Mord an Vera Marotz ("Katzenjule")

Hallo Leute,

ich bin seit Jahren stiller Mitleser, aber ein Fall wurde (soweit ich das überblickt habe) hier noch nicht besprochen. Es passierte bei mir im Ort und ich hab die Polizei damals als vierzehnjähriger am Tatort ermitteln gesehen.

Es geht um Vera Marotz aus Nünchritz. Sie war leidenschaftliche Sammlerin (heute sagt man Messi). Die Gemeinde stellte ihr eine Scheune im Ortsteil Grödel (ca. 1,5km von ihrer Wohnung entfernt) zur Verfügung. Dahin wanderte sie 1-3 mal täglich mit ihrem Handkarren und brachte Sachen dahin. Meine Familie hat sie oft laufen gesehen und sie war natürlich Gesprächsthema im Ort.

In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober (Herbstferien) gab es eine Feier in der "Kombi" in Nünchritz. Zur selben Zeit ging Vera Marotz mit ihrem Handwagen in Richtung Grödel. Vermutlich nach oder am Ende der Feier streiften Jugendliche/Heranwachsende durch den Ort, warfen einen Kürbis gegen eine Rollade und waren allgemein laut. Vermutlich angetrunken. Ob die Jugendliche auf der Feier waren, ist nicht belegt, aber lässt sich vermuten, weil der Ort ansonsten sehr sehr ruhig ist, wenn nicht gerade Feiern in der "Kombi" oder im "Bunker" stattfand.

Irgendwann auf einem Feldweg zwischen Nünchritz und Grödel trafen die Jugendlichen auf das Opfer. Es kam zu einem Streit und die Jugendlichen töteten das Opfer mit großer Brutalität. Danach verschwanden sie. Die Polizei entdeckten bei einer anderen Einsatzfahrt das Opfer. Bei der Obduktion wurden weibliche DNA-Spuren unter den Fingernägeln entdeckt. Man geht aber nicht davon aus, dass die Frau auch die Mörderin war, aufgrund der Verletzungen.

Im Nachhinein wurden DNA-Tests gemacht. Teilweise wurden in Nünchritz gemeldete aber in München lebende Frauen im entsprechenden Alter geprüft. Allerdings nicht alle. Zum Beispiel war meine Schwester ebenfalls in dem Alter, wurde jedoch nicht geprüft.

Letzendlich gibt es bis heute keine heiße Spur in dem Fall. Aber eine DNA-Spur macht ja immer etwas Hoffnung, dass es doch noch aufgeklärt wird.

Die Geschichte wurde auch bei Aktenzeichen XY:

https://www.youtube.com/watch?v=ez4d9RxVF0M (Video: brutaler Mord in Nünchritz / Sachsen - Täter gesucht)

als auch bei Kripo Live:

Nünchritz - Mordfall Vera Marotz (†66)

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vorgestellt.

Was ich wirklich nicht verstehe ist, warum nicht noch mehr Tests gemacht werden bzw. wurden. Damals war der Kreis der Jugendlichen in der Region überschaubar. Insbesondere von Jugendlichen, die um die Uhrzeit noch "um die Häuser ziehen". Mit dem DNA-Test hätte man durchaus etwas erreichen können. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen. Man kann nur hoffen, dass die beteiligten Personen vielleicht doch noch einmal nachdenken und ihr Schweigen brechen.

Vielleicht noch ein paar Fragen für Insider:
Weiß jemand noch, was für eine Art von Feier damals in der "Kombi" gefeiert wurde?
Waren auch Leute von außerhalb der Region (RIE, GRH,MEI) anwesend?
War das ganze Geschehen mal Thema im Freundeskreis?

Liebe Grüße!

Weil im Text des Eröffnungsposts die Jahreszahl fehlt, die Tat geschah 2004, in der Nacht vom 19. zum 20.Oktober.

Verra Marotz war 66 Jahre alt, als sie getötet wurde.

Original anzeigen (0,2 MB)

https://media1.faz.net/ppmedia/aktuell/gesellschaft/2220583181/1.721721/default-retina/vor-vier-jahren-wurde-vera.jpg
https://www.polizei.sachsen.de/de/dokumente/Landesportal/Fahndungsaushang_Marotz.pdf

Savager7 schrieb:Weiß jemand noch, was für eine Art von Feier damals in der "Kombi" gefeiert wurde?

Ich konnte das nicht herausfinden, jedoch ist und war damals das Kombi das Stammlokal von linken Hardcore-Punks. Es war deswegen wohl auch nicht nur Laune des Austatters, dass die Jugendlichen bei XY leicht punkig angehaucht dargestellt wurden. Wenn die Täter, wie von Rudi Cerne angesprochen, Rechtsradikale sein sollten, haben sie mit der Veranstaltung im Kombi wohl kaum etwas zu tun. Es ist aber natürlich ein wichtiger Punkt, dass gerade falls insgesamt weitgehend unbekannte aber in gewissen Subkulturen als „Kult“ angesehene Bands in kleineren Ortschaften auftreten, dass die Gäste dann durchaus auch mal von weiter her anreisen, und nicht bloß Jugendliche aus der Umgebung sind.

