Spurlos verschwunden - Was geschah mit Herbert Gall?

Ich hab mir den Podcast angehört. Zur Handy-Auswertung ist mir nicht klar: Es gab keine Anrufe von der Polizei. Aber gab es wirklich gar keinen fremden Anruf zwei Tage vor seinem Verschwinden? Seine Frau sagte ja sie glaubte ihm die Geschichte von dem Anruf der angeblichen Polizisten.

Angenommen das waren Betrüger, die sich einen Termin mit ihm am Parkdeck ausgemacht haben in der Hoffnung sie können ihm dort Geld abnehmen - Vielleicht hat er ja das Handy nicht mitgenommen, weil er dachte er geht nur kurz aufs Parkdeck... Da er aber kein Geld dabei hatte, und die Betrüger ja eine Geschichte erfinden mussten warum sie Geld haben wollten - vielleicht hat Herr Gall darauf bestanden ihn wohin zu fahren, um die Sache zu klären. Vielleicht haben sie auch behauptet, sie fahren mit ihm zu seiner Frau, weil die das Geld hat. Und dann sahen sie, das wird so nichts, und ließen ihn irgendwo verschwinden - vielleicht auch weil er emotional aggressiv reagierte auf Grund seiner Gehirn-Erkrankung in so einer Stress-Situation.
Vielleicht hat er - verwirrt oder gestresst - das Handy diesmal auch vergessen, oder irrtümlich geglaubt er hat es ohnehin bei sich.

Was die von der Frau vermuteten Einbrüche betrifft: Das war ja zu einer Zeit wo Herr Gall nach seinem Unfall noch bei ihr wohnte, wenn ich richtig verstanden habe. Vielleicht hat ja er die Dinge "verlegt" oder irgendwie an sich genommen. Die Chakrasteine - wahrscheinlich wollte die Frau ihm Reiki-Behandlungen zukommen lassen (sie sagt ja auch, sie nehm heute noch sein Bild und schicke ihm Energie, für den Fall dass er noch lebt), und ihm ging das auf den Keks. Ist doch oft so, dass Frauen für Energetisches offen sind, und der Gatte dafür nichts übrig hat...

Es heißt, er wäre nicht gut zu Fuß gewesen, und die unmittelbare Umgebenung hätte man relativ gut abgesucht. So klar präferieren würde ich da die Unfall-Variante nicht...

...Betrüger ("Polizisten") am Telefon halten sich wohl heutzutage in der Regel nicht unbedingt in derselben Gegend auf wie ihre potenziellen Opfer. Ich denke, die wollen doch meist eine Überweisung durchsetzen?
Aber wenn Herr Gall selbst den Anruf als "mysteriös" bezeichnete, und die Ermittler keine Polizei- TelNr auf seinem Handy finden konnten, liegt tastsächlich nahe, dass es sich um Betrüger handelte. - Außer Herr Gall fantasierte. Das bezweifle ich aber, außer er hatte schon mal psychotische Anwandlungen. Das Thema "Polizei" ist hinter mir her, könnte ja zu einem psychotischen Schub passen. Davon hat man aber hier nichts gehört.

phoenix schrieb:Betrüger ("Polizisten") am Telefon halten sich wohl heutzutage in der Regel nicht unbedingt in derselben Gegend auf wie ihre potenziellen Opfer. Ich denke, die wollen doch meist eine Überweisung durchsetzen?

Die haben für solche Fälle Mittelsleute die dann das Geld abholen etc. Aber so oder so, wenn so eine Geldübergabe platzt dann wird man nicht gleich getötet würde ich meinen

phoenix schrieb:Angenommen das waren Betrüger, die sich einen Termin mit ihm am Parkdeck ausgemacht haben in der Hoffnung sie können ihm dort Geld abnehmen - Vielleicht hat er ja das Handy nicht mitgenommen, weil er dachte er geht nur kurz aufs Parkdeck...

Die Anrufer aus den Callcentern (sog. 'Keiler', oft in der Türkei ansässig) bei solchen Betrugsmaschen sollen ja angeblich auch in der Lage sein, die beim Angerufenen angezeigte Rufnummer zu fälschen. Man liest oft davon, dass "110" oder ähnliches angezeigt wird, um einen Anruf der Polizei vorzutäuschen. Entweder haben sie eine unverdächtige, existierende Nummer bei HG angezeigt oder mit unterdrückter Nummer angerufen. Beides würde wohl die Anrufliste des Handys unverdächtig erscheinen lassen.

