich erinnere mich dass ich vor einigen Monaten mal gelesen habe dass die Erde sich mittlerweile schneller dreht und das Zeitempfinden auch verändert ist, habe das aber nicht mehr wiedergefunden.

Der Reale (objektive) Zeitablauf ist schwer verstaendlich, aber nachvollziehbar:

Wenn c konstant ist (und das ist es) und Geschwindigkeit Weg geteilt durch Zeit ist (erste ableitung des Weges ueber die Zeit), dann muessen konsequenterweise Weg und Zeit "Variabel" sein...
(Zeitdillatation, Läaengenkontraktion - experimentell bestaetigt)

Der subjektive Zeitablauf scheint mir irrelevant, da er den tatsaechliche Zeitablauf nicht beruehrt/beeinflusst.

Ich sage s mal so: schwankend, manchmal sehr langsam, manchmal sehr schnell.

Casabranda schrieb:GIbt es vielleicht sogar wissenschaftliche Ansätze dafür, dass es sein kann dass wirklich so ist?

Ja, die gibt es, und zwar beide Relativitätstheorien.

Vergleicht man Uhren miteinander, stellt sich heraus, dass die Zeit keine absolute Größe ist, sondern in Abhängigkeit der Position in einem Gravitationsfeld, bzw. in Abhängigkeit der relativen Geschwindigkeit variabel ist.

In unserem Alltag sind diese Abweichungen jedoch nicht spürbar, daher kannst du fest davon ausgehen, dass dein subjektives Empfinden dir einen Streich spielt. Andererseits ist es dem Menschen inzwischen gelungen, sowohl was die Geschwindigkeiten, wie auch die Positionen im G-Feld angeht, in Bereiche vorzudringen, die für relativistische Effekte relevant sind.

Bestes Beispiel: unsere sattelitengestützten Navigationssysteme. Ohne eine Korrektur dieser relativistischen Effekte, würden sie nicht korrekt funktionieren.

Was die Erdrotation angeht, die war noch niemals konstant. Sie dreht sich mal schneller, dann wieder langsamer, der Trend geht jedoch in Richtung "Langsamer", wobei derzeit davon ausgegangen wird, dass wir ein vorläufiges Minimum erreicht haben. Seit 1972 musste insgesamt 27 mal eine Schaltsekunde eingeführt werden.

Die Gründe für diese temporalen Fluktuationen sind vermutlich vielfältig. Einige findet man auf der Seite "wetter.de":

Wieso dreht sich die Erde schneller?

Mehrere Faktoren könnten die Geschwindigkeit der Erdumdrehung beeinflussen. Dazu zählen die Gezeiten. Diese verformen die Erde und sind einer der Hauptgründe, weshalb sie dich Erdrotation verändert. Weitere Faktoren für eine unterschiedliche Tageslänge können seismische Aktivität, Gletscherbildung, das Wetter, die Ozeane und das Erdmagnetfeld sein. Ob die Auswirkungen des Klimawandels ebenfalls einen Einfluss haben, ist noch unklar.

Auch das sogenannte „Chandler-Wackeln“ könnte eine Rolle spielen. Das Chandler-Wackeln bezeichnet eine kleine, gelegentliche Bewegung der geografischen Pole der Erde über die Erdoberfläche – unser Planet eiert als leicht. „Die normale Amplitude des Chandler-Wobble beträgt etwa drei bis vier Meter an der Erdoberfläche“, sagte Leonid Zotov auf dem Treffen der Asiatisch-Ozeanischen Gesellschaft für Geowissenschaften, „aber von 2017 bis 2020 ist sie verschwunden“.

https://www.wetter.de/cms/atomuhren-messen-neuen-rekord-erde-dreht-sich-schneller-wieso-veraendert-sich-die-erdrotation-4999791.html

Aber wie gesagt, diese Änderungen sind so minimal, dass es für Menschen unmöglich ist, diese ohne Hilfsmittel wahrzunehmen.

