@DerBoboHabe da heute was sehr hübsches in "Die Welt" gelesen:
NACH 30 JAHREN VEREINT Autor: Claudia Becker|08.02.2012
Die wundersamen Parallelen der getrennten Zwillinge
Sie wurden bei der Geburt getrennt, lebten dicht beieinander, ohne es zu wissen: Das Wiedersehen nach 30 Jahren brachte schwedischen Zwillingen einige Überraschungen.
Lin (29) war noch ein Baby, als sie von ihren Adoptiveltern 1983 aus einem Waisenhaus in Indonesien geholt wurde. Das Ehepaar Backman wollte das Mädchen aus Semarang nach Schweden bringen. Glücklich werden sie gewesen sein, als sie das Waisenhaus am anderen Ende der Welt verließen und ins Taxi stiegen, aber sicherlich auch aufgeregt, verunsichert, und dann sagte der Fahrer auch noch etwas, das sie sehr verwirrte: „Was ist denn mit der anderen, der Schwester?“
Emilie Falk and Lin Backman (l.) haben bei ihren Treffen viele Parallelen in ihrem Leben entdeckt
Die Backmans wussten nichts von einer Schwester. Doch der Taxifahrer glaubte zu wissen, dass die kleine Lin ein Zwilling ist. Er kannte angeblich sogar die indonesischen Namen der Kinder und gab sie den Adoptiveltern.
Als die Backmans in Schweden waren, erkundigten sie sich nach der vermeintlichen Zwillingsschwester ihrer Adoptivtochter. Und tatsächlich fanden sie in Schweden, gerade mal 40 Kilometer von ihrem Zuhause entfernt, in Helsingborg die Familie Falk, die aus eben jenem Waisenhaus eine kleine Emilie adoptiert hatte.
Falscher Namen auf den Papieren
Sollte das die Zwillingsschwester ihrer Tochter sein? Die Familien trafen sich, sie sahen sich die Adoptionsunterlagen an. Sie staunten, als sie feststellten, dass beide Mädchen eine Mutter hatten, die Maryati Rajiman heißt. Aber in den Papieren passte nicht viel zueinander.
Zudem sahen sich die Kinder nicht besonders ähnlich, DNA-Tests, die Klarheit hätten schaffen können, gab es damals auch noch nicht. Die Backmans und die Falks glaubten nicht an eine nähere Verwandtschaft ihrer Kinder und ließen den Kontakt einschlafen. Ihren Mädchen erzählten sie trotzdem von den Treffen.
Lin und Emilie fanden das interessant. Irgendwann stellten sie aber keine Fragen mehr. Sie hatten – wie das bei Heranwachsenden eben so ist – genug mit ihrem Leben zu tun. Sie wurden größer, sie schlossen die Schule ab, sie studierten, sie verliebten sich, sie heirateten.
Hochzeit als Auslöser für die Suche
Für Emilie Falk war die Hochzeit nicht nur der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, sondern auch der Anlass, sich mit ihrer Vergangenheit, mit ihrer Herkunft zu beschäftigen. „Ich begann, mir über Familie Gedanken zu machen und über meine Adoption nachzudenken.“
Emilie Falk suchte in einem Netzwerk für adoptierte Kinder aus Indonesien. Sie fand Lin Backman. Die ersten Worte aber wechselte sie mit ihr über das soziale Netzwerk Facebook. „Ich bin am 18. März 1983 in Semarang geboren“, schrieb sie. „Der Name meiner biologischen Mutter ist Maryati Rajiman.“ Es dauerte nicht lange, bis Lin eine Antwort erhielt. „Wow, das ist auch der Name meiner Mutter!“, schrieb Lin begeistert. „Und das ist mein Geburtstag!“
Und dann trafen sie sich einfach mal, die beiden jungen Frauen. Und sie stellten fest, dass sie eine Menge Gemeinsamkeiten hatten. Dass beide Lehrerinnen sind, ist nur eine. Lin und Emilie haben auch am gleichen Tag geheiratet. Ein Jahr lag zwischen ihren Hochzeitsfeiern – das Lied „You and Me“ von Lifehouse hatten sich beide ausdrücklich für ihre Feier gewünscht.
Was ist wichtiger: Gene oder Erziehung?
Zwillinge, die nach der Geburt getrennt wurden und sich nach vielen Jahren wieder begegnen, liefern Psychologen und Biologen wunderbare Möglichkeiten, der Frage nachzugehen, inwieweit es die Gene sind, die unsere Persönlichkeit bestimmen.
Die Hinweise, die Zwillinge darauf geben, sind verblüffend. Das Beispiel aus Ohio, das 1979 in den USA für Aufsehen sorgte, ist nur eines von vielen. Jim Lewis und Jim Springer, zwei Zwillingsbrüder, die wenige Wochen nach ihrer Geburt von unterschiedlichen Paaren adoptiert wurden, hatten 39 Jahre lang nichts voneinander gewusst, bis sie sich wiedertrafen – und große Gemeinsamkeiten entdeckten.
Nicht genug, dass beide die gleiche Zigarettenmarke rauchten, das gleiche Bier tranken und den gleichen Wagen fuhren. Sie hatte auch beide zwei Mal geheiratet, und zwar zum ersten Mal jeweils eine Linda, zum zweiten Mal eine Betty. Ihre Söhne hießen Alan bzw. James Allan. Ihre Hunde hießen Toy. Im Nebenberuf arbeiteten die Brüder als Hilfssheriffs. Und in ihren Gärten stand jeweils ein Baum auf dem Rasen, eingerahmt von einer weißen Bank.
Die Ähnlichkeiten mögen noch so kurios sein, einen Beweis für eine genetische Vorbestimmung des Menschen liefern sie nicht. Heute geht die Zwillingsforschung davon aus, dass Umwelt und genetische Einflüsse gleichermaßen eine Persönlichkeit beeinflussen. Zudem gibt es etliche Beispiele von sehr unterschiedlichen Zwillingscharakteren.
Auch Lin und Emilie sind individuelle Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Begabungen, zumal es sich bei ihnen um zweieiige Zwillinge handelt, die genetisch so verwandt miteinander sind wie normale Geschwister.
DNA-Test gab endgültige Gewissheit
Die letzte Gewissheit für die gemeinsame Familienzugehörigkeit gab der DNA-Test. Als Lin das Ergebnis hatte, rief sie ihre Schwester auf dem Handy an. Emilie saß gerade im Auto, als sie erfuhr, dass sie und Lin mit 99,98-prozentiger Wahrscheinlichkeit Geschwister sind. „Ich musste erst mal lachen“, sagt Emilie Falk und dass ihr erster Gedanke dem Bauch ihrer Mutter galt. Neun Monate, das wurde ihr plötzlich bewusst, teilte sie ihn sich mit ihrer Schwester. Kaum vorstellbar, dass sich ihre Wege jemals wieder trennen werden.
Tränen über die Jahre, die sie ohne die andere gelebt haben, vergießen sie nicht. „Es gibt keinen Grund, über irgendetwas traurig zu sein“, sagt Emilie. „Ich bin nur glücklich, dass ich sie gefunden habe.“
Sie wollen demnächst gemeinsam nach Indonesien reisen. Dort wollen sie ihre leiblichen Eltern ausfindig machen. Den Namen der Mutter kennen sie ja schon. Von dem Vater, das geht aus den Adoptionsunterlagen hervor, wissen sie zumindest eines : Dass er Taxifahrer von Beruf ist .
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Ich nehme an, das könnte
@Kayla interessieren