Selbständigkeit

@Cleo13

Das ist einer der entscheidende Punkt der mich immer wieder umtreibt. Ich möchte mich zu Beginn nicht all zu sehr Verschulden. Ich habe einiges gespart und habe auch die Möglichkeit gewisse Summen "privat" zu leihen. Für Idee zwei und drei halten sich die Investitionen auch relativ in Grenzen. Ich sehe auch einige Dogmen in der BWL bezüglich Eigen- und Fremdkapital sehr kritisch und ist glaube ich einer der entscheidenden Faktoren für Misserfolg und Überschuldung von Unternehmern.

Ich möchte nochmal betonen, dass ich nicht kurz vor der Gründungsphase stehe, sondern momentan einfach Ideen sammle und Informationen sichte.

@emanon

Nein nicht Toilettenpapier :-) Aber wäre doch auch was...in öffentlichen Toiletten, Universitäten usw. ;-)

@ayAshi

Die Zahlungsmoral ist echt ein zunehmendes Problem, mit dem ich auch in meiner Angestelltenzeit zu tun hatte.

Ich weiß jetzt schon, dass ich mich in den nächsten Jahren selbstständig machen werde, ich habe aber auch das Glück eine Firma (die seit Jahren besteht) übernehmen zu können. Selbst wenn das nicht klappen würde, denke ich, würde ich mich mit einer guten Idee und dem passenden Startkapital selbstständig machen.
Ich hatte/habe schon immer das Bedürfnis mein eigener Chef zu sein und nicht unter 10 anderen Leuten arbeiten zu müssen.
Ich kann also deinen Drang dazu, sehr gut verstehen. Überlege es dir dennoch gut, wie viel Risiko du bereit bist einzugehen, im Normalfall haftest du mit deinem ganzen Privatbesitz und würdest alles verlieren wenn deine Firma nicht laufen würde. Wenn du aber eine wirklich gute Idee hast, das passende Kapital und den Mut diesen Schritt zu wagen, würde ich es tun. Nichts hält dich davon ab, wenn du es nicht tust wirst du es wahrscheinlich irgendwann bereuen.

@LillyFeee

Genau den Punkt mit dem bereuen, ist einer der mir immer wieder in den Sinn kommt.

Kannst du vielleicht kurz schildern über welche Branche es sich handelt und wie man in diese Position kommt eine Firma zu übernehmen? Ist das die Firma deiner Eltern oder Verwandten? Arbeitest du für die Firma?

Und kannst du vielleicht kurz erklären wie eine Übernahme abläuft. Zahlst du eine Summe X? Oder beteiligst du den Unternehmer an zukünftigen Umsätzen?

@Mr_R_2_L
Tja, das hab ich hinter mir & einige Jahre gemacht. Ich finde es in Deutschland sehr anstrengend und generell an viel zu viele Regeln & Abgaben gebunden. Ist aber auch branchenabhängig, meine ist da halt besonders schlimm.
Gründungsseminare hab ich nie gemacht, das ist ja üblicherweise viel Geschwalle wenn man überhaupt keinen Plan hat was zu machen. Wenn man Lust hat und die Motivation aus einem selbst kommt ist es genau richtig, nur dann kann man auch Kunden und Kreditgeber wirklich von seiner Idee überzeugen - in Seminaren lernt man das nicht.
In ein paar Jahren kann ich mir die ausschließliche freiberufliche Tätigkeit vorstellen, derzeit will ich lieber noch anderweitige Erfahrungen sammeln und vertiefen.

Ich gebe @Chefheizer Recht, was Gründungsseminare angeht. Viel heiße Luft - obwohl es sicherlich nicht schaden kann, mal eines zu besuchen.

M. E. (beruflich bedingt) halte ich, egal, was man macht, eine gewisse kaufmännische Vorbildung und Ahnung für notwendig. Man sollte zumindest Grundkenntnisse von Umsatzsteuer und Buchführung besitzen oder jemanden, der dies zuverlässig erledigt.

Was man auch auf jeden Fall benötigt, ist ein solides Konzept. Es gibt diese Businesspläne, die man dem Arbeitsamt vorlegen muss, wenn man einen Gründungszuschuss haben möchte. Die halte ich zwar für völlig überschätzt, weil dort viele geschätzte und erhoffte Zahlen drinstehen, aber sie sind eine gute Grundlage für die eigene Planung. Habe ich mir Gedanken über Konkurrenz, Kundenumfeld, Lieferanten, etc. gemacht? Manche Punkte vergisst oder verdrängt man gern. Ich kannte mal jemanden, der hat Maschinenbau, Schwerpunkt Heizung studiert. Dann ist er nach Jordanien ausgewandert ...

