Tussinelda schrieb:Offenbar besteht hier kein Interesse des TE mehr, weiter zu diskutieren....warum eigentlich?
Das interesse besteht durchaus, nur habe ich durchaus auch noch ein RL.
Außerdem ist es natürlich ein bisschen frustrierend, wenn man ein und dasslebe sehr sehr oft hintereinander gefragt wird.
Insofern, ich habe interesse an diskussionen, an irgendwelchen finten um auf der eigenen meinung zu beharren habe ich kein interesse.
Ich werde also nocheinmal den mechanismus möglichst kleinschrittig erleutern, um in Zukunft darauf bezug nehmen zu können, wenn dieselbe Frage wieder auftaucht:
Also: Wie sorgt die Doppelmoral der linken (oder meinetwegen auch der liberalen, wenn ich die linken sage spreche ich von dem eher liberalen teil deutschlands, der sich bei SPD, Grünen und Linken zu Hause fühlt (oder selbst wenn er die nicht wählt ihnen ideologisch am nächsten ist) dafür, dass der andere, der konservative bis rechte teil Deutschlands, langsam weiter nach rechts abdriftet und für die Linken weniger erreichbar ist?
Bevor ich zum Punkt komme möchte ich erstmal ein paar klarstellungen anfügen, weil die Frage immer wieder aufkam:
Zunächst mal muss man sich klar machen, dass soetwas nicht von heute auf morgen passiert.
Es gibt nicht 'den einen' auslöser wie z.B. G20, G20 habe ich im EP als beispiel angeführt, was nicht bedeutet, dass G20 allein diesen Prozess trägt.
Zudem behaupte ich auch nicht, dass der Vorgang ALLEIN daran schuld ist, dass wir im heutigen Deutschland eine enthemmtere und erfolgreichere rechtspopulistische und rechtsextreme szene sehen. Ich behaupte lediglich, dass dieser Prozess es der rechten Propaganda wesentlich einfacher gemacht hat, so erfolgreich zu werden, und man es wesentlich schwerer hat, diesem Problem wieder herr zu werden.
Um den Vorgang jetzt zu illustrieren möchte ich das Pferd von hinten aufz#umen, denn der effekt geht ja auch umgekehrt:
Warum sind LInke oft der Meinung, mit Rechten könne man nicht reden?
Geht da mal von euch selbst aus. Habt ihr schon so misstraurisch gegebüber dem Diskussionspartner angefangen, als ihr das erste mal eine politische Diskussion hattet? Vermutlich nicht.
Aber mit der Zeit sieht man die unehrlichkeit.
-Man sieht, wie statistiken aus dem Zusammenhang gerissen werden, und man so Schweden zum 'rape capital of europe' macht, obwohl das ungerechtfertigt ist
-Man bemerkt, dass der Diskussionspartner real existierende Probleme nicht sehen will und so viele 'beweismittel' dafür verlangt, dass es fast unmöglich ist, sie zu bringen und wenn doch, dann sieht der Diskussionspartner es trotzdem nicht ein.
Das sehen wir gerade dann, wenn man Dinge nicht wirklich gut einwandfrei belegen kann, z.B. was Rassismuserfahrungen betrifft. Die werden gern von vornherein angezweifelt und bis auf durch selbstauskunftsumfragen kann man die auch nicht besonders gut belegen
-Man sieht wie rechte Politiker bei rechtsextremismus abwiegeln, während sie bei linken sofort alarm schlagen.
Wenn Claudia Roth bei irgendeiner Demo anwesend ist, wo auch leute vom schwarzen block sind, dann nutzt die AfD das sehr gern, aber Gauland ließ das z.B. in chemnitz nicht gelten, da hat er heruntergespielt.
-Insbesondere merkt man einfach, wie der Diskussionspartner auf stur stellt und sich lieber darauf verlagert, sich gegenseitig mit anderen Menschen gleicher Meinung zu bestätigen und sich zusammenzurotten.
Jeder der eher links ist und schonmal im internet diskutiert hat kennt diese unehrlichkeit. Und die führt (kann man hier sehr hübsch sehen) dazu, dass man den politischen gegner als komplett irrational wahrnimmt und der manchmal der meinung ist, man könne mit ihm überhaupt nicht reden.
Nun muss man aber eben leider sehen: Das geht den rechten genauso, denn Linke machen das alles auch.
Sowohl das tricksen mit studien, als auch das 'beweis' getrolle wenn man weiß, dass es nicht für alles eine gute datenlage gibt.
Sowohl das abwiegeln von (für einen selbst) unangenehmen Situationen als auch der Alarmismus bei Dingen, die für den gegner unliebsam sind.
Und letztendlich auch das bilden der Echokammer und die Selbstgerichtigkeit.
Jeder der eher konservativ oder rechts ist und im internet diskutiert hat das schonmal kennen gelernt, die dahinter liegende Doppelmoral.
Wenn hier also alle paar seiten mal wieder ein linker sagt, man könne mit rechten nicht diskutieren und es lohne gar nicht, auf sie zuzugehen, dann ist es naiv gleichzeitig anzuzweifeln, dass es den rechten genauso geht. Denn die Prozesse, die einen zu dieser aussage bringen, sind jeweils dieselben.
Der einzige Unterschied ist, dass dieser Prozess den rechten sehr viel mehr zu nutzen scheint, weswegen die linken gut damit beraten wären, ihn auf ihrer Seite abzuschwächen.