Wir wissen nicht, warum die Polizei einen Anruf ausschließt. Wie genau das überprüft wurde. Wie hier schon jemand schrieb: Ob sie nur die Anrufliste des Handys gesichtet haben oder einen Einzelverbindungsnachweis angefordert haben. Die Anrufliste eines einfachen Feature-Phones ist ja nicht unendlich groß. Vielleicht war der Eintrag einfach von neueren Anrufen überschrieben worden?

phoenix schrieb:Und dann sahen sie, das wird so nichts, und ließen ihn irgendwo verschwinden - vielleicht auch weil er emotional aggressiv reagierte auf Grund seiner Gehirn-Erkrankung in so einer Stress-Situation.

Also eine aus dem Ruder gelaufene Geldübergabe? Interessanter Gedanke, aber wäre HG in ein fremdes Auto gestiegen? Falsche Polizisten suchen sich eigentlich Opfer, die aus eigener Kraft ihr Konto leerräumen können oder wertvolle Gegenstände bei sich zu Hause haben und die die verlangten Gegenstände dem vermeintlichen Polizisten ('Abholer') übergeben.

phoenix schrieb:sein Bild und schicke ihm Energie, für den Fall dass er noch lebt), und ihm ging das auf den Keks.

Das hatte ich auch schon einmal in ähnlicher Form vermutet, dass die Eheleute hinsichtlich 'Reiki' unterschiedlicher Auffassung waren. Das wissen wir aber nicht.

phoenix schrieb:Ich denke, die wollen doch meist eine Überweisung durchsetzen?

So funktioniert der "Falsche-Polizisten-Trick" aber nicht. Eine Überweisung steht nicht im Raum; falsche Polizisten behaupten in der Regel, eine Einbruchsserie in der Nachbarschaft hätte stattgefunden und man solle seine Wertgegenstände bei der "Polizei" in Obhut geben. Und dann kommt der "Abholer", oft ein Kleinkrimineller, der für seinen Tatbeitrag einige hundert Euro bekommt, aber, falls er erwischt wird, für die gesamte Schadensumme (oft zigtausende Euro) in den Bau wandert.

Die Hypothese mit den falschen Polizisten will aber nicht recht zur finanziellen und Lebens-Situation des HG passen. Bislang ist mir kein Fall bekannt, bei dem Einwohner eines Alten- oder Pflegeheims im Visier der Täter waren. Mit Geld oder Wertsachen ist dort eher nicht zu rechnen. Allerdings könnten die Täter die Kontaktdaten, insbesonder die Handy-Nummer, noch aus den Zeiten erlangt haben, als HG noch bei seiner Ehefrau lebte. Das würde dann mit den verschwundenen Muggelsteinen zusammen passen; vielleicht hat die jemand für wertvoll gehalten.

sallomaeander schrieb:Die Hypothese mit den falschen Polizisten will aber nicht recht zur finanziellen und Lebens-Situation des HG passen. Bislang ist mir kein Fall bekannt, bei dem Einwohner eines Alten- oder Pflegeheims im Visier der Täter waren. Mit Geld oder Wertsachen ist dort eher nicht zu rechnen. Allerdings könnten die Täter die Kontaktdaten, insbesonder die Handy-Nummer, noch aus den Zeiten erlangt haben, als HG noch bei seiner Ehefrau lebte. Das würde dann mit den verschwundenen Muggelsteinen zusammen passen; vielleicht hat die jemand für wertvoll gehalten.

Nach wie vor passt diese Geschichte hinten und vorne nicht zusammen. Einerseits wird man kaum so blöd sein, seitens der Ermittler, und nicht RICHTIG überprüft haben, ob es einen Anruf gab. Dafür ist die Sache zu wichtig, als dass man einfach mal auf die Anrufliste guckt und dann sagt: "Ach nee, wird schon nichts gewesen sein!" oder sogar ohne auf die Liste zu gucken sagt "Also, unsere Kollegen haben nicht angerufen, also gab es den Anruf nicht!" (schon alleine, weil man, ganz unabhängig von dem Vermisstenfall, der Betrugsmasche nachgehen will.).

Und selbst wenn es den Anruf doch gab: Warum sollten die Betrüger ihn umbringen? Dann bekommen sie ganz gewiss kein Geld und auch keine Wertsachen.

