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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

9.506 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Männer, Diskriminierung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

28.04.2023 um 18:37
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Warum ist es eine Selbstbestimmungsgesetz wenn dann doch jemand anders entscheidet?
Mensch, was soll ich dir dazu sagen. Letztendlich entscheiden immer andere als der Bürger selbst, wenn es um Gesetze geht. Und auch bei Gesetzen, die Hauptsächlich nur die Rechte von Menschen bestimmen und regeln, darfst nicht den Fehler machen und glauben, dass Rechte immer nur uneingeschränkt den Menschen gewährt werden oder als solche zu verstehen sind/wären.

Es hat gute Gründe, warum es sich bei den meisten Rechten eben nicht möchte es jetzt mal so ausdrücken um absolute Narrenfreiheits-Rechte handelt.
So kennt auch das Selbstbestimmungsgesetz Grenzen oder anders sieht es Ausnahmen vor unter welchen bestimmten Voraussetzungen Menschen nicht mehr selbst bestimmt etwas entscheiden könnten. Ist auch alles gar kein Problem, so fern Ausnahmeregelungen immer verfassungskonform und nicht verfassungswidrig sind/wären.


Und hier hast deine konkrete Antwort, warum auch das Selbstbestimmungsrecht Ausnahmeregelungen vorsieht oder leider vorsehen muss:
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Und das Selbstbestimmungsgesetz soll eben nicht im Kriegsfalle missbraucht werden.
Dem möchte man natürlich vorbeugen.

Umso verständlicher (ist jetzt aber nur eine Vermutung meinerseits ohne Gewähr) und siehe einen Beitrag dazu schon weiter oben von mir - sollte man im Kriegsfall wirklich kein Gesetz erlassen dürfen, welches auch Frauen zum Dienst an der Waffe verpflichten würde, weil Art. 12a GG Abs.4 (letzter Satz davon) unveränderlich ist/wäre.

Sprich im Ernstfall ist der Staat auf so viele Männer wie möglich angewiesen, wenn es darum geht Dienst an der Waffe leisten zu müssen.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

28.04.2023 um 18:42
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:weil Art. 12a GG Abs.4 (letzter Satz davon) unveränderlich ist/wäre.
der ist nicht unveränderlich.
(1) 1Das Grundgesetz kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das den Wortlaut des Grundgesetzes ausdrücklich ändert oder ergänzt. 2Bei völkerrechtlichen Verträgen, die eine Friedensregelung, die Vorbereitung einer Friedensregelung oder den Abbau einer besatzungsrechtlichen Ordnung zum Gegenstand haben oder der Verteidigung der Bundesrepublik zu dienen bestimmt sind, genügt zur Klarstellung, daß die Bestimmungen des Grundgesetzes dem Abschluß und dem Inkraftsetzen der Verträge nicht entgegenstehen, eine Ergänzung des Wortlautes des Grundgesetzes, die sich auf diese Klarstellung beschränkt.
(2) Ein solches Gesetz bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages und zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates.
(3) Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.
Quelle: https://dejure.org/gesetze/GG/79.html


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28.04.2023 um 18:46
@Tussinelda

Folgendes...
Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an zivilen Dienstleistungen im zivilen Sanitäts- und Heilwesen sowie in der ortsfesten militärischen Lazarettorganisation nicht auf freiwilliger Grundlage gedeckt werden, so können Frauen vom vollendeten achtzehnten bis zum vollendeten fünfundfünfzigsten Lebensjahr durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu derartigen Dienstleistungen herangezogen werden. Sie dürfen auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden.
Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_12a.html

liest sich für mich halt so, als dürften Frauen niemals zum Dienst an der Waffe verpflichtet werden. Auch nicht aufgrund eines Gesetzes, welches sie dazu verpflichten würde. Das ist/wäre nur möglich, also sie per Gesetz zu verpflichten, wenn es sich dabei um andere Dienste handelt/handeln würde, siehe Abs.4 weiter oben.


