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die Ethik des Konfuzianismus

15 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Konfuzianismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1
-kikuchi- Diskussionsleiter
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die Ethik des Konfuzianismus

21.01.2006 um 10:28
Fünf menschliche Elementarbeziehungen
Vater-Sohn
Fürst-Untertan
Mann-Frau
Älterer Bruder-jüngerer Bruder
Freund-Freund

Die Zahl Fünf findet sich auch in den
Fünf Elementen des Daoismus
Fünf Himmelsrichtungen(N, O, S, W + eigener Standpunkt)


Fünf Tugenden
Ren, die gegenseitige Liebe
Yi, die Rechtschaffenheit
Zhong, die Gewissenhaftigkeit
Shu, die Gegenseitigkeit – was du nicht willst, dass man dir tu', das füge auch keinem anderen zu
Zhi, die Ehrlichkeit


Drei soziale Pflichten

Aus den fünf Tugenden wurden drei soziale Pflichten abgeleitet:
Loyalität (chin. 忠 zhong wörtl. "Untertanentreue")
kindliche Pietät (chin. 孝 xiao; wörtl. "Verehrung der Eltern und Ahnen")
Anstand und Sitte (chin. 禮 li), umfasst alle Umgangsformen, sowohl unter den Menschen (Höflichkeit u. Etikette) als auch zwischen Menschen und der übersinnlichen Welt (Zeremonien, Opferriten)

Weil die Ordnung Konfuzius' Meinung nach durch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung erreichbar sei, haben li und kindliche Pietät die wichtigste Stellung im praktischen Leben erhalten. Kinder sollen Ahnenverehrung fortsetzen und Ahnen erhalten. Demzufolge gilt Kinderlosigkeit als großes Unglück. Als Ausweg werden Adoption und Nebenfrauen empfohlen. Die Summe aller Tugenden ist die wirkliche Mitmenschlichkeit (chin. ren 仁). Sie allein zeigt, wer innerhalb der Ordnung loyal, gerecht und ehrlich handelt. Und das kann nur, wer ausgiebig li (3. soziale Pflicht; s.o.) studiert und praktiziert.

Wer li entsprechend lebt – also der Etikette, den Riten und der Sitte nach – und sich für die Ahnen aufopfert, verändert sich allein dadurch zum Guten. Das löst dann einen Dominoeffekt aus, der auf seine Mitmenschen und schließlich auf den gesamten Kosmos wirkt und die eigentliche Urordnung wiederherstellen kann. Das heißt:
Wenn Familien in Harmonie sind, ist es auch das Dorf
Sind Dörfer in Harmonie, ist es auch die Provinz
Sind Provinzen in Harmonie, dann ist es im Endeffekt auch das Reich


Wichtigkeit des Studiums

Das Studium ist Voraussetzung für das Verständnis der Ordnung des Himmels und der Menschen. Allerdings soll man nur ergänzend zum Denken lernen. Konfuzius sagt also: „Lernen ohne zu denken ist sinnlos; aber denken ohne zu lernen ist gefährlich.“

Der Kern der Lehre sind die Fünf, Neun, bzw. Dreizehn Klassiker
Yi Jing = das Buch der Wandlungen
Shi Jing = das Buch der Lieder
Shu Jing = das Buch der Urkunden
Chun qiu = das Buch des Frühlings und des Herbstes
Li Ji = das Buch der Riten
Lun Yu = das Buch der Unterredungen
Da Xue = das Buch der großen Wissenschaft
Zhong Yong = das Buch der Lehre von der Mitte
Meng Zi = das Buch der Zusammenfassung



Dies dürfte meines Erachtens als Grundwissen zunächst ausreichen. Meine Frage ist nun folgende, die Staatsform die sich in Konfuzianisches geprägten Ländern entwickelt hat ähnelt oft in frappierender Weise denen die sich in Utilitaristisch Ländern entwickelten. Ich habe mich schon oft gefragt was letztlich der Unterschied sei, abgesehen davon das das eine als Religion zu gelten mag, das andere als reine Philosophische Richtung.

Ich denke der Konfuzianismus eignet sich vortrefflich für menschenverachtende Systeme, da es bedingungslosen Gehorsam von der Regierung etc. fordert.

Könnt ihr mich in diesem Punkt eines besseren belehren, oder habe ich recht?


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die Ethik des Konfuzianismus

21.01.2006 um 12:15
es kommt doch immer darauf an wie es umgesetzt wird oder?
kommunismus zB klingt doch ganz gut; gleiches recht für alle, gleichheit für alle.
aber die umsetzung ist nicht wirklich vertretbar

I'm not the devil. And that's untrue.... I'm just not like you.


