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Hamburger Trümmermörder 1947

429 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Hamburg, Ungeklärt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Hamburger Trümmermörder 1947

11.08.2018 um 18:59
hallo,
was mir im kopf umgeht:
3 erwachsene und 1 kind müssen doch irgendwo gewohnt haben. In hamburg und umgebung war der fall bekannt. Warum meldete sich niemand? kein vermieter, kein nachbar, kein hotel. Die belohnung war hoch ( besonders zigaretten ). Es war eine unfassbare tat. Ich denke, wenn sich also jemand gemeldet hätte, der nicht der täter war, wäre ihm nichts passiert. Ich denke da an z. B. illegales vermieten. Bzw. als ich die zeiten änderten, hätte man sich doch melden können.
Und selbst wenn die opfer per schiff oder flugzeug gekommen sind, die polizei hat dies sicher geprüft. Nur wenn z.B. zwei per schiff und 2 per flugzeug. Hat man dann weiter gedacht: Also frau mit kind per schiff, altersdaten passen. wir haben sie gefunden oder nein, das passt nicht, wir suchen 4 menschen.
Wo hielten sich die opfer auf? 4 personen fallen doch auf. Und wo sind ihre sachen ( weitere kleidung, möbel, schmuck ). Sind die opfer von irgendwo her angereist, vom mörder abgeholt, ermordet und die sachen verbrannt. Aber hier passt nicht: wenn sie z.b. aus münchen waren, sie hatten doch sicher angehörige, die sie dann vermisst hätten? Oder man hätte eine Wohnung gefunden, die bewohner nicht da.
schönen abend an alle
lg der loislige

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Hamburger Trümmermörder 1947

11.08.2018 um 23:02
@loisel
Hallo Loisel,
ich glaube du hast falsche Vorstellungen von der Zeit. Hatte ich auch....

Es ist überhaupt "bewundernswert", dass diese Fälle aufgefallen sind.


Völliges Chaos, Vertreibung, furchtbare Kälte, Furchtbarer Hunger, Verlust vom Heim...unsägliche Hoffnung, sein sich oder seine Familie zu retten.

Der der heutzutage als vermisst gelten wurde, war damals einfach im Nachkriegsgeschehen verschollen.


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Hamburger Trümmermörder 1947

03.02.2019 um 16:45
Im aktuellen Heft der Zeitschrift DAMALS (Heft 02/19) gibt es einen ganz interessanten Artikel zum Thema Rückkehrer:

Remigration nach 1945 https://www.wissenschaft.de/magazin/titelbeitrag/rueckkehr/

Online ist der leider nicht verfügbar, daher will ich nur einen kurzen Abschnitt wiedergeben, der mir im Kontext dieses Threads auffiel:

Max Brauer war der erste Nachkriegs-Bürgermeister Hamburgs. Er war OB von Altona für die SPD bis zur Machtergreifung gewesen, flüchtete dann zunächst nach Frankreich und blieb im Exil in Frankreich, China und den USA. Auf Initiative der britischen Besatzung kam er 1946 zurück nach Hamburg und wurde im Oktober 1946 für die SPD als erster OB der Stadt Hamburg gewählt.
Zusammen mit dem ebenfalls 1946 aus dem Exil zurückgekehrten Rudolf Katz, dem ersten Justizminister von Schleswig-Holstein, warb er sehr ausdrücklich für Remigration von Exil-Deutschen.

In der Bevölkerung wurden die Remigranten sehr unterschiedlich empfangen, während die, die beim Wiederaufbau, zB. vom Hamburger Hafen, mit Tatkraft und mit Beziehungen zu den westlichen Besatzungsmächten helfen konnten, durchaus willkommen waren, wurden Schauspieler, Schriftsteller usw., insbesondere wenn ihnen der Geruch des Kommunismus anhing oder sie gar aus dem Exil aus Russland kamen, oder aber wenn sie Ansprüche stellten, sehr widerwillig empfangen...

Was folgt hieraus nun für diesen Fall:
- Remigration wurde bereits ab Mitte 1946 von den Besatzungsmächten und der lokalen Politik gefördert
- Hamburg und Schleswig-Holstein waren dabei offenbar besonders früh und offensiv dabei, für Remigration zu werben
- aber in der Bevölkerung waren nicht alle Remigranten gleichermassen willkommen


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Hamburger Trümmermörder 1947

05.07.2019 um 12:52
Es gibt vom Februar 2019 einen recht interessanten Bericht zum Thema Trümmermörder.("Bestie in Menschengestalt"
Warum tötete der Hamburger "Trümmermörder"?)

