Laizistische Bundesrepublik

Es gibt ja immer wieder Debatten um die Stellung von Glaubensgemeinschaften in der Gesellschaft und deren Einfluss auf diese, sowie auf die Politik in Deutschland
Das reicht von Diskriminierung, ueber Vertuschungen, Korruptionsfaelle, Erpressungen, Unterdrueckung, hin zu heimliche und oeffentliche Subventionerungen und sicher noch einigen mehr.

Sollten man diese Einflussnahme auf die Gesellschaft und Politik beseitigen oder wenigstens vermindern? Sollten wir die staatlichen Zuschuesse streichen, die alleine bei den christlichen Glaubensgemeinschaften in die Milliarden gehen - teilweise wegen alberner 200 Jaehriger Vertraege - bei gleichzeitiger Uebernahme aller oeffentlicher/sozialer Einrichtungen und den Leuten endlich dem deutsche Arbeitsrecht zufuehren?
Sollten religioese Agitation, Festlichkeiten und andere Dinge aus der Oeffentlichkeit verbannt oder wenigstens ebenfalls vermindert werden?
Sollte man die steuerlichen Beguenstigungen fuer Glaubensgemeinschaften aufheben?
Sollte der Religionsunterricht endlich abgeschafft werden?

Oder kurz, soll sich Deutschland zum Laizismus bekennen und diesen Durchsetzen?
Was spricht dafuer? Wie streng soll der Laizismus praktiziert werden? So wie in der Volksrepublik China, in Frankreich, Portugal oder der Tuerkei?
Und was spricht dagegen? Ist es etwa ein Verbot des Glaubens, fuehrt es zu Diskriminierung der Glaubensgemeinschaften, oder gar zu deren Radikalisierung?

Round 1 - FIGHT!

Ich halte den Laizismus für eine weltanschauliche Ideologie atheistischer Natur.
Es kann in Gesellschaften nicht funktionieren die eine Gott gläubige Ausrichtung haben. Es würde mit einer solchen Verfassungsform kollidieren und langfristig zur seiner Abschaffung führen, sei es per Revolution oder wenn es die Möglichkeit gibt durch eine Volksabstimmung.

Im Grunde ist die Frage also überflüssig. Ob Deutschland eine laizistische Politik hat entscheidet sich durch die Mehrheit.

Desweiteren glaube ich nicht das es so etwas wie einen objektiven Staat gibt. Es ist das Produkt des Volkes, das voller Kultur ist.
Entsprechend zeigt sich diese Kultur in der Politik des Staates.

Schließlich gibt es mehr Ideologien als nur religiöse, wer ohne religiöse Motivation Gesetze macht ist längst nicht frei von ideologischen Denkweisen.


Fazit: Ich bin dagegen das im Staat irgendwas als laizistisch definiert wird, eine demokratische Staatsform hat flexibel zu bleiben und das schließt auch ein das es religiös motivierte Politik geben kann wenn die Wähler es so wollen.

Lightstorm schrieb:Ob Deutschland eine laizistische Politik hat entscheidet sich durch die Mehrheit.

schön wärs, aber die verträge sind nicht so einfach zu kündigen...

@25h.nox

Wie gesagt, im Wandel der Zeit kann sich das Volk ändern. Und wenn genug Menschen sich vom Staat nicht mehr vertreten fühlen wird dieser Staat früher oder später fallen.
Worte auf Papier sind machtlos, wenn nicht mehr genug Leute da sind die dafür stehen und kämpfen.

Lightstorm schrieb:Wie gesagt, im Wandel der Zeit kann sich das Volk ändern.

die verträge können und werden das aber nicht...
selbst in der ddr gabs extrawürste für die kirche.

@25h.nox

Es stört die großen Massen anscheinend nicht genug oder viele finden es richtig so.

Einzelheiten was die Bürger stört können oft kaum verändert werden, da die Leute über die etablierten Parteien zwar viel zu meckern haben, aber im großen und ganzen doch ihre Politik wählen.

Lightstorm schrieb:Es stört die großen Massen anscheinend nicht genug oder viele finden es richtig so.

weder politiker noch fachjuristen haben irgendeine idee wie man ohne zustimmung der kirche aus den verträgen rauskommt.

Lightstorm schrieb:da die Leute über die etablierten Parteien zwar viel zu meckern haben, aber im großen und ganzen doch ihre Politik wählen.

bis auf die csu dürfte es in allen parteien eine mehrheit dafür geben bestimmte sonderrechte der kirche aufzuheben.

@25h.nox

25h.nox schrieb:weder politiker noch fachjuristen haben irgendeine idee wie man ohne zustimmung der kirche aus den verträgen rauskommt.

Regierung stürzen, neue Regierung bilden die sich von zahlreichen alten Verträgen und Verpflichtungen frei spricht und neu anfängt? :D
Aber wie gesagt, das ist kein Grund für eine Revolution :D

Wenn man schon ne Verfassung entwickelt, sollte man da vielleicht so sinnvolle Dinge verankern, wie das der Staat max. für x Jahre Verträge schließen kann oder aber das ewige Verträge durch Volksabstimmung aufgehoben werden können.

