Generalisierung

Hallo Leute,

ich weiß nicht ob ihr schon etwas davon mitbekommen habt das ab 2018 die 3 Ausbildungen Gesundheits-und-Krankenpfleger, Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger zusammen in einer Ausbildung zusammengefasst werden sollen.
Diese Einheitliche Ausbildung soll dann 3 Jahre dauern. Wie ist eure Meinung dazu? Findet ihr es gut oder eher schlecht?

Das ist gut, weil es flexibler macht. Man lernt mehr.
Ich wünschte, das wäre schon zu meiner Zeit so gewesen, denn dann könnte ich heute nicht nur drehen, sondern auch fräsen, schleifen und bohren.
Damals wurde einseitig ausgebildet. Für jede dieser verwandten Tätigkeiten gab es eine eigene Ausbildung.

Hört sich fürs erste super an. Dadurch werden die Pflegeberufe meiner meinung nach aufgewertet bzw haben sie einen vorteil weil sie eine höhere ausbildung haben und vielfältiger einsetzbar sind. (also mehr jobmöglichkeiten)

@Nebelstimme
bist du pfleger? Was findest du davon? Ich hab da zuwenig einblick um nachteile zu sehen.

Finde ich gut.
Denn die Basics sind in allen 3 Berufen die gleichen und es unterscheiden sich nur die Feinheiten.

@interrobang
Ja, komme selbst aus diesem Tätigskeitsfeld. Und wenn man sich mit der Materie beschäftigt sieht man viele negative aber leider nur sehr wenig positive Aspekte.

@Nerok
Leider nicht, nein. Die Ausbildungen von Kranken und Altenpflegern unterscheiden sich enorm voneinander da ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden.

Nebelstimme schrieb:Leider nicht, nein. Die Ausbildungen von Kranken und Altenpflegern unterscheiden sich enorm voneinander da ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden.

Die Medizinischen Dinge sind die gleichen.
Das einzige was sich großartig unterscheidet ist wie man mit den Patienten umzugehen hat.

@Nerok
Medizinische Aspekte werden in der Altenpflege nur nennen wir es mal nebensächlich behandelt. Die Schwerpunkte sind andere. Zudem wirst du in der Altenpflege darauf geeicht eigenverantwortlich zu entscheiden und zu arbeiten wo hingegen in der Krankenpflege einfach alles delegiert wird. Du siehst, leitest weiter an den Arzt, Arzt kommt zur Visite, delegiert die Aufgabe an dich.

@Nerok

Beispielsweise hast du in der Altenpflegeausbildung einen riesigen Lernanteil von Neurologischen Erkrankungen die in der Krankenpflegeausbildung kaum bis gar nicht beachtet und gelehrt werden.

@allmotlEY
Durch die Zusammenlegung der 3 Ausbildungen fallen in jeder der 3 Felder einige spezifische Inhalte weg da jede Ausbildung für sich bereits 3 Jahre dauert.

@Nebelstimme
hm... für mich überwiegen immernoch die vorteile... so extrem sehe ich die nachteile nicht... auser das die Pfleger bei weitem besser ausgebildet sind.

Ist quasi so als ob unsere Sanitäter zu Paramedics werden..

@interrobang
Inwiefern? Führ das mal bitte ein bisschen weiter aus. Wenn du Interesse hast erkläre ich dir die Defizite in diesem neuen Gesetzentwurf

Man kann sich nach dieser generellen Ausbildung ja noch hinterher auf eine Richtung spezialisieren, also fortbilden, oder? Wenn das der Fall ist, finde ich die Zusammenlegung an sich erstmal nicht schlecht.

In der Industrie wurde auch einiges generalisiert, hat aber nichts nachteiliges mit sich gebracht. Wenn sich zB die Inhalte in der Berufsschule ändern, juckt einen das in der Praxis ja ziemlich wenig.

@Nebelstimme
Ja ich habe interesse. Deswegen frage ich ja nach den defiziten.

wen du betroffener bist dan lege doch die nachteile offen. ich sehe keine.

Nebelstimme schrieb:Durch die Zusammenlegung der 3 Ausbildungen fallen in jeder der 3 Felder einige spezifische Inhalte weg da jede Ausbildung für sich bereits 3 Jahre dauert.

Beide berufsfelder werden seit jahren immer wieder aufgewertet, da müsen natürlich auch die anforderungen in der ausildung mitwachsen.

@interrobang

Zunächst einmal weiß niemand welche Finanziellen Belastungen diese generalisierte Ausbildung mit sich bringt.
2. Dadurch das es für die Ausbildung spezialisierte Dozenten braucht werden einige Schulen die einzig auf das ausbilden von Altenpflegekräften ausgerichtet sind schließen müssen.
3. Die in Punkt 2 erwähnte Schließung der Schulen wird einige Menschen den Job kosten. Zusätzlich weiß niemand ob durch das oben genannte Problem überhaupt noch eine wenigstens gleich hohe Anzahl von Ausbildungsplätzen geboten werden kann.
4. Viele der Leute die eine Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau ( so soll die neue Berufsbezeichnung heißen) absolvieren werden am Ende unbedingt in die Krankenpflege anstatt die Altenpflege wollen.
5. Vermutlich werden recht viele der Auszubildenden die später einmal im Krankenhaus arbeiten wollen dort nicht direkt einen Platz finden was dazu führt das sie ein Altenpflegeheim als Träger wählen, dieses investiert in die Ausbildung, jedoch macht sie damit Verlust da sie zwar in die Zukunft investiert der Azubi jedoch schlussendlich nicht in der Einrichtung verweilen wird.
6. Durch die Generalisierung kann es schnell dazu kommen das die Altenpflege noch mehr ins Abseits gerät als sie es bereits heute ist.

