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Der Mensch Jens Söring

40.127 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

14.08.2020 um 21:18
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Einen Anwalt, der entsetzt ist über die Aussage seines Mandanten, er sei unschuldig. Und ihm empfiehlt, einen geschehenen Doppelmord weiterhin zu gestehen, auch wenn er unschuldig sein sollte?
so sieht es aus. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Ebenfalls auch kein Gericht, dass "verlangt" sich schuldig zu bekennen, damit der Beschuldigte nicht ausgeliefert wird.
Das Urteil wird nämlich IMMER ganz unabhängig von der Behauptung des Angeklagten gefällt. Und letztlich geht es doch um die Strafe, die droht. Das war in dem Fall eben die Todesstrafe gewesen. Egal, was JS nun behauptete zu sein. Denn den Ausgang des Verfahrens kann niemand vorhersehen, auch der europäische Gerichtshof nicht.

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14.08.2020 um 21:40
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Ist das die Analyse einer Juristin/Juristen?
Hätte diese Juristin/Jurist dem Mandanten Söring ebenfalls geraten, das Geständnis des Doppelmordes aufrecht zu erhalten?
Ich kann Gerichtsurteile ein bisschen einschätzen. Aber weder Völkerrecht noch britisches Auslieferungsrecht zählen jetzt zu meinen besonderen Professionen.

Soweit ich das aber beurteilen kann, hätte Söring zu diesem Zeitpunkt ein Widerruf des Geständnisses nichts gebracht. Weder in Sachen Auslieferung noch in Sachen EGMR. Denn damit hätte er das 1. Geständnis und damit den Anscheinsbeweis nicht aus der Welt geschafft, der UK zur Auslieferung an die USA verpflichtete.

Andererseits hätte der EGMR vielleicht das gleiche Urteil sprechen können, denn objektiv hing die Todesstrafe ja nicht vom Geständnis ab, sondern von den Umständen der Tat. Ein Widerruf hätte aber den Fall verkompliziert. So hat das Geständnis die Tatsachen geliefert, die eben Grundlage eines Todesurteils in Virginia sein konnten. Damit bestand ein "signifikantes Risiko", ohne dass eine Verletzung von Art. 3 EGMR nicht in Betracht gekommen wäre.

Die reale Gefahr für Söring? Er wäre vielleicht an die USA ausgeliefert worden ohne Art. 3 EMRK geltend machen zu können. Und hätte dann zum Tode verurteilt werden können.

Ob ich ihm dazu geraten hätte, vor der Auslieferung nicht zu widerrufen? Das kann ich nicht beurteilen, weil man viel mehr Informationen bräuchte. Hätten aber seine Anwälte ihm dazu geraten, ist das in meinen Augen durchaus plausibel. Wir sehen es ja an Stephan Ernst (Lübke-Mord): Geständnisse und deren Widerruf machen Anwälten das Leben schwer, weil sich keine stringente Verteidigungsstrategie entwickeln lässt.


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Der Mensch Jens Söring

14.08.2020 um 22:16
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Hesitantly I asked the attorneys what my legal position would be if I were not guilty?
My lawyers' eyes immediately widened in horror: Heaven forbid
An diese Textstelle musste ich heute Mittag auch denken. Hat Söring jetzt mit seinen Anwälten über seine angebliche Unschuld gesprochen oder nicht? Und warum fragt er zögerlich, zu einem Zeitpunkt, wo er noch gar nicht über die tödlichen Konsequenzen der Wahrheit aufgeklärt ist?
Zitat von monstramonstra schrieb:Geständnisse und deren Widerruf machen Anwälten das Leben schwer, weil sich keine stringente Verteidigungsstrategie entwickeln lässt.
Ja, weil die meisten Beschuldigten, die ihre Geschichte ändern, lügen, dass sich die Balken biegen. Hätte die rechtzeitge Erklärung der "Wahrheit" nicht Sörings Anwälten die Arbeit erleichtert, eine Verteidigungsstrategie zu finden? Hätte öffentliche Diskussionen in Virginia losgetreten? Hätte seine Glaubwürdigkeit beim Prozess erhöht? Hätte Nachermittlungen und die Suche nach Zeugen erleichtert? Hätte im Worst Case die Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslange Freiheitsstrafe unterstützt? Hätte seinen Eltern viel Kummer erspart?

