Und schon wieder syrische Flüchtlinge in den Nachrichten!

Alle, die nun hierher gekommen sind, weil sie denken, es ginge um Terrorismus muss ich gleich enttäuschen. Aber da Ihr schon mal hier seid, lest doch bitte weiter:

Es geht um etwas ganz anderes: um einen Menschen aus Syrien, die etwas ganz Positives geleistet hat. Die uns ein anderes Bild von Syrien zeigt. Ein Syrien, das einmal ein Land war, in dem Menschen in Frieden aufwachsen konnten, sich auf etwas freuen konnten, durch eigene Leistung etwas erreichen konnten.

So wie Yusra Mardini aus Damaskus. Sie ist jetzt 18 Jahre alt und lebt als Flüchtling in Berlin. Dort wird sie aber die nächsten Wochen nicht sein, sondern in Rio de Janeiro.

Sie wird an den olympischen Spielen teilnehmen. Mit 14 Jahren nahm sie bereits an den Kurzbahnweltmeisterschaften in Istanbul teil und stellte einen Landesrekord auf. Dann kam der Krieg.

Mit ihrer Schwester floh sie aus ihrem Heimatland, weil ihr Leben durch die Barbaren des IS bedroht war. Unter Lebensgefahr schaffte sie die Überfahrt von der Türkei nach Griechenland, schwimmend schob sie 4 Stunden lang mit ihrer Schwester das nicht seetüchtige Bot mit 18 Personen.

Sie erreichte Berlin und wurde dort aufgenommen und willkommen geheissen. Bei den Wasserfreunden Spandau 04 durfte sie trainieren und qualifizierte sich für Olympia. Sie startet mit einer Flüchtlingsmannschaft unter der olympischen Flagge.

Ist doch mal was anderes: eine durch und durch positive Nachricht über einen Flüchtling aus Syrien.

Hier ist sie beim Abflug nach Rio: http://www.spiegel.de/video/olympische-spiele-syrische-schwimmerin-in-fluechtlingsteam-video-1693020.html

@Rick_Blaine

von diesen beispiel gibt es in unserem land, tausende. es muss ja nicht gleich olympia sein aber es gibt genug menschen die ihren landsleuten behilflich sind, sich in unserem land zurecht zu finden, die ihre erfahrung mit behörden und bürokratie, weil sie hier schon länger sind, weitergeben.
die sich in ihrem neuen umfeld angepasst haben und die gemeinschaft unterstützen in dem sie in vereinen und anderen organisationen mitarbeiten.

Genau, und deshalb dachte ich, schreibe ich das mal. Denn in letzter Zeit haben wir mit dem Wort "Flüchtling" und dem Wort "Syrien" immer nur Negatives verbunden.

Hut ab vor diesem Mädchen, nicht wegen Olympia das beeindruckt mich nicht.
Sondern " vier Stunden lang schob sie schwimmend mit ihrer Schwester das nicht seetüchtige Boot"

Sehr schöne Einleitung, doch selbst an mir selbst habe ich grade gemerkt das hier mit einen Vorurteil reingegangen bin obwohl ich mich immer auf die Seite der Neutralität stelle, was in den letzen Monaten alles passiert ist hat das ganze aber anscheined mehr beeinflusst als ich angenommen habe.

Das Problem ist das das Negative einfach überwiegt und selbst wenn man nicht alle in einen Topf steckt, solange es die Idioten gibt wird sich bei vielen auch nichts ändern, freut mich aber für das Mädel und sollte definitiv als Vorbild für viele gelten.

@soulbreaker
Es ist schwer unvoreingenommen zu sein in der heutigen Zeit. Man rechnet quasi mehr mit etwas Negativem, als mit dem Guten im Menschen.

@cavalera

Yup, in der Ägäis, irgendwo vor der türkischen Küste bis nach Lesbos.

"The sisters left Damascus in early August, joining a wave of Syrian refugees who lost hope of the conflict ending soon. They made their way to Lebanon and then Turkey, where they paid smugglers to take them to Greece.

