Amoklauf in Graz, 3 Tote, ~50 Verletzte

In meiner Heimatstadt Graz gab es heute einen nahezu unglaublichen Vorfall.

Ein 26-jähriger Bosnier setzt sich in einen Geländewagen, und rast mit über 100 km/h durch die Fußgängerzone in der Herrengasse am Grazer Hauptplatz (eine stark frequentierte Gasse, hier tummeln sich permanent und vor allem am Wochenende hunderte Personen).

Der Täter rast mit dem Wagen absichtlich auf Fußgänger zu, touchiert eine Radfahrerin, eine Motorradfahrerin, fährt anschließend IN ein Geschäft, und attackiert nach dem Ende der Amokfahrt noch Passanten mit einem Messer, ehe er von der Polizei überwältigt werden kann.

Ob die Anzahl der Todesopfer noch weiter ansteigen wird, ist unbekannt, bisher sind eine Frau, ein 7-jähriger Bub und später noch ein 3. Opfer ums Leben gekommen.

Darüber hinaus wurden zahlreiche Personen verletzt. Der Täter wurde mittlerweile festgenommen, er soll einen "verwirrten" Eindruck gemacht haben. Kurz vor der Amokfahrt soll es in der Nähe auch eine Messerstecherei gegeben haben, bei der mehrere Leute verletzt wurden (ob es hier auch Todesopfer gab ist unbekannt, die Medien haben es noch nicht aufgegriffen) - man weiß aber nicht ob auch hierfür der selbe Täter verantwortlich ist.

Lt. Augenzeugen spielten sich wahnsinnige Szenen ab, schreiende Leute die versuchten in die Geschäfter zu fliehen, die Leichen liegen zugedeckt am Fußgängerweg.

In den verlinkten Medienberichten gibt es Bilder und Videobeiträge:

http://www.krone.at/Steiermark/Drei_Tote._etliche_Verletzte_bei_Amokfahrt_in_Graz-Taeter_festgenommen-Story-458841

http://www.kleinezeitung.at/s/steiermark/graz/4759030/BLUTTAT_Amokfahrt-in-Graz_Drei-Tote-und-34-Verletzte

http://www.österreich.at/chronik/Amokfahrt-in-Graz-Zwei-Tote-in-der-Herrengasse/193123511

Furchtbare sinnlose Tat! Einfach nur schrecklich. Selbst am hellichten Tag unter hunderten Menschen ist man seines Lebens nicht mehr sicher vor solchen Irren. Besonders betroffen macht, dass auch kleine Kinder unter den Opfern sind. :(

@Comtesse

Genau das hat mich verwundert. Wobei man ja immer wieder glaubt, "bei uns passiert sowas nicht". Mitnichten! Gestern bin ich noch mit der Straßenbahn an der Stelle vorbeigefahren wo heute die Leichen liegen, ich mein, mitten an einem Samstag vormittag wo Familien in der Innenstadt spazieren gehen, so eine kranke Scheisse abziehen.

Einfach nur fürchterlich, Motive sind übrigens noch nicht bekannt, der Vollständigkeit halber. Ich würd jetzt ganz spontan auf große, psychische Probleme tippen (die aber mit Sicherheit nichts von all dem rechtfertigen oder gar entschuldigen können).

Echt schrecklich und ich hab das Gefühl, dass es immer mehr solche bekloppte gibt...
Gestern hätte sowas ähnliches auch in Berlin passieren können... Wollte nach der Arbeit gemütlich mit der U-Bahn nach Hause fahren, doch es sollte so nicht kommen.

Fünf U-Bahnstationen der U6 gesperrt, weil ein Wahnsinniger mit einem Messer in den U-Bahntunnel rennt... Zum Glück gab es keine tote. Leider waren aber noch zwei Züge im Tunnel, ohne Strom und durch den Feierabendverkehr so dermaßen voll, dass man aneinander gedrückt stehen muss. Und das wohl ne Stunde lang in der Dunkelheit unter der Erde.
War echt ein gruseliger Anblick, wenn in einer so belebten Straße ( Friedrichstraße) plötzlich militärgleiche SEK-Kommandos durch die Straßen laufen.

Ich Frage mich, warum schon wieder betont werden muss, dass der Täter "geistig verwirrt" war?!

Ist denn nicht jeder Mensch so, der entscheidet über Leben und Tot zu bestimmen?