Und vor dem EGMR ist man ja weiterhin wie auf hoher See in Gottes Hand.


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Der Mensch Jens Söring

15.08.2020 um 04:53
Na ja, es gibt eigentlich juristisch keine Situation, in welcher ein falsches Geständnis einer so monströsen Tat einen Vorteil bringt.

Der EGMR hätte so oder so entschieden, so lange die Möglichkeit realistisch bestand, der Todesstrafe ausgesetzt zu sein.

Nein, die Entscheidung JS' die Tat zu gestehen hat wenig mit der Frage der Auslieferung zu tun. Nach dem britisch-amerikanischen Auslieferungsabkommen wird einer Auslieferung nur stattgegeben, wenn die ersuchende Behörde darlegen kann, dass ein dringender Tatverdacht (wie man im Deutschen sagen würde) besteht, bzw. in der damaligen Version des Abkommens, einen hinreichenden Anscheinsbeweis. Bei einem Geständnis ist die Sache freilich klar. Besteht der Beschuldigte auf seiner Unschuld, muss in diesem Fall also die amerikanische Staatsanwaltschaft einen britischen Richter davon überzeugen. Hier hätte JS also ebenfalls zumindest eine Chance gehabt, der Auslieferung zu entgehen. Er selbst hat das aber offensichtlich gar nicht in Betracht gezogen, dass er unschuldig sein könnte.

Das passt ganz gut zu seinem ganzen Nachtatverhalten, er ging offensichtlich schon die ganze Zeit davon aus, relativ klare Spuren am Tatort hinterlassen zu haben.

Und so versuchte er es eben auf diese Tour eine Auslieferung zu verhindern.


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Der Mensch Jens Söring

15.08.2020 um 13:57
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Hätte die rechtzeitge Erklärung der "Wahrheit" nicht Sörings Anwälten die Arbeit erleichtert, eine Verteidigungsstrategie zu finden?
Es hätte den Anwälten sicher die Arbeit erleichtert, wenn er von Anfang an nicht gestanden sondern geschwiegen hätte...

Oder wenn er bei seinem Geständnis geblieben wäre, wobei dem EGMR sofort aufgefallen war, dass er sein Geständnis vor dem deutschen Staatsanwalt ein Stück weit zurückgenommen hatte.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Der EGMR hätte so oder so entschieden, so lange die Möglichkeit realistisch bestand, der Todesstrafe ausgesetzt zu sein.
Das Söring-Urteil des EGMR von 1989 wird als "epochal" bezeichnet, weil erstmals festgestellt wurde, dass Auslieferungen an die USA nur erlaubt sind, wenn man sicher sein kann, dass der Ausgelieferte dort nicht in der Todeszelle landet.

https://verfassungsblog.de/egmr-erschwert-auslieferung-von-terrorverdaechtigen-die-usa/

Ob der EGMR diese "epochale" Entscheidung auch gefällt hätte, wenn Söring nicht gestanden hätte, vermag ich nicht zu beurteilen.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Und so versuchte er es eben auf diese Tour eine Auslieferung zu verhindern.
Nein, das macht dann keinen Sinn, wenn der EGMR so oder so entschieden hätte. Und ob er ernsthaft glaubte, seine Auslieferung zu verhindern, lasse ich mal dahin gestellt. Was er verhindern wollte war die Todesstrafe. Das gelang.


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Der Mensch Jens Söring

15.08.2020 um 22:20
Zitat von monstramonstra schrieb:Ob der EGMR diese "epochale" Entscheidung auch gefällt hätte, wenn Söring nicht gestanden hätte, vermag ich nicht zu beurteilen.
Hm, zu einem "alles richtig gemacht", möchtest Du Dich aber auch nicht durchringen?

Seinem Werk "Mortal Thoughts" folgend kann man zu der Einschätzung kommen, dass Söring die Entscheidung einer Aufrechterhaltung seines "falschen" Geständnisses selbst und ohne anwaltliche Beratung getroffen hat. Zwar scheint er das Thema den Anwälten gegenüber angerissen zu haben. Aber seine "wahre Geschichte" hat sich nach seiner Beschreibung der Kenntnis seiner Anwälte entzogen:
"I could not tell my family or my lawyers the truth,..."