@Cleo13
Dafür sollte man eh einen Steuerberater beschäftigen. Ist in Deutschland mit seinem komplexen Steuersystem unabdingbar.

Ein solides Konzept braucht es auf jeden Fall, oder man entwickelt es aus der Angestelltentätigkeit heraus und sattelt dann um wenn es die Situation erlaubt. Einfach so ins blaue Hinein wird es oft nichts. Zahlen sollte man immer im Worst Case schätzen - alles andere ist Risiko. Wenn dann verlässliche Daten über mehrere Jahre da sind, gibt es die ja auch in der jährlichen BwA zu sehen.

@Mr_R_2_L
Kann ich verstehen, möchte auch noch so einige Dinge tun, wenn ich sie nicht mache, werde ich sie bestimmt bereuen.

Die Firma vertreibt alles in Richtung Barcodes, also lesen und schreiben, Drucker (werden auch repariert), div. Geräte für Logistik, Handel und Office.
Ja, wie kommt man in diese Position, wie gesagt ich hatte Glück. Die Firma gehört meinem Papa und es war schon immer geplant, dass ich sie früher oder später übernehmen werde. Habe jetzt eine Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen und werde Richtung Produktmanagement gehen um noch mehr Erfahrung zu sammeln.
Zur Zeit arbeite ich noch nicht für die Firma, das kommt erste wenn ein "Termin" feststeht, wann ich sie übernehmen kann.

Da es doch noch ein paar Jährchen dauert, habe ich mich noch nicht direkt damit auseinander gesetzt. Es ist so geplant, dass ich Geschäftsführerin werde, mein Papa aber dennoch mit verdient und die technischen Dinge, wie Reparaturen macht.

@Cleo13
@McMurdo
Naja, ne Lachnummer ist sicher was anderes!
Können wir uns jetzt mal wieder einkriegen? Ich bin noch aus dem Jahrtausend, als man selbständig SO in Keilschrift einmeißelte. ;)

@Mr_R_2_L
Mit Deiner Ausbildung und Deinem jetzigen Studium bist Du doch schon mal auf einem sehr guten Weg. :Y:
Bei Dir lese ich eine Menge Kreativität und Selbstdisziplin – 2 Dinge, die unabdingbar sind.

Aber es stimmt, die Zahlungsmoral der werten Kundschaft ist ein nicht außer Acht zu lassender „Risikofaktor“. Da nutzt auch der beste Businessplan nichts.

Ich habe auch schon einige Gründerseminare besucht und kann ebenfalls sagen, dass es mich kaum voran gebracht hat. Ich muss sogar sagen das es eher demotivierend war. Da sitzen oft Leute die nie selber Unternehmer waren und beurteilen deine Ideen von oben herab, obwohl sie sich mit der betreffenden Branche oder Zielgruppe nicht auskennen. Man sollte aber die Expertise trotzdem beachten, oft zeigen sie Punkte auf die man noch nicht beachtet hatte.

@Mr_R_2_L
Du gehst mit dem Gedanken an deinen Laden schlafen und du wachst auch damit wieder auf.
Als Tipp kann ich dir sagen dass du einen größeren Geld-Puffer noch iwie liegen haben solltest.

Es ist sehr stressig da man wenn du keine Angestellten hast, nie Feierabend hast und auch kein geregeltes Einkommen. Es ist ja nicht nur so das der Laden unterhalten werden muss (Miete, Energie, Versicherungen, Berufsgenossenschaft....)
Du bist auch privat. Heißt das der laden auch deine privaten Ausgaben abdecken muss (Miete, Energie, Versicherungen, Verträge wie zB Handy...). Dann brauchst du noch eine private Krankenversicherung die mich damals über 400€ gekostet hatte.

Um das alles abdecken zu können bedarf es wie du sieht eine Menge an Einnahmen. Solltest immer up to date sein um deine Kunden, sobald du sie dir hart erkämpft hast, zu halten.

