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Louvets achtbändiger und etwa tausendseitiger Roman, knapp vor der Französischen Revolution 1787 erschienen, spiegelt die Dekadenz des niedrigen französischen Adels am Ende des Absolutismus in seiner Tatenlosigkeit, Genusssucht, Langeweile und seinem Moralverfall. Louvet, aus einer Schreibwarenhandlerfamilie stammend, schafft als Mittzwanziger diese Langeweile kongenial in seinem Text umzusetzen: er ist streckenweise schlichtweg eine Quälerei. Absicht?

Der Sechzehnjährige Faublas zieht mit seinem Vater, einem Baron, von der Provinz nach Paris, verliebt sich in eine Klosterschwester namens Sophie (Freundin seiner Schwester, die auch im Kloster ist). Ursprünglich ist sein Vater gegen diese Beziehung, doch als sich herausstellt, dass Sophie in Wirklichkeit die verschollene Tochter eines polnischen Adeligen ist, mit der er seinen Sohn sowieso verehelichen wollte, scheint alles im Lot zu sein. Scheint.

Doch Faublas hat ein Faible für Verkleidungen, er schmeißt sich in Frauenkleidern ins Pariser Nachtleben und wird so von einer jungen verheirateten Marquise ins Liebesleben eingeführt. Nach einem Duell mit deren Mann muss er Frankreich verlassen, und da Sophie/Dorika auf dem Weg nach Polen zu ihrem wiederentdeckten Vater ist, heiraten die beiden (Faublas ist ihr nach). Doch ihr Vater, der von Faublas' Liebesabenteuer und Duell erfahren hat, entführt seine eigene Tochter, um sie vor dem Wüstling von Ehemann zu schützen.

Faublas kehrt nach Frankreich zurück, wird kurz ins Gefängnis gesteckt und taucht wieder in Frauenkleidern unter. Und so kann er die nächste junge verheiratete Gräfin verführen. Die ist erst sechzehn und mit einem über fünfzigjährigem Impotenten verheiratet. Und ab geht die Post. Faublas und Leonore planen kopfüber die Flucht, aber alles klappt nicht und ein Feuerwerk an Intrigen bricht über sie ein.

Beide Geliebte von Faublas töten sich, er selbst wird wahnsinnig, landet kurzfristig im Irrenhaus und wird schließlich auf einem Landgut gesundgepflegt. Sophie/Dorika und Faublas finden wieder zueinander, ein Gericht entscheidet, dass Faublas Frankreich verlassen muss, und die beiden Eheleute ziehen nach Warschau und werden ein glückliches Ehepaar.

Eigentlich ein netter Plot, wenn da nicht die endlosen Dialoge wären, die einen Gutteil der 1000 Seiten einnehmen. Aber das war wohl literarische Mode, heute sind es die endlosen Fernsehserien ;)

Louvet ist auch eine interessante Person. Während der Revolution schloss er sich den Jakobinern an, war aber von der Terrorherrschaft Dantons und Robbespierres dermaßen angewidert (so war er gegen die Hinrichtung von Louis XVI. und Marie Antoinette), dass er deren Widersacher wurde, aber selbst nicht der Guillotine ausgeliefert wurde. Nach Ende der Jakobinerdiktatur wurde er selbst zum Jäger derjenigen, welche die Terrorherrschaft mittrugen, und trachtete, so viele wie möglich dem Todesurteil zuzuführen.

Wikipedia: Jean-Baptiste Louvet de Couvray
https://gutenberg.spiegel.de/buch/leben-und-abenteuer-des-chevalier-faublas-erster-band-5153/1