Es ist erstaunlich, wie hartnäckig er erst an seiner Verurteilung wegen Doppelmordes gearbeitet hat, um nach seiner lebenslänglichen Inhaftierung dann umgehend die Arbeit an seiner Freilassung aufzunehmen. Ein seltsamer Lebensentwurf!
Jetzt verstehe ich endlich den deutschen Titel "Wo alles Mitleid endet" von Ken Englades Aufzeichnungen zu diesem Fall.


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Der Mensch Jens Söring

15.08.2020 um 23:36
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Es ist erstaunlich, wie hartnäckig er erst an seiner Verurteilung wegen Doppelmordes gearbeitet hat, um nach seiner lebenslänglichen Inhaftierung dann umgehend die Arbeit an seiner Freilassung aufzunehmen. Ein seltsamer Lebensentwurf!
Tja, genau dieses Paradox lässt eben intuitiv daran zweifeln, dass sich die Tat so zugetragen hat, wie er sie gestanden hat.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Hm, zu einem "alles richtig gemacht", möchtest Du Dich aber auch nicht durchringen?
Gut, die Todesstrafe konnte er abwenden. Aber das war das Sekundärziel. Das Primärziel war ja eigentlich, nach Deutschland ausgeliefert und nach Jugendstrafrecht abgeurteilt zu werden. Weder Geständnis noch Schweigen hätten hierzu genutzt.

Am meisten genutzt hätte konsequenten Schweigen in UK. Dann wäre eventuell, wie @Rick_Blaine zurecht erläutert hat, die Auslieferung in die USA gar nicht möglich gewesen. Oder, wie Mr. Hammel meint, die Haft gar nicht weiter aufrecht erhalten worden. Mangels Beweisen.

Und selbst wenn sich Söring für überführt gehalten hat: Deshalb muss man ja nicht gleich gestehen. Wozu? Bei dem Delikt bringt das keine Bonuspunkte.


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Der Mensch Jens Söring

15.08.2020 um 23:54
Zitat von monstramonstra schrieb:Tja, genau dieses Paradox lässt eben intuitiv daran zweifeln, dass sich die Tat so zugetragen hat, wie er sie gestanden hat.
Warum, weil er der Sohn eines Diplomaten ist? Auch die handeln manchmal dumm, soll es tatsächlich geben. Er verfolgt seine Ziele sehr zielstrebig. Er hat sich etwas verkalkuliert indem er annahm dass er nach Deutschland überstellt und nach deutschem Jugendstrafrecht verurteilt wird. Ich denke, deshalb war er mit soviel Eifer dabei gewesen, weil er glaubte in sein Heimatland ausgeliefert zu werden. Als er allerdings bemerkte, dass seine Bemühungen für die Katz waren, und ihm in den USA lebenslänglich drohte, hat er sich eine andere Strategie überlegt.


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Der Mensch Jens Söring

16.08.2020 um 00:48
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Er verfolgt seine Ziele sehr zielstrebig. Er hat sich etwas verkalkuliert indem er annahm dass er nach Deutschland überstellt und nach deutschem Jugendstrafrecht verurteilt wird
Man kann also vermuten, dass er nach einer Auslieferung nach Deutschland geständig geblieben wäre und eine 5-Jahresstrafe hingenommen hätte. (Auch bei einer inzwischen ausgesprochenen US-Verurteilung seiner Mit-Täterin.)

Und so wunderbare Werke, wie "Nicht schuldig! – Wie ich zum Opfer der US-Justiz wurde" oder "Killing for love" hätte es nie gegeben.
Diesen Thread nicht und Herr Hammel würde sich weiterhin im stillen Kämmerlein über Fragen zur deutschen Politik auslassen.

Und: Vielleicht hätte JS seine Elizabeth in diesem Jahr am Gefängnistor abgeholt.