The_Styx schrieb:Ich Frage mich, warum schon wieder betont werden muss, dass der Täter "geistig verwirrt" war?!

Weil er die Tat sicherlich nicht 5 Jahre geplant hat. Wie soll man denn sonst so einen Menschen nennen, der mit 100 in der Fussgängerzone fährt?

The_Styx schrieb:Ich Frage mich, warum schon wieder betont werden muss, dass der Täter "geistig verwirrt" war?!

Damit man es als "bedauerliche Einzeltat" eines "geistig Verwirrten" verbuchen kann und sich nicht mit etwaiigen ideologischen Hintergründen und Zusammenhängen mit ähnlichen Taten auseinandersetzen muss.
In Frankreich gab es im letzten Jahr übrigens ähnliche "Einzelfälle".

15:22
"Psychose" Ursache für Amokfahrt
"Psychose" mit Ausgang im familieren Bereich als Auslöser, erklärte Josef Klamminger, Landespolizeidirektor.

15:56
Psychische Probleme häufig Auslöser
Amokfahrten forderten in den vergangenen Jahren immer wieder Verletzte und Tote, oft waren psychische Probleme Auslöser für diese Taten. Der heutige Vorfall in Graz gehört dabei zu einem der dramatischsten dieser Fälle überhaupt.

http://www.xn--sterreich-z7a.at/chronik/Amokfahrt-in-Graz-Zwei-Tote-in-der-Herrengasse/193123511

Als Auslöser für die Tat wird "Wegweisung" ins Spiel gebracht.

Siehe: § 38a SPG Betretungsverbot und Wegweisung zum Schutz vor Gewalt https://www.jusline.at/38a_Betretungsverbot_und_Wegweisung_zum_Schutz_vor_Gewalt_SPG.html

15.15 Uhr: Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer spricht von einem "geistig verwirrten" Einzeltäter: "Es gibt keine Erklärung, es gibt keine Entschuldigung"

15.25 Uhr: Laut Polizei handelt es sich beim Täter um einen 26-jährigen aus dem Süden des Bezirks Graz Umgebung und es soll sich um keinen Terrorakt handeln. Er soll aufgrund familiärer Probleme (Wegweisung) unter einer Psychose leiden.

http://www.kleinezeitung.at/s/steiermark/graz/4759030/BLUTTAT-IN-GRAZER-INNENSTADT_Amokfahrt-in-Graz_Drei-Tote-und-34

Manchmal bekommt man den Verdacht, dass gerade das Großstadtleben mit seiner Anonymität solche Täter produziert, die einfach mal in der Masse ihre Aufmerksamkeit mit Gewalt erzwingen wollen. Hass auf all die Menschen rundum, die einen nicht beachten und so zufrieden und glücklich mit sich und der Welt scheinen, wie es der Täter nie war und nie sein wird, was er vor Neid und Hass zerfressen nicht mehr dulden will. Psychose, naja, aber zu verwirrt, Auto zu fahren, war er ja nicht.

@Comtesse

Comtesse schrieb:Psychose, naja, aber zu verwirrt, Auto zu fahren, war er ja nicht.

Das hat ja auch nichts miteinander zu tun.

@Capitano
unglaublich erschütternd!

absolut nicht in ordnung kommt mir die formulierung vor, er habe aufgrund einer wegweisung eine psychose. ich appelliere an alle hier mitlesenden redakteure, cden unfug nicht weiterzugeben.

eher wird es umgekehrt sein, er habe schon wegen -im nachhinein gesehenwahrscheinlich psychotisch begründeten- übergriffen weggewiesen werden müssen.

@Thawra
Das klingt aber immer so, als wäre derjenige nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen und geistig verwirrt durch die Gegend geirrt. Als könnte er nichts dazu. Wie kann man überhaupt schon so schnell eine Psychose diagnostizieren? Wenn er schon im familiären Bereich so gefährlich und gewalttätig war, dass es zu einer Wegweisung kam, wieso wurde da nicht schon eine Psychose bemerkt und er erntsprechend behandelt in der Psychiatrie, statt ihn draußen rumrennen zu lassen? Für mich sieht das nach einem Gewalttäter aus, der bewusst töten und verletzen wollte, nicht nach einem Psychotiker, der in geistiger Umnachtung gar nicht realisiert, was er da tut.

absolut nicht in ordnung kommt mir die formulierung vor, er habe aufgrund einer wegweisung eine psychose.

eher wird es umgekehrt sein, er habe schon wegen -im nachhinein gesehen möglicherweise psychotisch begründeten- übergriffen weggewiesen werden müssen.

