Zu Guttenberg - Doktorarbeit abgeschrieben

Comguard2 schrieb:Das ist eine total lieblos hingerotzte Arbeit von unserem Googleberg. Jetzt kenne ich aber für mich persönlich den Grund für dieses ganze Drama.

Guttenberg ghat nicht gewusst wie er vorgehen soll, der Titel allein war oberstes Ziel, nicht der Inhalt - er hat überhaupt nicht verstanden wobei es bei einer Dissertation gehen sollte.

Deshalb glaube ich dass er die Fehler nicht aus Dummheit gemacht hat, sondern es einfach nicht besser wusste. Auch jetzt erkennt er glaube ich überhaupt nicht wieso genau sich die Menschen denn jetzt so aufregen.

Aber ist das denn nicht Dummheit, zu glauben, dass man eine Doktorarbeit verfassen kann, obwohl man nicht das nötige Wissen dazu mitbringt?

Also für mich ist der Ghostwriter noch nicht vom Tisch. Es fällt mir ziemlich schwer zu glauben, dass man sich wissentlich selbst so ins Abseits manövrieren kann. Dass mal irgendjemand mit dem nötigen Hintergrundwissen diese Arbeit lesen wird, muss G. doch schon klar gewesen sein, als er seine Arbeit verfasst hat. Er war doch schon damals kein völlig Unbekannter.

Und selbst wenn G. jetzt das Pulver nicht unbedingt erfunden hat, jeder der schon mal eine wissenschaftliche Arbeit schreiben musste, weiss doch, was in so eine Arbeit hinein muss oder zumindest, was auf keinen Fall hinein darf. Jeder Abiturient, der eine Facharbeit verfasst hat, kennt die Spielregeln. Dass aber G. -der ja immerhin Recht studiert hat- nicht gewusst haben soll, dass er nicht einfach ganze Texte per Copy and Paste in seine Arbeit nehmen darf, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Und dass so viele Leute sein Vergehen als eine Lappalie ansehen, ist schon recht bemerkenswert. Aber wenn die Bildung aus der Bild-Zeitung kommt, dann bekommt man halt irgendwann die Quittung dafür ...

Emodul

Was muss das aber erst dem Menschen peinlich sein, der
für Guttenberg geschrieben und ihn damit so reingeritten hat.

@emodul

emodul schrieb:Aber ist das denn nicht Dummheit, zu glauben, dass man eine Doktorarbeit verfassen kann, obwohl man nicht das nötige Wissen dazu mitbringt?

Naja, ich denke mal, dass es das Wesen einer solchen Arbeit ist, dass man beim Beginn wirklich nicht das nötige fachliche Wissen hat, aber die methodische Kompetenz. Das Wissen an sich bzw. das Ergebnis ist ja der Inhalt, der sich erst aus den Forschungen und Untersuchungen ergibt.

A380 schrieb:Naja, ich denke mal, dass es das Wesen einer solchen Arbeit ist, dass man beim Beginn wirklich nicht das nötige fachliche Wissen hat, aber die methodische Kompetenz. Das Wissen an sich bzw. das Ergebnis ist ja der Inhalt, der sich erst aus den Forschungen und Untersuchungen ergibt.

Also nicht zu wissen, dass man so eine Arbeit nicht einfach per "Copy+Paste-Verfahren" verfassen kann, das geht doch auf jeden Fall unter mangelnde (methodische) Kompetenz.

Nicht besser sieht es aus, wenn er einen Ghostwriter engagiert hat. Auch das ist nicht die Idee einer solchen Arbeit.

Emodul

@A380
Und es wäre ja auch alles in Ordnung gewesen, wären die übernommenen
Texte gekennzeichnet und mit (*) oder so der Urheber genannt worden.
Das hätte der Ghostwriter berücksichtigen müssen und kein Hahn hätte je
nach ihm oder der Doktorarbeit gekräht.

ramisha schrieb:Was muss das aber erst dem Menschen peinlich sein, der
für Guttenberg geschrieben und ihn damit so reingeritten hat.