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Der Mensch Jens Söring

16.08.2020 um 00:48
Zitat von monstramonstra schrieb:Gut, die Todesstrafe konnte er abwenden. Aber das war das Sekundärziel. Das Primärziel war ja eigentlich, nach Deutschland ausgeliefert und nach Jugendstrafrecht abgeurteilt zu werden. Weder Geständnis noch Schweigen hätten hierzu genutzt.
Zitat von monstramonstra schrieb:Und ob er ernsthaft glaubte, seine Auslieferung zu verhindern, lasse ich mal dahin gestellt. Was er verhindern wollte war die Todesstrafe. Das gelang.
Ein wenig widersprüchlich ist das schon. Ich denke, es ging ihm in erster Linie darum für seine Tat nicht bestraft zu werden. Und wenn es denn sein musste, dann nur in Deutschland mit seiner extrem milden Strafandrohung. Was er auf keinen Fall wollte, war in die USA ausgeliefert werden.
Zitat von monstramonstra schrieb:Am meisten genutzt hätte konsequenten Schweigen in UK. Dann wäre eventuell, wie @Rick_Blaine zurecht erläutert hat, die Auslieferung in die USA gar nicht möglich gewesen. Oder, wie Mr. Hammel meint, die Haft gar nicht weiter aufrecht erhalten worden. Mangels Beweisen.
Das allerdings sehe ich auch so, der ach so intelligente JS ist über seine eigene unfassbare Arroganz gestolpert, wie später ja auch öfter noch. Vermutlich fühlte er sich auch den britischen Ermittlern einfach überlegen. Hätte er den Mund gehalten... na ja, so hat er wenigstens einen Teil seiner Schuld gebüsst, das ist schon besser so.


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Der Mensch Jens Söring

16.08.2020 um 05:42
]monstra schrieb:
Gut, die Todesstrafe konnte er abwenden. Aber das war das Sekundärziel. Das Primärziel war ja eigentlich, nach Deutschland ausgeliefert und nach Jugendstrafrecht abgeurteilt zu werden. Weder Geständnis noch Schweigen hätten hierzu genutzt.[/quote]
Ich denke sein Primärziel war aus USA zu fliehen um jeder Strafe zu entgehen.
Als er dann in UK verhaftet wurde ging er davon aus das er überführt sei und hat gestanden.
Ich glaube erst dann hat er begonnen über die Konsequenzen nachzudenken.
Ollste keinesfalls in die USA ausgeliefert werden und hat deshalb den EGHMR angeruf3n.
Die Idee nach D ausgeliefert zu werden hat er mM nach von dem deutschen Häftling Schröder.
Hätte er das vorher in Erwägung gezogen wären Beide eher in z.B. Berlin untergetaucht.


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Der Mensch Jens Söring

16.08.2020 um 06:18
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Es ist erstaunlich, wie hartnäckig er erst an seiner Verurteilung wegen Doppelmordes gearbeitet hat, um nach seiner lebenslänglichen Inhaftierung dann umgehend die Arbeit an seiner Freilassung aufzunehmen. Ein seltsamer Lebensentwurf!
darüber habe ich grade ebenfalls nachgedacht.
Sein "Geständnis Doppelmord light" weißt mMn nach daraufhin, dass er etwas verbergen wollte von dem er befürchtete, dass die Spuren, die er am Tatort hinterlassen haben könnte ihn nicht nur als Mörder identifizieren, sondern persönliche Eigenschaften von ihm entlarven. Mit seinem Geständnis wollte er die Deutungshoheit seiner Tat zurückgewinnen und dies ist ihm doch ziemlich gut gelungen.

Ziemlich interessant finde ich die Vater/Sohnbeziehung, wahrscheinlich ist dies ein Faktor, der maßgeblich sein Verhalten in UK beeinflusst hat. Hat doch sein Vater die ihn entlassenden psychiatrischen Gutachten beauftragte und bezahlt. Einer objektiven Begutachtung ist Söring durch dieser Strategie entgangen. Hier zeigt sich mMn das gleiche Bewältigungsmuster wie bei seinem Geständnis im Juni 86


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16.08.2020 um 08:04
Zitat von monstramonstra schrieb:Und selbst wenn sich Söring für überführt gehalten hat: Deshalb muss man ja nicht gleich gestehen. Wozu? Bei dem Delikt bringt das keine Bonuspunkte.
Und selbst, wenn sich Söring für seine Freundin opfern wollte: Deshalb muss man ja nicht gleich gestehen. Wozu? Für seine Freundin brachte das keine Bonuspunkte.
("Ich dachte, ich sei ein Held. Ich dachte, ich sei ein ganz toller Kerl.")

Im Gegenteil: Es war erst sein Geständnis, das seine Freundin so richtig reingerissen hat.

