Zahlensender und ihre Funktion

Zahlensender? Noch nie davon gehört? Sollst du auch nicht, denn offiziell gibt es die seit dem ersten Weltkrieg begründeten Zahlensender auch nicht mehr. Die so genannten "Number Stations" sind Kurzwellensender, die vor allem Zahlenreihen, aber auch polyphone Töne, Buchstabenreihen und selten Koordinaten übertragen.

Die offiziell nicht vorhandenen Zahlensender senden meist auf SSB, sehr selten auch auf AM. Da Einseitenbandmodulation mit den normalen Radios und Empfängern nicht empfangen werden kann, ist diese Art der Datenübertragung äußerst sicher. Heute werden Zahlensender, genauso wie früher, zum Übertragen von Befehlen und Informationen für im Ausland operierende Spione des Geheimdienstes benutzt, so vermutet man.

Der Code ist per Einmalschlüssel-Verfahren codiert, das garantiert, dass nur der Spion mit einer bestimmten Software oder einem Zahlen-zu-Buchstaben-System die Ziffern in sinnvolle Sätze umwandeln kann. Das geschieht meist durch die Eingabe in einen Laptop.

Was spricht für die militärische Nutzung der Zahlensender?

- Antennenfelder von denen Zahlensendern liegen meist in militärischen Gebieten
- Botschaften besitzen oft geeignete Antennengebilde, um diese Sender in guter Qualität zu empfangen
- Im Daily Telegraph wurde ein Mitarbeiter, der für die Kontrolle des britischen Radiobetriebs zuständig ist, zitiert mit: „Diese Zahlensender sind, was man annimmt, das sie sind. Die Leute sollten da nichts hineingeheimnissen. Sie sind, sagen wir, nicht für den öffentlichen Konsum gedacht.“ Offiziell wurden diese Sender von keiner einzigen Regierung bestätigt.

Der wohl bekannteste Zahlensender „Lincolnshire Poacher“, wird dem MI6 zugerechnet. Man verfolgte den Ursprung der Übertragung zurück auf die Insel Zypern und einem Militärstützpunkt der Royal Air Force. Bereits im Jahre 2001 wurde der Zahlensender ¡Atención! von den US-Amerikanern enttarnt und als kubanische Number Station identifiziert.

Jeder Sender besitzt seine eigene Erkennunsmelodie, bei Lincolnshire Poacher sind es die ersten beiden Zeilen des Volksliedes "The Lincolnshire Poacher". Hier einige Ausschnitte von einer mitgeschnittenen Übertragung (am Ende folgt die klassische Erkennungsmelodie des Senders):

https://www.youtube.com/watch?v=r1nVbRjDBUw

Ja, die Zahlensender sind schon krass :D
Habe mir mal Gedanken drüber gemacht, aber die sind wohl "so geheim" :D
Egal, wär jedenfalls geil die auch mal mitzuhören ;)
Hat jemand eigentlich ein Programm um das ganze zu entschlüsseln bzw. kann man das hier mit einem Programm das öffentlich bzw. aufm Schwarzmarkt etc. erhältlich ist das ganze entschlüsseln ?

Klingt fast so wie Packet Radio, es erinnert mich an die gute alte Lehrzeit, als wir auf 2m miteinander kommuniziert haben ...

Aber zurück zum Thema, das ist doch ein alter Hut. Irgenwie muss man ja miteinander Kontakt halten. Wobei diese Technik für meinen Geschmack relativ "grobschlächtig" ist. Aber es soll ja noch Flecken auf dieser Erde geben die noch nicht an das Internet angeschlossen sind ...

@Uderzo

Grade weil man sie nicht entschlüsseln kann, sind sie so sicher. Genutzt werden so gut wie immer Einmalverschlüsselungen. Eine Verschlüsselung wird also nie zweimal benutzt, daher zu 100% sicher, dass niemand die Nachricht entziffert.

Wenn die Teile mit Einmal-Verschlüsselungen (One-Time-Pad) arbeiten, kann das niemand entschlüsseln der nicht auch den Schlüssel hat.

Der Nachteil davon ist dann nur, das man einen Schlüssel braucht, der mindestens so groß wie die übertragenen Daten ist (d.h. wenn man damit eine Festplatte damit Verschlüsseln würde, bräuchte man eine andere Festplatte auf der man den Schlüssel speichert).

Aber um Texte/Botschaften sicher zu verschlüsseln dürfte das allemal reichen. Die einzige Fehlerquelle ist da nur noch der Mensch, der sich den Schlüssel abnehmen lassen kann.

"Aber es soll ja noch Flecken auf dieser Erde geben die noch nicht an das Internet angeschlossen sind"

Naja, du musst bedenken das Computerbildschirme und sogar die Kabel von der Tastatur zum Rechner elektrische Felder produzieren, die mit dem entsprechenden Know-How auch noch etwas Entfernung ausgelesen werden können. Dazu dann noch die elektronischen Spuren die man auf dem Rechner hinterlässt usw..
Dazu können dann natürlich noch Internetübertragungen überwacht werden. Wenn man eine Vermutung hat, wessen Anschluss man überwachen muss, hilft auch Tor nichts und wenn man an den richtigen stellen im Tornetzwerk sitzt, kann man soweit ich gehört habet auch herausbekommen wer welche Daten anfordert.