Aber zu aller Anfang schaue dir einen Businessplan an und versuche den so gut wie möglich zu erstellen. Ich habe damals einfach nicht verstanden wie man mit Geldern rechnen kann wenn man keine Zahlen hat und diese noch für die Zukunft berechnen soll. ;)

Was Mitarbeiter angeht ist natürlich zu Anfang möglichst die Zahl niedrig zu halten, wenn es überhaupt möglich welche einzustellen. Was meine Idee mit dem Großhandel angeht, wären zwei, drei Angestellte auch zu Beginn unabdingbar. Generell wären die Kosten auf Anhieb höher: Büroräume, ein Anfangssortiment ( da die Lieferzeiten nicht bei allen Lieferanten so sind, das man die Bestellung, nach der Bestellung des Kunden tätigen kann), Büroausstattung, vernünftiger Webauftritt etc.

Generell muss ich sagen, dass ich es so handhaben möchte, das gleich zu Beginn, Dinge wie Website, Logo usw. auf einem hohen Niveau sind. Viele gehen ja den Weg "erstmal machen und dann mit den Einnahmen professionalisieren". Ich glaube so verliert man schon am Anfang enorm an möglichen Kunden, Partnern und/oder Lieferanten. Dazu kommt, dass die Möglichkeit mit dem Großhandel, zunächst mit der Unternehmensform "UG" zu starten, gleich Null ist. Viele Lieferanten aber auch Kunden gehen leider keine Geschäfte mit dir ein, wenn du nicht als GmbH oder KG firmierst.

Mr_R_2_L schrieb:Viele Lieferanten aber auch Kunden gehen leider keine Geschäfte mit dir ein, wenn du nicht als GmbH oder KG firmierst.

Das habe ich so nie erlebt. Was ich zu Anfang hatte war das die ersten Bestellungen entweder Bar oder Vorab zu zahlen waren. Davon ganz abgesehen ist man sowieso laufend dabei neue günstigere Lieferanten/Großhändler zu finden. Auch die Vielfalt der Produkte bekommt man nicht immer beim Stammlieferanten.

Wenn du einen Laden übernehmen kannst hast du schon sämtliche Adressen und auch Kunden. Als Neueinsteiger hast du NICHTS. Das ist echt hart und auch nicht in ein paar Wochen zu schaffen bis es einigermaßen Rund läuft.

@Chefheizer

Chefheizer schrieb:Dafür sollte man eh einen Steuerberater beschäftigen. Ist in Deutschland mit seinem komplexen Steuersystem unabdingbar.

Das stimmt. Ich bin Steuerberaterin. ;-) Trotzdem oder gerade deswegen sollte auch der Unternehmer Grundkenntnisse haben. Weil einfach manche Dinge nicht mehr heilbar sind hinterher. Der Steuerberater macht nach Jahresende die Bilanz - oder bestenfalls nach Monatsende die Buchhaltung. Wenn da schon ein Kind in den Brunnen gefallen ist, weil der Mandant Rechnungen falsch geschrieben oder verschludert hat oder es nicht schafft, seine Belege zu sammeln und zu sortieren, wird das sehr, sehr schwierig. Manche Selbstständige kalkulieren falsch - weil sie vergessen, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. Oder weil sie vergessen, dass die Umsatzsteuer postwendend ans Finanzamt geht. Solche Sachen. Ich hab einen, der weist in seinen Rechnungen IMMER WIEDER Umsatzsteuer aus, obwohl er es nicht darf. Wenn ich ihn drauf hinweise, sagt er: "Der Kunde sagt aber, ich muss das tun." - Da werd ich wahnsinnig!!

@Mr_R_2_L
Selbst und Staendig ist dann dein Motto must wissen ob du das packst.

hinfallen aufstehen hinfallen aufstehen hinfallen aufstehen wenn du das kannst dann wirst erfolgreich

Sich selbständig machen muss genau überlegt sein, das darf nicht einfach nur eine Schnaps-Idee sein. Man muss das Gewisse Kapital auf dem Konto haben , man kann natürlich auch mit 1 Euro einsteigen. Dennoch muss ein professioneller Business-Plan für die Bank und Gläubiger erstellt werden. Desweiteren sollte eine gewisse Forbildung bestehen. Am besten eine kaufmännische.

Desweiteren sollte man sich über die Nachteile bewusst sein. 1. Weniger Zeit für Familie und Freude. 2. Krankenversicherung, Pflegeversicherung muss auch alles selbst bezahlt werden
3. Urlaub und als Chef ist man 365 Tage im Jahr zu 24 Stunden erreichbar.

Und wenn es schief geht steht man vor dem NICHTS....

@Dini1909
gibt noch die priv. İnsolvenz

und Grundabsicherung also vor dem totallen nichts nun wieder auch nicht.