Denn durch sein Geständnis stellten sich auch bei ihr die bekannten Fragen:
Warum ist sie mit einem geständigen Mörder geflohen?
Warum hat sie dafür ihr Studium weggeschmissen?
Warum hatte sie zuvor in Briefen an einen später geständigen Mörder über den Tod der Eltern fabuliert?
Warum hat sie in Asien und Europa eine kriminelle Karriere in Kauf genommen?
Warum hatte sie sich als begehrte Frau sexuell mit einem völlig unattraktiven Außenseiter eingelassen, der plötzlich ihre Eltern umbringt?
Warum hatte sie den Mörder ihrer Eltern nicht bei der Polizei angezeigt?

Es gibt also zwei Knackpunkte, an denen er Geständnisse abgelegt hat, die nicht in den Rettungsplan eines Helden passen:
- Geständnis trotz fehlender Überführung der Freundin
- Geständnis ohne erforderliche Rettung der Freundin

Die Wahrscheinlichkeit spricht an dieser Stelle wieder stark gegen seine Unschuld.


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Der Mensch Jens Söring

16.08.2020 um 10:25
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Im Gegenteil: Es war erst sein Geständnis, das seine Freundin so richtig reingerissen hat.
genauso ist es. Auf EH hat er überhaupt keine Rücksicht genommen. Zu keiner Zeit. Hätte er sie nicht auf seiner Flucht mitgenommen, hätte er sie gar nicht retten brauchen.

Offensichtlich hat er mit seinem Geständnis seine Interessen verfolgt und nicht ihre. Gemeinsam haben sie Sörings Interessen vertreten. Als EH anfing ihre eigenen Intressen zu vertreten ( Geständnis und Auslieferung in die USA) ging er ihr an den Hals im Gerichtssaal. Solch eine Art von Held ist Herr Söring.


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Der Mensch Jens Söring

16.08.2020 um 11:49
Zitat von RosenmontagRosenmontag schrieb:Gemeinsam haben sie Sörings Interessen vertreten.
Zitat von RosenmontagRosenmontag schrieb:Auf EH hat er überhaupt keine Rücksicht genommen.
Das ist eine interessante These.
Sicher hat sie sich den Tod der Eltern gewünscht.
Und konnte erst gar nicht so recht glauben, dass ihr Kommilitone das tatsächlich gemacht hat.

Aber letztendlich ist sie (eine psychisch kranke Person) komplett von ihm benutzt worden:
- Zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse durch eine Frau mit der Optik einer viel höheren Liga
- Zur Befriedigung seiner unbändigen Gewaltphantasien durch Tötung ihrer Eltern + Leichenschändung
("I'am feeling it now inside me, this need to plant one's feet in somebody's face, to always crush." Weihnachtsbrief, Seite 29)
- In Kombination: Zu seiner Gewinnung eines sexuellen Orgasmus
- Als Begleiterin bei seiner Flucht
- Als Mitverdächtigte durch die gemeinsame Flucht
- Als unberücksichtigungswürdige Nebenfigur bei den Rettungsversuchen hinsichtlich seiner eigenen Person
- Als Sündenbock für seine ausgeführten Morde
- Als Opfer für seine Rolle als verehrter Held und Retter
- Als Hassfigur zur Motivation seines Freundeskreises
- Als Witzfigur für eine Spaßfotografie

Auch wenn er sich in Interviews hartnäckig so darstellt: Er ist nicht der ausgenutzte, unbelohnte Held aus "Killing for love".
Er hat ihre Person bei allen sich bietenden Möglichkeiten rücksichtslos für seine persönlichen Zwecke benutzt.
(Was sie sicher nicht zum Opfer macht. Auch sie ist und bleibt eine Täterin.)


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Der Mensch Jens Söring

16.08.2020 um 12:26
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Auch wenn er sich in Interviews hartnäckig so darstellt: Er ist nicht der ausgenutzte, unbelohnte Held aus "Killing for love".
Er hat ihre Person bei allen sich bietenden Möglichkeiten rücksichtslos für seine persönlichen Zwecke benutzt.
(Was sie sicher nicht zum Opfer macht. Auch sie ist und bleibt eine Täterin.)
@silentlistener
Was Elizabeth ja auch ( im Unterschied zu JS nie getan hat) Sie hat sich immer zu Ihrem Anteil an der Täterschaft bekannt.
Sehr gut und anschaulich noch mal hier zu lesen als es um die evtl Überstellung nach Deutschland ging .

