Onlinehandel vs. Einzelhandel

Ich bestelle meist über das Internet (meist seltene Dinge) und unterstütze aber auch den Einzelhandel in den Städten. Bei mir ist es 50 zu 50. Und es gibt nichts Schöneres, als einen langen gemütlichen Stadtbummel zu machen, in diverse Geschäfte zu stöbern und dann zufrieden nach Hause zu gehen. Meist verbinde ich damit auch eine Sighseeing-Tour durch mir unbekannte Stadtviertel...

Negev schrieb:Online findet man alles sofort.

Manchmal ist das Angebot auch zu groß und man hat nachher einen Fehlkauf, weil man mit der Flut überfordert war und das Falsche bestellt hat. Vor allem bei dem Riesen mit dem A.

nairobi schrieb:Vor allem bei dem Riesen mit dem A.

Dann schickt man es zurück. Kommt bei mir sehr, sehr selten mal vor. Aber klar, wenn man keine Lust oder Zeit hat, sich ein bisschen zu informieren, dann kommen Fehlkäufe häufiger vor. Allerdings passiert das dann auch lokal, wenn die Beratung am eigentlichen Bedarf vorbei geht, weil man noch gar nicht so genau weiß, was man eigentlich will.

nairobi schrieb:Manchmal ist das Angebot auch zu groß und man hat nachher einen Fehlkauf, weil man mit der Flut überfordert war und das Falsche bestellt hat. Vor allem bei dem Riesen mit dem A.

Man man eben Zeit investieren und genau darauf achten, was man online bestellt, dann hat man auch keinen Fehlkauf.

Stan_Marsh schrieb:Aber klar, wenn man keine Lust oder Zeit hat, sich ein bisschen zu informieren

Es gibt Leute, die noch nicht mal in der Lage sind nach genauen Maßen zu schauen und einfach nach Bildern bestellen, das kann man häufig bei Bewertungen/Erfahrungen lesen. Und dann wird umgetauscht oder zurück geschickt.
Kein Wunder wenn es dann zu Fehlkäufen kommt, wenn man sich noch nicht mal selbst richtig informiert.

KathSchu schrieb:Man man eben Zeit investieren und genau darauf achten, was man online bestellt, dann hat man auch keinen Fehlkauf.

Da gebe ich Dir Recht. Meinem Mann ist das jetzt so mit einer Lampe gegangen. Die Lampe ist zwar okay, aber letztendlich wohl doch nicht hundertprozentig die, die er wollte. Mir ist das im Grunde egal. Ich bestelle auch nichts im Internet sondern kaufe vor Ort. Da weiß ich, was ich bekomme. Da passiert das eben nicht.

nairobi schrieb:Ich bestelle auch nichts im Internet sondern kaufe vor Ort. Da weiß ich, was ich bekomme. Da passiert das eben nicht.

Ja, und das ist auch die beste Möglichkeit, das Objekt der Begierde in Ruhe live anzuschauen und evtl. auszuprobieren, ob das Objekt genau das ist was man haben will.

KathSchu schrieb:Und es gibt nichts Schöneres, als einen langen gemütlichen Stadtbummel zu machen, in diverse Geschäfte zu stöbern und dann zufrieden nach Hause zu gehen

Oh ja.
Ich mache das meist mit einer Bekannten und verbinde es mit einem Cafébesuch. Oder halt im Urlaub. Wenn man Muße hat.

KathSchu schrieb:Ja, und das ist auch die beste Möglichkeit, das Objekt der Begierde in Ruhe live anzuschauen und evtl. auszuprobieren, ob das Objekt genau das ist was man haben will.

Sehe ich auch so. Im Internet zu bestellen gibt einem wahrscheinlich nicht dieses Einkaufsfeeling. Ich verstehe es aber durchaus, wenn man sich das Leben erleichtern möchte. Viele lassen sich ja große und/oder schwere Artikel nach Hause liefern. Oder wenn es Dinge sind, die man sonst nur schwer bekommt. Oder kein Auto hat, was es schwierig machen kann, Sachen zu kaufen und zu transportieren.

nairobi schrieb:Sehe ich auch so. Im Internet zu bestellen gibt einem wahrscheinlich nicht dieses Einkaufsfeeling. Ich verstehe es aber durchaus, wenn man sich das Leben erleichtern möchte.

Ja, das Home-Internet gibt einem nicht das typische "Vor Ort"-Feeling, das man verspürt. Aber für Menschen, die z.B. im Rollstuhl sitzen oder kaum laufen können, ist eine Online-Bestellung ein sehr großer Vorteil.