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28.04.2023 um 18:49
@rhapsody3004
Das Grundgesetz kann aber geändert werden, das wollte ich Dir aufzeigen. Nur Artikel 1 und 20 nicht.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

28.04.2023 um 18:53
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Das Grundgesetz kann aber geändert werden, das wollte ich Dir aufzeigen. Nur Artikel 1 und 20 nicht.
Ja, weiß ich ja. Danke dir nochmal. Mein Fehler war es, irgendwie anzunehmen, dass bestimmte Passagen aus Art 12a GG ebenfalls der Ewigkeitsklausel unterliegen würden. Wie bspw. dass der Staat Frauen nicht zum Dienst an der Waffe verpflichten dürfte.


Also wäre es ja doch möglich, weil nicht zur Ewigkeitsklausel gehörend.

Somit lag dann aber
Zitat von Alienpe.Alienpe. schrieb:die können im E-fall auch als Frau eingezogen werden!

also, wenn die kacke am dampfen ist müssen alle an die front!
nicht so verkehrt damit. Es wäre möglich, sobald die entsprechende Rechtsgrundlage dafür geschaffen bzw. geändert wäre.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

28.04.2023 um 18:58
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Es wäre möglich, sobald die entsprechende Rechtsgrundlage dafür geschaffen wäre.
eben, erst dann und nicht wie @Alienpe. es schrieb.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

28.04.2023 um 19:03
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:eben, erst dann und nicht wie @Alienpe. es schrieb.
Klar, unter der momentanen Rechtslage wäre es noch nicht möglich.

Na dann, wozu dann überhaupt die Aufregung? Möglich wäre es also (unabhängig des Geschlechts und innerhalb einer bestimmten Altersspanne) alle für Feuer frei zu verpflichten, um es mal weniger förmlich auszudrücken.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

28.04.2023 um 22:31
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Und das Selbstbestimmungsgesetz soll eben nicht im Kriegsfalle missbraucht werden.
Man kann doch ein Selbstbestimmungsgesetz gar nicht missbrauchen, der Staat überträgt doch einem die Entscheidung.
Wenn der Staat hier nur bei Männer eingreift ist es Diskriminierung.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

28.04.2023 um 23:58
Unsere Beobachtung: Mr Mary wurde öfter diskriminiert und wir lügen auch oft im Alltag :-) um Diskriminierung zu entgehen. Mr Mary arbeitet in der Eventbranche (inzwischen kombiniert mit einem Gastrojob) und am Anfang unserer Beziehung hoffte er, daraus einen Vollzeitjob machen zu können - was vermutlich auch geklappt hätte, wenn wir keine Kinder bekommen hätten. Aber hätte, hätte .... Dann wurde ich im Studium ungewollt schwanger (glücklicherweise am Ende) - und er fuhr auf Sparflamme zurück, damit ich fertig studieren konnte - damit stieß er erst mal auf Unverständnis, dass er seine Karriere unterbrach, um auf das Kind aufzupassen.

Da viele Events am Wochenende oder Abends stattfinden, ist er tagsüber oft zu Hause, was oft zu Abwertung führte "arbeitet der denn gar nichts"?. Was bei Frauen positiv konnotiert wird "kümmert sich um Haushalt und Familie" wird bei Männern nur positiv konnotiert, wenn sie nebenher Karriere machen. Da unterscheiden sich auch Frauen und Männer in der Bewertung nicht. Man wird extrem doof angeschaut, wenn man als Frau mehr verdient als der Mann. Das führt bei einigen meiner Kolleginnen dazu, dass sie drei Jahre Elternzeit nehmen, obwohl sie doppelt so viel wie ihre Männer verdienen.

Als ich nach dem Studium eine gut bezahlte Stelle fand, war klar, ich arbeite erst mal Vollzeit - er Teilzeit. Die Kinderbetreuung konnten wir uns teilen, oft waren wir nachmittags beide daheim, was super war, da unsere Kinder viel Hilfe in der Grundschule brauchten (da war keins ein Selbstläufer, obwohl die beiden Großen dann aufs Gymnasium kamen).