In dem Bericht wird das Aktenzeichen KK II A/1 genannt unter dem die "Trümmermord" Dokumente im Hamburger Staatsarchiv geführt werden. Es wird insbesondere auch auf ein letztes aufschlussreiches Papier des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden hingewiesen, wonach die dortigen Experten wohl zu dem Ergebnis kommen, dass eine gewisse Ähnlichkeit der Opfer bestünde, was auf einen "Beseitigungsmod" von Familienangehörigen hindeute.


https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_85195982/hamburg-warum-toetete-der-truemmermoerder-.html


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Hamburger Trümmermörder 1947

05.07.2019 um 21:13
Moin,

schön das der Thread wieder aus der Versenkung gekommen ist, ich habe es leider nie ins Staatsarchiv geschafft. Unabhängig davon, bin ich nach wie vor der Meinung, beim Fundort Billstraße hat der Täter einen Bezug zu dem Grundstück. 1947 fährt da niemand mit einem Auto aus Zufall hin um eine Leiche zu entsorgen.

Alle anderen Fundorte waren viel einfacher zu erreichen insbesondere mit einem Auto.


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Hamburger Trümmermörder 1947

05.07.2019 um 21:40
Die Akten sind aber wenigstens noch vorhanden und ruhen im Staatsarchiv. Das ist angesichts der damaligen Zeiten auch nicht selbstverständlich.

Es war damals wohl auch einem Normalsterblichen nicht ohne Weiteres möglich mit einem Auto herum zu fahren.


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Hamburger Trümmermörder 1947

05.07.2019 um 21:41
@Rorschach
@AngRa

Lieben Dank für den Artikel.

Ich habe eine Anfrage (per E-Mail) an das Archiv geschrieben. Vielleicht gibt es eine Rückmeldung.


Die automatische Rückmeldung bittet um 4 Wochen Geduld.


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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 01:22
Es gibt eine Seite da kann man alte Falk Strassenpläne ansehen.

Falls schon gepostet sorry.
Hier ist ein Hamburg Plan von 1949

https://www.landkartenarchiv.de/falkplan.php?q=falk_hamburg_grosseausgabe_194X


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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 05:47
Inzwischen werden viele "Cold Cases" wieder aufgerollt. Die Polizei Niedersachsen hat beispielsweise eine Fallsammlung mit 268 Fällen, von denen der älteste Fall aus dem Jahr 1947 stammt. Es handelt sich dabei um einen Raubmord im Landkreis Lüneburg.

Nach dem Bericht soll es in Hamburg eine zentrale Sonderermittlungsgruppe, eine "Cold-Case-Unit" geben.

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Polizei-ueberprueft-268-Cold-Cases-in-Niedersachsen,coldcases108.html

Wenn noch Asservate vorhanden sind, wovon ich ausgehe, dann wären die Trümmermorde vielleicht auch ein Fall für die Sonderermittlungsgruppe. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass der Täter noch lebt. Von daher gesehen ist es unwahrscheinlich, dass die Polizei den Fall nochmals aufrollt. Wie man aus dem Lüneburger Fall aus dem Jahr 1947 ersehen kann, werden aber auch sehr alte Fälle aufgerollt. Der Lüneburger Täter dürfte doch inzwischen wohl auch nicht mehr leben.


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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 08:53
Das ist ein interessanter Fall und ein Thread mit sehr angenehmer Atmosphäre.
Ich beginne gerade mich in den Fall einzulesen.


Weiß jemand ob 1947 die S-Bahnen fuhren oder wie generell der öffentliche Nahverkehr funktionierte?

