http://www.kreuz.net/article.10925.html (Archiv-Version vom 03.04.2010)"(kreuz.net) „Statistisch gesehen wird man eher vom Küssen schwanger, als vom Zölibat pädophil.“
Das stellte der deutsche Kriminalpsychiater Hans-Ludwig Kröber (59) im Gespräch mit dem politischen deutschen Monatsmagazin ‘Cicero’ fest.
Während seines Studiums war Kröber im ‘Kommunistischen Bund Westdeutschland’ aktiv.
Seit März 1996 ist er Universitätsprofessor für Forensische Psychiatrie und Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Freien Universität Berlin. Er gilt als einer der gefragtesten Kriminalpsychiater Deutschlands.
Kröber über sich: „Ich bin von Haus aus ein militanter Lutheraner – allerdings nicht gottgläubig.“
Nach eigenen Angaben besucht er „selten genug“ katholische Messen. Die Liturgie komme ihm „immer noch ein wenig wie Hokuspokus vor“.
Der Vatikan: die klügste und aufmerksamste Gruppe
Kröber kennt den Vatikan und die deutsche Bischofskonferenz, weil er in der Vergangenheit als Experte für homosexuelle Schändungen Minderjähriger beigezogen wurde.
Der Kriminalpsychiater besitzt auch viele Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Institutionen.
Sein Urteil: „Die Bischöfe im Vatikan, die sich mit diesem Thema beschäftigten, waren die klügste und aufmerksamste Gruppe, vor der ich zum Thema sexueller Mißbrauch jemals gesprochen habe.“
Wann tritt Cohn-Bendit zurück?
Die Ursachen der Pädophilie – der Schändung von Kindern vor deren Geschlechtsreife – sind nach Kröbers Angaben nicht klar auszumachen.
Doch: „In jedem Fall werden Menschen in ihrer Entwicklungsphase zu Pädosexuellen, und nicht erst, nachdem sie lange Zeit auf Sex verzichten mußten.“
Mißbraucher reden sich nach Kröber ein, daß der Mißbrauch den Kindern gefalle:
„Die Pädophilen-Netzwerke versuchen doch immer noch, so eine Abolition-Politik durchzusetzen, und verkünden, sie seien die einzigen, die ein gewalt- und herrschaftsfreies Verhältnis zu Kindern haben.“
Als Beispiel der Verteidiger der Kinderschänderei nennt Kröber den heutigen ‘grünen’ EU-Abgeordneten Daniel Cohn Bendit:
Das Mißbrauchs-Geschrei ist ein Vorwand
Kröber ist über die „momentane Aufregung“ über Mißbräuche verwundert.
Er weist darauf hin, daß in den letzten Jahren vereinzelte Geistliche verurteilt wurden.
Doch: „Heute schaffen es zwei Priester der Regensburger Domspatzen auf die Titelseite, die verstorben sind und davor rechtskräftig abgeurteilt wurden. Lange nach ihrem Tod.“
Den Grund sieht Kröber in der Tatsache, daß Prälat Georg Ratzinger Dirigent der Domspatzen war und man hofft, über ihn den Papst zu treffen.
Kröber fügt an: „Was man ja schließlich auch auf anderem Weg geschafft hat.“
Mit dieser Aussage meint Kröber die gegenwärtige internationale Verleumdungskampagne gegen den Papst.
Eine andere Zeit
Kröber stellt klar, daß es im pädagogischen Bereich zu allen Zeiten Kinderschändungen gegeben hat – „ob in der Schule, bei den Pfadfindern, in Sportvereinen oder eben in Gemeinden“.
Der Kriminalpsychiater ruft auch in Erinnerung, daß man in der Vergangenheit mit diesen Fällen allgemein anders umgegangen ist:
„Man hat nicht viel darüber gesprochen, sondern versucht die Leute dorthin zu bugsieren, wo sie keinen Schaden anrichten.“
Das Risiko ist noch geringer als gedacht
In diesem Zusammenhang stellt Kröber klar: „Wenn ‘Der Spiegel’ mit 94 Tatverdächtigen in 15 Jahren kommt, dann ist das für jemanden, der sich kriminologisch ein bißchen auskennt, eine verblüffend geringe Zahl.
Die Einschätzung des Kriminalpsychiaters: „Das hieße, daß das aktuelle Risiko des sexuellen Mißbrauchs in Einrichtungen der katholischen Kirche noch viel geringer ist, als ich das zuerst vermutet hätte.“
Jedes Jahr werden in Deutschland durchschnittlich etwa 15.000 Fälle von Kinderschändungen polizeilich gemeldet.
De Kirche hat rund 600.000 Bedienstete. Das sind 1,8 Prozent der Bevölkerung:
„Darunter 94 Fälle seit 1995, das ist im Kontrast zu den alten Fällen eine dramatische Verbesserung der Situation.“
Die Zahlen werden künstlich gestreckt
Kröber weist darauf hin, daß weit mehr als die Hälfte des sexuellen Mißbrauchs und der Gewalttaten in den Familien stattfindet.
„In der Debatte um die katholische Kirche wurde jetzt sexueller Mißbrauch und Prügelpädagogik, die es damals unstreitig an allen Schulen gab, so oft vermischt, daß man das Gefühl hatte, man will die Zahlen strecken.“
Hier ortet Kröber ein offensichtliches Vorurteil: Weil Priester – angeblich – „alle“ Priester in Frauenkleidern herumlaufen und nicht heiraten, „herrscht in dem Laden völlige sexuelle Verwirrung“."