Sein Marktwert als Ghostwriter dürfte stark sinken, falls man irgendwann seine Identität erfahren sollte. G. wird sich aber sicherlich davor hüten, die Arbeit einem Ghostwriter zuschreiben zu wollen. Ich glaube kaum, dass er jetzt noch seine gewählte Verteidigungsstrategie (die Arbeit ist in 7 Jahren mühevoll von mir selbst verfasst worden) verlassen wird.

Ist aber so oder so eine ziemlich aussichtslose Situation.

Emodul

@emodul
Himmelswillen, den Schreiberling darf er nicht zugeben!
Falls die Uni Bayreuth doch noch für die Arbeit den
Doktortitel zuspricht, bekommt ihn der Ghostwriter
und nicht Guttenberg!

@emodul

emodul schrieb:Also nicht zu wissen, dass man so eine Arbeit nicht einfach per "Copy+Paste-Verfahren" verfassen kann, das geht doch auf jeden Fall unter mangelnde (methodische) Kompetenz.

Das dürfte wohl wirklich so sein. :)

emodul schrieb:die Arbeit ist in 7 Jahren mühevoll von mir selbst verfasst worden

Diese Ausage ist einfach erbärmlich. Eigentlich sollte klar sein, dass man eine solche Arbeit nicht mal so nebenbei schreibt. Ob sieben Jahre, ob man Kinder hat und welchen Job man ausübt, spielt dabei doch gar keine Rolle. Steht die wissenschaftliche Tätigkeit im Mittelpunkt oder nicht? Wenn ja, dann darf ich auch nicht jammern, unter welchen Umständen dies geschieht. Das ist aus meiner Sicht ein kläglicher Versuch, seine Haut zu retten. Und durch solche Aussagen bringt er erst recht seine Person ins Spiel.

@ramisha

ramisha schrieb:Und es wäre ja auch alles in Ordnung gewesen, wären die übernommenen
Texte gekennzeichnet und mit (*) oder so der Urheber genannt worden.
Das hätte der Ghostwriter berücksichtigen müssen und kein Hahn hätte je
nach ihm oder der Doktorarbeit gekräht.

Ja, eben. Damit wären primitivste Anforderungen - zumindest nach außen - erfüllt gewesen.

Eine weitere dummdreiste Stelle die den Betrug offensichtlich macht:

In einer Arbeit aus dem Jahr 2002/2003 wird auf die Verfassungsdiskussion in den USA im Jahr 1787 angesprochen und der Autor schreibt "heute, 215 Jahre später".

Guttenberg im Jahre 2006/2007 passt die Jahreszahl aber nicht an ("heute, 219 Jahre später"), sondern übernimmt die Passage 1:1 - Copy&Paste in Reinkultur.

Da ist man wohl in Berlin bei der Promotion etwas sorgfältiger.

Aus der http://www.morgenpost.de/berlin/article1550627/Wie-Berliner-Universitaeten-Plagiate-entlarven.html:

Die Professorin Deborah Weber-Wulff ist eigentlich Medieninformatikerin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW), seit 2001 ist sie dort auch Plagiatsforscherin.

Sie meint:

„Ein Plagiat ist immer eine Leistungserschleichung“, sagt Weber-Wulff. Auch im Fall Karl-Theodor zu Guttenberg hält sich ihr Verständnis in Grenzen.

Das ist m. E. eine diplomatisch formulierte, aber eindeutige Aussage. Und zwar so, wie es bestimmt diejenigen, die ehrlich arbeiten, erwarten.

„Was ich da gesehen habe, ist sehr ärgerlich, bei mir wäre er durchgefallen.“ Das endgültige Urteil liege aber bei der Uni Bayreuth.

Eindeutig und wie es zu erwarten ist: Es liegt nun bei der Uni Bayreuth, wie das Niveau der dortigen Doktoranden und damit das Niveau der Uni selbst zu bewerten ist. Das wird bestimmt eine Zwickmühle für die Uni sein, aber bei einer unzweckmäßigen Entscheidung muss man in Zukunft bestimmt verheimlichen, dass man seinen Titel dort erarbeitet hat. Uni Bayreuth - die Produktionsstätte nichtwissenschaftlicher Akademiker? Ich bin gespannt, wie sich der Ruf der Uni entwickelt.

