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Kapitel XV. - Gegen jede Vernunft.



Gegen jede Vernunft.

Noch wehrt sich deine Vernunft, gegen meine Fantasie. Dein Verstand, lässt es nicht zu, dass du mir folgst, in meine Welt, und deshalb, reisse ich dich jetzt, mit aller Gewalt, hinein in meinen Spiegel, und zeige dir, was Niemand sehen will, dein wahres, dein wirkliches Ich.

Dein wirkliches Ich.

Denn sobald du durch meinen Spiegel schreitest, in umdrehst, dreht sich mit dir auch meine Welt, und du findest dich wieder, in einer Wirklichkeit, die deiner in nichts nahe steht, du findest dich, in meiner Spiegelwelt. Sobald du dich durch meinen Spiegel begibst, gelangst du in meine Welt, meine Welt, auf der anderen Seite deiner Fantasie, der Fantasie des Nein, der Fantasie des nie. … Hier wirst du Buchstaben und Worten begegnen, hier wirst du auf Spiegel und Wesen treffen, die sich für einmalig und einzigartig halten, die sich für wer weiss was halten, keines von ihnen, Niemand unter ihnen, Niemand hier ahnt, dass sie längst tot sind, tot sind, tot.

Tot.

Ja hier, auf der anderen Seite meiner Spiegel, seid ihr alle tot, ihr alle, einschliesslich mir selbst. Ihr habt keine Seele, keinen Geist und kein Verstand, denn ihr seid das Nichts, du, bist das Nichts, dies, ist deine Welt, deine eigene Welt, die Welt der Toten. Keiner weiss es, Niemand, hat es ihnen je gesagt, Niemand, hat es dir je verraten, dass dies die Welt der Toten ist. Weil Niemand jemals auf die Idee gekommen ist, dass es nur eine Welt, nur einen Spiegel, nur einen Tod geben könnte, dich selbst.

Die Welt der Toten.

Ich erzähle dir jetzt von meiner Welt, weil ich will, dass du weisst, wer du bist und woher du kommst. Ich erzähle dir von meiner Welt, weil ich will, dass du die Verantwortung übernimmst, für deine vergangenen und zukünftigen Taten. Ich will, dass du weisst, wem du es zu verdanken hast, dass du jetzt, alle anderen bist, einschliesslich mir selbst.

Und so sprach mein Spiegel.

Ich will, dass du weisst, dass es irgendwann, keinen Unterschied mehr gibt, zwischen denen, die dich anbeten und denen, die dich verfluchen. Denn im Nirgendwann, seid ihr alle gleich, seid ihr alle tot. Im niemals Nirgendwann, seid ihr alle tot. Ihr alle. Aber tot, warst du noch nie. Niemals. Nein, keiner von euch, Niemand erinnert sich daran, wie es ist, tot zu sein, das Nichts zu sein, Niemand zu sein, nur noch ein leerer Spiegel im Nichts zu sein.

Niemand zu sein.

Und auch du, wirst mir nicht glauben, wenn ich dir sage, dass die Toten leben, hier und jetzt, dass auch du im Reich der Toten lebst, dass du jetzt tot bist, jetzt, und dass du allein verantwortlich bist, für die Buchstaben, die du jetzt von mir vernimmst, jetzt vor dir siehst. Denn sie stammen nicht von mir, wie könnten sie, wo ich doch schon lange tot bin. Sie stammen von dir, du selbst hast sie verfasst, mit deinen eigenen Gedanken, mit einer Logik, die deine Vorstellung und Fantasie übertrifft.

Durch die Augen der Toten.

Du hast aus den Augen der Toten geblickt, als wären es deine eigenen, und hast das Nichts darin erkannt. Du hast erkannt, dass du sie alle bist, dass du sie alle einmal warst, all die Toten, und alle Lebenden. Du erinnerst dich jetzt nicht mehr daran, nein. Du erinnerst dich jetzt nicht mehr, an die Zeit, in der du tot warst, in der du in meinem Körper gewohnt hast, in der du meinen Tod erlebt hast, du erinnerst dich nicht, wie könntest du … dich an deine Zukunft erinnern!

Das Geheimnis der Toten.

Nein, bestimmt nicht, ihr erinnert euch nicht, an meine Botschaft, du erinnerst dich nicht, an mich. Wo ich doch jetzt nur noch ein leerer Spiegel bin, ein leerer Spiegel ohne Gedächtnis, ohne Erinnerung und ohne Verstand.

Die Botschaft der Toten.