Da wurden wir beide oft verbal abgewertet - ich musste auch zu jedem einzelnen Kindergartenevent antreten, um zu beweisen, dass ich beides konnte: Arbeiten und die Kinder erziehen, während es völlig okay war, dass Herr Müller nicht zum Laternenumzug kam, weil er lange arbeiten musste. Aber es geht um die Diskriminierung von Männern. Mr Mary wurde eher belächelt, wenn er auf dem Kindergartenlaternenumzug auftauchte und wurde dann immer gleich in typisch männliche Rollen gesteckt: Bierbänke tragen, Würstchen grillen, ... es wurde auch nie erwartet, dass er etwas backt. Viele Freundinnen meiner Tochter durften nur kommen, wenn ich auch daheim anwesend war.

Wir haben festgestellt, dass der "männliche Wert" unheimlich vom Einkommen und vom beruflichen Erfolg abhängt. Als das letzte Kid im Grundschulalter war, ließ sich Mr Mary von einem Freund halbtags anstellen. Viele denken, dass er sich in den Laden eingekauft hat und da halbtags arbeitende Männer, die nebenher noch nach Haus und Kindern schauen, echt negativ besetzt sind, lassen wir oberflächliche Bekannte in dem Glauben, dass er Mitinhaber sei.

Während Corona kam die Kleinkunsteventbranche ja praktisch zum Erliegen, es rappelt sich jetzt wieder. Mr Mary + Partner hatten dann einen Radiodeal am laufen mit mehreren Lokalsendern, um Reichweite zu erreichen - da gehen die Leute davon aus, dass das super bezahlt war (nein), aber wir lassen sie in dem Glauben, einfach, weil sonst Mr Marys Ansehen sinkt. Das finde ich schon ziemlich krass.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 05:48
@MissMary

Von wem genau wurde dein Mann belächelt?
Wer genau gab euch beiden das diskriminierende Gefühl.

Meine Beobachtungen (insbesondere in öffentlich zugänglichen Communitys) - was Familien mit Kindern angeht - sind, dass diese, wenn sie sich für die Kinder entscheiden und dafür den Beruf an den Nagel hängen, von Mann UND Frau schlecht bewertet werden, man meint, dass sie sich sozusagen für die "soziale Hängematte" entscheiden. Das motiviert natürlich ungemein, noch mehr Kinderchen in die Welt zu setzen NICHT!


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 05:51
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Wir haben festgestellt, dass der "männliche Wert" unheimlich vom Einkommen und vom beruflichen Erfolg abhängt.
Ja, das kann man so bestätigen, die Folge ist Hypergamie, viele unzufriedene Frauen und viele Single Männer.
Noch eine Sache die mir allgemein aufgefallen ist: irgendwie sind alle der Meinung dass Männer keine Empathie brauchen.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 07:40
@MissMary
das sind die traditionell definierten Geschlechterrollen/Geschlechterstereotype. Unter denen beide Geschlechter leiden.
Schade, dass ihr versucht diesen irgendwie nach außen hin zu entsprechen und deswegen sogar lügt.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Man kann doch ein Selbstbestimmungsgesetz gar nicht missbrauchen, der Staat überträgt doch einem die Entscheidung.
Wenn der Staat hier nur bei Männer eingreift ist es Diskriminierung.
wenn es so in dem Gesetz steht wie hier angegeben
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:darf der Geschlechtseintrags nicht mehr von "männlich" zu "weiblich" oder "divers" geändert
dann könnten auch Trans*männer ihr Geschlecht nicht ändern. Merkste was?