Bin ja kein Kenner, aber wenn es so was nicht gibt wäre es sinnvoll glaube ich.

Es kann ja nicht angehen das ein demokratischer Staat ewige Verträge hat von den es sich nicht lösen kann, das ist wieder undemokratisch und kann Konflikte verursachen.

Lightstorm schrieb:Es kann ja nicht angehen das ein demokratischer Staat ewige Verträge hat von den es sich nicht lösen kann, das ist wieder undemokratisch und kann Konflikte verursachen.

schön das du noch mal zusammen fast wovon wir iher reden...

@25h.nox

Es ist aber keine gute Lösung, den Staat wieder mit einer anderen konstanten Ausrichtung zu bestimmen.

Dann können sich zukünftige Generationen darüber beschweren das sie auf demokratischem Wege den Laizismus nicht mehr los werden.

Es sollte mehr darum gehen die Demokratie demokratischer zu machen statt laizistisch.

Eigentlich ergibt es keinen Sinn, dass die Kirche hier noch überall involviert ist. Weil die, die es nicht interessiert lassen sich davon eh nicht beeindrucken.

Andererseits halte ich die Menschen eigentlich noch für zu dumm um ohne moralische Instituion zu leben.

Wenn man schon ewigkeitsgarantierte Klauseln zur Abstimmung feilbietet, dann sollte man sich auch klar sein dass im Zuge der "Demokratisierung" bei Abstimmungen über Z.B. "Todesstrafe für Kinderschänder" und noch vieles mehr wohl einiges an Änderungen herauskommen wird was hier einigen nicht gefallen würde.
Aber gut, es geht wohl auch nicht ums gefallen müssen, sondern d arum was die Mehrheit will. Also ich wäre dafür alles was per Antrag mehr als 100.000 Unterzeichner zustande bekommt, auch zu einer Abstimmung zugelassen werden sollte. Und die entsprechende Änderung des Gesetzes sollte dann immer einen Bestand von 10 Jahren haben. Wenn danach die Kriterien für eine erneute Abstimmung erreicht werden, so kann es wieder zur Abstimmung aufgestellt werden

Ich bin eigentlich sehr dafür, da ich Religionen aller Art für unnötig und auch für gefährlich halte... und vor allem finde, dass Religionsunterricht in Schulen abgeschafft gehört.
Andererseits muss ich auch sagen, dass ich die Konsequenzen nicht abschätzen kann, was dann passieren würde, weiß man nicht...

Wäre im Zuge dessen auch dafür, dass Eheschließung eine rein kirchliche Sache wird, die dann allerdings mit keinerlei vom Staat anerkannten Rechten einhergeht.
Dafür gebe es dann die Möglichkeit eine Lebenspartnerschaft mit begrenzter Dauer, die aber immer wieder erneuert werden kann, beim Standesamt eintragen zu lassen. Diese hätte die gleichen Rechte und Pflichten wie die heutige Ehe und stände jedem Erwachsenen offen, unabhängig von Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung und Anzahl.

Ich finde dass das französische Modell des Laizismus am ansperechendsten ist und das türkische Modell am absurdesten.
Für unser Land hingegen halte ich den Säkularismus für vollkommen ausreichend

definitiv dafür, wohl aber kaum durchsetzbar ;/

@neonnhn
Welche moralische Integrität hat die Kirche denn heute noch?

@Topic
Ich bin für den französischen Laizismus.

25h.nox schrieb:weder politiker noch fachjuristen haben irgendeine idee wie man ohne zustimmung der kirche aus den verträgen rauskommt.

Es bieten sich zwei Möglichkeiten an:

1. Kannst Du deine Widersacher nicht besiegen, verbünde Dich mit ihnen. Du mußt mit den Wölfen heulen, nur lauter.

2. Man bringt die Verträge und ihre Hintergründe an die Öffentlichkeit. Sonderbarerweise weiss die Öffentlichkeit kaum darüber Bescheid. Dies würde die Kirchen in Zugzwang bringen.

@Witt

Desaix schrieb:Man bringt die Verträge und ihre Hintergründe an die Öffentlichkeit. Sonderbarerweise weiss die Öffentlichkeit kaum darüber Bescheid.

Sag ihnen man spart jaehrlich 19 Milliarden ein und gibt von den Einsparungen jedes Jahr 1 Milliarde fuer ein Megavolksfest aus, schon hast Du mindestens 70% hinter Dir. Die Haelfte kriegen wir schon alleine dadurch zusammen, wenn wir die Personalkosten wegstreichen.

@krijgsdans

Eine laizistische Bundesrepublik...das wäre traumhaft, aber mit den Betonköpfen des konservativen Spektrums nicht zu machen.

Wir buttern die Kirche mit Milliarden, in den Schulen gibt es Religionsunterricht, wir werden von einer (zumindest dem Namen nach) religiösen Partei regiert, unsereKanzlerin stammt aus einer priesterfamilie und auch unser Staatsoberhaupt gehört dem Klerus an... wenn man das so liest, könnte man fast meinen wir seien hier im Iran ;)

oder im Vatikan!