"Ähnlich vernichtend war auch der Brief seiner früheren Geliebten an die Nachrichtenagentur Associated Press, in der Elizabeth Haysom ihn 25 Jahre nach den Morden abermals belastete. „Ich habe ihn in ein fürchterliches Verbrechen verwickelt. Dennoch sind wir beide zu gleichen Teilen für die Ermordung meiner Eltern verantwortlich. Daher verdienen wir auch beide, eingesperrt zu bleiben“, schrieb die Achtundvierzigjährige aus dem Frauengefängnis Fluvanna."

entnommen hier
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/haysom-morde-das-german-monster-will-die-freiheit-11794545-p3.html

Das hat der Herr mit dem lapidaren Wort Schutzbehauptung abgetan.
Der Jens Söring , der es bis heute nicht fertigbringt, auch nur ansatzweise irgendeine gröbere Verfehlung, strafrechtlicher Natur bei sich zu suchen. Der, seit gefühlt 100 Jahren davon träumt, welch geringe Strafe ihn in Deutchland erwartet hätte.

Wieso hat er überhaupt eine Strafe in Deutschland erwartet, bei so viel Unschuld?
Dokumentiert auf endlosen Seiten gebunden und mit Cover versehen.

Ich vermute mal , da ist jemand für den Rest seiner Tage deep depressed, weil nun die schöne Elizabeth einfach mal mit in die Freiheit geschlüpft ist.

Das noch parrallel zu ihm. So hat er sich das nicht vorgestellt, wetten?

Die böse Hexe Elizabeth, die gegen seine Überstellung nach Deutschland ein Interview gab.
Die nicht ein Buch im Knast geschrieben hatte, die keine Promi Freunde oder Politiker nutzen musste. Und die dufte mit ihm raus. Das sitzt.

Sein Vater, der ihm ein wohlwollendes Schreiben zur Überstellungsaffäre verwehrte.


Da kann man aber auch wütend und verbittert werden. Und nun will die Welt ihm immer noch nicht glauben.

Woran das wohl liegen könnte?
Das Zauberwort wäre Selbstreflexion anstelle der Daueropferrolle, hin zur Erkenntnis wie bitter es ist, die Folgen eigenen Handelns auszulöffeln.


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Der Mensch Jens Söring

17.08.2020 um 19:53
Eure Schlussfolgerungen sind einfach großartig, wollte ich nur mal kurz erwähnt haben. Ich lese hier permanent still mit. Heute habe ich die Zusammenfassung des Weihnachtsbriefes erstmalig gelesen und war gelinde gesagt, zutiefst schockiert. Als nächstes wage ich mich an das Original.


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Der Mensch Jens Söring

18.08.2020 um 08:04
ZDFinfo „Killing for Love“, Folge 3: „Die Alibis“, Folge 4: „Das Urteil“:
Wie in jedem guten Krimi tauchen in der Handlung verschiedene Nebenfiguren auf.
Bei Edgar Wallace konnte man sich immer sicher sein, dass sich der Autor etwas dabei gedacht hat, diese zusätzlichen, anfangs unauffälligen Personen einzuflechten. ('Was haben sie mit der Tat zu tun? Sind sie vielleicht die wahren Täter?').

In „Killing for love“ ist nun von einer Christine Kim die Rede, welche einen Zeitplan zum Aufenthalt der beiden Mörder in Washington erstellt hat. Der Detektiv versucht sie zu kontaktieren und wird vehement abgewiesen, was bei Sörings Anwältin einen Lachanfall verursacht. Was hat diese damals involvierte Person zu verbergen? Schade, denkt der Zuschauer, dass diese Person nicht näher unter die Lupe genommen wird! Seltsamerweise wird dieser Name aber auch in Sörings Gerichtsverhandlung ganz offen genannt. Als Zeugin wird sie von Sörings Anwalt jedoch nicht aufgerufen. Und es scheint sie auch niemand zu vermissen. Warum wird sie nun im Film plötzlich zu einer mysteriösen Figur?