Andererseits halte ich das mit den angeblichen Einbrüchen in der Wohnung der Ehefrau für fragwürdig, zumindest wenn es sich so abgespielt hat, wie es in den Medien dargestellt wird: Es sollen Sachen weggekommen sein, ohne materiellen Wert, und das immer wieder einmal. Weil angeblich jemand einen Nachschlüssel gehabt hat.

Und da ist doch wohl das erste, was man tut, das Schloss auszuwechseln. Und nicht abzuwarten, ob wieder mal was wegkommt. Dieser Verlauf macht doch keinen Sinn. Und wenn die Ehefrau erst später gemerkt hat, dass dieses oder jenes fehlt, dann passt das nicht zu der Aussage, dass mehrfach Dinge verschwunden sind - denn dann könnte sie ja gar nicht wissen, wann jeweils was weggekommen ist.
Ohne der Ehefrau jetzt etwas unterstellen zu wollen (und immer davon ausgehend, dass die Medien die Sache auch so wiedergeben wie sie es erzählt hat): Ich glaube, da sind einfach Sachen "verschusselt" worden und im Nachhinein, weil der Ehemann verschwunden ist, wird ein Einbruch vermutet, weil man eben denkt, es müsste eine "Vorgeschichte" geben, weil das Verschwinden so unerklärlich ist.

Es ist da die Rede von einem Zimmergenossen. - Erstaunlich, wenn der so gar nichts mitbekommen hat, wo Herr Gall zwischen Mittagessen und Jause steckte, oder was er vorhatte...

brigittsche schrieb am 25.04.2022:Woher kann sie denn wissen, dass es eine Zeitlang passiert ist, wenn ihr das Verschwinden der Sachen erst später aufgefallen ist? Es könnte doch auch alles bei einem "Besuch" geklaut worden sein. Und: Wenn so etwas passiert, ist doch wohl das Erste was ich tue, das Schloss auszuwechseln. Diese Angabe finde ich rätselhaft.

Ja, das fand ich auch rätselhaft, zumal die Frau im Podcast sagt, die "Einbrüche" hätte zu einer Zeit stattgefunden, als die Galls noch zusammen in der Wohnung gelebt haben, also vor Herbert Galls Umzug in das Pflegeheim.

Ich messe dem keinen Wert zu. Ich denke, hier haben vor allem die Journalisten des Kurier ihre Finger im Spiel. Der Podcast läuft immer nach einem bestimmten Schema ab. Etwa in der Mitte der Folge, wenn der Zuhörer bereits glaubt, jetzt alle Fakten zu kennen und sich ein Bild zu machen, muss noch überraschend etwas neues aufgedeckt werden, was dem Fall in einem anderen Licht erscheinen lässt. Hier wurde dann bei der Ehefrau so lange gegraben und nachgefragt, bis die mit irgendetwas "mysteriösem" um die Ecke kommen konnte.

Xiam schrieb:Hier wurde dann bei der Ehefrau so lange gegraben und nachgefragt, bis die mit irgendetwas "mysteriösem" um die Ecke kommen konnte.

Das ist ein interessanter Gedanke, dass die Darstellung gewisser Gegebenheiten auch der Dramaturgie dieses zweiteiligen Podcasts geschuldet sein könnte.

Ich werde mir die Worte der Ehefrau am Schluss des zweiten Podcasts noch einmal anhören. Irgend etwas daran fand ich bemerkenswert, komme aber so nicht mehr darauf.

sallomaeander schrieb:Ich werde mir die Worte der Ehefrau am Schluss des zweiten Podcasts noch einmal anhören. Irgend etwas daran fand ich bemerkenswert, komme aber so nicht mehr darauf.

Man weiß leider nicht, wann das alles verschwunden ist - sie wohl auch nicht genau.
Wenn HG dann noch zu Hause gelebt hat: Hat er den Arztbrief lesen wollen und dann vergessen, wo er ihn hingetan hat? Oder hat er ihn vernichtet, weil er seine Krankheit ignorieren will? Hat er die Reikki-Steine verschwinden lassen, weil er damit nicht mehr von seiner Frau "therapiert" werden will?
Wenn er zu dem Zeitpunkt schon in der Julienhöhe war: Hat er noch einen Schlüssel, so dass er unbemerkt reinkonnte, falls er den Weg dahin irgendwie (ohne Geld) geschafft hat?
Wenn er schon verschwunden war: Hat er den Schlüssel mitgenommen, falls er einen hatte?

Aber ich glaube nicht, dass er noch einen Schlüssel hatte, seit er im Heim war. Macht eigentlich keinen Sinn (Wohnung zu weit weg, kein Geld, Frau holt ihn immer ab).