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 07:40
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Unsere Beobachtung:
Ich nehme an, das alles liegt so 10-15 Jahre zurück. Habe tatsächlich auch den Eindruck, dass sich diese öffentliche Wahrnehmung des Mannes -insbesondere im letzten Jahrzehnt- doch schon etwas verschoben zu haben scheint. Zumindest wirkt der Mann in einer eher traditionenellen Frauenrolle medial bei weitem nicht mehr so unmännlich wie früher. Wobei die Tendenz wohl schon noch eher auf konservative Geschlechterrollen hin deutet, besonders auf dem Land. Dementsprechend wären auch die Vorurteile.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 08:02
@MissMary
Ich glaube das hängt sehr, sehr stark um jeweiligen Umfeld. Ich arbeite seit Jahren (uff, sogar schon Jahrzehnten, ich werd alt…) in von Frauen dominierten Berufen. Vom Gehalt her liegen ich und meine Frau gleich auf, wobei das immer mal schwankt. Elternzeit haben wir beide gerecht geteilt. Im Haus übernehme ich das Kochen, Backen, Wäschewaschen und natürlich etwa die Hälfte beim Putzen (zugegeben, wir sind eine ziemlich unordentliche Familie). Sind die Kinder krank, übernehme ich eigentlich lieber die Pflege, da medizinischer Background. Klappt nicht immer, aber immer wenn es „ernst“ ist. Ich könnte da weiter aufzählen, was angeblich alles unmännlich sein soll und ich als Vater mit Freuden übernehme. Ich kapiere auch wirklich nicht, wer sich sowas ausdenkt, wenn man Vater wird, sollte man das genießen und nicht dem Job opfern. Die Zeit mit den Kindern ist mehr wert als jeder ökonomische Erfolg, zumindest für mich.
Und der Punkt ist: das was du schilderst hab ich nie erlebt. Das irgendwer sich echauffiert hätte, das ich unmännlich wäre? Nie, kein einziges Mal. Nicht mal im Ansatz, weder bei Freunden, Kollegen noch Bekannten. Daher wundert mich das schon sehr, was du da schilderst und ich kann es mir nur damit erklären, das wir in sehr unterschiedlichen Welten leben. Geographisch wie Sozial.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Noch eine Sache die mir allgemein aufgefallen ist: irgendwie sind alle der Meinung dass Männer keine Empathie brauchen.
Wer genau ist einer derart blödsinnigen Meinung?


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 08:50
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:sieht eine Sonderregelung im geplanten Selbstbestimmungsgesetz der Ampel vor.
danke für den link!

bin aus dem thema "Einberufung" schon lange 'raus und hatte mich bis dato
auch nicht mehr damit beschäftigt.


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29.04.2023 um 09:06
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Noch eine Sache die mir allgemein aufgefallen ist: irgendwie sind alle der Meinung dass Männer keine Empathie brauchen.
Wer meint, dass Männer keine Empathie bräuchten, ist einfach nur dumm und ignorant.
Ich finde den gesellschaftlichen Druck, unter dem viele Männer stehen, ganz furchtbar und jeder Mann, der darunter leidet, hat mein Mitgefühl.
Dank 14 Jahren Ehe weiß ich, dass auch Männer manchmal einfach nur in den Arm genommen werden möchten und das ist gut und richtig so.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 10:24
Zitat von Do-XDo-X schrieb: Von wem genau wurde dein Mann belächelt? Wer genau gab euch beiden das diskriminierende Gefühl.
Es ist nun schon zwei Jahrzehnte her, uff, Kind #1 studiert schon, aber gerade am Anfang viele Lehrerinnen im Kollegium (ich war auch immer die einzige Lehrerin an einer Schule mit 100 Kolleg*innen, die trotz kleiner Kinder Vollzeit arbeitete). Gerade auch Mütter, die daheim blieben, fühlten sich da oft auch angegriffen - was es nicht war, es war halt ein Lebensmodell, das für uns geklappt hat, nicht für die Allgemeinheit. Ich erinnere mich noch gut, als Baby #1 sehr klein war, sagte mal meine Großcousine bei einer Familienfeier zu mir: "Das ist ja schrecklich, ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!" - also es wurde oft impliziert, dass die Kinder einen Schaden erleiden würden.