Das Internet ist in etwa so sicher zur Datenübertragung als würde man das ganze per Post schicken.

Da machen solche Nummernsender durchaus noch Sinn, weil ja der Empfänger praktisch überall und nirgends sitzen kann und auch nur er wirklich was mit der Botschaft anzufangen weiß.

@neurotikus

In den Niederlanden ist ein tschechoslowakischer Spion einmnal aufgelogen. Er bekam seine One-Time-Pads in kleinen ausgehüllten Seifenstückchen und das über 13 Jahre lang. Damit entschlüsselte er über 200 Zahlenbotschaften! :D

Einige berühmte entschlüsselte Botschaften des kubanischen ¡Atención! sind übrigens:

"Priorisiert und intensiviert weiterhin die Freundschaft mit Joe und Dennis"

"Unter keinen Umständen sollten [die Agenten] German oder Castor mit BTTR oder einer anderen Organisation an einem der Tage 24, 25, 26 oder 27 fliegen."

@Enegh
Wenn du wissen willst wer und warum diese Zahlencodes sendet must du 'Bob' fragen.

@Enegh
Ist ja geil :D
Gibts eine Liste mit allen Entschlüsselten Botschaften?

@Enegh

Enegh schrieb:Einige berühmte entschlüsselte Botschaften des kubanischen ¡Atención! sind übrigens:

Wie jetzt? Ich dachte die kann man nicht entschlüsseln?

@Comguard2

Doch der kubanische Geheimdienst war schlampig und hat eine Verschlüsselung mehrmals verwendet, der CIA hat die Entschlüsselungen publik gemacht. Zusammen mit der Lokalisierung und der Bestätigung, dass es sich um den kubanischen Sender handelt, man hörte im Hintergrund Radio Havanna, als der Sprecher die Zahlen vorlas. :D

Was haben die Dinger denn für eine Reichweite?

@Comguard2

Wiki: Die Kurzwelle nimmt unter den Funkwellen einen besonderen Platz ein. Auf Grund ihrer großen Reichweite können Kurzwellensignale weltweit empfangen werden. Kein anderer Frequenzbereich weist eine solch große Reichweite auf.

@Enegh

Aber dann reicht ja für den Agenten ein gepimpter Walkman um das Signal zu empfangen?

@Comguard2
Stimmt,auf YouTube habe ich auch schon mal Leute gesehen die mit einem Walkman bzw. einem der die Kurzwellen empfangen kann das ganze bekommen hat.
Ein LapTop braucht man jedoch immernoch, ist ja klar ;)

@Comguard2

Ebendrum, jeder Depp kann die Codes empfangen mit einem handelsäpblichen UKW-Empfänger mithören. Nur kann der Zuhörer null mit den Zahlen anfangen und das stört den Geheimdienst auch nicht weiter, jedes Land hat seine Frequenzen und seine Sender, die die Spione im Zielgebiet mit Infos versorgen. Ein Störsignal ist ziemlich ineffizient, da man nie weiß zu welchem Zeitpunkt eine Nachricht kommt.

Es gibt da sogar die so genannten Zahlensender-Jäger, die es sich zum Hobby gemacht haben, jeden neuen Sender mit den durchgesagten Zahlen auf Kassetten zu archivieren. :D

@Uderzo

Wozu den Laptop?

Ich dachte das ganze läuft analog ab: Zahlenreihe abschreiben und dann mit dem Codezettel entschlüsseln.

@Comguard2

Soweit ich die Geheimdienste durchschaut habe, tippen die Auslandsinformanten die Codes auch gerne mal ins Notebook ein. ;)

@Comguard2
Da der LapTop ein Programm enthält um das ganze nunmal zu entschlüsseln.
Dieser kubanische Sender der entdeckt wurde, hat die gleichen Codes oder so benutzt.
Und deshalb ist das ganze nun durch einen Spion aufgeflogen.
Außerdem ist so eine Verschlüsselung per Codezettel rellativ einfach.
Die 1 enspricht einem A.
Wenn man jedoch die Buchstaben oder die Zahlen, oder beides gleichzeitig, kann es zum Beispiel später so aussehen :
1=b
2=c
3=d
4=e
5=f
6=g
7=h
8=i
9=j
10=k
11=l
12=m
13=n
14=o
15=p
16=q
17=r
18=s
19=t
20=u
21=v
22=w
23=x
24=y
25=z
26=a
_______________________
Die Zahlenfolge "25201" welche normalerweise "beta" bedeuten würde, ist jetzt folgende Zahlenfolge und entschlüsslung :
141926 = beta
__________
kapiert ?
Nur ist es extrem schwer bzw. unmöglich das ganze zu entschlüsslen^^

@Uderzo

Na so eine Verschlüsselung fällt bestimmt nicht unter unknackbar. Sind wir hier bei den Pfadfindern oder wie? :D Da werden schon weitaus komplexere Systeme genutzt, die niemand durchschaut.

@Enegh
Das war ja auch nur ein beispiel!
Als ob ich jetzt Abends bei meinem Alter noch so krasse Sachen für euch mache :D