Guten Morgen Angie,

und schon ist wieder Mittwoch. Mal sehen, was der heutige Tag so alles bringen wird. Ich lasse mich überraschen. Aber es scheint sonnig zu werden, zumindestens besser als der regnerische Tag gestern.

Der Counter tickt weiter, unerbittlich....

Heute und morgen noch, dann ist der Tag des Abschieds gekommen. Zum Glück werde ich tagsüber genug zu tun haben. Und der Abend? Werde ich dann ja sehen. Jetzt erstmal alles vorbereiten, Frühstück machen, die Brotdosen füllen und die Jungs wecken. Aber zuvor gibt es erst einmal einen Kaffee. Oder zwei. Trinkt sich bestimmt schneller weg, als man Filter sagen kann! :D

Bis später Angie!

Ich bin gerade völlig down. Mir wird bewusster denn je, wieviel Zeit noch bleibt. Ich habe den Kalender gerade umgestellt. Scheinbar habe ich mich seit einigen Tagen selbst betrogen und getäuscht.

Ein Tag noch.

Morgen der Donnerstag. Dann ist Freitag. Der Freitag. Der Tag des endgültigen Abschieds von dir. Ich dachte es geht wieder, die letzten zwei Wochen sind wie im Flug vergangen. Da ich genug zu tun hatte. Doch nun holt mich die Realität wieder ein.

Freitag.

Freitag wird alles endgültig sein.

Es gab zwar auch vorher keine Wiederkehr, doch Freitag... Freitag wird es Wirklichkeit.

Und ich habe Angst davor. Große Angst. Ich fürchte mich, wie noch nie in meinem Leben. Und ich vermisse dich so sehr...

Ich musste aufhören mit Schreiben. Sorry. Ich musste gerade wieder...nachdenken. Apropos Schreiben. Ich wollte dir ja den Brief mitgeben, für deine letzte Reise... Wo immer auch sie dich hinführen mag. Ich vermute, er ist leider zu groß geworden dafür. Sind schon mehr als 50 Seiten. Doppelte, also vorne und hinten beschrieben.

Also habe ich mir folgendes überlegt:

Ich werde morgen einen weiteren Brief schreiben. Nur für dich ganz alleine. Er wird nicht so groß werden. Damit ich ihn dir doch noch mitgeben kann.

Das wird dann morgen unser letzter, gemeinsamer Abend Angie. Mein letztes Geschenk an dich. Bevor sich Freitag alles ändern wird.

Ich fühle mich so leer. Und trotzdem inniger verbunden mit dir denn je. Und ich fühle mich verzweifelt.

Denn ich will dich nicht verlieren.

Aber das habe ich ja bereits. Und am Freitag wird es ein zweites Mal geschehen.

La petite mort.

Aber diesmal ist es nichts schönes. Auch ein Teil von mir wird sterben. Wenn er das nicht bereits ist.

Andererseits, wären dann diese Gefühle so stark? Oder sind sie es eben deswegen?

Ich weiß es nicht. Noch nicht. Ich werde es herausfinden müssen. Am Freitag werde ich es wohl erfahren. Auch wenn ich es diesen Tag gewiss noch nicht zu verstehen mag.

Aber die Idee mit dem zweiten Brief ist gut denke ich. Ja, das werde ich so machen. Eine letzte Hommage, ein letzter Tribut.

Ich habe dich sehr lieb Angie.

Ich möchte, dass du mich in den Arm nimmst und mir sagst, dass alles gut wird...

Gerade schreibe ich mit Chrissie. Alles nochmal absprechen und planen für Freitag. Soll ja schließlich alles passen soweit. Nein, falsch. Es muss passen, es muss perfekt sein. Ohne wenn und aber. Ich vermute, ich steigere mich gerade wieder etwas hinein, wo ich gerade etwas "zu tun" habe. Aber keine Sorge, ich bin deswegen nicht manisch jetzt. Es muss und soll halt alles nur passen.

Für dich.

Dieses letzte, eine Mal.

Es wird Zeit für mich zu Bett zu gehen. Morgen wird wieder ein langer Tag. Und es ist viel zu tun. Und alles muss klappen morgen. Noch jede Menge Vorbereitungen für Freitag.

Ich versuche jetzt zu schlafen.

Schlaf auch du gut liebe Angie und träume etwas schönes.

Ich vermisse dich.

Und ich habe dich sehr lieb Angie.

Gute Nacht. Bis morgen.

Und wieder hoffe ich, dass du in meinen Träumen erscheinst.

Ich möchte so gerne mit dir reden können...