@deja-vu. deja-vu. schrieb:Kannst Du mal kurz den Sinn dieser "Konstrukte" erklären und warum Sprache sich nicht auch verändern dürfen sollte (was sie nebenbei schon immer getan hat)?
Ich bin kein Sprachpurist - nirgends steht, dass ich eine (Weiter-)Entwicklung der Sprache ablehne.
Was mich jedoch verärgern würde, wäre eine Aufgabe des ausgeprägten Flexionssystems der deutschen Sprache, da dies den Sinnerhalt in einem Satz fördert und die interpretative Komponente einer Sprache verkleinert. Beispiele gefällig?
"The man making world's worst polluter clean up its act""High visibility team guarding entry points omits police""Decline in US teen sex stalls as abstinence teaching grows"All dies sind Schlagzeilen aus der
Guardian Weekly. Sie belegen, wie schwierig es auch für geübte Sprecher oder sogar englische Muttersprachler sein kann englische Sätze zu verstehen, weil diese Sprache in ihrer modernen Form eben nur über ein sehr rudimentäres Flexionssystem verfügt. Stattdessen muss dein Kopf wesentlich mehr arbeiten und die grammatikalischen Beziehungen zwischen den Begriffen aus dem Satzbau und dem Kontext erschließen. Viele englische Begriffe können ja in identischer Form sowohl Nomen, als auch Verb und Adjektiv sein.
Genau diese für uns selbstverständliche Präzision in der deutschen Grammatik oder auch den slawischen Sprachen schätze ich sehr und würde es definitiv nicht gutheißen eine ähnliche Schiene zu fahren, wie es auch das Englische bereits tut.
deja-vu. schrieb:Nur, gibt es da dann wiederum auch "das Kind" und das Mädchen, wo diese doch gar nicht geschlechtsneutral sind......;-))
Du hast zumindest die Kernaussage begriffen: Das grammatikalische Geschlecht trifft eben keine (!) Aussage über ein reales "Geschlecht" des Objekts oder Subjekts, sondern stellt lediglich klar, wie ein Begriff zu deklinieren ist und welcher Artikel benutzt werden muss. "Genus" heißt ja nicht nur "Geschlecht", sondern auch "Abstammung", "Beschaffenheit" oder "Gattung".
Durch die Verwendung verschiedener Genera und grammatikalischer Fälle wird die Variabilität der Flexion vergrößert, was die Eindeutigkeit der Zugehörigkeit von Bestandteilen eines Satzes (etwas Nomen-Adjektiv) verbessert - gleichzeitig aber natürlich den Lernaufwand für die Sprache erhöht. Die Verwendung von drei grammatischen Geschlechtern halte ich für einen guten Kompromiss.