Waren 1947 Hotels geöffnet? Oder waren die Hotels alle von den britischen Besatzern beschlagnahmt?

https://www.welt.de/welt_print/vermischtes/hamburg/article4574285/Vier-Jahre-lang-die-Herren-der-Hansestadt.html
Im Dezember 1945 waren 1500 Häuser und Wohnungen mit mehr als 15 000 Zimmern beschlagnahmt. Hinzu kamen alle großen Hotels, Schulen und mehr als zwei Dutzend Sportplätze.
Das Hotel „Vier Jahreszeiten“ wurde z.B. erst 1952 wieder freigegeben.
Es sollte allerdings noch Jahre dauern, bis sich die Spuren der Besatzer ganz verloren: Im Mai 1951 wurden in den S-Bahnen die Sonderabteile für Briten abgeschafft, im April 1952 wurde das Hotel "Vier Jahreszeiten" wieder frei gegeben, und im Frühjahr 1957 schloss die letzte britische Schule in der Bleickenallee. Im selben Jahr wurden die übrig gebliebenen, beschlagnahmten Wohnungen zurückgegeben, und schließlich verließen 1958 die letzten Garnisonseinheiten Hamburg.
Insgesamt haben im Sommer 1947 30.000 Briten in Hamburg gelebt und gearbeitet. Sie betrieben eigene Schulen, Buslinien, Kinos, Clubs, Theater und hatten eigene Wohnviertel.
Anfang 1947 hatten die Briten neun Prozent des Hamburger Wohnraums requiriert, obwohl ihr Anteil an der Einwohnerzahl lediglich 1,8 Prozent ausmachte
Das Wohnraumproblem war zu der Zeit sehr groß, so daß eine der interessanten Fragen zu dem Fall ist, wo die vier Toten (so sie denn zusammengehört haben) übernachtet haben.
Noch bis Herbst 1947 mussten Hamburger Familien hierfür ihre vier Wände binnen einer knapp zweiwöchigen Frist räumen, um notdürftig in Kellern oder Nissenhütten untergebracht zu werden. Die Not für die Menschen wäre sicher noch gestiegen, wenn das "Hamburg Project", der Umzug des Hauptquartiers der britischen Zone von Ostwestfalen an die Elbe realisiert worden wäre



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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 10:31
@Kreuzbergerin

Ja, ich sehe es auch so, dass es eine der interessantesten und wichtigen Fragen ist, wo die vier Opfer gewohnt haben.

Ob damals eine Hotelunterbringung überhaupt ohne Weiteres möglich war, weiß ich leider nicht. Ich vermute aber, dass die Vier nicht in einem Hotel oder etwas Ähnlichem untergekommen sind, denn dort muss es Personal gegeben haben und das hätte sich doch an die Opfer erinnert.

Ich vermute eher, dass die Opfer beim Täter untergekommen sind und dass sie schon kurz nach ihrem Eintreffen in Hamburg ermordet worden sind. Der Täter müsste , wenn es so war, aber wenigstens Wohnraum zur Verfügung gehabt haben. Zugriff auf ein Fahrzeug muss er auch gehabt haben. Er kann kein armer Schlucker gewesen sein.

Die Opfer müssen einen guten Grund gehabt haben, warum sie überhaupt in die Trümmerstadt mit der Wohnungsnot und dem Elend gekommen sind. Vielleicht war es so, dass sie ein größeres Erbe antreten wollten, was der Täter zu verhindern gewusst hat. Wie damals eine erbrechtliche Angelegenheit geregelt worden wäre, weiß ich leider nicht. Die deutschen Gerichte waren meiner Kenntnis nach 1947 noch geschlossen und somit hat auch zunächst kein Nachlassgericht gearbeitet. Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass sie unabhängig vom Behördenkram wenigstens schon mal Präsenz zeigen wollten, weil der alte Mann womöglich etwas geerbt hatte von nicht geringem Wert und er nicht wollte, dass sich jemand anderes das Erbe unter den Nagel reißt. Er muss so etwas vielleicht schon befürchtet haben. Ist natürlich alles nur spekulativ.


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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 10:53
@AngRa
Auch ich gehe davon aus, dass die vier Toten beim Täter untergebracht waren.
Ansonsten wäre es sehr erstaunlich, dass sie nicht von denjenigen bei denen sie gewohnt hatten, vermisst worden wären.
Andererseits ist es ungewöhnlich, dass dem Täter Platz für vier Personen zur Verfügung stand.

