@Kc Kc schrieb:Allerdings tun die Menschen in wirtschaftlicher Hinsicht meist nur, was ihnen selbst nutzt, es besteht ein natürlicher Egoismus, der auch durch eine Ideologie nicht ausradiert werden kann.
Hinzu kommt auch der Wunsch nach Anerkennung.
Klar betreibt der Mensch Wirtschaft, weil es ihm nützt, das ist logisch. Und auch der Arbeiter arbeitet in erster Linie, weil er selbst Geld verdienen will, womit er sich sein Überleben sichern und gegebenenfalls seinen Wohlstand vergrößern kann. Anerkennung bitte ich da mal außen vor zu lasssen, das ist dann wieder eine andere Sache, der man durchaus einen eigenen Thread widmen kann.
Kc schrieb:Hat man lange und viel gelernt, sich mit viel Einsatz hochgearbeitet, dann besteht das Gefühl, dass man deshalb auch mehr Geld verdient hat, als jemand, der weniger gelernt oder sich weniger bemüht hat. Die meisten Menschen haben meiner Meinung nach den Wunsch nach angemessener Würdigung ihrer Leistungen.
Jemand, der für seine Ausbildung mehr Zeit investieren muss, hat einen Grund dafür: in der Regel nämlich, dass für die Ausübung des Berufes eine Arbeitsweise angewendet werden muss, die so ohne weitere Fortbildung nicht realisierbar wäre. Der qualitative Wert der Arbeit liegt damit überhalb der Durchschnittsarbeit und kann daher auf dem Markt entsprechend teurer angeboten werden und wird ebenfalls in der Regel höher honoriert. Ebenfalls ist es gerechtfertigt, einen Arbeiter, der Jahrzehnte seinen Beruf ausführt, höher zu entlohnen, jedoch nur, wenn sich tatsächlich herausstellt, dass durch die längere absolute Arbeitszeit ein hohes Maß an Erfahrung erlangt wurde, das sich in der Qualität oder Quantität der Arbeit auszeichnet.
Kc schrieb:Möchte man nun versuchen, eine größere Gleichheit zu schaffen, also den ungelernten Arbeiter ähnlich viel verdienen lassen, wie den ausgebildeten Meister, den Diplom-Ingenieur oder den Absolventen der Wirtschaftswissenschaften, dann wird dies scheitern.
Ist richtig und kann nicht das Ziel sein. Denn diese Gleichheit wäre Ungleichheit, nämlich in dem Maße, wie überdurchschnittliche Arbeit dann gleichermaßen entlohnt würde wie unterdurchschnittliche. Das wäre in etwa so, wie wenn die Durchschnittsarbeitszeit unter festgelegten Bedingungen für die Herstellung eines Schuhs eine Stunde betragen würde, der Schuster am Tag 12 Schuhe fertigstellt und alle für insgesamt 100 Euro verkauft, doch ein anderer Schuster unter selben Bedingungen Einen herstellt, weil er die andere Zeit einfach keine Lust dazu hat, aber dennoch für den einen gleichen Schuh 100 Euro haben will.
Kc schrieb:Nur bezweifle ich sehr, sehr stark, dass sich die Gleichheitsidee aus dem Kommunismus in die Wirklichkeit übertragen lässt.
Diese entartete Idee einer absoluten Gleichheit würde auch weichen, wenn die Mehrarbeit des Arbeitnehmers verkürzt würde oder aber das daraus entstandene Kapital zum überwiegenden Großteil vergesellschaftlicht würde. Denn dann arbeitet 1. jeder für seinen Bedarf und deckt 2. durch die Mehrarbeit für die Gesellschaft den Bedarf aller.
Kc schrieb:Bei sämtlichen Versuchen kam irgendwann doch wieder der Profilierungswunsch zum Tragen, der Wunsch, sich vor anderen Menschen aus zu zeichnen und dementsprechend finanziell und materiell besser da zu stehen.
Diesen Profilierungswunsch halte ich jedoch für ein Übel, der aufgrund der zu großen Unterschiede zwischen arm und reich überhaupt erst in dem Maße vorherrscht. Man kann da gespaltener Meinung drüber sein:
In der Ungleichheit möchte man lieber selbst zur oberen Klasse gehören und sich von der niederen abkapseln - Logisch, da die obere Klasse mehr für das eigene Leben zu bieten hat.
In Gleichheit, das heißt annähernd gleichen Wohlstand missfällt dieses Denken, oder aber ist ebenso ausgeprägt, wenn die Umstände entsprechend schlecht sind.
Nimmt man aber das Prinzip der Solidarisierung der Mehrarbeit zur Hand, dann merkt man, dass eine hohe Entlohnung des qualifizierteren Arbeiters sich nicht nur zu seinem Gunsten auswirkt, sondern auch zu Gunsten der gesamten Gesellschaft, durch die Generierung höheren Kapitals.