@Mr_R_2_L
Förderprogramme für guten ideen gibts auch

@pokpok

Gut es kommt wahrscheinlich auch ein bisschen auf die Branche an. Da einige der Lieferanten zu denen ich Kontakt habe oder die ich kenne nicht in Deutschland sitzen und ich einfach im laufe der Zeit und aus einigen Gesprächen raushören konnte das eine Firmierung als GmbH beispielsweise, doch lieber gesehen wird habe ich das jetzt einfach angenommen. Ich würde mich gerne eines besseren belehren lassen :-)

@Cleo13

Auch wenn ich in meiner kaufmännischen Ausbildung und meinem Studium einiges an Wissen bezüglich Buchhaltung und Rechnungswesen angehäuft habe, ist ein Experte unabdingbar. Kenntnisse in diesem Bereich sind nicht nur nötig um vernünftige Vorarbeit zu leisten, sondern auch um dem Steuerberater etwas auf die Finger zu schauen. Außerdem ist das interne Rechnungswesen -wenn man es denn lesen und interpretieren kann - auch ein Werkzeug für den Erfolg.

@Souls

Mit dem selbst und ständig sehe ich etwas anders. Heute ist man in der Lage vieles von vornherein auszulagern. Beispielsweise die Buchhaltung oder die Lagerung und den Versand. Klar muss man diese Leistung bezahlen, minimiert aber wiederum das Risiko da man kein Lager etc mieten muss und die Verträge für solche Leistungen heutzutage mit kurzen Laufzeiten sehr flexibel sind. So kann man sich auf das wesentliche konzentrieren wie z.B. die Akquise neuer Kunden. Und auf lange Sicht ist das sogar günstiger, da diese Unternehmen Experten auf ihrem Gebiet sind und die Dinge einfach schneller und produktiver erledigen können als man selbst.

Was das hinfallen und aufstehen angeht, sehe ich in Deutschland ein Mentalitätsproblem. Hier ist das Scheitern als Unternehmer verpönt. Man ist sofort ein Loser, unfähig und überhaupt was hat man sich eigentlich gedacht sich selbstständig machen zu wollen!? Ich bin kein Freund der USA, aber was das angeht, sind die ganz anders als wir. Da gehört das Scheitern in den ersten Anläufen fast zum guten Ton.

@Dini1909

Das sind Punkte die man unbedingt beachten muss! Da hast du recht!

@Souls

Über Förderprogramme informiere ich mich auch genau. Z.B. hat die KfW sehr gute Programme, aber wie gesagt, dass beste ist gerade zu Beginn, das Fremdkapital so gering wie möglich zu halten.

@Mr_R_2_L

Selbstständigkeit ist nicht immer so "toll" wie es klingt.
Wenn man es richtig anstellt, hat man zwar mehr Geld zur Verfügung, aber du arbeitest meist wesentlich mehr. Da sind gerade in der Anfangszeit 7 Tage mit täglich 14 Stunden keine Seltenheit. Zumindest im Handwerk. (Nur da kann ich aus Erfahrung sprechen, mein Vater ist seit etwa 25 Jahren selbstständig)
Urlaub hat mein Vater bsw. seit Jahren nicht gemacht, weil er die Firma nicht alleine lassen kann.
Und heute im Handwerk Selbstständigkeit ist noch schwieriger, durch die EU Freizügigkeit.
Außer du wirst Bäcker, Metzger etc.
Finanziell zahlt sich das natürlich alles aus, die Frage die du dir beantworten musst, ist ob es dir das Wert ist.

Cleo13 schrieb:Manche Selbstständige kalkulieren falsch - weil sie vergessen, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist. Oder weil sie vergessen, dass die Umsatzsteuer postwendend ans Finanzamt geht. Solche Sachen. Ich hab einen, der weist in seinen Rechnungen IMMER WIEDER Umsatzsteuer aus, obwohl er es nicht darf. Wenn ich ihn drauf hinweise, sagt er: "Der Kunde sagt aber, ich muss das tun." - Da werd ich wahnsinnig!!

Oh, das glaube ich Dir sofort! Ich finde das deutsche Steuersystem allerdings auch übermässig kompliziert. Alleine die Tatsache das solche Vorfälle wie der von Dir beschriebene sich ereignen zeigt ja unter anderem, das sehr viele einfach unsicher und ängstlich im Umgang mit den Steuern sind.

Für mich wäre die Selbständigkeit nichts (nicht Selbstständigkeit ;) )

Im Zweifel den Duden zu fragen, ist auch eine Form von Selbstständigkeit:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Selbststaendigkeit