@nairobi
In Laden kann man genauso einen Fehlkauf machen. Auf Beratung zu hoffen? Ich weiß nicht. Mit Glück vielleicht.

Wobei. Bei Kleidung sehe ich das noch vollständig ein.

Aber bei Dingen für man im Alltag braucht, vielleicht aber doch nicht so alltägliche sind? Da schau ich lieber online. Auch wenn ich diese Sache lieber heute als morgen hätte. Es ist immer noch besserer als in zig Laden zu gehen, um doch noch zu finden...

KathSchu schrieb:Und es gibt nichts Schöneres, als einen langen gemütlichen Stadtbummel zu machen, in diverse Geschäfte zu stöbern und dann zufrieden nach Hause zu gehen. Meist verbinde ich damit auch eine Sighseeing-Tour durch mir unbekannte Stadtviertel...

Gerade gestern erst habe ich einen Artikel von jemandem gelesen, der nach dem ersten Online-Bestellhype inzwischen wieder versucht, möglichst viel im stationären Handel zu kaufen. Er begründet es unter anderem auch damit, dass er die Einkäufe gleich mit Stadtspaziergängen verknüpft, unbekannte Stadtviertel kennenlernen kann und außerdem mit etwas Glück auch noch interessante Gespräche mit Händlern und Verkäufern führen kann.

Das sind auch ungefähr dieselben Gründe, warum ich auch nach wie vor lieber in die Läden gehe. Für mich hat es auch was von Lebensqualität und tut mir auch physisch und psychisch gut, mich fürs Einkaufen auch aus der Wohnung heraus zu begeben und mich dabei auch gleich zu bewegen, und idaelerweise auch Menschen zu treffen, die man sonst nicht treffen würde.

martenot schrieb:Für mich hat es auch was von Lebensqualität und tut mir auch physisch und psychisch gut, mich fürs Einkaufen auch aus der Wohnung heraus zu begeben und mich dabei auch gleich zu bewegen, und idaelerweise auch Menschen zu treffen, die man sonst nicht treffen würde.

So manch einen bewahrt das Einkaufen vor Ort halt auch vor sozialer Verwahrlosung. Es gibt ja nicht wenige Menschen, die allein sind und weder Familie, noch einen nennenswerten Freundeskreis haben. Und, natürlich ist jeder Einkäufer in der Innenstadt auch immer potentielle Laufkundschaft für andere Geschäfte und Lokale.

Aber die Leute bestellen halt online, entziehen sich so dem Pool der Laufkundschaft und schimpfen dann auf die Regierung, wenn in der Fußgängerzone ein Laden pleite geht.

chriseba schrieb:So manch einen bewahrt das Einkaufen vor Ort halt auch vor sozialer Verwahrlosung. Es gibt ja nicht wenige Menschen, die allein sind und weder Familie, noch einen nennenswerten Freundeskreis haben.

Ja genau. Insbesondere wenn man auch mitbekommt, dass anscheinend das Thema Vereinzelung und Vereinsamung zunimmt und den Menschen psychisch zusetzt, kann man die Tendenz zum Onlineshopping kritisch sehen. Je stärker das reale Einkaufen wegfällt, umso mehr werden die Leute quasi dazu gezwungen, immer mehr Tätigkeiten allein zuhause zu erledigen, wo man eben auch niemanden trifft, wenn man allein lebt. Reale Einkäufe sind eben auch eine Möglichkeit, rauszukommen, auf Menschen zu treffen, den Tag abwechslungsreich zu gestalten.

martenot schrieb:Reale Einkäufe sind eben auch eine Möglichkeit, rauszukommen, auf Menschen zu treffen, den Tag abwechslungsreich zu gestalten.

Stimmt genau. Online-Shopping ist ja eine sehr einseitige, bewegungs- und abwechslungsarme Angelegenheit ohne neue Eindrücke.

Wie schon oben von mir geschrieben, für Menschen zB. im Rollstuhl ist es sicherlich ein sehr großer Vorteil, online einzukaufen. Für vielbeschäftige und berufstätige Menschen ist ein Online-Einkauf sicherlich auch von Vorteil, wenn man nach der Arbeit nicht die Zeit hat, in die Stadt zu gehen.

Und für die Menschen, die z.B. unter Einsamkeit leiden oder alleine leben, tun viel Bewegung in frischer Luft, unter anderen Menschen sein und neue Eindrücke sehr gut. Ich spreche damit aus Erfahrung und darum mache ich lieber eine Offline-Shoppingtour. Das tut mir einfach gut.

chriseba schrieb:So manch einen bewahrt das Einkaufen vor Ort halt auch vor sozialer Verwahrlosung.

martenot schrieb:Ja genau.