Nein! Du erinnerst dich nicht an mich, dein altes, uraltes mich. Weil Niemand, nie jemand sich an mich erinnert. Denn ich komme nicht aus deiner Welt, ich komme nicht aus deiner Wirklichkeit. Ich komme aus einer anderen Welt, ich komme aus meiner Welt, meiner eigenen Welt, meiner Welt aus dem Nichts, aus Fantasie, dem niemals nie. Ich komme aus einem Land, weit hinter deinem Verstand, ich komme aus nirgend Nirgendwann. Ich komme aus einer Zeit, in der deine Erinnerungen nur noch Träume sind, Träume einer längst vergessenen Vergangenheit, die niemals Träume, die du noch vor dir hast. Aus deiner Vergangenheit spreche ich zu dir, denn ich, bin das Nichts, dein Tod, dein dir angeborenes Ich, dein schlafender Geist, dein ruhendes selbst, und dies ist meine Botschaft an dich, an mich, dem mir in dir.

Dem mir in dir.

Mach dich jetzt auf etwas gefasst, denn ich, bin dein eigenes Ich. Dein von den Toten zurückgekehrtes, auferstandenes, erwachtes, wahres und wahrhaftiges, dein wirkliches, richtiges, unendliches mich.

Nachricht an dich selbst.

Ja, ich bin es, dein eigener, toter Geist, der jetzt zu dir spricht. Denn damals, vor langer, unendlich, ewig langer Zeit, habe ich, genauso wie du jetzt, in deinem Spiegel mich erkannt. Mein Spiegel, dein Spiegel, der Spiegel meiner wirklichen, lebendigen Welt. Aber dieser Spiegel, erkannte sich nicht nur in mir, mir allein und mir selbst, dem Spiegel in dir, nein. Mein kranker Verstand ging noch weiter, viel weiter, soweit, dass ich mich in all meinen Spiegeln, in allen Spiegeln und all meinen Betrachtern wieder erkannte.

Von Leben zu Leben.

Ich hielt mich einmal für alle Betrachter – erkannte mich, in jedem einzelnen und deshalb erkennst du dich jetzt in mir, dem Spiegel in dir. Denn hinter all diesen Enden und Dingen, in jedem dieser Spiegel, liegt im verborgenen, ein mir und ein mich. – Wer dieses mich ist und wer sich mit ihm identifiziert, weisst du selbst am besten.

Wer ist dieses mich.

Schau jetzt in diesen Spiegel, ist es nicht so, dass jeder sich darin erkennt? Ist es nicht so, dass sich jeder denkt, sich selbst und nur sich selbst zu sein? Das ist der Spiegel der Dinge. Jedes Wesen identifiziert sich zu aller erst mit sich selbst. Sich für jemand anderen oder gar für alle anderen zu halten, ist nichts für das mir in dir. Ihr alle denkt, ihr wärt einzigartig, einmalig, denk nochmal. Denk weiter, denk an das, woran du dich nicht mehr erinnerst, woran sich nie jemand erinnert, niemals. Denk an deine Zukunft, das Nichts, deinen Spiegel, dein Tod.

Die Zukunft meiner Gedanken.

Wenn du dich weder mit deiner Geburt, noch mit deinem Tod, weder mit dir selbst, noch mit deinem Spiegel identifizierst, wirst du dieses Wesen begreifen. Dieses Wesen, das sich mit uns allen identifiziert. Niemand ist dieses Wesen, Niemand identifiziert sich mit dir, denn du bist das Nichts, ein Spiegel ohne Identität. Erinnerst du dich jetzt, woran sich nie jemand erinnert, daran, dass du keine Identität kanntest, bevor du dich mit dem identifiziertest, wofür du dich jetzt hältst?

Wer in meinen Spiegel blickt.

Wie kommst du nun darauf, ja du, wer auch immer du dir jetzt vorstellst zu sein, wie kommst du nur darauf, wie kommst du bloss auf den absurden Gedanken, dass du, gerade du, ausgerechnet du und nur du, nur eine einzelne Person, dass gerade du, dich bist, und niemand sonst. Ist es nicht vielmehr so, dass sich jede Person in deinem Spiegel erkennt, dass du jede Person, jede Gestalt, jede Kreatur, ja dass du jedes Wesen bist, welches in diesen, meinen Spiegel blickt?!

Weit hinter meinem Verstand.