Könnte noch einige mehr aufzählen, aber ich denke diese 6 Punkte sollten zunächst mal für eine angeregte Diskussion genügen.

Generell muss ich sagen das die ganze Sache wenig durchdacht ist sondern eher ein Schuss ins blaue. Je weiter man sich mit dem Thema beschäftigt desto mehr Dinge die nicht wirklich durchdacht wurden tauchen dabei auf.

JA durchdacht ist das nicht. Wobei durchaus Potential ist, zumindest bei den Grundlagen.

Generell weichen die Bereich doch etwas stark voneinander ab, gerade im Bereich Kinderkrankenpflege.

Richtig angepackt könnten sich aber durchaus Synergieeffekte ergeben.

Davon ist nicht nur dieser eine Bereich betroffen. Ich spekuliere, nach dem Abitur direkt ins Institut des Auswärtigen Amtes nach Berlin zu gehen und im gehobenen auswärtigen Dienst tätig zu werden. Dort ist sogar explizid die Rede davon, dass man zum Generalisten ausgebildet wird, da die spezifischen Aufgabenbereiche im Laufe des Berufslebens ständig variieren uns unabsehbar sind - das sehe ich restlos ein und ist auch einer der Reize an diesem Job. Es wäre für mich sowieso eine Win-Win-Win-Situation: Ich verdiene westeuropäisch, lebe in Russland und bekomme auch noch himmelhohe Zuschläge für das vermeintliche Ausland. Man könnte ihn als den perfekten Job für mich abhaken, wäre da nicht die Tatsache, dass man alle paar Jahre an einen anderen Fleck der Welt muss, obwohl auch das natürlich etwas hat - aber darum geht es hier nicht.

In "meinem" Fall macht es offensichtlich Sinn, aber bei Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger bin ich mir nicht so sicher, obwohl die Grundlagen sicher schon miteinander zu tun haben. Es bringt natürlich den Vorteil mit sich, dass man schnell eine neue Stelle finden kann, wenn man die alte verliert, da das Berufsspektrum merklich breiter ist, ein Problem, welches Beamte grundsätzlich nicht haben.

Allgemein gesagt ist es vielleicht ein bisschen blöd für jemanden, der sich Kopf durch die Wand nur um kranke Kinder kümmern möchte, aber im Normalfall sehe ich das eher als zusätzliche Absicherung und Ausbau der Möglichkeiten, wenn auch nicht zwingend gewollt. Wenn ich mich zu oben genanntem entschließe, dauert es ebenfalls drei Jahre. Es ist keine Überraschung, dass ich die Einheit mit Das Kapital von Marx vermutlich interessanter finden werde als anderes, aber breit gefächerte Kompetenzen zu erwerben trifft auch dem Geist der Zeit, man kann nicht mehr darauf vertrauen, genau das arbeiten zu können, was man sich zum Ziel setzt, da der Staat das nicht mehr als eigenen Verantwortungsbereich betrachtet (auch hier wieder Beamte ausgenommen), was ich als einen fundamentalen Fehler betrachte. Aber so, wie die Dinge liegen, wird uns die Generalisierung sicher weniger Schaden in Form von verschwendeter Zeit als Vorteile durch Universalität einbringen.

Naja aber man wird selten in den Genuss von Kinderpflege kommen wenn man in nem Altersheim arbeitet. Noch nutzt einem Pfleger der sich um Kinder kümmert, das Wissen in Sachen Demenz und Alzheimer.
Es gibt sicherlich auch einen Grund wieso die Medizin in 3 Sparten ( Kind, Erwachsen , Geriatrie) behandelt.
Aber das grösste Problem in der Pflege ist eh die Zeit und das Geld - weniger die Ausbildung.

Prinzipiell finde ich die Idee nicht schlecht, sie steht für mehr Flexibilität.
Dennoch sollte dabei stets die Möglichkeit einer Vertiefungsrichtung bestehen bleiben.
Das garantiert weiterhin das fachlich hohe Niveau im Hauptberuf, schafft aber auch Möglichkeiten in den anderen Sparten leicht vertiefte Kenntnisse zu haben um sich auch in den anderen Bereichen schneller eingewöhnen zu können.
Das schafft auch gute Voraussetzungen für eine berufliche Umorientierung innerhalb der Pflegeberufe, schnellere Ausbildungszeiten ohne Qualitätseinbußen.
Eben diese Gefahr der Qualitätseinbußen sehe ich, wenn einfach nur alle 3 Richtungen in eine Ausbildung gefasst werden, das macht das Aufgabenspektrum zwar breiter, allerdings nicht tiefer.
Von daher würde ich sagen: Zusammenfassung ja, aber Wahlpflicht der Vertiefungsrichtung.
Ähnlich einem Grundstudium mit anschließender Wahl der Fachrichtung.