Transcendence

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Kinostart: 24. April 2014; USA/GB
Regie: Wally Pfister
Darsteller: Johnny Depp, Rebecca Hall, Morgan Freeman



Träume der Menschheit wie die Krankheit Krebs zu heilen oder den Prozess des Alterns zu stoppen sind Motoren für wissenschaftliche Entwicklungen und setzen den Maßstab für die Zukunft. Wir können bislang nur träumen, von dem was progressive Vordenker im Bereich der Nanotechnologie, Robotik und der künstlichen Intelligenz erreichen könnten.

Inhalt

Dr. Will Caster ( Jonny Depp ) forscht zusammen mit seiner Frau Evelyn an einer künstlichen Intelligenz mit dem Namen P.I.N.N. Im Verbund mit einem Netzwerk soll eine noch nie dagewesene Intelligenz entstehen, eine Singularität in der alle Energien zusammen fliessen und sich ins Unendliche potenzieren. Eine Intelligenz, stärker als die aller Menschen seit Anbeginn der Zeit zusammen. Doch die Sache hat einen Haken, ihr fehlt die Menschlichkeit, die Emotion. Im geheimen forscht Will Caster weiter, und überschreitet dabei eine ethische Grenze. Während dessen formieren sich Gegnerschaften, namentlich R.I.F.T, die in der weltweiten Vernetzung, und in der K.I Forschung eine ernstzunehmende Gefahr sehen die bekämpft werde müsse. Als Will tödlich verletzt wird, gibt es für Evelyn nur noch einen Ausweg, sie nutzt Will´s Forschungsergebnisse um seinen Geist zu digitalisieren. Will kommt erschreckender weise zurück, doch er will mehr.

Von Nietzsche zum "Geist in der Maschine"

Der Stoff bietet Möglichkeiten zum spekulieren und philosophieren, zum gemeinsamen bei einander sitzen und träumen. In Will und Evelyn zeigt sich die wahre menschliche Zuneigung, von der brodelnden Liebe bis zu ewiger Verbundenheit. Es ist der soziale Kit der Menschsein ausmacht - der Unterschied zwischen Lebewesen und Maschine. In „Transcendence“ verschwimmt genau diese Grenze, weil von Menschen erschaffenes in Zukunft in Menschen implementiert werden kann, bis nicht mehr klar ist, wie viel Maschine und wie viel Mensch das Wesen bestimmt. Eine Frage die Friedrich Nietzsche schon in seinem Leib - Seele Problem formuliert hat. Was bestimmt das Selbst? Wer ist Ross, wer Reiter - Geist oder Körper? Ist Geist und Körper untrennbar miteinander verwoben oder sind es Zustände,die sich gegenseitig bedingen? Was würde mit dem Wesen passieren, wenn der Geist einen anderen Körper bekäme? Würde er sich verändern? Wäre dieser Geist dann noch der Selbe oder etwas anderes, etwas neues? Viel Stoff zum nachdenken, aber „Transcendence“ beantwortet die technischen wie auch die philosophischen Fragen ziemlich einfach und eindeutig, und auch nie weitergehend, als es bspw. das ca. 20 Jahre alte japanische Kult-Anime "Ghost in the Shell" getan hat.

Die Maschine geht so weit, wie sie eben kann - weil sie es kann. Bedingt wird das aus der Form geratene Monstrum, wie schon in der klassischen Literatur durch einen Love-Interest, nämlich seine Ehefrau Evelyn Caster. Wie Victor Frankenstein erschafft sie ein Monster um sich dann von ihm als Gejagte zu fühlen. Anfängliche Begeisterung und Faszination, sicher auch der Genuss von unendlicher Macht, die das Ding in der Maschine ihr bereit stellt ( „Needfull Things“ ) weicht kaltem Entsetzen, wenn es mit strategischer Raffinesse den technischen Objekten entspringt und in die Welt der Lebenden eintaucht. Dabei wird man manchmal an Filme wie „Body Snatchers“ erinnert, da auch dieser die Übernahme der körperlichen Hülle durch etwas Fremdes thematisiert.

Wirklich schade ist im Grunde, dass aus einem so genialen Thema nichts wirklich herausgeholt wurde. Die Nanotechnologie ist in der gezeigten Form dermaßen „over the top“, dass man sie als technologische Errungenschaft nicht mehr Ernst nehmen kann. Im Film steht Nanotechnologie stellvertretend für Zauberei mit der grundlegend alles möglich ist, und an dem Punkt kippt Science Ficton und geht in ein pures Techno-Märchen hinüber.

Fazit

Leider hat man viele philosophische Fragen nicht versucht zu beantworten, sondern hört in der Mitte des Filmes auf die angefangenen Ideen fortzusetzen. Sprich, aus einem potentiellen Geniestreich wird ein Blockbuster, der mit ordentlich Effektkino unterhalten möchte. Die wirklich gute Idee, dass Nanoroboter das Bindeglied zwischen Maschine und Leben darstellen wurde zugunsten einer Discoglitterromantik torpediert. In "Transcendence" sind Nanoroboter alles könnender silbrig-glänzender Feenstaub, der Tote wiederbelebt und aus Wasser Wein macht. Objekte und Menschen wie gewollt erbaut oder einäschert ( so gesehen auch in "The Day the Earth Stood Still" mit Kanue Reeves ). Trotz vertaner Chancen schafft "Transcendence" gute Unterhaltung, und obwohl der Sache ein Quentchen mehr Wissenschaft und Philosophie gut gestanden hätte, ein spannender Mix aus Thriller und Fiction mit einer starken Liebesgeschichte als zentrales Element in diesem nanotechnologischem Albtraum bleibt trotzdem.

7/10

gesehen am 25.04.14