Zur Wohnungssituation in Hamburg in dem betreffenden Zeitraum habe ich folgendes gefunden

http://www.hamburgsstundenull.de/Archive/36
Während in der Vorkriegszeit im Durchschnitt 3,1 Personen je Wohnung untergebracht waren, wohnten 1946 durchschnittlich 6,5 Personen in einer Wohnung.“ Die Folgen waren „in sozialer, hygienischer, psychologischer und politischer Hinsicht“ erheblich.
Die Wohnraumsituation war sehr brisant und wurde noch dadurch verschärft, dass die britischen Besatzer ca. 10 % des verfügbaren Wohnraums für sich beanspruchten und noch bis Herbst 1947 Hamburger Familien ihre Wohnungen auf Anweisungen der Besatzungsmacht räumen mussten.
https://www.welt.de/welt_print/vermischtes/hamburg/article4574285/Vier-Jahre-lang-die-Herren-der-Hansestadt.html
Noch bis Herbst 1947 mussten Hamburger Familien hierfür ihre vier Wände binnen einer knapp zweiwöchigen Frist räumen, um notdürftig in Kellern oder Nissenhütten untergebracht zu werden.
Wäre es denkbar, dass der Täter für eine Familie, die während der NS Zeit geflohen war, auf ein Haus aufgepasst hat? Vielleicht sollte auch dieses Haus 1946/1947 beschlagnahmt werden und um das zu verhindern, kam die ursprüngliche Besitzerfamilie zurück. Vielleicht entstand dann ein Konflikt zwischen Täter und der Familie, aus dem sich der Täter entschloss, die Familie komplett aus dem Weg zu räumen.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass es sich um eine jüdische Familie handelt, da der ältere Mann beschnitten ist.

Wikipedia: Flughafen Hamburg
Ab dem Sommer 1946 wurde der Flughafen wieder für zivile Zwecke genutzt und am 1. September 1946 nahm British European Airways die erste Linienverbindung (London–Amsterdam–Hamburg–Berlin) auf. Anfang 1947 folgte die Scandinavian Airline System (SAS) auf der Strecke Kopenhagen–Hamburg, die wenig später nach Frankfurt am Main verlängert wurde
Der Hamburger Flughafen wurde schon seit Sommer 1946 wieder für die zivile Luftfahrt genutzt.
Es gab die Verbindung London-Amsterdam-Hamburg-Berlin.


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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 10:56
wenn man sich mal den artikel "hamburg stunde null " durchliest ,hat man mal einen einblick in die zeit damals.
man sollte sich nicht von annähernden vorstellungen der heutigen zeit leiten lassen.

strangulieren, erwürgen ,ersticken ? wie war die genaue todesursache ?
auf jedenfall eine persönliche sache ,würde ich vermuten .
wenn man die personen als familie sieht ,fehlt die leitende männliche person.
das kind dürfte ja auch damals schon in der schule gewesen sein ,die 45 auch schon teilweise in betrieb genommen wurden .
damals war alles noch in uniform.
1946 wurde das heiratsverbot zwischen briten und deutschen aufgehoben.
was man auch erkennen kann ,das die leichen dort abgelegt wurden, wo der hauptteil an trümmerfeld war ,also in den zerstörten regionen.
daraus würde ich schließen das diese nicht aus dem bereich kamen ,sondern dort nur abgelegt wurden.
auch die unversehrtheit ,die reinigung wäre für mich etwas klinisches,oder persönliches ,wenn man mal bedenkt das im krieg erschlagen ,erschießen oder sonstige brutalen tötungen einfach abgewickelt wurden und alle sicherlich auch ein gewalttrauma hatten,ist dieses ja eher eine saubere ,geplante aktion gewesen.
wobei der mörder nicht gleich der verbringer sein muss,damals hat sich jeder mit irgendwas über wasser gehalten,somit könnte auch hier einer zu diensten gewesen sein.
eine mögliche verbringung wäre zb. auch, die leichen unter schutt unbemerkt zu transportieren ,was die kratz ,oder schleifspuren von schutt an den leichen erklären würde.


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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 21:41
@AngRa
@tenbells
@Kreuzbergerin
@jada

Danke für die Artikel und neuen Gedankenanstösse zu diesem Fall
Zitat von KreuzbergerinKreuzbergerin schrieb:Weiß jemand ob 1947 die S-Bahnen fuhren oder wie generell der öffentliche Nahverkehr funktionierte?
Dazu habe ich folgenden Artikel gefunden

https://www.hochbahn.de/hochbahn/hamburg/de/Home/Unternehmen/Unser_Job_fuer_Hamburg/Geschichte

Zu dem Jahr 1943 gibt es diesen Vermerk:

"Der Ostring (Barmbek-Hauptbahnhof) wurde im Krieg stark zerstört. Dennoch kann der U-Bahn Betrieb nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen werden"