@Comguard2

Comguard2 schrieb:Guttenberg im Jahre 2006/2007 passt die Jahreszahl aber nicht an

Na der hat doch sieben Jahre gebraucht - da kann das schon abweichen. :D

Weiterer Hinweis: die Literaturliste von Guttenberg ist unter aller Kanone, weder Verlagsort noch Verlag werden angegeben - eine von diesen Angaben ist aber notwendig um den verwendeten Text zu identifizieren.

Beim kopieren sind diese Angaben aber nicht immer verfügbar, also lässt man sie vorsichtshalber weg - bei allen Texten. Schlampig, schlampig - sieht aus wie der Versuch einer Literaturliste im Kurs "Einführung wissenschaftliches Arbeiten für Studienanfänger", aber nicht nach einer Dissertation.

Summa cum laude, ja ja...hoffentlich wird ihm die Doktorarbeit nicht aberkannt, dann kann ich mir an einem Wochenende auch schnell einen Doktor zusammengooglen.

@Comguard2

Comguard2 schrieb:dann kann ich mir an einem Wochenende auch schnell einen Doktor zusammengooglen.

Das wäre aus wissenschaftlicher Sicht wahrscheinlich wertvoller als das, was Dr. Xerox geleistet hat.

@A380

Die Affäre ist nicht deswegen so brisant, weil ein beliebter Politiker einen Kratzer in seinem Lebensaluf hinnehmen muss, sondern weil sie seinen gesamten poltischen Stil offenbart und gleichzeitig den Nepotismus offenlegt, der dafür gesorgt hat, das ein Plagiat als Doktorarbeit nicht nur nicht zurückgewiesen wird, sondern sogar die Bestnote summa cum laude erhält.( Somayyeh, 2011) :D

@Dr.Shrimp

Und alle Welt lacht über Italien, Integrität ist hier in Deutschland doch genauso nebensächlich, wenn nur der durch die Medien vermittelte Feelgood-Faktor stimmt.

@Somayyeh

Somayyeh schrieb:Die Affäre ist nicht deswegen so brisant, weil ein beliebter Politiker einen Kratzer in seinem Lebensaluf hinnehmen muss, sondern weil sie seinen gesamten poltischen Stil offenbart und gleichzeitig den Nepotismus offenlegt, der dafür gesorgt hat, das ein Plagiat als Doktorarbeit nicht nur nicht zurückgewiesen wird, sondern sogar die Bestnote summa cum laude erhält.( Somayyeh, 2011)

*g*

Ja, die Kombination ist das Schlimme.

Schlampige wissenschaftliche Arbeit, schlampige Prüfung, bekannter Name, wichtiges Amt. Diese Konstellation ist m. E. untragbar. Aber das ist halt nur eine subjektive persönliche Meinung. Die Bild-Zeitung sieht das sicher objektiver. :D

BTW: Es ist meinerseits einfach nur noch Galgenhumor. Wenn ich mal auf gut Deutsch schreiben darf: Ich finde es einfach nur noch zum K*****, dass sowas gemacht wird, dass sowas überhaupt möglich ist. Unabhängig vom Namen "Guttenberg" hoffe ich, dass hier richtige Entscheidungen getroffen werden.

hier mal ne nette Umfrage zum Thema ! Sollte man K. T. von und zu Guttenberg am Lügendetektor testen? (Beitrag von hagener)

@A380

Du kannst davon ausgehen, das diese Affäre vorallem eine Manifestation von Parteienfilz ist und kein wirklich strukturelles Problem des Wissenschaftsbetriebs.

Ein Staat der einen Außenminister hatte, der sich in seiner Jugend regelmäßig mit der Polizei prügelte und mit den terrorverdächtigen Revolutionären Zellen symphatisierte, dieser Staat kann sich auch einen Verteidigungsminister leisten, der bei Quellenangaben schluderte.
Die heuchlerische links-grüne Empörung kotzt mich wieder mal an.

@Hansi

Ein Betrüger als Minister ist also in Ordnung, wenn er nur von der richtigen Partei ist?

@Somayyeh

Somayyeh schrieb:Ein Betrüger als Minister ist also in Ordnung, wenn er nur von der richtigen Partei ist?

Warum ist ein Betrüger ein Problem wenn es ein Gewalttäter nicht ist?