Bei Mr. Mary war es das berufliche Umfeld. Die Gastro ist ein sehr maskuliner Ort (teilweise) und viele der Stammgäste sind alleinstehende Männer, die zum Sportschauen kommen oder eben Leute, die "daheim die Hosen anhaben" und sich eine Auszeit gönnen.
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Meine Beobachtungen (insbesondere in öffentlich zugänglichen Communitys) - was Familien mit Kindern angeht - sind, dass diese, wenn sie sich für die Kinder entscheiden und dafür den Beruf an den Nagel hängen, von Mann UND Frau schlecht bewertet werden, man meint, dass sie sich sozusagen für die "soziale Hängematte" entscheiden.
Das ist heute tatsächlich so, wobei es eben auch sehr kurzsichtig ist, komplett auszusteigen. Ich glaube, der Blick auf die Ehe hat sich auch verändert - es ist heute eher so, dass es ja auch Paare gibt, die trotz gemeinsamer Kinder getrennte Kassen haben und wo sich Frauen die "Carearbeit" vom Mann vergüten lassen, für den Fall, dass sie sich trennen.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ja, das kann man so bestätigen, die Folge ist Hypergamie, viele unzufriedene Frauen und viele Single Männer. Noch eine Sache die mir allgemein aufgefallen ist: irgendwie sind alle der Meinung dass Männer keine Empathie brauchen.
Das mit der Empathie beobachte ich anders, aber ja, es ist tatsächlich so, dass erwartet wird, dass Frauen jemanden heiraten, der erfolgreicher ist. Eine Freundin von mir ist Dozentin an einer Hochschule und arbeitet auch Vollzeit - mit drei Kindern. Der Mann hat auch erst stundenweise gearbeitet, dann ist er wieder eingestiegen mit Teilzeit, hält ihr aber den Rücken frei mit Haus, Garten, Pflege ihrer Eltern, Kindern, ... das wird auch (auch heute, im Jahr 2023) negativ konnotiert, interessanterweise auch oft von Frauen "sollte jemanden finden, der auf "Augenhöhe" ist. Der Mann ist nicht doof, er hat einfach andere Prioritäten und ist ganz happy, im zweiten Glied zu stehen, während seine Frau die Brötchen verdient.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:das sind die traditionell definierten Geschlechterrollen/Geschlechterstereotype. Unter denen beide Geschlechter leiden. Schade, dass ihr versucht diesen irgendwie nach außen hin zu entsprechen und deswegen sogar lügt.
Ich habe nur keinen Bock auf Diskussionen mit Leuten, die das gar nichts angeht. Und Mr. Mary hat eben gerade im Event- und Gastrobereich diese ganzen Machosprüche abbekommen "Na, Schürzchen heute ausgezogen? Durftest du auch mal vom Herd weg ...? Hat deine Alte Angst, dass du abhaust, wenn du dein eigenes Geld verdienst?" Da kommt mitunter Sexismus vom Feinsten.
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:Ich nehme an, das alles liegt so 10-15 Jahre zurück. Habe tatsächlich auch den Eindruck, dass sich diese öffentliche Wahrnehmung des Mannes -insbesondere im letzten Jahrzehnt- doch schon etwas verschoben zu haben scheint. Zumindest wirkt der Mann in einer eher traditionenellen Frauenrolle medial bei weitem nicht mehr so unmännlich wie früher.
Das stimmt. Was ich aber auch witzig finde ist gerade im pädagogischen Bereich. Ich beobachte häufig, dass der einzige Mann an einer Grundschule mit zehn Lehrerinnnen - zielstrebig Rektor wird. Oder ein Kindergarten in der Umgebung nun vom einzigen Erzieher geleitet wird :-). Ich glaube, als Mann kann man in typischen Frauenberufen auch gut Karriere machen, während das für Frauen schwieriger ist.