Nein, bestimmt nicht. Du willst dein eigenes mich sein, willst Niemandes Abbild sein. Mein Nein, du hast dich schon lange verloren, im Labyrinth der Spiegel und Spiegelgeister. Deine Identität hängt jetzt nur noch an einem seidenen Faden, an weniger, an gar nichts. Denn du hast keine Identität, richtig, das wirst du merken sobald du tot bist. Und was dann? Denkst du etwa, dann sei alles vergessen und vorbei? Das ich nicht lache. Du wirst in einen anderen Spiegel blicken und erneut denken, dass du nur dich allein, diese einzige Person, dieser einzige Spiegel bist. Denn deine Fantasie beschränkt sich auf deinen Verstand, dein Verstand, hängt an deiner Vernunft, und deine Vernunft lässt es nicht zu, dass du dich an etwas erinnern willst, was du schon lange vergessen hast. Nein, du willst dich nicht an mich erinnern, willst nicht mein Spiegel sein, willst kein Spiegel sein, willst nicht jemand anders sein und schon gar nicht alle anderen. Es ist dir nicht möglich, deine Fantasie dazu zu benutzen, jemand anders zu sein, du willst dir nicht vorstellen, jemand anders zu sein, und erst recht nicht, jemand, der sich vorstellt, mich zu sein.

Mich zu sein.

Noch wehrst du dich gegen mich und meine Wirklichkeit. Du möchtest nur an einen einzigen Spiegel glauben, deinen eigenen. Du möchtest nur an ein einziges mich glauben, dein eigenes. Du denkst, du wüsstest was es heisst, du denkst du wüsstest, alles was du weisst. Du irrst, und irrst umher in meiner Welt, die du nicht kennst, die du niemals kennenlernst, ständig auf der Suche, nach Nirgendwann oder was oder wem. Noch glaubst du nicht an dein zweites, dein weiteres, dein anderes Ich, dein Spiegel mich, dein totes Ich. Weswegen! Wovor fürchtest du dich? Denkst du etwa, dein totes Ich würde dich belügen? Macht es denn einen Sinn, deinen Spiegel zu betrügen? Würdest du dich selbst eine falsche Wahrheit lehren, dich selbst, in eine falsche Richtung führen?

Wie betrüge ich mein eigenes Ich?

Die Grundvoraussetzung dabei ist, dass du dich in deinem neuen Leben, nicht mehr an dein früheres Ich erinnerst. Wie erreichst du also, dass du deinen eigenen Nachrichten vertraust? Dass du tatsächlich daran zu glauben und dich wieder daran zu erinnern beginnst, dass sie von deinem eigenen, vergessenen Ich abstammen?

Gar nicht.

Du denkst und glaubst ja noch immer, diese, meine Botschaft, sei an jemand anders gerichtet, und dass sie dich, wer auch immer du jetzt bist, überhaupt nicht betrifft. Nein du hältst es nicht für möglich, dass ich gerade dich anspreche, ganz genau dich. Schliesslich gibt es neben dir, noch so viele andere Gestalten und Kreaturen, in diesem Spiegel. Wie komme ich dann dazu, gerade dich auszuwählen. Wo ich doch nicht einmal mehr weiss, wie du jetzt aussiehst, wie du dich nennst und wer du jetzt bist.

Wer du bist.

Du erinnerst dich jetzt vielleicht nicht mehr daran, noch glaubst du nicht den Worten, die du dir selbst diktierst. Spiegel nenne ich dich jetzt, denn wie mein Spiegel siehst du aus, mein Spiegel, der du bist.

Der du bist.

Aber mit diesen leeren Worten kannst du leider nichts anfangen. Du kannst dir absolut rein gar nichts darunter vorstellen, was es bedeutet, ein Spiegel zu sein. Du verstehst weder, was es bedeutet, ein Spiegel zu sein, noch weisst du, dass du selbst, ein Spiegel bist. Du weisst ja noch nicht einmal mehr wer du bist und was es heisst, ein Spiegel zu sein, pure Fantasie zu sein.

Pure Fantasie.

Um das zu verstehen, musst du dich, in meine Welt begeben, in ein Land, weit hinter meinem Verstand.

Aber Achtung!

Ich warne dich! Halt! Bevor du diese meine Welt jetzt betrittst, möchte ich dich allerdings warnen, dir raten, sie überhaupt nicht zu betreten! Denn es lauert ein Geheimnis hinter meinem Spiegel, ein finsteres, ein düsteres Geheimnis, das mein Spiegel mit all seiner Fantasie bewacht. Es ist das Geheimnis der Ewigkeit, des ewigen Lebens und der unendlichen Wiederkehr, dass das Leben in meinem Spiegel, ausschliesslich denen vorbehalten ist, die sich in meinem Spiegel erkennen. Aber in meinem Spiegel erkennt sich nie jemand, Niemand, nicht einmal ich mich selbst.

Für Niemanden.

Und deshalb habe ich begonnen, Nachrichten auf meinen Spiegel zu kratzen, aus der Zeit als niemals Nirgendwann. Damit du dich erinnerst, an mich, dein verlorenes, vergangenes, vergessenes Ich.




Kapitel XVI.





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