@Casabranda

Als Foren-Mummelgreis (68) kann ich bestätigen: Bergab laufen die Pferde schneller. Als Kind hat man die Tage bis Weihnachten vorm Adventskalender wie Jahre empfunden und die Stunden bis zur Bescherung eben so lange. Heute stellt man fest: Oh, schon wieder Weihnachten? Welches Jahr? Und habe ich nicht erst gestern den Baum abgeschmückt?

Mir ist seit einiger Zeit aufgefallen, wenn ich z.B. bei Facebook etwas schreibe oder Kommentiere, und darauf nach 2 oder 3 Tagen eine Antwort bekomme, es gefühlte 2 oder 3 Wochen dazwischen liegen.

Als Kind verging die Zeit beim spielen draußen schneller.
Heute als Erwachsener ist es eher von Lohn/Gehalt zu Lohn/Gehalt.
Da merkt man wie schnell das Jahr an einem vorbei läuft

Interessant finde ich, dass die überwiegende Mehrheit dieses Phänomen eben bestätigt. Also sowohl die Leute in meinem Umfeld als auch, wenn man jetzt den Zwischenstand der Umfrage heranzieht, die Mehrheit hier, scheint es ebenso zu empfinden (19 zu 6).

Die oft getroffenen allgemein-theoretischen Aussagen, die mit Ansätzen der Physik erklären, warum Zeit nicht konstant ist, können für mich zumindest nicht erklären, warum das Zeiterleben jetzt aktuell so verändert ist.

Casabranda schrieb:Interessant finde ich, dass die überwiegende Mehrheit dieses Phänomen eben bestätigt.

... und jeder Einzelne liegt damit falsch.

Naja, wenn ich vier bin, sind diese vier Jahre mein gesamtes Leben.
Eigentlich kein Wunder, dass mir ein Jahr wie 'ne absolute Ewigkeit vorkommt, bildet dieses Jahr doch ein Viertel meines ganzen bisherigen Lebens ab.

Wenn ich zwanzig bin, ist derselbe objektive Zeitraum für mich gerade mal ein Zwanzigstel meines Lebens, ich finde es irgendwie verständlich, dass mir das dann gar nicht mehr soo lang vorkommt.

Das erklärt, wieso die Zeit subjektiv immer schneller zu vergehen scheint, während sich objektiv eigentlich nicht wirklich was verändert.
Zeit ist halt relativ.

Fragt nicht, wie sich das mit 42 anfühlt 🙄

die Argumente scheinen in die Richtung zu gehen, dass man mit steigendem Alter das Gefühl hat, die Zeit vergehe schneller. Das glaube ich gut und gerne, allerdings passt es nicht zu dem Phänomen was ich konkret meine.
Es sagen zurzeit nach meiner Erfahrung Menschen aus allen Altersgruppen, dass die Zeit NEUERDINGS schneller vergeht als noch VOR KURZEM. Um es einzugrenzen sag ich einfach mal seit ca. 2022. Ein Jahr mehr oder weniger spielt nicht wirklich eine Rolle, es geht nur darum dass sich das subjektive Empfinden vieler Menschen gleichzeitig verändert hat was das Vergehen der Zeit anbelangt.
Mit den Veränderungen durch das Pandemiegeschehen zu argumentieren erscheint mir auch fragwürdig, weil es ja eine lange Zeit der Eindämmungsmaßnahmen gab, die eher mit einer Art gefühlten Stagnation einherging - und in solchen Situationen kommt einem die Zeit eher ewig lang vor.

Casabranda schrieb:es geht nur darum dass sich das subjektive Empfinden vieler Menschen gleichzeitig verändert hat was das Vergehen der Zeit anbelangt.

Wenn du "NUR" subjektives Empfinden diskutieren willst, dann bist du in dieser Rubrik aber komplett falsch.

In den Naturwissenschaften wird mit Zeitskalen gearbeitet, die streng quantifiziert sind, subjektive Einflüsse haben da nix zu suchen. Vielleicht sollte der Thread in eine geeignete Rubrik verschoben werden, um Missverständnisse zu vermeiden.