"Their first attempt was thwarted when Turkish coastguards drove their boat back so they tried again, boarding a small inflatable dinghy at dusk. There were 20 people crowded onto the boat, all but three of whom couldn't swim. Within half an hour, the boat was taking on water.

"All the passengers' bags were thrown overboard in an effort to stay afloat as wind churned up the Aegean Sea. But it wasn't enough. As a last resort, Yusra, Sarah and another strong swimmer jumped into the water to give the boat more buoyancy."
They spent 3 1/2 hours in the water before reaching Lesbos.

(Hier steht 3 1/2 Stunden, in einer anderen Quelle 4 Stunden)

http://www.npr.org/sections/thetwo-way/2016/03/20/471180243/after-surviving-aegean-sea-syrian-swimmer-hopes-for-spot-in-olympics (Archiv-Version vom 09.08.2016)

@soulbreaker
Das ist ganz natürlich, ging mir auch so. Deshalb dachte ich, ist es erwähnenswert.

@Rick_Blaine
Halbe h rauf oder runter ist egal. Dieses Mädel hat in jungen Jahren etwas getan, wovon sich viele etwas abgucken sollten.

Genau so ist es. Meine Tochter ist nur etwas jünger und Yusra kann ihr ein Vorbild sein, in schweren Zeiten.

Ich muss aber auch sagen, dass es Klasse ist, wie das Mädchen und ihre Schwester in Deutschland aufgenommen wurden. Dass der Schwimmverein sie gleich aufgenommen hat. Auch das ist nicht selbstverständlich und so etwas wird seltenst erwähnt. Die Deutschen sind besser als ihr Ruf.

@cavalera
Jups genauso siehts leider aus, irgendwie traurig..

Ist das nicht eher was für einen Blog? Der Thread dient doch bloß als Finte. :D

Hat in 45 Minuten schon 11 Beiträge. Das ist eine Diskussion :D

Respekt für die Leistung dieses Mädchens und Hochachtung vor allen, die ihr Land verlassen, ihr altes Leben aufgeben, um sich und ihre Familie zu retten und zumeist eine irrsinnige, gefährliche Reise antreten müssen, um sich in einem sichereren Land eine Existenz aufbauen zu können.

Ich zumindest weiss, welcher Mannschaft ich dieses Jahr die Daumen drücken werde und hoffe, der olympische Gedanke wirkt auch nachhaltig auf Menschen, denen es besser geht als ihnen, die aber dennoch meckern wie die Weltmeister.

*Daumen drück*

@Rick_Blaine
Danke! Klasse gemacht.

Hut ab vor der jungen Dame und von meiner Seite wünsche ich mal viel Glück bei den olympischen Spielen....
aber im Grunde genommen, hat sie ja jetzt schon gewonnen.

Rick_Blaine schrieb:Ich muss aber auch sagen, dass es Klasse ist, wie das Mädchen und ihre Schwester in Deutschland aufgenommen wurden. Dass der Schwimmverein sie gleich aufgenommen hat. Auch das ist nicht selbstverständlich

Doch, ist es eigentlich schon! Nur schaffen es solche positiven Meldungen, genau wie diese hier, kaum in die Medien oder erhalten dort nicht so viel Aufmerksamkeit. Jammern und Panikmache ist ja viel schoener!

Na das liest sich wenigstens schöner als die ewig lächerlichen und verlogenen Berichte über die vielen angeblichen ehrlichen Flüchtlinge die 5000 euro finden und sie zurück geben....

Da lob ich mir dieses junge Mädchen. CHAPEAU!

Ich finde es schade das man erst olympiareife Leistungen liefern muss, um in diesem Land anerkannt zu werden.
Aber das geht nicht nur Flüchtlingen so.

@Rick_Blaine
Danke für den Beitrag, tut gut, mal was positives von Flüchtlingen wie diesem Mädchen zu lesen. Könnte auch einige positive Storys aus meinem Umfeld über syrische Flüchtlinge erzählen. Erst wenn man sich mit ihnen befasst, kommt man dahinter, ansonsten natürlich nicht.
Z.B. Faszinierend ein junger Mann, der in wenigen Monaten perfekt deutsch gelernt hat, Respekt.