1946:
"Wiederaufbau. Die U-Bahn Strecke Barmbek-Hauptbahnhof ist wieder befahrbar"

1947:
"Die Hamburger Hochbahn AG befördert erstmals mehr als 200 Millionen Fahrgäste im Jahr"

Das klingt so, als wären zumindest Teile des ÖPNV relativ schnell wieder hergestellt worden
Zitat von KreuzbergerinKreuzbergerin schrieb:Auch ich gehe davon aus, dass die vier Toten beim Täter untergebracht waren.
Ansonsten wäre es sehr erstaunlich, dass sie nicht von denjenigen bei denen sie gewohnt hatten, vermisst worden wären.
Andererseits ist es ungewöhnlich, dass dem Täter Platz für vier Personen zur Verfügung stand.
Das hängt für mich ein bisschen davon ab, seit wann sich die Vier in Hamburg aufgehalten haben. Ich könnte mir vorstellen, wenn sie zb nur eine Nacht in einem Hotel verbracht haben, danach nicht mehr erschienen sind, dass das in dem allgemeinen Chaos nach dem Krieg nicht weiter aufgefallen ist

Ich tendiere aber auch eher dazu, dass sie gemeinsam mit dem Täter untergebracht waren. Wahrscheinlich muss man sich hier von der heutigen Vorstellung verabschieden, wie viel Platz vier Personen brauchen. Falls sie zb nur in einem Raum untergebracht waren, war das sicher in den Wirren der Nachkriegszeit nichts ungewöhnliches

@AngRa
Das mit dem Erbe ist eine gute Idee. Frage mich aber, ob das nicht aufgefallen wäre nach dem Fund der Leichen bzw ob man da nicht schon einen Zusammenhang hätte herstellen können? Vielleicht war die Zeit dafür tatsächlich noch zu unruhig, oder es konnte durch die verschiedenen Besatzungsmächte/Zuständigkeiten nicht auffallen. Falls unsere Vermutung stimmt, dass sie erst kurz zuvor wieder nach Hamburg zurückgekehrt sind, hätten sie im Falle eines anzutretenden Erbes auch einfach als verschollen/nicht auffindbar gelten können und es hätte sich vermutlich niemand darüber gewundert


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Hamburger Trümmermörder 1947

06.07.2019 um 23:30
@AngRa
der Gedanke "Erbe" ist nicht schlecht, aber ich denke, das sowas, wenn auch nicht sofort, so doch in späteren Jahren einmal aufgefallen wäre...

Weiter oben hatte ich schon Folgendes ansatzweise spekuliert, möchte ich noch etwas weiter ausbauen:

- in den frühen Jahren des Nationalsozialismus gab es noch für manche der verfolgten Gruppen die, auch offizielle, Möglichkeit, ins Ausland zu fliehen; so förderte der deutsche Staat in den ersten Jahren sogar die Auswanderung von Juden nach Palästina:
Wikipedia: Ha’avara-Abkommen
(dieses Abkommen ermöglichte es Juden mit eher mittleren Ersparnissen die hohe Hürde der britischen Verwaltung für eine Einwanderung nach Palästina (""Kapitalistenzertifikat") zu nehmen); etwa 50-60.000 Juden haben davon in den Jahren 1933 bis 1939 davon Gebrauch gemacht.
- ich halte es für möglich, dass hier eine Familie aus Hamburg in den frühen / mittleren 30er Jahren ins Ausland ausgewandert ist, dabei zwar, soweit dies angesichts der Wikipedia: Reichsfluchtsteuer möglich war, liquiden Besitz mitgenommen haben, aber eben beispielsweise ihre Immobilie und vielleicht auch manch anderen Besitz zurückgelassen oder zwangsweise verkauft haben
- möglicherweise haben sie diese Dinge, zB. eine Immobilie, vielleicht aber auch zB. einen Geschäftsbetrieb einem Dritten, einem Vertrauten zur Verwaltung überlassen
- und dieser Dritte hat dann mit der Zeit dies zunehmend nicht mehr als zur Verwaltung überlassen, sondern als sein Eigenes betrachtet, hat davon vielleicht auch im Krieg gut gelebt und vor allem auch in der Nachkriegszeit nicht nur davon gelebt, sondern sich damit auch eine Vertrauensstellung bei der Besatzungsmacht verschaffen können, welches diverse Privilegien bedeutete, zB. dass er ein Auto nutzen konnte!
- die ausgewanderte Familie war fernab der Heimat nie so "richtig angekommen" und als der Krieg und die Verfolgung der Nazis vorbei waren, wollten sie so schnell wie mögich wieder zurück in die Heimatstadt Hamburg
- also sind sie trotz der widrigen Umstände und des Wetters zurückgekehrt und natürlich sind sie sofort zu ihrer alten Wohnung / zu ihrem alten Betrieb zurückgekehrt
- dort wollten sie nun natürlich wieder ihren Besitz in Anspruch nehmen
- der "Verwalter" aber war davon nicht besonders erfreut und hat unmittelbar mit Mord reagiert, um diese Ansprüche abzuwehren