@enidan17

Ich kenne einige Heimbewohner (warum auch immer), die meissten haben noch ihren Haustuerschluessel, weil es ihnen Halt gibt- der Gedanke, ich bin nicht abgeschobeb, kaserniert, was auch immer- ich kann wieder nach hause( wenn ich wollte/koennte). Grad die Aelteren wissen noch nicht mal, das ihre Wohnung laengst aufgeloest ist/ ihr Haus verkauft!


:mlp:

enidan17 schrieb:Wenn er zu dem Zeitpunkt schon in der Julienhöhe war: Hat er noch einen Schlüssel, so dass er unbemerkt reinkonnte, falls er den Weg dahin irgendwie (ohne Geld) geschafft hat?

Selbst wenn er noch einen Schlüssel hatte und auch in der Lage gewesen wäre, zu der Wohnung zu kommen: Man hätte ja als erstes die Personen überprüft, die berechtigterweise einen Schlüssel haben. Und damit auch, ob er es gewesen sein könnte, der in der Wohnung war bzw. jemand der Zugriff auf seinen Schlüssel hatte. Also wird man das überprüft haben, und es wird wohl auszuschließen sein, sonst hätte man diese Tatsache ja nicht als ungeklärt erwähnt.

Aber ich gehe nach wie vor davon aus, dass dieser Teil der Geschichte nichts besagt. Er ist zu ominös als dass man da wirklich drauf aufbauen könnte.

@brigittsche
Na, ob das als Fall mit intensiver Recherchearbeit geführt wurde, glaube ich eher nicht.
Also die Diebstähle meine ich.
Wurde das überhaupt angezeigt?

Bundeskanzleri schrieb:Wurde das überhaupt angezeigt?

Damals wohl nicht. Aber auch im Nachhinein kann ja zumindest einmal fragen, ob er denn noch einen Schlüssel zu seiner Wohnung hatte UND ggf. auch in der Lage gewesen wäre, von dem Heim dorthin zu gelangen. Gerade letzteres wäre ja wichtig, weil es ja dann auch am Tag seines Verschwindens ein mögliches Ziel gewesen sein könnte.

brigittsche schrieb:Aber auch im Nachhinein kann ja zumindest einmal fragen, ob er denn noch einen Schlüssel zu seiner Wohnung hatte UND ggf. auch in der Lage gewesen wäre, von dem Heim dorthin zu gelangen.

Die Ehefrau scheint es vermutlich wohl ausgeschlossen zu haben, denn sonst hätte sie keine Einbrecher bzw. Personen mit Zweitschlüssel, ins Spiel gebracht.

Aufgrund des gesundheitlichen Zustandes von Herrn Gall (körperliche und geistige Einschränkungen) kann man eher ausschließen, das Herr Gall (mehrmals) durch öffentliche Verkehrsmittel zur Wohnung gelangt ist, ich denk, er wäre schlicht überfordert gewesen und es wäre auch von der Zeit her, die er dafür hätte aufwenden müssen, im Seniorenheim aufgefallen.

borabora schrieb:Die Ehefrau scheint es vermutlich wohl ausgeschlossen zu haben, denn sonst hätte sie keine Einbrecher bzw. Personen mit Zweitschlüssel, ins Spiel gebracht.

...da die Geschichte der Ehefrau, zumindest so wie sie berichtet wurde, hinten und vorne keinen Sinn ergibt, wäre ich mir da nicht so sicher.

Aber ich denke wie Du auch, dass er vermutlich nicht ganz ohne Hilfe nach Hause gekommen wäre - außer, er hätte sich Hilfe gesucht.

Ich schrieb kürzlich über den Schluss des zweiten Teils des Podcasts:

sallomaeander schrieb:Ich werde mir die Worte der Ehefrau am Schluss des zweiten Podcasts noch einmal anhören. Irgend etwas daran fand ich bemerkenswert, komme aber so nicht mehr darauf.

Ich habe mir diesen O-Ton jetzt noch einmal angehört und eine Transkription angefertigt:

Kurier: Aber von dem G'fühl her, ist Ihr Mann am Leben?
Ehefrau: Hm, das ist jetzt - ne gute Frage. Ich möcht' es gern...
Kurier; M-hm...
Ehefrau: ... denn das hat er eigentlich nicht verdient. Aber es ist manchmal so - zwiespaltig...
Kurier: M-hm...
Ehefrau: ... muss ich sagen.
Kurier: M-hm. Wie geht es Ihnen damit?
Ehefrau: Ich leb' damit.