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aniki ehemaliges Mitglied

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die Ethik des Konfuzianismus

21.01.2006 um 12:29
"Ich denke der Konfuzianismus eignet sich vortrefflich für menschenverachtende Systeme, da es bedingungslosen Gehorsam von der Regierung etc. fordert."

Da würde ich dir zustimmen, allerdings nur vorsichtig und unter Vorbehalt. Sicher, der Konfuzianismus regelt das Zusammenleben auf oft recht rigide Weise (aus unserer Sicht betrachtet), aber wir sollten ihm mit einer solch einseitigen Verurteilung nicht Unrecht tun.

Über viele Jahrhunderte formte und lenkte diese Philosophie die Gesellschaft in den Ländern Ostasiens, deren Kultur mit dem Konfuzianismus gewachsen ist. Sicher, wenn wir uns aus unserem Blickwinkel die teilweise recht autoritäre Struktur v.a. in China, Japan oder Korea heute ansehen, wirkt das recht befremdlich, und möglicherweise hat der Konfuzianismus ja tatsächlich schon bald ausgedient.

Ich denke, wir haben es auch hier (wie so oft) mit einer Medaille mit zwei Seiten zu tun: der Konfuzianismus kann die Gesellschaft einerseits auf positive Weise formen, andererseits auch mißbraucht werden.
Ein Beispiel kann man z.B. in dem Ultranationalismus der frühen Shôwa-Zeit in Japan sehen, hier mischten sich die rigidesten Elemente von Shintô und Konfuzianismus im sogenannten Staatsshintôismus. Kikuchi, bei Interesse empfehle ich dir, mal das "Kokutai no hongi" (国体の本義) zu lesen, das gibt's vorzugsweise auch in englischer, kommentierter Version. Sehr lohnenswert!
:)

"Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.Ich bin der Geist der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles was entseht ist wert das es zu Grunde geht. Drum besser wär's das nichts entstünde.
So ist denn alles was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element..."
-=ebai=-



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-kikuchi- Diskussionsleiter
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die Ethik des Konfuzianismus

21.01.2006 um 12:31
@aniki

Die shouwa Zeit ist ein extrem, soweit wollte ich garnicht gehen. Es reicht schon sich die Struktur der Japanischen Hirachie vor der Meiji Restauration anzusehen.
Stichwort Bakufu ;-)

"Art is the illusion of spontaneity."
"Vision without action is daydream. Action without vision is nightmare."
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aniki ehemaliges Mitglied

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21.01.2006 um 12:50
@kikuchi
Stimmt, die Regierung der Tokugawa-Shogune ist ebenfalls ein gutes Beispiel, auch da in dieser Zeit der Neo-Konfuzianismus aufkam (leider so gar nicht mein Fachgebiet... :()
Aber schau mal noch ein wenig weiter in der Geschichte zurück: Bevor das Land ab 1600 geeinigt werden konnte, herrschte die "Zeit der Kriegsstaaten" (sengoku-jidai), in denen sich alle Fürsten gegenseitig bekämpften. Um dieses Chaos zu bewältigen, war eine rigide Regierungsform wie die der Tokugawa zunächst notwendig, der Konfuzianismus bot da das perfekte Mittel zum Zweck und steckte einen gewissen Rahmen, in dem sich die Gesellschaft gut entwickeln konnte. Bis dieser Rahmen zunehmend enger und enger wurde und schließlich aufgebrochen wurde... :)

"Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.Ich bin der Geist der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles was entseht ist wert das es zu Grunde geht. Drum besser wär's das nichts entstünde.
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-kikuchi- Diskussionsleiter
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21.01.2006 um 13:02
Ja, das meine ich auch nicht, mir ist durchaus bewusst das in dieser ca.200 jährigen Friedensperiode ein goldnes Zeitalter für Japan anbrach. Auch will ich gar nicht bestreiten das der Konfuzianismus in diesem Fall gutes Mittel war, um den Zweck zu erfüllen, allerdings wurde durch ihn nichts desto trotz ein regider Obrigkeitsstaat geschaffen, in dem ein Aufstieg nur innerhalb der eigenen Kaste möglich war.

Samurai blieb Samurai
Bauer blieb Bauer
Handwerker blieb Handwerker und so weiter

Erstaunlicherweise gab es diese Schranken im Chinesischen System nicht, dort gab es schon früh die Möglichkeit aus jedem Stand (fast) jede Position zu erreichen.