Eine Abwandlung der Geschichte könnte auch sein, dass derjenige bei den Nazis bereits eine Größe war, sich vielleicht den Besitz der Familie untern Nagel reißen konnte, als diese vor den Nazis fliehen mussten, er aber es geschafft hatte, sich nach dem Krieg einen "Persilschein" zu besorgen und so auch bei den Besetzern wieder eine günstige Stellung hatte, dass aber die zurückgekehrte Familie seine Vergangenheit kannten und drohten, ihn zu enttarnen, was nicht nur den Verlust des Besitzes, sondern auch der Stellung bei den Besatzern bedeutet hätte.
Zitat von Nev82Nev82 schrieb:Ich tendiere aber auch eher dazu, dass sie gemeinsam mit dem Täter untergebracht waren
möglich, aber ich könnte mir noch eher eine getrennte Unterbringung in zwei Gruppen vorstellen, einerseits die drei Frauen und getrennt davon der Mann.
Vom zeitlichen Ablauf ist es denkbar, dass alle drei Frauen bereits vor Auffinden der ersten Leiche, möglicherweise sogar ungefähr zeitgleich getötet wurden. Alle drei wurden auch grob im gleichen Viertel abgelegt, aber wahrscheinlich woanders getötet und mit dem Auto an die Ablagestelle befördert.
Der Mann hingegen wurde erst nach dem Auffinden der ersten Leiche getötet, lag in einer ganz anderen Gegend und wurde sehr wahrscheinlich auch nahe dem Auffindeort getötet.
Meine Theorie dazu: die Frauen waren anderswo untergebracht, der Mann hingegen wohnte nahe dem Ort, wo er auch seine Geschäfte tätigen wollte. Als er von dem ersten Leichenfund erfuhr, wandte er sich mit dem Verdacht, dass es sich um eine der Frauen handeln könne an einen ihm Vertrauten, der aber der Mörder war und zur Verdeckung der ersten Taten nun auch den Mann umbrachte.

Mal den Ablauf von oben weitergesponnen:
- die Familie kommt in Hamburg zu ihrem alten Besitz, um diesen zu beanspruchen
- nehmen wir mal an, der alte Besitz sei ein Geschäft oder ein Handwerks- oder Industriebetrieb
- der "Verwalter" entschliesst sich sofort, die Familie zu töten
- er sagt daher erstmal: "Die Frauen können in diesem Winter doch nicht hier im Geschäft, Betrieb schlafen und wohnen" und bietet an, sie mit seinem Auto aus Hamburg rauszubringen, vielleicht mit dem ja damals richtigen Hinweis, dass man auf den Dörfer zB. in Niedersachsen gegen Geld oder Tauschware bei den Bauern noch immer was zu Essen und Brennstoff bekommt, während in Hamburg selbst das weitaus schwieriger war
- der Mann hingegen bleibt in seinem alten Betrieb, will dort selbst wieder das Heft in die Hand nehmen
- der "Verwalter" fährt die Frauen ab, bringt sie aber nicht aufs Land, sondern tötet sie und legt die Leichen ab
- als die erste Leiche gefunden wird, kommt der Mann nicht sofort auf den Gedanken, dass der "Verwalter" ihr Mörder war, aber er will sich davon überzeugen, dass es den Frauen gut geht und er bittet daher den "Verwalter", ihn zu den Frauen zu bringen
- nun so in die Enge getrieben tötet der "Verwalter" auch den Mann


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Hamburger Trümmermörder 1947