Das ist halt ein guter Punkt. Die Lösung des Falls hängt halt aus meiner Sicht mit der konkreten Veranstaltung und Leuten von außerhalb zusammen. Wie gesagt im Ort kannte das Opfer fast jeder. Da ist so eine Tat nur schwer vorstellbar. Ein Aufeinandertreffen von links und rechts ist durchaus denkbar. War ja auch gerade eine politisch angespannte Zeit.

@Savager7
Ich bemerke gerade, dass KHK Volker Wichitill bei XY sagte, es sei ein „normaler offener Abend“ gewesen. Also wohl einfach Bar und Musik. Da ist es doch eher unwahrscheinlich, dass Leute von weiter her anreisten.

Das ist ein furchtbares Verbrechen, gerade in so einem kleinen Ort. Warum wurde sie denn "Katzenjule" genannt? @Savager7
Hast Du noch Kontakt zu anderen -damals- Jugendlichen aus dem Ort und ist dieser Fall noch Thema bei Euch?

puntanorte schrieb:Warum wurde sie denn "Katzenjule" genannt?

Sie wurde im Ort wohl als wunderlich angesehen:

Die Leute in Nünchritz hatten nichts gegen sie. Aber sie wunderten sich über die Frau mit dem Messie-Syndrom. Vera Marotz konnte ihre Wohnung kaum sauber halten. Neben dem Sammeln widmete sie sich nur noch ihren beiden Katzen. „Katzenjule“ nannten sie einige Nünchritzer. Ihre Sammelleidenschaft und ihr Stottern beschämten sie.

https://m.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/ungeklaerter-mordfall-der-tod-der-vera-marotz-1714022.html (10/2008)

Sie mochte diesem Artikel nach auch nur noch vornehmlich nachts ihre Wege erledigen.

Erschütternd zu lesen:

Das Gesicht der 66 Jahre alten Frau war zertrümmert, zertreten. Immer wieder muss ihr Mörder im Gewaltrausch auf sie eingesprungen sein. „Ihr Tod war grausam, schmerzvoll und kam hoffentlich doch schnell. Zumindest wünsche ich ihr, dass sie schnell das Bewusstsein verloren hat“, sagt Kriminalhauptkommissar Volker Wichitill.

@puntanorte
@sooma
Also vor allem hatte sie laut XY 27 Katzen, bevor sie in ihre neue Wohnung gezogen ist.

Savager7 schrieb:Die Lösung des Falls hängt halt aus meiner Sicht mit der konkreten Veranstaltung und Leuten von außerhalb zusammen.

Was ist denn um die Veranstaltung herum geschehen, dass Jugendliche danach das Bedürfnis hatte, derart zu randalieren? Hat man sie nicht in den Club gelassen? Hat man sie rausgeworfen?

Was ist passiert, dass diese Leute einen VW-Golf beschädigt, ein kiloschweres Betonteil auf die Straße bewegt und einen Kürbis gegen die Jalosien geworfen haben? Erst haben sie Sachwerte zerstört und dann ...

Töten sie eine ältere Bewohnerin aus dem Dorf, die nächtens unterwegs ist.

Ein Bewohner ruft wegen der Sachbeschädigung die Polizei und diese finden als erstes eine Tote. Eigentlich muss die Gruppe Jugendlicher der Polizei begegnet sein, die m.E. nicht mit Blaulicht unterwegs war.

Waldeck schrieb:Also vor allem hatte sie laut XY 27 Katzen, bevor sie in ihre neue Wohnung gezogen ist.

Ja, in dem FAZ-Artikel steht auch, dass man schon bei ihr schaute, dass es in ihrer Wohnung nicht zu sehr vermüllte und es bei zwei Katzen blieb.

Hier auch nochmal die Fahndungsseite der Polizei Sachsen:
https://www.polizei.sachsen.de/de/5722.htm

Und der Aufruf von KHK Wichitill mit weiteren Bildern:
https://www.polizei.sachsen.de/de/5242.htm

ja, sehr boeser Fall. hoffe auch, dass die Verbrecher erwischt werden. es waren ja mehrere zeugen. warum da keiner was sagt? - bisher.... was ist denn aus der Scheune und den Sachen geworden?

hesselbach schrieb:es waren ja mehrere zeugen. warum da keiner was sagt? - bisher....

Vielleicht weil das Opfer als soziale Außenseiterin des Ortes galt, so wie die jungen Leute, die sie möglicherweise getötet haben. Möchte man in Nichts hineingezogen werden oder hat man selber Dinge getan, die man Anderen nicht vorwerfen kann?