Dann kommt ein James Farmer ins Spiel, sogar mit Foto.
Er wird im Prozess von Söring ganz offen und mit vollständigem Namen als der Drogendealer benannt, für den seine damalige Freundin am Samstag Abend ein Päckchen besorgen sollte. Aber auch diese Person wird von Sörings Anwalt nicht in den Zeugenstand gerufen, wo er offiziell hätte befragt werden können. Im Film wird Jahre später plötzlich hinter ihm hertelefoniert. Und auch seine Nichterreichbarkeit weckt im Zuschauer einen ganz starken Argwohn. Drogendealer? Das klingt nach Kriminalität. Es bietet sich geradezu an, dass hier der wahre Mörder zu finden ist. Warum hakt da bloß niemand nach? … fragt sich der verzweifelte Zuschauer.
Auf dem gezeigten Foto sieht man einen eher sanften Mann, der so gar nicht in das Bild eines „Drogendealers“ passt. Ein Mann, der den ermordeten Eltern bekannt war und nachweislich auch schon mal mit Ihnen zu Abend gegessen hatte (ohne sie zu töten). Hat er seine gute Freundin wirklich derart unter Druck gesetzt, eine Kurierfahrt für ihn zu erledigen? War er wirklich ihr „Dealer“? Oder hat er seiner Freundin nur ab und zu etwas zu rauchen abgegeben? Im Gefängnis saß er wegen Drogenbesitzes, wie es der Detektiv dem Zuschauer nahe bringt. Der Mann stirbt anscheinend während der Dreharbeiten und nimmt „es mit ins Grab“, wie Sörings Anwältin konstatiert. Er kann sich nicht mehr äußern und eignet sich hervorragend als mysteriöse Figur, in die man nun eine Menge reingeheimnissen kann.

Von Sörings Stories lange Zeit unbehelligt war ein gewisser Ned Brinkley, ein Freund Farmers.
Er wird erst nachträglich durch einen angeblichen „Zeugen“ ins Spiel gebracht. Im Film wird er durch seine Weigerung, sich zum Mord zu äußern, zusätzlich zur mysteriösen Figur.
Aber wer würde das tun? Weil es da jemanden gibt, der behauptet, er hätte ihn zusammen mit einem blutverschmierten Auto plus Messer gesehen? Sollte man da als Normalbürger wirklich vor die Kamera für eine "True-Crime-Story" treten und die Sache „klarstellen“?

Den Filmemachern gelingt es somit, drei verdächtige Nebenfiguren zu installieren, welche die Unschuld von Jens Söring wahrscheinlicher werden lassen. Denn hier werden dem Zuschauer ganz plausibel mehrere Alternativen präsentiert. Die Frage 'Warum werden diese Personen nicht endlich von der Polizei in Augenschein genommen?' wird dem Zuschauer geradezu aufgedrängt.

Hervorragende Recherche oder üble Verdächtigung des früheren Freundeskreises der Mittäterin?
Höchstwahrscheinlich Zweiteres, was eine gewisse Skrupellosigkeit der Filmemacher bedeutet, die sich der eines Jens Söring somit angeschlossen haben.


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Der Mensch Jens Söring

18.08.2020 um 10:03
@silentlistener
Da fehlen noch die beiden Landstreicher mit ihren 5-6 Landstreicher-Mercedes, die jemand in der Einfahrt gesehen haben will. :D

Jim Farmer / Jeff Ranchero / Joe Bauer passt mit seiner Blutgruppe A jedenfalls nicht ins Raster der beiden angeblichen Alternativtäter mit Blutgruppe AB und 0. Christine Kim hat auch eher kein männliches Blut. Und Ned B. ist als Kumpel von Jim F. noch eine Ecke weiter vom Fall weg.

Wenn man zu nahe dransteht, kann man eben nur in die Ferne blicken.


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Der Mensch Jens Söring

19.08.2020 um 08:34
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:passt mit seiner Blutgruppe A jedenfalls nicht ins Raster
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Kim hat auch eher kein
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:noch eine Ecke weiter vom Fall weg
Für die angebliche Unschuld von Jens Söring muss aber unbedingt mindestens ein Alternativ-Täter her.

Schließlich wurde schon in seinem Prozess von der Verteidigung die These vertreten, dass EH einen unbekannten Mittäter gehabt haben muss, der "immer noch frei in Virginia oder den USA herumläuft". (Inzwischen in Hamburg.)
Auch der Verteidigung war es anscheinend zu unwahrscheinlich, dass die zarte Tochter ihre Eltern im Alleingang niedermetzelte. Mit einem Vater, der sich vehement gewehrt hat - woher auch immer diese Erkenntnis stammte.


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