Der Gedanke ist wahnsinnig schön. Aber wie soll das in der Realität aussehen?

Ich bin absolut dafür Begegnungsstätten einzurichten.

Ob die Konsumtempel dafür geeignet sind, heute oder zukünftig, bezweifle ich.

Was ich auch gerne mache ist historische Städte zu besuchen. Nach den kulturellen Besichtigungen von Schlössern, Burgen, Museen usw. gehe ist meist noch nett Essen und Shoppen.
So verbindet man sein Hobby mit der Unterstützung des Einzelhandels und findet auch Läden und Sachen die es vielleicht in der eigenen Stadt nicht gibt.
In meiner Großstadt sind die Läden dermassen voll , da ist es immer entspannter in einer Kleinstadt zu shoppen.

Negev schrieb:Der Gedanke ist wahnsinnig schön. Aber wie soll das in der Realität aussehen?

Wie das in der Realität aussehen soll?

Ich würde sagen, indem man seine Gewohnheiten ein wenig umstellt und zumindest die Sachen, die man noch im Geschäft kaufen kann, auch im Geschäft kauft. Und die Einkäufe vielleicht gleich noch mit einem Spaziergang, einem Besuch im Café oder einem Rundgang im Park etc. verbindet.

Zumindest ich mache es gern so und es tut mir gut. Bei mir liegt es auch daran, dass ich ohnehin schon im Job den ganzen Tag in einen Bildschirm starren muss. Dann mag ich das in meiner Freizeit nicht auch noch tun müssen. Da ist es für mich viel angenehmer und abwechslungsreicher, rauszukommen, mich zu bewegen, verschiedene Geschäfte anzusteuern, und so weiter.

@martenot
Ja so ein Verbinden mit Café, Spaziergang und Shoppen kann ganz toll sein.
Ich habe irgendwie das Shoppen in meiner Großstadt satt, früher bin in sehr gerne in die Stadt gegangen, aber im Zentrum haben inzwischen so viele Läden dicht gemacht, was sehr schade ist.
Die Läden die noch bestehen sind entweder Luxusmarken oder die sind dermaßen voll, auch unsere Grünanlagen die früher zu verweilen eingeladen haben sind dermaßen überfüllt oder an wenig belebten Grünanlagen, auch mittel im Zentrum laufen seltsame Leute rum.
Das nahgelägene Einkaufszentrum hat zwar viele Läden aber es ist noch voller wie die Innenstadt.
Deswegen fahre ich inzwischen hin und wieder in kleinere Städte um die Stadt zu besichtigen, die Geschichte der Stadt mit ihren kulturellen Angeboten kennenzulernen und zu shoppen.

LadyWhiteRose schrieb:Deswegen fahre ich inzwischen hin und wieder in kleinere Städte um die Stadt zu besichtigen, die Geschichte der Stadt mit ihren kulturellen Angeboten kennenzulernen und zu shoppen.

Das stimmt. In kleineren oder mittelgroßen Städten ist es inzwischen schon fast angenehmer als in der Großstadt. Wir haben auch viel Leerstand und manche Straßenzüge wirken regelrecht trostlos, weil nichts mehr los ist und keine Menschen mehr flanieren.

Vor kurzem habe ich ein YT-Video gesehen, wo jemand durch die Innenstadt von San Franciso in Kalifornien spaziert und gezeigt wird, wie schlimm das Ladensterben dort inzwischen fortgeschritten ist. Noch viel schlimmer als bei uns sind inzwischen ganze Straßen fast entvölkert mit leerstehenden Geschäften, heruntergelassenen Rolläden, verbarrikadierten Eingängen. Diese einstmals begehrenswerte Stadt geht anscheinend stark in die Knie. Eigentlich würde ich inzwischen fast sagen: ein Städtetripp nach SF lohnt kaum noch. Das liegt nicht nur an den fehlenden Shoppingmöglichkeiten, sondern auch daran, dass der Niedergang des Einzelhandels meinem Eindruck nach die ganze Stadt nach unten zieht.

Bin viel in der Innenstadt unterwegs. Handfeste Begegnungen hatte ich noch nie...

Natürlich spricht man mit den Verkäufern. Wenn das reicht, okay. Es gibt auch viele verschiedene Arten von Einsamkeit. Man kann unter Menschen sein, sich aber trotzdem einsam fühlen.

Wobei ich vielleicht auch schon so lange alleine bin, das ich irgendwelche subtilen Signale/Einladungen einfach nicht mehr sehe.

Was die Innenstadt anbelangt, vielleicht müssten auch einfach neue Nutzungskonzepte her. Zu versuchen an vergangene Zeiten anzuknüpfen ist dumm und Fantasielos.