Im Bereich der meisten Naturwissenschaften und der Technik bedeutet „Zeitskala“ einen scharf definierten, regelmäßigen Verlauf der Zeitachse, auf welche gemessene oder berechnete Zeitpunkte bezogen werden können. Solche Skalen bilden einen genauen Maßstab der Zeitmessung und haben

als Grundlage prinzipiell die Erdrotation, wegen ihrer kleinen Unregelmäßigkeiten jedoch auch
ein physikalisches Modell, das für die technische Anwendung genügend genau realisiert sein muss (z. B. durch Zeitsignale oder Taktsignale aus Uhrenquarzen oder Atomuhren), und einen genau festgelegten Nullpunkt.
Soll die Zeitskala genauer als 1 Sekunde pro Jahr sein, muss sie auch kleine Unregelmäßigkeiten der Erdrotation und relativistische Effekte berücksichtigen.

Die wichtigsten Zeitskalen sind jene, die auf der Greenwich Mean Time und damit auf der Erdrotation beruhen:

Die Weltzeit oder Universal Time (UT1). Sie hängt mit der wahren Erdrotation über die Sternzeit zusammen und entspricht der mittleren Sonnenzeit in Greenwich.
Die Koordinierte Weltzeit (UTC) entspricht der mittleren Erdrotation, beruht aber auf der Atomzeit mit der Atomsekunde. Durch Schaltsekunden wird sichergestellt, dass die UTC nie mehr als 0,9 Sekunden von UT1 abweicht.

Wikipedia: Zeitskala

Peter0167 schrieb:In den Naturwissenschaften wird mit Zeitskalen gearbeitet, die streng quantifiziert sind, subjektive Einflüsse haben da nix zu suchen. Vielleicht sollte der Thread in eine geeignete Rubrik verschoben werden, um Missverständnisse zu vermeiden.

hm, meinetwegen wäre das kein Problem, ich würde es nur auch nicht zu Mystery packen weil ich auch keine wundersame Erklärung dafür suche. Es geht eher darum dass ich vermute, dass die subjektiven Eindrücke zu einer tatsächlich veränderten Zeitschnelligkeit passen.

@Casabranda

Es gibt eine objektive Zeit, abmessbar an Uhr und Kalender. Dann gibt es noch die subjektiv empfundene, sozusagen nach Einstein: "Eine Minute mit einer schönen Frau sind sehr kurz, eine Minute mit der Hand auf einer heißen Herdplatte sind sehr lang. Das ist Relativität."
(Das ihm zugeschriebene Zitat gibt es in verschiedenen Variationen)

Doors schrieb:Das ist Relativität.

Diese Art von Relativität hat aber rein gar nichts mit den Relativitätstheorien zu tun. Fazit: Relativität ist relativ! :)

Wenn ich mir ein Video ansehe, welches eine Laufzeit von etwa 30 - 45 oder 60 Minuten hat, ist es nach gefühlten 5 - 15 Minuten schon zu Ende. Ja es auffällig !

Alek-Sandr schrieb:ist es nach gefühlten 5 - 15 Minuten schon zu Ende. Ja es auffällig !

Das Einzige was auffällt ist, dass mit deinem (Zeit)-Gefühl was nicht stimmt.

Alek-Sandr schrieb:Wenn ich mir ein Video ansehe, welches eine Laufzeit von etwa 30 - 45 oder 60 Minuten hat, ist es nach gefühlten 5 - 15 Minuten schon zu Ende. Ja es auffällig !

Und seit wann hast du dieses Gefühl? Ist das recht neu oder schon länger so? Kannst du es auf irgendwelche Umstände zurückzuführen?

Casabranda schrieb:Kannst du es auf irgendwelche Umstände zurückzuführen?

Psychosomatische Diagnosen obliegen ausschließlich medizinisch geschulten Fachleut:innen. Dies hier ist ganz sicher nicht der richtige Ort dafür.

Casabranda schrieb:Ist das recht neu oder schon länger so?

Seit etwa einem Jahr, so auch bei diesem -

Alek-Sandr schrieb:Mir ist seit einiger Zeit aufgefallen, wenn ich z.B. bei Facebook etwas schreibe oder Kommentiere, und darauf nach 2 oder 3 Tagen eine Antwort bekomme, es gefühlte 2 oder 3 Wochen dazwischen liegen.