Wurde Rybkin gekidnappt?

Weiter Rätseln über Verschwinden von Putin-Herausforderer.




Die Suche nach dem Kandidaten für die russische Präsidentschaftswahl, Iwan Rybkin, hat eine überraschende Wende genommen.

Nachdem vom Herausforderer von Präsident Wladimir Putin am Montag weiterhin jede Spur fehlte, kündigte die Moskauer Staatsanwaltschaft an, sie werde eine Untersuchung wegen vorsätzlichen Mordes einleiten. Doch wenige Minuten später war alles wieder anders: Keine Morduntersuchung, hieß es plötzlich.


"Keine Grundlage für Untersuchung"


"Derzeit führt die Polizei gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Überprüfungen durch, verbunden mit einer Stellungnahme über das Verschwinden von Iwan Rybkin", so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.


Die Entscheidung sei verfrüht, zurzeit gebe es keine Hinweise auf eine Ermordung Rybkins, teilte die Staatsanwaltschaft in Moskau mit. In der ersten Stellungnahme hatte es noch geheißen, die Einleitung einer Morduntersuchung sei das übliche Procedere in einem solchen Fall.


Hintergründe für Änderung unklar


Zunächst war unklar, ob die rasche Änderung der Position der Staatsanwaltschaft auf eine Wende in der Causa Rybkin hinweist. Am Sonntag war die Frist zur Anmeldung von Kandidaturen zur Präsidentschaftswahl abgelaufen.


Wilde Spekulationen


Die russischen Medien spekulierten in ihren Montag-Ausgaben heftig über das Schicksal Rybkins. Die Bandbreite reichte von Entführung bis hin zu der Theorie, Rybkin habe sein Verschwinden selbst inszeniert, um seine Wahlkampagne zu stärken.


Rybkins Frau ist laut einem am Montag erschienenen Zeitungsinterview überzeugt, dass ihr Mann entführt wurde. Am Sonntag hatte sie ihren Mann offiziell als vermisst gemeldet.


Wirbel um Oppositionskandidaten


Der erklärte Gegner von Putin hatte diesen erst in der Vorwoche als korrupt und dessen Politik als "Staatsverbrechen" bezeichnet.


Bei der Wahl am 14. März gilt der 57-jährige Rybkin - so wie die anderen Konkurrenten Putins - als chancenloser Außenseiter.


Von Beresowski unterstützt


Auf das Verschwinden Rybkins gab es von offizieller Seite bisher keine Reaktion. Der Politiker wird von dem im Ausland lebenden Milliardär und Kreml-Kritiker Boris Beresowski unterstützt.


Letzter Kontakt am Donnerstag


Rybkin habe sich zuletzt am Donnerstagabend bei seiner Familie gemeldet, hieß es. Seitdem sei er auch nicht mehr über Mobiltelefon zu erreichen

Morduntersuchung gestoppt



Das Verschwinden des russischen Präsidentschaftskandidaten Rybkin gibt Rätsel auf. Der vehemente Gegner von Präsident Putin wird seit Tagen vermisst. Für Verwirrung sorgte am Montag zusätzlich die Moskauer Staatsanwaltschaft: Die Ankündigung, dass eine Morduntersuchung eingeleitet werde, wurde binnen weniger Minuten wieder zurückgezogen, ohne dass Gründe genannt wurden. In den Medien wird heftig spekuliert: Von Entführung bis hin zur Selbstinszenierung reichen die Theorien.



Insgesamt sechs Konkurrenten

Frist für Kandidatur abgelaufen.




Für die Präsidentschaftswahl in Russland am 14. März haben sechs Bewerber ihre Kandidatur gegen Staatschef Wladimir Putin angemeldet.

Kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist am Sonntagabend seien noch zwei weitere zu den bisher vorliegenden fünf Kandidaturen (inklusive Putin) hinzugekommen, teilte die Wahlkommission mit.


Sie stammten demnach von der liberalen Politikerin Irina Chakamada und dem Vorsitzenden der Kreml-kritischen Mutterland-Partei, Sergej Glasijew.


Scharfe Kritik aus eigenem Lager


Chakamada tritt als unabhängige Kandidatin an, weil die liberalen Parteien nach ihrer Niederlage bei der Parlamentswahl im Dezember einen Boykott beschlossen haben.


Im eigenen Lager wird die Politikerin für ihre Kandidatur scharf kritisiert.


Keine Chance gegen Putin


Umfragen zufolge hat keiner von Putins Gegenkandidaten Chancen auf einen Sieg.


Die weiteren Bewerber sind der Kommission zufolge der Kommunist Nikolai Charitonow, der Ultranationalist Oleg Malischkin, der Kreml-treue Sprecher des russischen Oberhauses, Sergej Mironow, und der Putin-Gegner Iwan Rybkin, der seit Donnerstagabend verschwunden ist.


Die Polizei leitete am Sonntag eine Großfandung nach dem früheren Duma-Präsidenten ein