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aniki ehemaliges Mitglied

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21.01.2006 um 13:21
Stimmt, das Kastensystem (shi-nô-kô-shô) ist in dieser Zeit entstanden, obwohl vor der Edo-Zeit durchaus Bauern bis in höchste Würden gelangen konnten (nenne da nur Hideyoshi!).
Auch das System, daß immer mindestens ein Familienmitglied der Clanfürsten in Edo wohnen mußte (quasi als Geisel des Shôguns), ist überaus rigide, aber war wahrscheinlich notwendig, um eventuelle Revolten zu ersticken, ehe sie überhaupt geplant wurden.

Den Verweis auf China finde ich sehr interessant. Bin da leider auch kein Experte, aber ich behaupte mal, daß es mit dem "Mandat des Himmels" zusammenhängt. Nach dieser Vorstellung ist ein Herrscher nur solange legitim, wie der Himmel ihm gnädig gestimmt ist. Mit anderen Worten: erweist er sich als grausam, unfähig etc., besteht nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, ihn abzusetzen und einen neuen Machthaber zu inthronisieren. Gelingt der Coup, ist das bereits ein gutes Zeichen, daß der neue Kaiser das "Mandat des Himmels" erhielt und nun selbst rechtmäßiges Staatsoberhaupt ist. Daher auch die vielen Dynastien in Chinas Geschichte...

In Japan hingegen beschloß die Yamato-Sippe, sich dieses himmlische Mandat zeitlebens zu sichern und stellte sich selbst in den frühesten "Geschichtsbüchern" ("kojiki "und "nihon-shoki") als die Abkömmlinge der Sonnengöttin und damit als einzig legitimes Herrscherhaus Japans dar.

Möglicherweise liegt in diesen beiden grundverschiedenen Ansätzen ein Schlüssel, weshalb der Konfuzianismus in beiden Ländern so verschieden zur Anwendung kam.

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21.01.2006 um 13:32
Ja, das ist sicherlich eine der Möglichkeiten. Ich denke den Yamatos blieb auch nichts anderes übrig, um ihren Herrschaftsanspruch über Wâ(Japan) zu rechtfertigen.

Schließlich hätte nach dem Chinesischen Prinzip ein Invasionsversuch legitimität besessen, wenn er nur von Erfolg geprägt worden wäre..

Naja, vieles wäre wohl anders verlaufen wenn diese beiden Länder vereint gewesen wären. Ich sage jetzt einfach mal Seidenhandel..

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aniki ehemaliges Mitglied

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21.01.2006 um 13:45
Lach, ja, wenn man sich überlegt, wie die Geschichte hätte verlaufen können, wenn das und das passiert wäre, schon interessant, mal darüber nachzudenken....
:)

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-kikuchi- Diskussionsleiter
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21.01.2006 um 13:53
diese beiden Reiche hätten sicherlich sehr viel erreichen können, wenn sie nur gewollt hätten..

aber wie du schon sagtest, das gehört ins Reich der Spekulation..

Back to Topic ;-)

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aniki ehemaliges Mitglied

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die Ethik des Konfuzianismus

21.01.2006 um 14:18
Ohje, ich fürchte, mein Wissensschatz zum Topic ist momentan ausgereizt... :(

"Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.Ich bin der Geist der stets verneint!
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12.06.2011 um 14:46
Zitat von -kikuchi--kikuchi- schrieb am 21.01.2006:Ich denke der Konfuzianismus eignet sich vortrefflich für menschenverachtende Systeme
Sehr richtig.
Zitat von -kikuchi--kikuchi- schrieb am 21.01.2006: da es bedingungslosen Gehorsam von der Regierung etc. fordert.
Auch hier wieder meine volle Zustimmung.
Das Tolle ist aber nü, dass man eine Regierung stürzen kann! Aber was willste machen, wenn irgend ein Biddhist kommt und mit Karma argumentiert? Oder wenn ein Müslüm mit Allah kommt? Da haste keine Changs! Denn wie Nietzsche richtig erkannt hatte, lässt sich mit dem Jenseits jede Lüge aufrecht erhalten. Aus diesem Grunde ist mir der Konfuzianismus - im Vergleich zu den anderen Religionen, ein nicht allzu grosser Dorn im Aug.


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die Ethik des Konfuzianismus

12.06.2011 um 15:02
@arikado
haste mal geguckt wie alt der thread ist?


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die Ethik des Konfuzianismus

12.06.2011 um 15:20
@darkylein

...wahrscheinlich älter als du. :D ;)


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12.06.2011 um 15:34
@arikado
nein, bin knapp etwas älter als 5 Jahre. Die die mitdiskutiert haben sind nun nimmer registriert


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