Es wird so sein, dass der Täter bereits als Gefährder eingestuft wurde und ein Betretungsverbot (der Wohnung seiner Eltern, Lebensgefährtin, Frau?) erlassen worden ist.

Möglicherweise ging ihm diese Anordnung kürzlich (heute?) zu und daher drehte er vollends durch?

vielefragen schrieb:absolut nicht in ordnung kommt mir die formulierung vor, er habe aufgrund einer wegweisung eine psychose.

Für die Nichtösterreicher: Was bitte ist unter einer "Wegweisung" zu verstehen? Ist damit eine soziale Abweisung in irgendeiner Weise gemeint, oder hat der Begriff eine formalere Bedeutung? Sowas wie eine "Restraining Order" in den USA, oder eine einstweilige Verfügung bei uns?

@vielefragen

Das kommt sicher eher hin, ja. Man wird ja nicht ohne Grund weggewiesen. Man weiß ja dass die Polizei - zumindest in Österreich, sofern es nicht um Geld geht- erst dann eingreift, wenn etwas passiert ist und nicht präventiv. Das heißt, der hat nicht -wo auch immer er weggewiesen wurde- bloß gedroht, der hat wirklich irgendjemandem mindestens eine Backpfeife verpasst, wenn nicht gar mehr. Und danach hat man eine tickende Zeitbombe auf die Menschheit losgelassen. Die Hinterbliebenen tun mir so unendlich leid, so einen sinnlosen und entbehrlichen Tod mussten ihre Liebsten sterben.

@KonradTönz

Als Motiv wird "Wegweisung" ins Spiel gebracht.

Siehe: § 38a SPG Betretungsverbot und Wegweisung zum Schutz vor Gewalt https://www.jusline.at/38a_Betretungsverbot_und_Wegweisung_zum_Schutz_vor_Gewalt_SPG.html

Das heißt nichts anderes, als dass er "weg gewiesen" wurde. Das heißt, bei häuslicher Gewalt zB, ein Betretungsverbot o.ä.

@Capitano

"Ein 26-jähriger Bosnier..."


FALSCH.

ein 26-jähriger österreicher...

Capitano schrieb:Das heißt nichts anderes, als dass er "weg gewiesen" wurde. Das heißt, bei häuslicher Gewalt zB, ein Betretungsverbot o.ä.

Ja, dann stimme ich den anderen Usern zu: Dann ist das eine krasse Fehldarstellung der Ursachenverhältnisse wenn man behauptet, die Amokfahrt sei eine Folge der Wegweisung. Die Wegweisung ist dann nämlich nicht eine Ursache der Amokfahrt. Wegweisung und Amokfahrt haben vielmehr eine gemeinsame Ursache in seinem gewalttätigen , agressiven Charakter.

Hoffentlich bekommt er nicht wegen einem solchen Konstrukt mildernde Umstände zugebilligt. Das war 3-facher Mord un zig-facher versuchter Mord.

@ameise.

Da hast du Recht, anfangs war von einem Bosnier die Rede. Er ist aber ein Österreicher. Mit bosnischen Wurzeln.

@KonradTönz

Das kann man so unterschreiben. Der wird nicht, 2 mal rein zufällig ausgerastet sein.

@alle

früher eskalierten familienstreitigkeiten deshalb leichter bis zum mord, weil die frauen(manchmal männer) trotz häuslicher gewalt nicht flüchteten. sie wussten schlicht in der not nicht, wohin mit den kindern. frauenhäuser haben nicht so viel platz, wie man brauchen würde.

der gesetzgeber in österreich installierte nach anhörung aller mit gewalt in der familie befassten hilfsstellen und der exekutive, die möglichkeit der wegweisung des aggressors aus dem häuslichen umfeld für eine begrenzte zeit.
er darf die wohnung in der frist nicht betreten und sich ihr nicht nähern.
die restliche familie kann dadurch vorerst in ihren vier wänden bleiben.

Ich glaub nicht dass so eine Wegweisung besonders beeindruckend ist. Da hält sich doch bestimmt keiner dran wenn er nicht will.