Was mich am allermeisten hier in diesem Thread freut, ist, dass wirklich viele
NICHT diese "Alle-HartzIV-Bezieher-sind-faule-Schweine"-Schiene fahren.
Ich glaube, noch vor einem Jahr oder anderthalb Jahren wäre das ganz anders gewesen. Ich will damit nicht sagen, dass diejenigen, die hier nach Eriks Meinung "jammern", vor anderthalb Jahren genauso gegen die Armen gewettert haben, nein.
Aber es wären - meiner Meinung nach - viel mehr Hetzer in diesem Thread gewesen, Hetzer, die nun vielleicht mal in sich gegangen sind oder sogar nun selber betroffen sind.
@pprubenspprubens schrieb:Was mir immer wieder auffällt ist, dass sich viele Mitmenschen mit Hartz4 Erfahrung nicht mehr trauen, sich zu zeigen und auf dem Arbeitsmarkt zu bewegen.
Ich persönlich freu mich, dass dir das auffällt. Haste dich auch gefragt, warum das so ist? Eben wegen dieser erbarmungsloser Meinungsmache, wegen den Medien, die vor einiger Zeit noch den arbeitslosen Sozialschmarotzer "präsentiert" haben. Zumindest denke ich das.
Resignation, Scham, Verzweiflung und Angst sind meiner Meinung nach die Gründe dafür, dass sich viele zurückziehen.
@kiki1962kiki1962 schrieb:@eckhart
@KleinesWesen
es wird leute geben, die wie erikderrote uns weiterhin als faules pack bezeichnen, die uns die letzte würde rauben wollen, in dem sie für das putzen der treppe uns einfach paar cent hinschmeißen -
lassen wir das nicht zu - wehren wir uns dagegen - nein, ich werde nicht für dreifuffzig arbeiten gehen - dann soll man mir halt alles nehmen - aber so viel stolz habe ich - und wenn ich aus der tonne leben müsste . . genug bewerbungen geschrieben - genug gerackert um mich an der hoffnung festzuklammern: ich bekomme eine anstellung ---
mit mir nicht mehr - ich verweigere mich - den verein habe ich gegründet - und ich konnte einiges bewegen - und jetzt kommt die zweite stufe - menschen wieder in arbeit zu bekommen - ein jahr brauche ich dafür - und das werde ich nutzen . .
Ich verneige mich an dieser Stelle und ziehe wieder einmal meinen imaginären Hut, liebe Kiki.
Vielmehr kann ich dazu gar nicht mehr sagen, als "Jawohl!"
@NoSilenceNoSilence schrieb:Wenn mir etwas nicht passt, rede ich drüber oder suche mir etwas anderes.
NoSilence schrieb:Was ich aber nicht ganz nachvollziehen kann ist die Tatsache, dass sich Menschen auch weiterhin dem Mobbing aussetzen. Warum sie nicht sprechen oder gar versuchen, eine andere Arbeit zu finden. Warum man sich den Schuh anzieht, die andere hinhalten.
...weil das ja heute auch so einfach ist, einfach mal so einen neuen Job zu finden...
Man kann heute nicht mehr "einfach" was anderes machen, es braucht die Weiterbildung (wertvolle Weiterbildung kostet Geld und vorallem einen klaren Kopf). Wie wertvoll sind denn die Umschulungen? Erinner dich zurück an die Zeiten kurz nach der Wende. Hinz und Kunz wurden umgeschult, nur brachte das nur wenige in Arbeit.
Heute haben wir etliche, die den 2., 3. und auch 4. Bildungsweg gegangen sind, aber nicht alle (sondern ich denke nur wenige)hatten das Glück, das Erik hatte, nämlich danach noch eine Anstellung zu finden.
Wir leben heute in einer Zeit, in der Sozialarbeiter meiner Meinung nach dringend notwendig sind, generell die Sozialarbeit ist notwendig und sie braucht Geld. Das ging schon vor mehreren Jahren los, dass in der Sozialarbeit gestrichen wurde, was das Zeug hält. Bei uns im Landkreis wurden 65% der Gelder gestrichen. Das ist mehr als die Hälfte, wie man klar erkennen kann. Absolut hochmotivierte Sozialarbeiter, die ihr letztes Hemd für die Kinder und Jugendlichen gegeben haben, saßen auf der Straße! Aus-vorbei!
Selbst die Kirche konnte nicht mehr dagegenhalten.
eckhart schrieb:
Von ihren Chefs hören sie ständig: Geh doch, wenn es Dir nicht passt !
Wenn meine Arbeit von Leuten kritisiert würde, welche diese noch nie selbst ausgeführt haben, würde ich das selbe sagen. Mich wundert es sowieso, das einige dermaßen über ihre Firma abledern, aber trotzdem bleiben. Wenn mir meine Arbeit nicht mehr gefällt, gehe ich und mache etwas anderes. Aber die Menschen von heute sind schimpfen eher gewohnt, als die Positiven Aspekte zu sehen. Kein Wunder das so viele Leute Krank werden.