07.07.2019 um 08:09
@Nev82
@otternase

In dem Buch von Cay Rademacher "Der Trümmermörder" wird als ein Ergebnis der Obduktion erwähnt, dass der alte Mann beschnitten ist. Das hat die damaligen Ermittler in Betracht ziehen lassen, dass es sich bei dem alten Mann um einen Juden gehandelt haben könnte. Diesen Gedanken haben sie aber verworfen, weil er um den Hals ein Medaillon mit einem Kreuz getragen hat und sie waren der Meinung, dass das nicht zusammen passe. Anscheinend haben sie dann auch in diese Richtung nicht weiter ermittelt. Vielleicht war das Thema jüdische Emigration und Rückkehrer 1947 auch irgendwie noch mit einem Tabu belegt. Die Zeit spielt in diesem Fall eine wichtige Rolle und es fällt schwer sich da hinein zu versetzen.

Hinsichtlich der Angaben Beschneidung und Medaillon mit Kreuz meine ich, dass diese Angaben aus den alten Akten stammen. Der Verfasser des Buches hatte Akteneinsicht, wie wir nun wissen sind genug Akten vorhanden und auch im Hamburger Staatsarchiv zugänglich. Ich meine daher , dass man sich auf die Authentizität dieser Angaben zu den Opfern verlassen kann.

Ich gehe davon aus, dass der alte Mann zumindest ursprünglich Jude war und dass er vielleicht später zum christlichen Glauben konvertiert ist, damit er in der Gesellschaft ein besseres Ansehen genießt. So würden Beschneidung und Kreuz zusammen passen. Viele Juden hofften zunächst, dass Anpassung sie vor Ausgrenzung, Hass und Verfolgung bewahrt. Aus diesem Grunde sind viele Juden konvertiert, aber das hat sie letzten Endes nicht vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime bewahrt.

Wenn wir es nun mit jüdischen Opfern zu tun haben, dann kann sehr wohl eine verfolgungsbedingte Emigration eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Emigration hatte eine gewisse Dimension, denn im Jahr 1933 sind 37.000 Juden emigriert, im Jahr 1938 waren es 40.000 Juden und 1939 waren es immerhin 78.000 Juden. Darunter könnten sehr wohl auch die Opfer des Trümmermörders gewesen sein.

https://www.spiegel.de/einestages/juedische-emigration-a-948165.html

Insgesamt sollen ab 1933 auf der Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung schätzungsweise bis zu 300.000 Juden Deutschland verlassen haben.

https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/gerettete-geschichten/177609/exillaender-juedischer-fluechtlinge-aus-dem-deutschen-reich

Nach dem Krieg könnten sie sich zur Rückkehr entschlossen haben um ihren Besitz in der alten Heimat wieder in Anspruch zu nehmen, was ihnen dann zum Verhängnis geworden sein könnte, wenn der neue Besitzer nichts mehr zurückgeben wollte.

Meine Theorie mit dem Erbe werde ich aber auch noch weiter im Auge behalten.


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Hamburger Trümmermörder 1947

07.07.2019 um 10:43
Das Erdrosseln der Opfer mit einem Draht oder einer Schnur weist möglicherweise auf einen Frontkämpfer als Täter hin. Die Garotte als Werkzeug des lautlosen "Postenklaus" war im Zweiten Weltkrieg recht verbreitet, britische Kommandoeinheiten waren teilweise sogar mit in Serie gefertigten Garotten (eine Pianosaite zwischen zwei kleinen Stahlstäbchen) ausgestattet.

Der Ratschlag der Hamburger Polizei
Die Hamburger möchten doch bitte eher in Straßenmitte als an den Ruinen entlang gehen, wo man "aus dem Kellerloch angesprungen" werden könne.
weist für mein Dafürhalten darauf hin, dass sie ebenfalls an einen solchen Täter gedacht hat, denn genau so (aus einem Versteck heraus anspringen, Garotte über den Kopf werfen, zuziehen) funktionierte das mit dem Postenklau.


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Hamburger Trümmermörder 1947

07.07.2019 um 12:13
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Diesen Gedanken haben sie aber verworfen, weil er um den Hals ein Medaillon mit einem Kreuz getragen hat und sie waren der Meinung, dass das nicht zusammen passe.
Abgesehen von den bereits von Dir aufgeführten Gründen (möglicherweise konvertiert, etc.) halte ich diese Argumentation auch noch deshalb für sehr schwach, weil der Täter sich ja darum bemüht hat, Dinge, die die Identität der Getöteten hätten verraten können, zu entfernen. Was spricht dagegen, dass er umgekehrt auch falsche Spuren gelegt haben könnte, zB einem Juden ein Kreuz umgehängt haben könnte?