In Nünchritz gab es im letzten Sommer 2019 eine Serie von 4 Bränden, innerhalb eines Monats.

Na ja, man könnte ja anonym einen Tipp geben.

@Waldeck
Weisst Du die Namen der Bands? HC Punk passt nicht wirklich zu Mördern alter Damen.

abberline schrieb:@Waldeck
Weisst Du die Namen der Bands? HC Punk passt nicht wirklich zu Mördern alter Damen

Das war auch mein erster Gedanke.

Ohne irgendwelche Klischees zu bedienen passt solche sinnlose Gewalt an Unbeteiligten meiner Erfahrung nach eher in die rechte Szene.

Punk im Osten, Nünchritz ist dabei:
https://punkimosten.wordpress.com/links/veranstaltungsorte/
Ein paar der Orte sind mir bekannt, die sind eher normal christlich oder alternativ.

Unerwünschter Besuch, der Ärger beim Konzert in der Kombi suchte und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hat.

Wie gesichert ist das überhaupt, dass da linke vom Stammlokal Kombi zugeschlagen haben?

@abberline
@schustermaedel
Das Totschlagen von harmlosen Sonderlingen widerspricht natürlich der Ideologie der HC-Punk-Szene. Das schließt aber nicht die Möglichkeit aus, dass Jugendliche aus diesem Umfeld in blinder Zerstörungswut und Gewalteifer auf Vera Marotz getroffen sind. Aber wie gesagt, ich hatte erst überhört, dass laut KHK Volker Wichitill am 19. Oktober 2004 ein „normaler offener Abend“ im Kombi gewesen sei. Also wohl keine Bands, und somit wohl hauptsächlich Stammkundschaft.

@Niedersachsen
Also wenn die Täter schon vorher in der Kombi Ärger gemacht hätten oder gar irgendwie abgewiesen wurden, etwa weil sie als Rechtsradikale erkennbar waren, dann hätte die Polizei doch bestimmt schon davon erfahren und hätte gezielt nach ihnen gesucht.

@schluesselbund
Das steht nicht ansatzweise fest. Es ist einfach so, dass diese Tat in Verbindung mit dem Vandalismus am ehesten einer (betrunkenen) Jugendclique zuzuschreiben ist, und der Vandalismus sich einer Strecke entlangzog, an deren Nähe ein Jugendclub war, in dem an diesem Abend eine Veranstaltung war. Insofern ist es klar, dass die Polizei da einen Verbindung untersucht. Es kann aber auch absolut keinen Zusammenhang geben.

@schluesselbund

schluesselbund schrieb:Wie gesichert ist das überhaupt, dass da linke vom Stammlokal Kombi zugeschlagen haben?

Gar nicht, wie kommst Du darauf? Es ist doch nicht einmal sicher, dass es eine Gruppe oder die in der Nacht randalierende Gruppe war:

Gesichert ist die Theorie, dass es mehrere Täter gegeben hat, jedoch nicht.

https://www.saechsische.de/mord-verjaehrt-nicht-2954952.html

@Niedersachsen
War das die Veranstaltung?
Ein paar der aufgeführten Läden kenn ich, das sind normale Veranstaltungsorte für alle möglichen Musikrichtungen. Der Laden in Nünchritz scheint vom Programm eher alternativ. Von Punk bis HC oder Rock'n' Roll (Social Distortion Coverabend etc)
Wie weit ist der Club entfernt vom Tatort? Natürlich gibt es unter Punk und Co Publikum auch Asis, die Bock auf Randale haben und keine netten Menschen sind. Aber alte Damen? Das passt weder zu rechts oder links. Eher nur zu total prolligen Vollasis. Gab es denn viele Jugendliche der Kategorie Schläger Asis dort in den Dörfern? Ich komm auch vom Dorf, hier wäre die Anzahl der Kandidaten recht überschaubar. Auch was die Nachbarorte betrifft.

sooma schrieb:Es ist doch nicht einmal sicher, dass es eine Gruppe oder die in der Nacht randalierende Gruppe war:

Wie überschaubar (oder eben nicht) war denn seinerzeit die Anzahl der Jugendlichen, die in Nünchritz lebten oder dorthin kamen? Ich meine: Viele Orte in Sachsen haben doch nach der Wende und Wiedervereinigung eine größere Zahl Einwohner verloren, wie ist es in der Gegend? (Auch wenn die Tat sich erst 2004 ereignet hat, so wirkte und wirkt diese demographische Veränderung an vielen Orten ja noch lange nach)

Und: Wie war die Situation im Bezug auf öffentliche Verkehrsmittel? Konnte man leicht aus anderen Gegenden, größeren Städten, dorthin kommen?