Ja, sie schimpfen, wie die Rohrspatzen vom Dache - und das mit Recht! Und warum sie bleiben? Weil diese Arbeit vielleicht das allerletzte Rettungsboot vor der Arbeitslosigkeit ist? Weil sie gebunden sind an den Ort durch Familie und die immensen Fahrtkosten, die eine neue Arbeitsstelle bringen würde. Und ja, genau dadurch werden die Menschen krank. Das geht bis hin zum Alkoholismus. Und endet in der totalen Isolation, wenn Menschen wie Kiki net ein Auge drauf haben.
eckhart schrieb:
Ich würde nicht so witzeln. Du scheinst nicht zu wissen, dass Arbeitsbedingungen tot krank machen können - psychisch und körperlich ! - dann handle mal.
Ich halte von Selbstmord nichts. Wenn jemand Todkrank wäre oder verkrüppelt, könnte ich es bedingt nachvollziehen.Wenn man ständig starke Schmerzen aushalten muss.
Es gibt so viel Elend auf der Welt, die man nicht sieht, weil man nur in die Hotels in Touri-Zentren absteigt, anstatt in die Armenviertel reist.Das liegt daran, das man unter Urlaub Vollpension mit Zunge auf die Seite legen und am Strand brutzeln unter Erholung verstehen. Und sich die Hucke volllaufen lassen bis man nicht mehr grad gehen kann, während 20 km weiter die Kinder und Familien elendig verhungern oder von Krankheiten heimgesucht werden, entstellt sind oder Banden zum Opfer fallen.
Es ist nichts, aber auch gar nichts daran verkehrt, den Urlaub in einem Luxushotel zu verbringen anstatt sich das Elend in der Gosse umme Ecke zu geben. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Es gibt da eine Verbindung zwischen dem Elend in Indiens, afrikanischen oder brasilianischen Ghettos und dem Elend hier in Europa. Und das ist die einfache Existenzangst. Diese Angst ist real und gibt es in allen Teilen der Welt. Der eine ist arm in einem reichen Land, der andere ist arm in einem armen Land. Was soll man tun? Sich als Armer hier in Deutschland ständig vor Augen halten, dass es woanders noch Ärmere gibt und wegen der Misstände hier die Klappe halten? Und wie soll man als Armer hier in Deutschland helfen? Kann man das nicht nur, wenn es einem selber gut geht? Wenn man seine Existenz gesichert weiß und Raum im Kopf ist für gute Taten? Versteh mich nicht falsch, wenn ich was mitgenommen habe aus der DDR, dann ist es Solidarität. Und ich würde für jedes einzelne hungernde Kind mein letztes Hemd geben - aber ohne Märtyrertum.
Es macht keinen Nutzen, wenn ich Afrikas Kindern helfe, aber mein eigenes Kind deswegen hier noch kürzer treten muss und eben nicht sein täglich Brot bekommt.
Es liegt in der Verantwortung der einzelnen Länder, dort zu helfen wo es nötig ist,
gemessen an den gesellschaftlichen Umständen und Verhältnissen.
Die Armut hier in Deutschland/Europa mit der Armut in der 3. Welt zu vergleichen, ist ein Totschlagargument, das niemals zur Lösung der Probleme hier in Deutschland beitragen kann.
@nameless39nameless39 schrieb:etwas erkennen oder nur meinen, etwas zu erkennen ist NICHT das selbe!
Was für eine ungeheure und unerschämte Arroganz, sich selbst zum Richter aufzuspielen über das, was andere Menschen körperlich oder geistig zu leisten imstande sind!
Was hat das ganze mit Jammern zu tun?
Möchte ich, so wie's da steht, unterschreiben. Mache ich hiermit auch.
:D@ErikderRoteDeine Menschenkenntnis ist mehr Schein als Sein, ein Beurteilung, die in deine eigenen kleinen engen Denkstrukturen reingepresst wird. Schubladendenken kann man dazu auch sagen. Das beweist auch dein Menschenbild ("Der Mensch braucht Druck, um fleißig zu sein." und "Der Mensch ist grundsätzlich faul."). Althergebracht aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts hats bis heute in deinem Kopf überlebt. Traurig. Du ignorierst Zahlen und Forschungsergebnisse, forschst und recherchierst selber kaum, aber weist dein Vorurteil als Menschenkenntnis aus. Ernstzunehmen ist das kaum. Denn Menschenkenntnis beruht in einer der ersten Linien auf die Anerkennung der I-n-d-i-v-i-d-u-a-l-i-t-ä-t.
Das habe ich gelernt seit meiner Jugend und dem immer weiter wachsenden Interesse am Menschen selbst.
KW