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Hamburger Trümmermörder 1947

07.07.2019 um 12:17
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass der Täter noch lebt. Von daher gesehen ist es unwahrscheinlich, dass die Polizei den Fall nochmals aufrollt.
Wäre der Täter damals 25 gewesen, wäre er heute war um die 96/97 Jahre alt. Das wäre ziemlich alt, allerdings gibt es durchaus Leute, die so alt werden - und möglicherweise könnte der Täter ja auch noch ein paar Jährchen jünger gewesen sein. Wenn irgendwie die Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Täter noch lebt (also nicht gerade schon über 120 Jahre alt sein müsste o.ä.), darf die Polizei den Fall dann eigentlich ad acta legen?
Zitat von AngRaAngRa schrieb:Die Opfer müssen einen guten Grund gehabt haben, warum sie überhaupt in die Trümmerstadt mit der Wohnungsnot und dem Elend gekommen sind.
Ich habe den Fall leider nach der langen Zeit seit Eröffnung nicht mehr ganz genau im Kopf. Wie sicher ist es, dass die Toten erst vor Kurzem in Hamburg eingetroffen waren? Also, wie genau kann man den Zeitpunkt bestimmen? Und woran?
Zitat von otternaseotternase schrieb:die ausgewanderte Familie war fernab der Heimat nie so "richtig angekommen" und als der Krieg und die Verfolgung der Nazis vorbei waren, wollten sie so schnell wie mögich wieder zurück in die Heimatstadt Hamburg
Müsste es nicht eigentlich Remigrationsunterlagen geben? Es sind prozentual von den ausgewanderten Juden auch gar nicht unbedingt so viele zurück nach Deutschland gekommen. Richtig Entschädigungen gab es auch erst ab Adenauer (also 1947 noch nicht), aber auch die haben viele Juden abgelehnt, mit der Begründung, ihr Leid ließe sich nicht einfach ausbezahlen. Und viele Rückkehrer waren auch erstmal in Sammellagern untergebracht. Wobei mir gerade einfällt, es gab nach Kriegsende relativ viele Juden, die aus der Sowjetunion Richtung Westeuropa flohen. Davon dürften viele auch in Deutschland angekommen sein. Mehr zum Thema:
https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/gerettete-geschichten/149156/juden-in-europa-nach-dem-zweiten-weltkrieg-1945-bis-1989-90
https://www.spiegel.de/einestages/nach-dem-zweiten-weltkrieg-als-juden-nach-deutschland-flohen-a-1168854.html
https://www.sueddeutsche.de/politik/nach-dem-nazi-terror-darum-kehrten-juden-nach-deutschland-zurueck-1.2536553
Zitat von VanDusenVanDusen schrieb:Das Erdrosseln der Opfer mit einem Draht oder einer Schnur weist möglicherweise auf einen Frontkämpfer als Täter hin. Die Garotte als Werkzeug des lautlosen "Postenklaus" war im Zweiten Weltkrieg recht verbreitet
Potentiell kann man auch Leute mit einer Hutschnur erdrosseln. Kam früher durchaus auch vor und war durchaus bekannt, u.a. auch aus literarischen Gründen.


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Hamburger Trümmermörder 1947

07.07.2019 um 12:29
Zitat von AloceriaAloceria schrieb:Wie sicher ist es, dass die Toten erst vor Kurzem in Hamburg eingetroffen waren? Also, wie genau kann man den Zeitpunkt bestimmen? Und woran?
Alle vier waren gepflegt und wohlgenährt. Das waren nach Kriegswintern und Nachkriegselend damals auch die Reichsten nicht mehr. Einige Bauern mögen den Krieg relativ hungerfrei überstanden haben, aber die Hände der Opfer sprachen gegen diese Option.

Zum Thema Remigration:
Ich hatte es hier schon ausgeführt, Remigration startete bereits Mitte 1946.
Vor der Unabhängigkeit Israels wurden Juden, die nach Palästina auswandern wollten oder dort illegal lebend aufgegriffen wurden, von der britischen Kolonialmacht in Internierungslager zB auf Zypern gesteckt. Remigration war für die dann der einzige Ausweg.


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