Quelle: Min. 31:35 bis 31:58 KURIER True Crime Podcast - Wenn es dunkel wird 2/2: Am anderen Ende der Leitung

Kann mir jemand auf die Sprünge helfen? Warum finde ich diese Stelle des Podcasts so bemerkenswert?

sallomaeander schrieb:Kann mir jemand auf die Sprünge helfen? Warum finde ich diese Stelle des Podcasts so bemerkenswert?

Man könnte da natürlich etwas hineininterpretieren, da wäre ich aber vorsichtig.

Mir erscheinen die etwas mageren Antworten der Ehefrau eher geprägt von Ratlosigkeit und Resignation
und letztlich muss ihr Leben ja weitergehen.

Bundesferkel schrieb:Mir erscheinen die etwas mageren Antworten der Ehefrau eher geprägt von Ratlosigkeit und Resignation
und letztlich muss ihr Leben ja weitergehen.

Stimmt. Ich ertappe mich dabei, dass ich meine eigene Mentalität als Maßstab für andere anlege.

Das darf ich natürlich nicht. Jeder Mensch geht anders mit so einer schlimmen Situation um. Hoffen wir, dass die Ehefrau wenigstens Gewissheit erlangt, was mit ihrem Mann geschehen ist.

Bundesferkel schrieb:Mir erscheinen die etwas mageren Antworten der Ehefrau eher geprägt von Ratlosigkeit und Resignation
und letztlich muss ihr Leben ja weitergehen.

Zum einen das, und zum anderen muss man ja auch bedenken, dass die Macher des Podcasts offenbar unbedingt eine Äußerung von ihr einbauen wollten und deswegen gefragt und die Antworten verwendet haben, auch wenn die Frau vielleicht von den Fragen überrumpelt und/oder überfordert war. Nicht jeder kann mit so einer Situation umgehen.

Deshalb würde ich da auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.

borabora schrieb am 12.05.2022:Die Ehefrau scheint es vermutlich wohl ausgeschlossen zu haben, denn sonst hätte sie keine Einbrecher bzw. Personen mit Zweitschlüssel, ins Spiel gebracht.

Wie bereits geschrieben, ich messe dem "Einbruch" mit Zweitschlüssel keinerlei Bedeutung zu und schon gar keinen Zusammenhang mit dem Verschwinden von Herbert Gall.

Das ist dermaßen schwammig, dass es förmlich nach verzweifeltem, künstlich erzeugtem Twist für die Folge schreit. Die Journalisten haben die Frau so lange gelöchert, dass sie für den Podcast mit noch etwas "mysteriösem" um die Ecke kommen müsste, dass sie diese "Geschichte" von vor Jahren, als ihr Mann noch mit ihr zusammen in der Wohnung lebte, herausgekramt hat.

Anyway, was mich wundert, ist das Desinteresse der Ehefrau, was den Anruf angeht, den der Mann erhalten haben will.
Im Podcast sagt sie, er habe sie aufgeregt angerufen und ihr von einem Anruf der Polizei erzählt, wollte ihr aber am Telefon nicht mitteilen, worum es dabei ging, sondern erst am anderen Tag, wenn sie ihn aus dem Heim abholt.
Und dann erzählt sie im Interview völlig beiläufig, dass sie am nächsten Tag vergessen hätte, sich danach zu erkundigen und es daher bis heute nicht wisse.

Das wäre bei meiner 79jährigen Mutter das erste gewesen, wonach ich gefragt hätte. Andererseits, was macht man daraus? Wenn man der Frau nicht unterstellen möchte, dass ihr Mann ihr völlig egal war (und das will ich nicht), dann lässt das ja eigentlich nur den Schluss zu, dass sie selbst ihn nicht mehr völlig für voll genommen hat, nach dem Motto "der erzählt viel, wenn der Tag lang ist." Überhaupt kommt die Frau mir tatsächlich an der einen oder anderen Stelle vor, als wäre sie auch schon mal reichlich genervt von ihrem Mann. An einer anderen Stelle erzählt sie, dass er sie täglich angerufen habe, manchmal sogar mehrfach und aus dem Unterton höre ich so ein "und das hat auch schon mal ziemlich genervt" raus. Lässt das Rückschlüsse auf den tatsächlichen Geisteszustand von Herbert Gall zu, über den im Podcast herzlich wenig direkt gesagt wird?