Ein weiterer Flüchtling, dessen Seite ich schon lange kenne und der mir immer ein Lächeln auf's Gesicht zaubert, ist Firas al-Shater:

Er ist ein syrischer Flüchtling, 26 Jahre alt, Filmemacher mit strubbeligem Bart und Ohrring – und seit kurzem Youtube-Star. Ein dreiminütiges Video, in dem er auf einem Sofa sitzt und launig die Deutschen erklärt, haben innerhalb weniger Tage mehr als eine Millionen Menschen bei Facebook angesehen, es wurde dort zehntausendfach geteilt.

...

Fast ausschließlich positive Reaktionen

In seinem Video zeigt Al-Shater ein Experiment: Er hat sich mit verbundenen Augen und einem Schild auf den Alexanderplatz gestellt, auf dem steht: „Ich bin syrischer Flüchtling. Ich vertraue dir – vertraust du mir? Umarme mich!“ – und geschaut, was passiert.

Das ist so lustig und entwaffnend, dass sich unter den Tausenden Kommentaren nur wenige negative oder gar ausländerfeindliche finden. Einige lauten sogar in etwa „Ich bin ja eigentlich gegen Flüchtlinge, aber dein Video ist wirklich super“.

Wer ist dieser Mann, der es schafft, die allgemeine „Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber...“-Rhetorik in ihr komplettes Gegenteil zu verkehren und das sonst von Trollen und Hasskommentaren überlaufende Netz zu erobern? Das wollen viele wissen. Die Medien belagern ihn inzwischen, nicht nur in Deutschland. Sogar die „Washington Post“ hat schon um ein Interview gebeten.
In Damaskus gegen Assad demonstriert

Firas al-Shater hat in Damaskus Schauspiel studiert, als der Arabische Frühling begann. Bei den Demonstrationen gegen das Regime von Baschar al-Assad war er sofort dabei, deshalb wurde er von der Universität geworfen.

Da besorgte er sich eine Kamera, um der Welt zu zeigen, was in seiner Heimat los ist. Assads Geheimdienst verschleppte und folterte ihn. Eine Anklage gab es nicht. Seine Familie wusste nicht, ob er noch lebte, war krank vor Sorge. Sie fand ihn schließlich nach neun Monaten und kaufte ihn frei – eine Masche, an der das Regime gut verdient. Kurz darauf geriet er in die Fänge von islamistischen Kämpfern, die ihn verdächtigten, für das Regime zu filmen. Die waren weniger brutal als die Schergen Assads und ließen ihn nach einigen Tagen ziehen.

...

Die meisten Deutschen befinden sich irgendwo zwischen dieses Extremen. Sie sind zurückhaltend, gehen nicht so schnell auf Fremde zu, findet al-Shater. Bei seinem kleinen Projekt auf dem Alexanderplatz stand er ziemlich lange allein da.

Doch siehe da: Am Ende des Videos umarmen viele Passanten den syrischen Flüchtling mit den verbundenen Augen und ausgebreiteten Armen wie verrückt. „Wenn die Deutschen etwas machen, dann machen sie es richtig“, sagt al-Shater. Deshalb, glaubt er, wird die Integration auch klappen.

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/fluechtling-firas-al-shater-wird-youtube-star-14049779.html


Ich finde ganz wichtig, was er da macht. Einerseits erklärt er "den Deutschen", wer da so in "ihr" Land kommt, andererseits erreicht er damit natürlich andere Flüchtlinge und funktioniert - in gewisser Weise - wie ein Bindeglied zwischen Flüchtlingen und "Einheimischen". Zumal das Internet, insbesondere Facebook, Youtube und Twitter momentan die Kommunikations- und Verbreitungsmedien schlechthin sind.

@Kältezeit
Es wird zukünftig mehr von diesem geben, davon bin ich felsenfest überzeugt.