Die Diskriminierung läuft aber auch anders herum (ich weiß, OT). Die Mutter eines Schülers war Automechanikerin, ließ aber die Werkstatt immer auf den Vater bzw. dann Sohn laufen, weil sie meinte, sie bekäme sicher weniger Aufträge, wenn die Leute einen Frauennamen lesen. Was für sie auch ein Problem war - sie war alleinerziehend und Männer fanden das irgendwie sexy ... eine autoschraubende Frau, die ziemlich attraktiv war. Das war wohl ziemlich unangenehm, wie Kunden da aufgetreten sind.
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:Wobei die Tendenz wohl schon noch eher auf konservative Geschlechterrollen hin deutet, besonders auf dem Land. Dementsprechend wären auch die Vorurteile.
Ganz oft ist es auch so, dass Leute dadurch ihr eigenes Lebensmodell in Frage gestellt sehen. Beispielsweise im Bekanntenkreis: War so ein Klassiker - Frau bekommt zwei Kinder und geht in Elternzeit, kehrt dann auf 450€ Job zurück, das ist ihr "Taschengeld". Mann machte Karriere und war glaube ich froh, dass sie sich um Haus und Hof kümmerte. Heute sind die Kinder groß, sie arbeitet immer noch 450€, er arbeitet 12-14 Stunden am Tag. Kinder sind nun schon ausgezogen, sie könnte locker mehr arbeiten (wäre ja auch für ihre Rente cool). Die stichelt immer ... auch wenn wir ein anderes Thema haben.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Ich glaube das hängt sehr, sehr stark um jeweiligen Umfeld. Ich arbeite seit Jahren (uff, sogar schon Jahrzehnten, ich werd alt…) in von Frauen dominierten Berufen. Vom Gehalt her liegen ich und meine Frau gleich auf, wobei das immer mal schwankt. Elternzeit haben wir beide gerecht geteilt. Im Haus übernehme ich das Kochen, Backen, Wäschewaschen und natürlich etwa die Hälfte beim Putzen (zugegeben, wir sind eine ziemlich unordentliche Familie).
Das ist cool.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Die Zeit mit den Kindern ist mehr wert als jeder ökonomische Erfolg, zumindest für mich.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und der Punkt ist: das was du schilderst hab ich nie erlebt. Das irgendwer sich echauffiert hätte, das ich unmännlich wäre? Nie, kein einziges Mal. Nicht mal im Ansatz, weder bei Freunden, Kollegen noch Bekannten. Daher wundert mich das schon sehr, was du da schilderst und ich kann es mir nur damit erklären, das wir in sehr unterschiedlichen Welten leben. Geographisch wie Sozial.
Bestimmt (Welten). Diese Event- und Gastrowelt ist ziemlich maskulin. Bei Lehrern ist es so, dass es zunehmend ein Frauenberuf wird.
Oft heiratet Lehrerin einen Akademiker - der konzentriert sich auf die Karriere, sie arbeitet, wenn die Kinder klein sind, unterhälftig. Da kamen oft auch doofe Bemerkungen.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 10:42
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Ich habe nur keinen Bock auf Diskussionen mit Leuten, die das gar nichts angeht.
man muss doch gar nicht diskutieren.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Und Mr. Mary hat eben gerade im Event- und Gastrobereich diese ganzen Machosprüche abbekommen "Na, Schürzchen heute ausgezogen? Durftest du auch mal vom Herd weg ...? Hat deine Alte Angst, dass du abhaust, wenn du dein eigenes Geld verdienst?" Da kommt mitunter Sexismus vom Feinsten.
gerade da kenne ich es ganz anders......und würde mich auch nicht dazu bringen, zu lügen. Ich stehe doch zu meinem Lebensentwurf.


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 10:51
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Da viele Events am Wochenende oder Abends stattfinden, ist er tagsüber oft zu Hause, was oft zu Abwertung führte "arbeitet der denn gar nichts"?
Wie kleingeistig müssen manche Menschen sein und wie rückständig müssen sie leben, um nicht zu wissen, dass es auch zig Jobs gibt, die nicht nur tagsüber unter der Woche von 7-16 Uhr gearbeitet werden.

Mir tuts leid, dass ihr solche negativen Erfahrungen gemacht habt. So wie sich das "alles" (dein gesamter Beitrag) liest, muss es ein besonders kleingeistiges und auch überhebliches erzkonservatives Umfeld gewesen sein, in dem ihr euch damals befunden habt.

Ich kann euch verstehen, auch wenn ich es persönlich zum kotzen finde, dass ihr notgedrungen lügen musstet, um weiterer Diskriminierung zu entgehen.




Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Noch eine Sache die mir allgemein aufgefallen ist: irgendwie sind alle der Meinung dass Männer keine Empathie brauchen.
Das habe ich noch nie gehört. Im Gegenteil; Wurde nicht immer von vielen Frauen kritisiert, dass Männer sich angeblich nicht in Frauen hineinversetzen können und Männer gerade deswegen dringlichst mal sowas wie Empathie bräuchten?


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Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

29.04.2023 um 10:58
@rhapsody3004
Ich hatte @Abahatschi so verstanden, dass er meint, alle seien der Meinung, man müsse Männern keine Empathie entgegenbringen.
Also im Sinne der gesellschaftlichen Erwartungshaltung, Männer sollten stark und gefestigt sein wie ein Fels, dürften sich nicht beklagen und bräuchten kein Mitgefühl von anderen.
Kann aber natürlich auch sein, dass ich das falsch verstanden habe.


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